Rückwärtslaufende oder defekte Wasseruhren in der Bergtheimer Mulde (Lkr. Würzburg) zeigen, dass einige Landwirte nicht sorgsam mit dem Grundwasser umgehen - entweder fahrlässig oder absichtlich. Die von Bürgern entdeckten Missstände zeigen aber vor allem, dass die Behörden in einer der trockensten Region Bayerns das Grundwasser nicht ausreichend schützen.
In der Gegend um Bergtheim können sich zahlreiche Gemeinden nicht mehr selbst mit Trinkwasser versorgen, weil ihre Quellen versiegt sind. Bäche und Teiche trocknen im Sommer aus. Das Wasserwirtschaftsamt erlaubt trotzdem weiter, dass hunderte Millionen Liter Wasser im Jahr aus dem Boden gepumpt werden. Begründung: Wie sich diese jahrzehntelange Praxis auf die Abnahme des Grundwasserspiegels auswirkt, müsse erst noch genau untersucht werden.
Niemand weiß genau, wie viel Wasser tatsächlich abgepumpt wird
Doch die falsch laufenden oder defekten Wasseruhren zeigen auch: niemand weiß genau, wie viel Wasser tatsächlich abgepumpt wird. Bemerkenswert: Nicht die Behörden, sondern Bürger haben festgestellt, dass sich Landwirte nicht an ihre Auflagen halten. Im trockensten Sommer der vergangenen 60 Jahre, in dem wir alle aufgefordert werden, Wasser zu sparen, ist das ein Skandal.
"Wasser ist ein kostbares Gut", hat Ministerpräsident Markus Söder in seiner Regierungserklärung vor einem Jahr gesagt. "Der schonende Umgang mit den wertvollsten Ressourcen ist ein wichtiger Leitmaßstab für die Zukunft." Bislang jedoch nicht in der Bergtheimer Mulde. Dort könnte man relativ einfach für einen schonenderen Umgang mit der wertvollen Ressource sorgen: Zum Beispiel mit einer digitale Messtechnik an den Brunnen. In der Pfalz werden so Entnahmemengen und Grundwasserstand per Funk an die Wasserbehörden geschickt und ausgewertet. In Unterfranken fehlt den Behörden dazu der Wille oder Geld und Personal.
Statt auf Wassersparen setzt der Würzburger Landrat auf Mainwasser
Nötig wäre zudem, die Bauern bei der Umstellung auf wassersparende Anbaumethoden zu unterstützen und wasserverschwendende - wie die Überkopfberegnung mit Sprühern - zu verbieten. Denn in Zukunft wird immer weniger Wasser zur Verfügung stehen. Doch statt auf Sparen, setzt zum Beispiel der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) vor allem auf eine scheinbar einfache Lösung: Grundwasser soll bald durch Mainwasser ersetzt werden, das durch kilometerlange Pipelines hoch auf die 1000 Hektar Felder um Bergtheim gepumpt wird. Probleme, die das mit sich brächte, müssen noch untersucht werden. Umweltschützer haben schon jetzt große Bedenken.
Ministerpräsident Söder hat in seiner Regierungserklärung sogar einen konkreten Vorschlag zu mehr Wasserschutz und dessen Finanzierung gemacht: "Wir werden einen Wasser-Cent einführen." Diese Wasserabgabe gibt es in 13 von 16 Bundesländern. In Baden-Württemberg müssen Landwirte für einen Kubikmeter Grundwasser 5,1 Cent bezahlen. Wenn etwas einen Preis hat, geht man sparsamer damit um, ist der Gedanke dahinter.
In Bayern ist die Einführung des Wasser-Cents allerdings keinen Schritt vorangekommen. Und die Landwirte will der Ministerpräsident sowieso von der Abgabe befreien. So ernst hat es Söder mit der Kostbarkeit von Wasser offensichtlich doch nicht gemeint. Ein Denken, das ganz gut zum Handeln in der Bergtheimer Mulde passt.
Wie blöd kann man eigentlich sein...