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ESTENFELD
Kartause: Mehr Zuhörer als beim Neujahrsempfang
Volles Haus bei der Bürgerversammlung in Estenfeld: 300 Bürger, mehr als beim Neujahrsempfang, zeigten sich für das Thema „Nutzung des Wirtschaftshofes der Kartause Engelgarten” interessiert.
Foto: Guido Chuleck | Volles Haus bei der Bürgerversammlung in Estenfeld: 300 Bürger, mehr als beim Neujahrsempfang, zeigten sich für das Thema „Nutzung des Wirtschaftshofes der Kartause Engelgarten” interessiert.
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:40 Uhr

Es waren zwei Erkenntnisse, die sich bei der Bürgerversammlung in Estenfeld heraus gestellt hatten: Zum einen verlief die Diskussion über die zukünftige Nutzung des Wirtschaftshofes der Kartause Engelgarten weitaus weniger emotional als befürchtet, nicht zuletzt ein Verdienst der drei „Referenten“ Rainer Galm (für das Ratsbegehren), Dieter Ruchser (Bürgerbegehren) und Michael Hauck (Verfasser des Konzeptes). Zum anderen zeigten sich neue Erkenntnisse im Detail. Grundsätzlich bleibt es bei der Gegenüberstellung der möglichen Nutzung: das Bürgerbegehren (Einmietung durch ein Tochterunternehmen der Handwerkskammer) und das Ratsbegehren (Rathaus).

Gut 300 Estenfelder, mehr als beim Neujahrsempfang, waren zur Bürgerversammlung in die Mehrzweckhalle der Weißen Mühle gekommen. Nicht viel Zeit verwandte Bürgermeisterin Rosi Schraud auf den Rechenschaftsbericht, die Finanzen, der weggebrochenen Gewerbesteuer und den anstehenden Investitionen (Schulturnhalle, ehemaliges Feuerwehrhaus, Weiße Mühle).

Gemeinderat fühlte sich unter Druck gesetzt

Direkt nach ihrem Bericht hatte Michael Hauck das Wort, der die vier Säulen streifte: gemeindliche Nutzung (Veranstaltungssaal für 200 Personen), ergänzende und überörtliche Kulturangebote (Konzerte, Kabarett, Theater) und die Pflege der Gartenkultur. 75 Prozent seines Konzeptes seien konsensfähig, 25 Prozent nicht. Und: eine Befundanalyse des Restaurators Edgar Hartmann aus Fürth habe ergeben, dass bis auf ein Gebäude links hinter dem Haupttor „mehr Gebäude als gedacht unter Denkmalschutz stehen“.

Ein Bürger fragte, ob denn – sofern das Bürgerbegehren gewinnt – die Kartause nach den Vorstellungen des Konzeptes entstehen würde. „Es ist nach wie vor ein Konzept“, sagte die Bürgermeisterin, „es ist ein Vorschlag und noch lange kein Dogma.“ Bernhard Strümper zweifelte an, ob die „weitreichende Entscheidung“ zu einem so frühen Zeitpunkt getroffen werden müsse. „Es ist eine Zumutung für uns Bürger, aus dem Bauch heraus über eine Sache zu entscheiden, die noch gar nicht entscheidungsreif ist“, so Strümper. Er fragte auch nach den Beweggründen für den Grundsatzbeschluss des Rates, das Rathaus im Wirtschaftshof der Kartause bauen zu wollen. Das, erwiderte Galm, läge daran, „dass wir uns unter Druck gesetzt gefühlt haben, so schnell wie möglich eine Entscheidung herbeizuführen“. Ein Planer bräuchte konkrete Vorschläge, auch um die möglichen Kosten überschlagen zu können.

Bürger fühlen sich nicht mitgenommen

Seine Ratskollegin Silvia Fischer erinnerte daran, dass sie über das Konzept habe diskutieren wollen, was durch den Grundsatzbeschluss verhindert worden war. Galm verwies auch auf die Bürgerwerkstatt, in der der Einzug des Rathauses in den Wirtschaftshof zumindest geprüft werden solle. Joachim Sadler brachte den von seiner Fraktion geforderten „barrierefreien“ Bau des möglichen neuen Rathauses ein, und Städtebauplaner, so Hauck, würden den Einbau nicht empfehlen. Und Dieter Ruchser prangerte an, dass der Grundsatzbeschluss zu schnell gekommen sei, die Bürger fühlten sich nicht mitgenommen.

Für den 29. April, den Tag des Entscheides, erklärte Wahlleiter Frank Fiebig das Prozedere: jeder Wahlberechtigte erhalte mit der Wahlbenachrichtigung auch den Wahlschein, der entweder per Post (Briefwahl) an die Gemeinde geschickt oder in einem der beiden Wahllokale (Mittelschule Estenfeld, Dorfgemeinschaftshaus Mühlhausen) ausgefüllt werden soll. Niemand könne zweimal seine Stimme abgeben, so Fiebig.

Kindergarten als nächste Großbaustelle

In der „normalen“ Fragerunde kristallisierte sich eine weitere Großbaustelle für den Gemeinderat heraus: die Kinderbetreuung. Der Bedarf an Plätzen könne im September nun doch gedeckt werden, sagte Ersoy Karakoc, Vorsitzender des Kindergartenvereins, in der Versammlung. Dass auf den Gemeinderat noch einiges an Arbeit zukommt, zeigten die kritischen Wortmeldungen von Eltern und auch dem Leiter der Grundschule, Christoph-Rupert Schneider. Nach Ansicht des Lehrerkollegiums sehen sie Probleme in dem Umstand, dass der Kindergarten möglicherweise auf dem Gelände der Schule entstehen könnte. „Aktuelle Zahlen sagen: 2023 ist die erste Klasse dreizügig“, so Schneider, und die Schüler bräuchten zusätzliche Unterrichtsräume, eine Pausenhalle, Platz für den Schulsport, einen großen Pausenhof und Ruheräume. Auch dieses Konzept, so die Bürgermeisterin, würde noch „ganz groß“ besprochen werden.

 

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Standen Rede und Antwort bei der Bürgerversammlung in Estenfeld (von links): Rainer Galm (Sprecher des Ratsbegehrens), Michael Hauck (Verfasser des Konzeptes), Dieter Ruchser (Sprecher des Bürgerbegehrens) und Bürgermeisterin Rosi Schraud.
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