
Auseinanderleben und Streit, aber auch Liebe und Nähe. Was in einer langjährigen Beziehung stecken kann, wird im Theaterstück "Kleine Eheverbrechen" auseinander gelegt. Die Hauptdarsteller Britta Hübel und Martin Maria Eschenbach sind auch im wirklichen Leben ein Paar. Im Interview sprechen sie über Küsse auf der Bühne und Gefühle nach heftigen Streit-Szenen. Das pointenreiche Zwei-Personen-Drama "Kleine Eheverbrechen" hat am Donnerstag, 16. Februar im Würzburger Theater am Neunerplatz Premiere.
Britta Hübel: Wir sind nicht verheiratet, aber seit 16 Jahren zusammen.
Martin Maria Eschenbach: Und haben zwei Kinder, die uns als fleischgewordene Eheringe auf ewig zusammenschweißen.
Eschenbach: Das hat den Vorteil für uns, dass wir zu Hause gerade nicht so viel streiten müssen, weil wir das auf der Bühne tun.
Eschenbach: Ich empfinde es als großes Geschenk, dass ich als Schauspieler auf der Bühne Ventile aufmachen darf. Dass ich in einem geschützten Raum weinen oder herumschreien darf, wie ich will. Da Britta und ich das gerade gemeinsam haben, sind wir vielleicht wirklich zu Hause gerade entspannter.
Hübel: Bei emotionalen Szenen habe ich das ein oder andere Mal schon etwas mitgenommen. In Form von - naja, da sitzt was quer. Dann war klar, dass dieses unangenehme Gefühl von der krassen Szene kommt, die wir geprobt hatten.
Hübel: Das sind immer Versatzstücke, würde ich sagen. Es gibt vielleicht Verletzungen, die man selbst erlebt hat. Das macht man bei jeder Rolle, die man erarbeitet: Man sucht bei sich, wo man das Gefühl herholt.
Eschenbach: Oder welches Bild man aufbaut, um es zu bekommen. Und da hilft es natürlich, dass wir eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Bilder haben. Jeder, der schon einmal länger mit jemanden gelebt hat, weiß, dass Leidenschaft mit der Zeit eher weniger wird und sich die Beziehung verändert. Im Stück führt das dazu, dass sich die beiden auseinandergelebt haben. Das kennen wir, heißt aber nicht, dass es bei uns genauso ist.
Hübel: Man hat auf jeden Fall keine Berührungsängste, weil die körperliche Nähe selbstverständlich ist.
Eschenbach: Wir sind natürlich Profis und können auf der Bühne jeden oder jede küssen. Mit dem eigenen Partner erfordert es weniger Absprachen, wie zum Beispiel, ob man den Mund dabei zu- oder auflässt.
Eschenbach: Ich finde es erfrischend, so viel Zeit mit Britta zu verbringen. Die Probenzeit ist eine ganz andere, weil sie nicht nur im Theater, sondern auch zu Hause stattfindet und wir sofort darüber reden können, wenn einem von uns etwas dazu einfällt.
Hübel: Und diese Zeit ist nicht unser normaler Alltag. Wir machen zum Beispiel in diesem Winter viele Spaziergänge, was wir sonst selten tun, um dabei am Stück zu arbeiten. Aber natürlich ist es auch mal anstrengend. Es gibt Momente bei den Proben, wo es mich nervt, und ich denke, warum muss er mir jetzt schon wieder reinreden?
Heibel: Ja, das würde mich auch bei jedem anderen nerven.
Eschenbach: Mich mit Sicherheit auch. Aber wenn du wüsstest, wie oft ich mit mir selbst rede...(lacht).
Eschenbach: Das werden wir jetzt natürlich nicht spoilern.
Hübel: Aber es gibt von beiden Seiten schöne Liebeserklärungen. Ein toller Moment ist, als Gilles Lisa sagt, warum es lohnenswert ist, sich nicht vorschnell bei jemanden anderen das zu suchen, was man im Moment nicht bekommt.
Eschenbach: Weil man zum Beispiel eine Qualität verliert, die noch kommen kann.
Hübel: Oder die Fülle, die man schon über die Jahre miteinander erlebt und durchgestanden hat.
Eschenbach: Der Verfasser Eric-Emmanuel Schmitt beschreibt es in dem Stück sehr schön: Wer Kontrolle über eine Beziehung will, begnügt sich mit einer berechenbaren Beziehung, die vom ersten gemeinsamen Lachen stringent bis zur Trennung führt. Und dann fängt wieder alles von vorne an, nur mit jemanden anderen. Das nennt man dann Leben voller Abenteuer, obwohl es eigentlich ein Leben ohne Abenteuer ist. Wenn sich die Figuren gegenseitig erzählen, warum sie zusammen sind, denkt man unwillkürlich darüber nach, was man selber sagen würde. Oder man entdeckt, dass man glücklicher als die beiden ist.
Hübel: Schön gesagt, Martin.