Sowohl in Oberpleichfeld als auch in Bergtheim berieten die Mitglieder des Gemeinderats ein weiteres Mal darüber, ob sie sich an den Kosten für die Machbarkeitsstudie zur Bewässerung in der Bergtheimer Mulde beteiligen. Es geht um die Frage, ob es Sinn ergibt, in den Wintermonaten Uferfiltrat des Mains in die Region um Bergtheim zu pumpen und es so lange zu speichern, bis es in der regenarmen Vegetationszeit zur Bewässerung landwirtschaftlicher Erzeugnisse gebraucht wird.
Beide Gemeinden argumentierten ihre erneute Diskussion damit, dass sie "neue Erkenntnisse gewonnen haben", dass ihre zustimmenden Beschlüsse nach derzeitigem Sachstand nicht ausreichend formuliert wurden und dass sich der Gemeinderat Unterpleichfeld als Kerngemeinde zwar äußerst knapp mit 8:8, aber mit nachvollziehbaren "offenen Fragen" gegen eine Beteiligung an der Machbarkeitsstudie entschieden hat.
Außerdem ist es Fakt, dass die Gemeinde Prosselsheim sich entgegen anderer Aussagen noch nicht entschieden hat, ob sie sich an der Machbarkeitsstudie beteiligt. Bürgermeisterin Birgit Börger reagiert auf eine diesbezügliche Rückfrage dieser Redaktion verärgert darüber, dass diese Tatsache vor kurzem falsch kommuniziert und veröffentlicht wurde.
"Die Entscheidung der Gemeinde Prosselsheim steht noch aus. Es geht doch um Grundsätzliches und nicht nur um die Technik", sagt Bürgermeisterin Börger. Sie persönlich sei vor allem von der Regierung Unterfranken und vom Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg enttäuscht und kann nicht nachvollziehen, "warum nun alle Ämter für diese Machbarkeitsstudie sind".
Hoffen auf klare Antworten
"Bevor wir uns im Gemeinderat entscheiden, brauchen wir viel mehr Fakten über die tatsächlichen Mengen an Grundwasser, die von den Landwirten in unserer Region im Moment entnommen werden", hofft sie auf klare Antworten, "Wir betroffene Gemeinden fordern seit Jahren, dass wir die konkreten Wasserentnahmemengen mitgeteilt bekommen", sagt sie. Ohne diese Informationen und ohne Vertrauen in die maßgeblichen Behörden könne doch nicht eine derartige Entscheidung fallen.
Fünf Jahre lang habe sich die Kommunale Allianz Würzburger Norden (ILE) bei den Behörden um eindeutige Zahlen zur Grundwasserentnahme bemüht. "Seit 2015 habe ich in der Sorge um unser Grundwasser schon sehr viel Energie und Lebenszeit investiert", hofft Börger, "dass endlich Licht ins Dickicht gebracht wird". Das Wasserwirtschaftsamt und die Regierung würden sich ihrer Verantwortung diesbezüglich nicht stellen.
Bürgermeisterin Martina Rottmann aus dem Nachbarort Oberpleichfeld sieht gerade in der Studie eine Chance für neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Entnahmemengen des Grundwassers. In Oberpleichfeld wurde im April beschlossen, dass die Gemeinde dann bei der Machbarkeitsstudie mitmacht, wenn sie "in der Lenkungsgruppe mit zwei Personen mit am Tisch sitzt" und somit die Zielsetzung der Studie mitbestimmen kann.
Wie wirkt sich stärkere Bewässerung aus?
Dass es nicht nur um die 200 000 Euro für die Studie geht, die hoch gefördert wird und an der sich auch der "Bewässerungsverein Bergtheimer Mulde" beteiligen will, ist allen klar. Natürlich gehe es nicht nur darum, ob das Fördern und Speichern des Mainwassers technisch möglich ist. Die Kommunalpolitiker wollen eher wissen, wie sich eine stärkere Bewässerung der Felder auf die Kulturlandschaft, die Fruchtfolgen oder Pachtpreise auswirkt.
"Ohne Studie kommen wir nicht weiter", will Bürgermeisterin Rottmann die Sache voranbringen. Das sollte der Gemeinde "die paar tausend Euro wert sein". Der zweite Bürgermeister Christoph Hammer aus Oberpleichfeld befürchtet jedoch, dass die Studie "lediglich das Ziel der Gründung eines Wasser- und Bodenverbands hat".
Er findet es unerlässlich, dass sich die betroffenen Landwirte und Winzer schriftlich verpflichten, dass sie ihre Grundwasserrechte zu mindestens 85 Prozent zurückgeben, wenn ein Wasser- und Bodenverband gegründet wurde. Dieser Verband soll einmal das geförderte Uferfiltrat des Mains gerecht verteilen. Ein Überwachungsdruck der Behörden auf die Brunnennutzer sei derzeit nämlich nicht zu erkennen.
Kritische Fragen aus Unterpleichfeld
Ähnliche grundsätzliche Aussagen fehlen einigen Gemeinderäten in Unterpleichfeld. Wer soll den Verband einmal leiten? Kritische und besorgte Ratsmitglieder wollen die schriftliche Garantie, dass die Gemeinde Unterpleichfeld später nicht zum Beitritt in den noch zu gründenden Wasser- und Bodenverband zwangsverpflichtet wird, wenn sie jetzt der Studie zustimmt.
"Wir bekommen erst dann den Grundwasserspiegel wieder hoch, wenn sämtliche private Brunnen stillgelegt werden", sieht der Oberpleichfelder Gemeinderat Edmund Schömig erst darin "eine gerechte Lösung für alle Landwirte". Obwohl mehrere Menschen hinterfragen würden, "warum der Landkreis nach der Ablehnung der Unterpleichfelder nun einspringen will", bekräftigte die Mehrheit der Oberpleichfelder Ratsmitglieder ihren Beschluss von einst.
Die Oberpleichfelder beteiligen sich demnach jetzt nach dem Mehrheitsbeschluss (7:3 Stimmen) an der Machbarkeitsstudie unter der Voraussetzung, dass die Fragen nach alternativen Bewässerungsformen wie das Einbeziehen von Dachflächen, natürlich gespeisten Seen oder die Nutzung des Abwassers von Kläranlagen mit untersucht werden. Außerdem wollen sie bei der Erstellung des Antrags mitwirken.
Auswirkungen auf die Kulturlandschaft?
Auch Bürgermeister Konrad Schlier aus Bergtheimer möchte wissen, wie sich eine vom Main geförderte Wassermenge von den derzeit angedachten 1,5 Millionen Kubikmeter Uferfiltrat auf den Artenschutz, die Kulturlandschaft und den Konkurrenzkampf der Landwirte auswirkt. Der Beschluss musste dennoch neu formuliert werden. Die Gemeinde Bergtheim wollte nämlich nur dann die Federführung der Studie übernehmen, "wenn sich alle zehn ILE-Gemeinden beteiligen".
Bürgermeister Schlier fasste in seiner Gemeinderatssitzung den Stand zusammen: Rimpar und Estenfeld sind von der Grundwasserproblematik nicht betroffen und machen deshalb nicht mit. Eisenheim und Unterpleichfeld haben eine Beteiligung abgelehnt. Güntersleben ist aufgrund seiner Lage nicht dabei. Kürnach und Prosselsheim haben sich noch nicht positioniert. Damit bleiben aktuell nur die Gemeinden Bergtheim, Oberpleichfeld und Hausen übrig.
Besprechung mit Landrat Eberth am 16. August
"Wenn wir als Antragsteller rund 160 000 Euro vorfinanzieren müssen, können wir das nur über einen Kredit machen", stellte Bürgermeister Schlier klar. Trotz Bedenken und einer langen Diskussion blieben die Gemeinderäte bei nur einer Gegenstimme bei ihrem schon gefassten Beschluss. Die Gemeinde Bergtheim macht bei der Studie mit, und zwar auch dann, wenn ihr Eigenanteil steigt. Die Forderung nach der Beteiligung aller ILE-Mitgliedsgemeinden wurde gestrichen.
Am 16. August hat Landrat Thomas Eberth die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der sogenannten "Kerngemeinden" sowie die betroffenen Fachbehörden und Fachleute zu einer dritten Besprechung der weiteren Vorgehensweise ins Landratsamt eingeladen. Einziges Thema ist die "Bewässerung in der Bergheimer Mulde".
Dafür gibt es ja auch Gehälter für die Bürgermeister*innen.