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Ochsenfurt
Kaiser und Könige in Ochsenfurt: 11 gekrönte  Häupter hatte die Stadt schon zu Gast
Richard Löwenherz zählt zu den berühmtesten Monarchen, die schon in Ochsenfurt weilten. Auch wenn sein Aufenthalt alles andere als freiwillig war.
Am 27. Juli 1914, einen Tag vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, besuchte König Ludwig III. von Bayern als bisher letzter Monarch Ochsenfurt. Von der Rathaustreppe nahm er gemeinsam mit seiner Gemahlin Maria Theresia die Huldigung der Ochsenfurter entgegen.
Foto: Höfner (Stadtarchiv) | Am 27. Juli 1914, einen Tag vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, besuchte König Ludwig III. von Bayern als bisher letzter Monarch Ochsenfurt.
Georg Menig
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:23 Uhr

Ochsenfurt wurde bereits im Mittelalter von vielen Adligen besucht. Das belegen die Schriften und Protokolle, die im Stadtarchiv verwahrt werden. In Ausübung ihrer stadtherrlichen Ämter, auf der Durchreise oder sogar als Eroberer oder als Gefangene sind sie in Stadt eingezogen.

Die Liste der historisch verbürgten Besucher im Laufe der Jahrhunderte ist lang. Unter anderem beinhaltet sie Herzog Leopold von Österreich (1193), Friedrich I., genannt "der Siegreiche", Kurfürst von der Pfalz (1461), Markgraf Friedrich V. von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach (1505), den später geächteten Ritter Wilhelm von Grumbach (1530), den fränkischen Kreisobristen Markgraf Christian Ernst von Bayreuth (1673) sowie eine stattliche Anzahl kirchlicher Würdenträger und Bischöfe, wie Konrad von Bibra (1520) und Konrad von Thüngen (1521). 

"Gegenkönig" Hermann von Salm wurde in Ochsenfurt gewählt

Kaum bekannt hingegen ist, dass zwischen dem 11. und dem 20. Jahrhundert mindestens elf Kaiser, Könige und Königinnen in den altehrwürdigen Mauern der Stadt weilten. Der erste in dieser Reihe, Hermann von Salm, war sogar in Ochsenfurt gewählt worden. Am 6. Oktober 1081 fand die Wahl Hermanns zum "Gegenkönig" statt. Während der Salier Heinrich IV., König und späterer Kaiser, der unter anderem durch seinen Gang nach Canossa 1077 bekannt wurde, in Italien weilte, wählten die oppositionellen Herzöge von Sachsen und Schwaben den Lützelburger Grafen Hermann zu ihrem König.

Angeblich soll die kleine Löwenfigur auf dem Handlauf der Rathaustreppe an den Aufenthalt von Richard Löwenherz in der Stadt erinnern.
Foto: Gerhard Meißner | Angeblich soll die kleine Löwenfigur auf dem Handlauf der Rathaustreppe an den Aufenthalt von Richard Löwenherz in der Stadt erinnern.

Die Heere Heinrichs und Hermanns trafen 1086 in der Schlacht von Pleichfeld bei Oberpleichfeld aufeinander, die Hermann für sich entscheiden konnte und daraufhin Würzburg einnahm. Der Erfolg währte jedoch nicht lange. Seiner Rolle als Spielball der einflussreichen Herzöge überdrüssig, zog sich Hermann 1088 zurück und starb noch im gleichen Jahr.

Richard Löwenherz wurde in Ochsenfurt gefangen gehalten

Der zweite, jedoch unfreiwillige königliche Besucher ist der sagenumwobene englische König aus dem Hause Plantagenet, Richard I. genannt "Löwenherz", der auf dem Rückweg von einem Kreuzzug gefangengenommen worden war. Lange war nicht gesichert, ob sich der König tatsächlich in Ochsenfurt aufhielt, oder ob die Stadt nur der Ort der Lösegeldverhandlung war. Inzwischen belegen englische Quellen, dass Herzog Leopold V. von Österreich am 19. März 1193 mit seinem prominenten Gefangenen auf dem Weg nach Speyer tatsächlich in Ochsenfurt weilte. Hier trafen zwei aus England geschickte Zisterziensermönche auf Richard Löwenherz und überzeugten sich von dessen Gesundheit.

Maximilian, "der letzte Ritter", war in Ochsenfurt zu Gast

Bis der nächste königliche Besuch in den Quellen nachzuweisen ist, dauerte es ein paar Jahrhunderte. Am 1. November 1505 übernachtete der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Maximilian I., genannt "der letzte Ritter", in Ochsenfurt und stellte hier sogar eine Urkunde für die Stadt Reutlingen aus. Verbrieft ist sein Aufenthalt in Ochsenfurt unter anderem in einem Protokollbuch, das im Stadtarchiv verwahrt wird. Der Habsburger steht im Mittelpunkt des Historien-Dreiteilers "Maximilian - Das Spiel von Macht und Liebe", der in den vergangenen Tagen von 3Sat ausgestrahlt wurde.

Der 'Schwedensaal', in dem König Gustav Adolf während des 30-Jährigen Kriegs in Ochsenfurt übernachtet hat, wurde 1864 bei einem Brand zerstört.
Foto: Gerhard Meißner | Der "Schwedensaal", in dem König Gustav Adolf während des 30-Jährigen Kriegs in Ochsenfurt übernachtet hat, wurde 1864 bei einem Brand zerstört.

Circa einhundert Jahre später, am 8. Juli 1612, hielt die römisch-kaiserliche Majestät Matthias in Ochsenfurt Nachtlager. Er war auf dem Rückweg aus Frankfurt, wo er am 13. Juni zum Kaiser gewählt worden war,  in seine österreichischen Stammlande. Für den Kaiser, seine Kanzlei und Begleiter wurden in der ganzen Stadt Zelte und hölzerne Baracken aufgestellt. Die Adligen, darunter der Landgraf Moritz von Hessen, residierten in den öffentlichen Gebäuden, wie dem Rathaus. Dort ging es während des abendlichen Gelages wohl derartig schlimm zu, dass der "mittlere Tisch" in der Ratsstube dabei zu Bruch ging und erneuert werden musste, wie aus den Protokollen hervorgeht.

König Gustav Adolf übernachtete im Schwedensaal

Als nächstes besuchte ein feindlicher König die Stadt. Während des 30-Jährigen Kriegs im Oktober 1631 fielen die Schweden im Frankenland ein. König Gustav Adolf II. übernachtete am 6. November 1631 an der Spitze von 1.400 Mann in der Stadt. Ein Jahr später kam wieder königlich-schwedischer Besuch nach Ochsenfurt. Die Königin Maria Eleonora von Schweden folgte ihrem Mann ins Feld nach und nächtigte mit Tross und Wache am 24. September 1632 in der Stadt. Der "Schwedensaal" im Haus Hauptstraße 25 erinnerte noch bis ins 19. Jahrhundert an das königliche Quartier. Am 16. März 1864 wurde der Saal mit seiner kostbaren Vertäfelung allerdings bei einem Brand zerstört.

Ein Eintrag im Protokollbuch der Stadt Ochsenfurt erinnert an den Maximilian I. am 1. November 1505 in der Stadt.
Foto: Stadtarchiv | Ein Eintrag im Protokollbuch der Stadt Ochsenfurt erinnert an den Maximilian I. am 1. November 1505 in der Stadt.

Nach den Wirren des 30-Jährigen Kriegs wurde Ochsenfurt längere Zeit nicht mehr von einem Mitglied des kaiserlichen oder königlichen Hauses besucht. Erst am 12. April 1712 übernachtete Kaiser Karl VI., erneut ein Habsburger und Vater von Maria Theresia, mit großem Gefolge in Ochsenfurt.

Märchenkönig Ludwig II. ließ Ochsenfurt links liegen 

Fast einhundert Jahre später - das Königreich Bayern hatte im Juni 1814 das Gebiet des Großherzogtums Würzburg und damit auch die Stadt Ochsenfurt übernommen - beehrte das neue Herrscherhaus der Wittelsbacher die Stadt mit seinem Besuch. Der neue Landesherr König Max I. Josef kam auf der Rückreise von Würzburg nach München am 10. August 1814 hier vorbei. Bereits ein Jahrzehnt später besuchte dessen Sohn, König Ludwig I. am 7. Juli 1827, Ochsenfurt während seiner Frankenreise. Er wurde hier triumphal begrüßt, die ganze Stadt war mit Triumphbögen, Girlanden und Fahnen geschmückt. Ähnlich wäre es wohl auch Ludwigs Enkel König Ludwig II. ergangen. Doch der zog er es bei seiner Frankenreise 1866 vor, von Würzburg nördlich des Mains direkt nach Kitzingen zu fahren. So entging dem Märchenkönig ein Besuch im schönen Ochsenfurt.

Der letzte König kam am Vortag des Ersten Weltkriegs

Der letzte Königsbesuch fand am 27. Juni 1914 statt, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, der sich zuerst als Konflikt zwischen Serbien und der Habsburgermonarchie angekündigt hatte. König Ludwig III., der letzte bayerische Monarch, und seine Gemahlin Königin Maria Theresia besuchten Ochsenfurt anlässlich der 100-Jahrfeier des Königreichs Bayern. Der König ließ sich das Rathaus zeigen und die Königin besichtigte die "Kinderbewahranstalt". Zu Ehren der Königin Maria Theresia wurde dem Kindergarten kurz darauf ihr Name verliehen, der bis heute in Gebrauch ist und eine Reminiszenz an das bayerische Königshaus und seinen Besuch in Ochsenfurt darstellt.

Gastautor Georg Menig ist Historiker und Stadtarchivar in Ochsenfurt. In loser Folge veröffentlichen wir Ergebnisse seiner Forschungen in den Annalen der Stadt.

 
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