zurück
Bergtheim
Neues Detail zu fehlender Wasserkontrolle: Wertvoller Grundwasser-Schatz in Bergtheimer Mulde für Landwirtschaft genutzt
Tiefengrundwasser ist besonders rein. Doch im Landkreis Würzburg durften in einem Fall Felder damit bewässert werden. Was das Umweltministerium zu dem tiefen Brunnen sagt.     
Ein Brunnen in der Bergtheimer Mulde (Symbolbild). Wie jetzt das Bayerische Umweltministerium bestätigt hat, wurde im Landkreis Würzburg in einem Fall Tiefengrundwasser zur Bewässerung genutzt.
Foto: Thomas Obermeier | Ein Brunnen in der Bergtheimer Mulde (Symbolbild). Wie jetzt das Bayerische Umweltministerium bestätigt hat, wurde im Landkreis Würzburg in einem Fall Tiefengrundwasser zur Bewässerung genutzt.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:18 Uhr

Tiefengrundwasser ist einige Tausende Jahre alt, besonders rein und unbelastet von Schadstoffen. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hat Tiefengrundwasser 2022 als "eiserne Reserve der Wasserversorgung" bezeichnet, die nicht "ohne Not angezapft werden darf" und deren Schutz "eine überragende Bedeutung" habe. Ein aktuell bekannt gewordener Fall im Landkreis Würzburg lässt daran allerdings Zweifel aufkommen.

Tiefengrundwasser ist so wertvoll, dass es sogar als Trinkwasser nur dort genutzt wird, wo das Grundwasser mit Nitrat verschmutzt ist. Mineralwasser-Konzernen dürfen den Jahrtausende alten, reine Schatz nur in Einzelfällen angebohren.   

Brunnen für Landwirtschaft: Seit 20 Jahren darf Wasser aus der "eisernen Reserve" gepumpt werden

Doch in der Bergtheimer Mulde, in der die Konflikte zwischen Schutz und landwirtschaftlicher Nutzung des Grundwassers besonders groß sind, darf ein Bauer seit 20 Jahren seine Äcker mit Tiefengrundwasser bewässern. Das haben Anfragen der unterfränkischen Grünen-Abgeordneten Kerstin Celina, Patrick Friedl und Paul Knoblach im Bayerischen Landtag jetzt ergeben. 

Den Antworten des Umweltministeriums zufolge ist der Brunnen in der Bergtheimer Mulde der einzige in Unterfranken aus dem in besonderer Tiefe Grundwasser zur Bewässerung gepumpt wird. Tiefengrundwasser werde ansonsten nur als Trink-, Mineral- oder Heilwasser genutzt, so das Ministerium.

Warum wurde der Tiefenbrunnen in der Bergtheimer Mulde genehmigt?

Landwirte dürfen Wasser normalerweise nur aus der ersten grundwasserführenden Schicht entnehmen. Die üblichen Brunnen in der Bergtheimer Mulde reichen teils nur einige Meter tief, teils bis maximal 60 Meter.

Warum ein mit 150 Metern fast drei mal so tiefer Brunnen genehmigt wurde, beantwortet das Ministerium nicht. "2003 war eine Bohrung in der genannten Tiefe gemäß der damaligen fachlichen Einschätzung des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg zulässig", heißt es in der Antwort, die der Redaktion vorliegt,  lediglich. Nach Informationen der Redaktion dürfen aus ihm 20.000 Kubikmeter Wasser im Jahr entnommen werden.     

Das Problem: Durch diesen Brunnen wird, entgegen der Aussage von Minister Glauber, nicht nur ohne Not die Wasserreserve für künftige Generationen angezapft. Laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt kann jede Nutzung das wertvolle Reservoir irreversibel schädigen

Die Frage der Grünen, wann der Brunnen zuletzt kontrolliert wurde um Verunreinigungen  auszuschließen, beantwortet das Umweltministerium nicht. Aber es teilt mit: "Nach der aktuellen Begutachtungspraxis ist eine derartige Tiefe nicht mehr zulässig. Der konkrete Rückbau wird derzeit abgestimmt."

Umweltministerium: Der Brunnen muss jetzt zurück gebaut werden

Diese Wende hin zum Rückbau wäre "ohne den Druck" im Landtag, "ohne detaillierte Recherche der Medien" und ohne den Druck der Bevölkerung vor Ort "mit Sicherheit nicht erfolgt", schreiben die Grünen-Landtagsabgeordneten in einer Pressemitteilung. Sie fordern, den Brunnen unverzüglich amtlich zu versiegeln. Das in  150 Meter Tiefe gelagerte Wasser sei zu kostbar, um eine Verschmutzung zu riskieren. 

Die unterfränkischen Landtagsabgeordneten der Grünen Paul Knoblach, Kerstin Celina und Patrick Friedl kritisieren den fehlenden Schutz des Grundwassers.
Foto: Silvia Gralla | Die unterfränkischen Landtagsabgeordneten der Grünen Paul Knoblach, Kerstin Celina und Patrick Friedl kritisieren den fehlenden Schutz des Grundwassers.

Der Rückbau von Brunnen in der Bergtheimer Mulde wurde laut Umweltministerium bereits in "Einzelfällen" angeordnet. Welche Brunnen das sind und ob diese tatsächlich stillgelegt wurden, werde statistisch nicht erfasst. 

Die Grünen-Politiker schließen aus dieser Antwort, dass es die Behörden anscheinend nicht interessiere, ob ungenehmigte Wasserentnahmen tatsächlich beendet werden. Sie schreiben: "Die Recherche der Main-Post und des Bayerischen Rundfunks haben eklatante Datenlücken der staatlichen Behörden aufgezeigt, die daran zweifeln lassen, dass sie den Verbrauch von Grundwasser tatsächlich kontrollieren. Eine weitere Datenlücke wurde in unseren Anfragen bestätigt."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bergtheim
Unterpleichfeld
Prosselsheim
Oberpleichfeld
Manuela Göbel
Bayerischer Landtag
Bayerischer Rundfunk
Brunnen
Kerstin Celina
Patrick Friedl
Paul Knoblach
Thorsten Glauber
Umweltminister
Wasserentnahme in Unterfranken
Wasserwirtschaftsämter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • reutjo
    Eisberge .....

    Sie liegen gleich hinter *Helgoland und warten auf Wärme.... , denn sie wollen nicht mehr langsam bis zum Äquator schwimmen und dort auftauen. Schleppt sie ab. Dann brauchen mer nur noch einen Wasserschlauch von Nord nach Süd und alles ist gut. So ein Eisberg bringts ..... zum *Springbrunnen und in Bergtheim leffts wieder .....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • helgas
    Langsam wird es echt langweilig mit der mainpost. Gibt es auch noch andere Themen als das Wasser zur Erzeugung von Lebensmitteln(!)??
    Was glauben die Grünen eigentlich, wie die Erdbeeren in Südafrika erzeugt werden? Und ob es wirklich so super ist, daß Zeug per Flugzeug zu importieren?
    Aber so läuft das Spiel ja immer... Deutschlands Industrie wird abgebaut und nach China verlagert, dann können wir uns bejubeln, weil wir unseren CO2 Ausstoß (auf dem Papier) verringert haben...
    Und die doofe Meute bejubelt das noch... Es ist nicht zu fassen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mpmonika
    #helgas
    und wenn es zu wenig Trinkwasser in Unterfranken mehr gibt, ziehen wir alle nach ???
    Es geht nur um Kontrolle der entnommenen Wassermengen und um wassersparende Anbaumethoden zum Schutz unserer Reserven.
    Aber ja - jeder kann überlegen ob er Erdbeeren und Gemüse aus Spanien kauft, dort haben sie schon massive Wasserprobleme.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • KurtSchneider
    Natürlich ist es falsch, Erdbeeren aus Südafrika zu importieren, aber dieses Argument rechtfertigt in keinster Weise, wertvolles Tiefengrundwasser für industrielle oder landwirtschaftliche Zwecke zu missbrauchen. Die investigative Arbeit der Mainpost verdient allerhöchsten Respekt, da sie mehrere Missstände gleichzeitig aufdeckt. Dabei geht es auch nicht darum, parteipolitisch davon zu profitieren, sondern ganz einfach diese Missstände zu beenden. Bedauerlicherweise geben derzeit alle Parteien bundesweit ein trauriges Bild ab.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • arnold.friedrich@t-online.de
    @helgas
    Erdbeeren werden in Deutschland normalerweise ohne Beregnung angebaut.
    Erdbeeren nur kaufen wenn bei uns Saison ist.
    Ihr Argument mit Erdbeeren aus Südafrika zieht nicht bei regionalen Lebensmittel.
    Wenn Sie an Weihnachten Erdbeeren kaufen , dann muss der Käufer sein tun hinterfragen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • e.max.s@t-online.de
    ... Mineralwasser-Konzernen dürfen den Jahrtausende alten, reine Schatz nur in Einzelfällen angebohren. - ???
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • martinfriewald@vodafone.de
    Der sorglose Umgang mit dem Wasser in der Bergtheimer Mulde muss aufhören. Es darf keine Privilegien für die Landwirtschaft geben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • svenkoeberlein@gmx.net
    Letztlich gesehen ist die Bergtheimer Mulde ein Pulverfass, welches bei einer Initialzündung massive Folgen aufzeigt.
    Stelle man sich vor, hier wird aus Unwissenheit oder um etwas zu vertuschen, eine Verunreinigung hervor gerufen…unser Trinkwasserspeicher ist für Jahre unbrauchbar. In einer Region, in der schon jetzt Wasser knapp ist, ist das in Kauf zu nehmen?
    Verbraucher, welche am Trinkwassernetz Wasser entnehmen (Feuerwehr, Bauhof…) müssen für viel Geld Systemtrenner kaufen, jährlich prüfen, eine Unterweisung durch den Trinkwasserversorger erhalten und diese letztlich bei jedem Einsatz integrieren.
    Gerne kann Wasser entnommen werden, aber dann bitte in der Menge streng überwacht und (aus technischer Sicht) einwandfrei umgesetzt, so dass hier unter keinen Umständen ein Krummer passieren kann. Wer hier Schabernack treibt, hat mit sofortiger Wirkung seine Wasserrechte verloren und kann schauen, wie er zurecht kommt. es bleibt spannend
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@aekv-wuerzburg.de
    Es ist wirklich erschütternd, wie ohne Rücksicht auf zukünftige Generationen, also auch konkret unsere Enkelkinder, deren Lebensgrundlagen immer weiter zerstört werden. Mahner wie die Grünen werden jedoch von unserer bayerischen Staatsregierung rhetorisch in die Pfanne gehauen! Wer seine Kinder und Kindeskinder liebt und schützen möchte, sollte sich das Wahlprogramm der Schwarzen genau anschauen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • xyz12
    Es ist eine absolute Unverfrorenheit, daß 20.000 m³ Tiefengrundwasser "einfach so" abgepumpt werden dürfen. Da baucht man sich nicht wundern wenn der Grundwasserpiegel immer weiter sinkt. Absolut verantwortungslos!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Nach Informationen der Redaktion dürfen aus ihm 20.000 Kubikmeter Wasser im Jahr entnommen werden."
    Hat die Redaktion auch Informationen ob, wie und von welcher Behörde die Entnahmemenge kontrolliert wird?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • KurtSchneider
    Für Kontrollen gibt’s kein Personal.
    Es reicht doch, wenn die entnommene Menge gemeldet wird. Und falls nicht ,
    Ist das auch nicht schlimm.
    Mit nicht vorhandenen Kontrollen kann man Personalkosten sparen und gleichzeitig Vetternwirtschaft betreiben. Es ist einfach nur noch lächerlich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • familie.diener@gmx.net
    Für mich sind einzig und alleine die Behörden bzw. das Wasserwirtschaftsamt daran schuld:
    Keine klare Aussagen und sich an nichts mehr erinnern können . Wenn man dies vor Jahren
    vielleicht einmal zugelassen hat , muß man doch soviel Verstand und Mut besitzen dies auch bei Bedarf einmal ändern zu können.
    Bei vielen Dingen ist besonders dieses Amt sehr kleinkariert und pingelig , nur mit dem
    Wasserverbrauch für einige Große kriegen sie nichts auf die Reihe !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • KurtSchneider
    Letztlich war es die damalige CSU Landesregierung unter Stoiber, die den Rotstift angesetzt und damit ein ganzes Wasserwirtschaftsamt plattgemacht hat. Die Behörden(-Mitarbeiter) sind also nur in zweiter Instanz dafür verantwortlich. Man fragt sich aber ,
    warum beispielsweise ein SPD Landrat (Schweinfurt) nicht Alarm schlägt.
    Er hätte ja überhaupt nichts zu verlieren.
    Zu diesem Thema hätte sich schön längst eine Partei profilieren können. Aber die scheinen vielmehr mit sich selbst zu beschäftigen , als die echten Bedürfnisse der Bevölkerung überhaupt wahrzunehmen .
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mpmonika
    #butler
    Der Chef der Wasserwirtschaftsämter ist der Umweltminister - die Beamten sind weisungsgebunden!
    Es ist die politische Führung in Bayern die endlich Anweisungen geben muss - aber da fehlt der Wille…..
    Das kann die Wählerschaft ändern grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Siller10412210
    Nachdem sich die hier genannten Grünen und der SPD-ler Halbleib vorbildlich für unser Wasser engagieren, wäre es interessant, ob der CSU-Kandidat Jungbauer hier auch eine Meinung hat. Wegducken vor der Landwirtschaft? Scham, dass die CSU die Behörden handlungsunfähig gespart hat?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mpmonika
    Danke an die Journalisten!
    Nur so passiert was - und vor der Landtagswahl gehts eh leichter.
    Bitte dran bleiben und weiter berichten!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • lausdeandl@yahoo.de
    Immer noch besser mit dem Grundwasser Lebensmittel in der Region zu erzeugen als diese von weit weg her mit Flugzeugen und Schiffen beizukarren und dann mit dem Grundwasser stättische Pools zu füllen oder wie letztes Jahr gesehen mit Sprühstrahl in die Luft bei knallheißer Sonne die Flächen der ehemaligen LGS zu gießen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • chjoachim@web.de
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ralfestenfeld@aol.com
    Offensichtlich ist - außer Ihnen, sehr geehrte Frau Göbel - niemand so richtig verantwortlich für das Thema Wasser(rechte). Und wie skurril ist das denn? Es wird die Umsetzung behördlicher Anordnungen statistisch (was soll diese Formulierung) nicht erfasst!? Traurige Behördenwirklich- und Veranwortungslosigkeit! Und mein Verdacht: die Bergtheimer Mulde ist bundesweit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten