Eine Kulturscheune mit einem Veranstaltungsraum mit 200 Sitzplätzen und einem Infozentrum sowie ein Archiv für die Gemeinde. Das Wohnhaus als Nutzung für Vereine und als Biergarten und Café. Der Ostflügel (die Ställe) als Chance für ein Miteinander von altem und neuem Handwerk. Und ein Erzeugermarkt in dem Gebäude, in dem in der Nähe des Sängerheimes Estenfeld regionale Produkte verkauft werden. Das sind die vier Säulen, auf denen Michael Hauck, ehemaliger Dombaumeister von Köln und Leiter des Projektes „Kartause Estenfeld“, sein Konzept der möglichen Nutzung der Kartause stellt. In einer Sondersitzung des Gemeinderates stellte Hauck das Konzept vor und stand nach seinem einstündigen Vortrag Rede und Antwort.
Verschiedene Fördertöpfe
Schon in den ersten Sätzen erteilte er dem Wunsch eines Verwaltungs- und Kulturzentrums eine deutliche Absage. „Allein die Ansicht, es gebe nur dann Fördergelder, wenn die Verwaltung dort einzieht, stimmt nicht“, sagte er, „es gibt mehr als genug Fördertöpfe.“ Zöge die Verwaltung dort ein, würde sie aus dem Zentrum an den Ortsrand verlegt. Und auch das geschichtliche Gesicht der Kartause würde verloren gehen, weil zu viele Umbauten an den Gebäuden und die Entfernung der Schutzmauer (Ensemble-Schutz) erforderlich wären.
„Das würde vom Denkmalschutz gekappt“, so Hauck. Weiterhin sei die Kartause als Wirtschaftshof der Kartause Engelgarten in Würzburg einmalig in der Welt und dadurch „weit über die Grenzen Estenfelds hinaus ein einmaliges Kulturzeugnis“.
Hauck umschrieb sein Konzept mit „Kultur- und Kreativzentrum“. In den Wohnhäusern, die im August von freiwilligen Helfern „vorbildlich“ von den neuzeitlichen Überbauten wie etwa Fliesen eines Badezimmers befreit worden waren, könnten Vereine Einzug halten, etwa wie die Jugendbauhütten, einem Projekt des Landesamtes für Denkmalpflege (freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege). Wohnen könnten die jungen Leute, wie eventuell auch Lehrlinge moderner Berufe, in einem Wohnheim gegenüber den Wohnhäusern. „Und dort wäre es auch möglich, bei Wochenendveranstaltungen auswärtige Gäste unterzubringen“, so Hauck weiter. Weiterhin könnten dort auch Kunstwerke nach Wochenend-Seminaren ausgestellt werden. In der Kulturscheune mit 200 Sitzplätzen und einem Bühnenbereich sowie einer angrenzenden Bewirtung hätte die Gemeinde die Gelegenheit, zu Empfängen oder ähnlichem einzuladen.
Das große Freigelände mit einem möglichen Weiher bietet sich als Bürgerpark an. Es sei auch möglich, dort historische Obst- und Gemüsesorten anzupflanzen und in einem Erzeugermarkt, dem „i-Tüpfelchen“, zu verkaufen. Dort könnten auch mögliche Produkte des kleinen Bauernmarktes, den der Freundeskreis gemeinsam mit dem Obst- und Gartenbauverein gebaut hat, mit einfließen.
In der Diskussionsrunde zeigte sich Günter Grimm enttäuscht über das Konzept. Er blieb bei seiner Ansicht, die Verwaltung in der Kartause zu integrieren. Seine Ratskollegen wollten erst einmal die vielen Informationen verarbeiten.
Kein weiterer Workshop
Einen weiteren Bürgerworkshop, wie er von Rainer Galm angeregt worden war, bräuchte es nicht, entgegnete Bürgermeisterin Rosi Schraud, „die Ideen des Kartause-Workshops bei unserem ISEK-Programm sind allesamt in das Konzept eingeflossen“. Außerdem muss der Gemeinderat nun aufs Gaspedal treten, sagte Hauck sinngemäß, denn die Zeitschiene ist sehr eng. Bis Ende 2018 müssten der finanzielle Rahmen und die vielen Fördermöglichkeiten stehen, so dass 2020 mit den Arbeiten begonnen werden können. Und er dachte auch laut über eine mögliche Stiftung nach, deren Geschäftsführer dem Gemeinderat Rede und Antwort zu stehen habe.