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Würzburg
Ist das Liebe? So spielen zwei Würzburger, die auch im echten Leben ein Paar sind, ein Ehepaar auf der Bühne
Am Ende wird es sogar romantisch: Britta Hübel und Martin Eschenbach sind ein Paar und spielen in "Kleine Eheverbrechen" ein Paar, das um seine Liebe ringt.
Liebt sie ihn noch? Und warum braucht er sie? Die Würzburger Schauspielerin Britta Hübel und Schauspieler Martin Maria Eschenbach sind ein Paar. Im Zwei-Personen-Stück 'Kleine Eheverbrechen' im Würzburger Theater am Neunerplatz spielen sie ein Paar, das um seine Ehe ringt.
Foto: Thomas Obermeier | Liebt sie ihn noch? Und warum braucht er sie? Die Würzburger Schauspielerin Britta Hübel und Schauspieler Martin Maria Eschenbach sind ein Paar.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:30 Uhr

Auseinanderleben und Streit, aber auch Liebe und Nähe. Was in einer langjährigen Beziehung stecken kann, wird im Theaterstück "Kleine Eheverbrechen" auseinander gelegt. Die Hauptdarsteller Britta Hübel und Martin Maria Eschenbach sind auch im wirklichen Leben ein Paar. Im Interview sprechen sie über Küsse auf der Bühne und Gefühle nach heftigen Streit-Szenen. Das pointenreiche Zwei-Personen-Drama "Kleine Eheverbrechen" hat am Donnerstag, 16. Februar im Würzburger Theater am Neunerplatz Premiere.

Frage: Im Stück "Kleine Eheversprechen" sind Gilles und Lisa seit 15 Jahren verheiratet, als ihre Beziehung an einen Scheidepunkt kommt. Wie lange sind Sie verheiratet? 

Britta Hübel: Wir sind nicht verheiratet, aber seit 16 Jahren zusammen.

Martin Maria Eschenbach: Und haben zwei Kinder, die uns als fleischgewordene Eheringe auf ewig zusammenschweißen.

Gilles und Lisa fetzen sich heftig...   

Eschenbach: Das hat den Vorteil für uns, dass wir zu Hause gerade nicht so viel streiten müssen, weil wir das auf der Bühne tun.

Ernsthaft?

Eschenbach: Ich empfinde es als großes Geschenk, dass ich als Schauspieler auf der Bühne Ventile aufmachen darf. Dass ich in einem geschützten Raum weinen oder herumschreien darf, wie ich will. Da Britta und ich das gerade gemeinsam haben, sind wir vielleicht wirklich zu Hause gerade entspannter.

Den auf der Bühne gespielten Groll auf den Partner nehmen Sie nicht mit nach Hause?

Hübel: Bei emotionalen Szenen habe ich das ein oder andere Mal schon etwas mitgenommen. In Form von - naja, da sitzt was quer. Dann war klar, dass dieses unangenehme Gefühl von der krassen Szene kommt, die wir geprobt hatten.

In "Kleine Eheverbrechen" wird die Beziehung eines Ehepaars auseinander gelegt. Es geht um enttäuschte Erwartungen, Lügen und Betrug. Inwieweit greifen Sie beim Spielen auf eigene Erfahrungen zurück?  

Hübel: Das sind immer Versatzstücke, würde ich sagen. Es gibt vielleicht Verletzungen, die man selbst erlebt hat. Das macht man bei jeder Rolle, die man erarbeitet: Man sucht bei sich, wo man das Gefühl herholt.   

Eschenbach: Oder welches Bild man aufbaut, um es zu bekommen. Und da hilft es natürlich, dass wir eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Bilder haben. Jeder, der schon einmal länger mit jemanden gelebt hat, weiß, dass Leidenschaft mit der Zeit eher weniger wird und sich die Beziehung verändert. Im Stück führt das dazu, dass sich die beiden auseinandergelebt haben. Das kennen wir, heißt aber nicht, dass es bei uns genauso ist.

Sie standen schon in "Don Carlos" im Staatstheater Darmstadt als Liebespaar und im Landestheater Tübingen in "Letztes Territorium" als Ehepaar gemeinsam auf der Bühne. Ist es praktisch, als Paar ein Paar zu spielen?

Hübel: Man hat auf jeden Fall keine Berührungsängste, weil die körperliche Nähe selbstverständlich ist.

Eschenbach: Wir sind natürlich Profis und können auf der Bühne jeden oder jede küssen. Mit dem eigenen Partner erfordert es weniger Absprachen, wie zum Beispiel, ob man den Mund dabei zu- oder auflässt.

Als freiberufliche Schauspieler haben sie üblicherweise in unterschiedlichen Städten Engagements. Seit November arbeiten Sie jetzt gemeinsam an "Kleine Eheverbrechen". Klappt das? 

Eschenbach: Ich finde es erfrischend, so viel Zeit mit Britta zu verbringen. Die Probenzeit ist eine ganz andere, weil sie nicht nur im Theater, sondern auch zu Hause stattfindet und wir sofort darüber reden können, wenn einem von uns etwas dazu einfällt.

Hübel: Und diese Zeit ist nicht unser normaler Alltag. Wir machen zum Beispiel in diesem Winter viele Spaziergänge, was wir sonst selten tun, um dabei am Stück zu arbeiten. Aber natürlich ist es auch mal anstrengend. Es gibt Momente bei den Proben, wo es mich nervt, und ich denke, warum muss er mir jetzt schon wieder reinreden?  

Weil ihr Partner nicht nur ihren Partner spielt, sondern auch Regie führt.

Heibel: Ja, das würde mich auch bei jedem anderen nerven.

Eschenbach: Mich mit Sicherheit auch. Aber wenn du wüsstest, wie oft ich mit mir selbst rede...(lacht).

Sie beiden gehen in diesem Gespräch emphatisch und wertschätzend miteinander um. Klappt das bei Gilles und Lisa auf der Bühne am Ende auch noch?

Eschenbach: Das werden wir jetzt natürlich nicht spoilern. 

Hübel: Aber es gibt von beiden Seiten schöne Liebeserklärungen. Ein toller Moment ist, als Gilles Lisa sagt, warum es lohnenswert ist, sich nicht vorschnell bei jemanden anderen das zu suchen, was man im Moment nicht bekommt. 

Eschenbach: Weil man zum Beispiel eine Qualität verliert, die noch kommen kann.

Hübel: Oder die Fülle, die man schon über die Jahre miteinander erlebt und durchgestanden hat. 

Eschenbach: Der Verfasser Eric-Emmanuel Schmitt beschreibt es in dem Stück sehr schön: Wer Kontrolle über eine Beziehung will, begnügt sich mit einer berechenbaren Beziehung, die vom ersten gemeinsamen Lachen stringent bis zur Trennung führt. Und dann fängt wieder alles von vorne an, nur mit jemanden anderen. Das nennt man dann Leben voller Abenteuer, obwohl es eigentlich ein Leben ohne Abenteuer ist. Wenn sich die Figuren gegenseitig erzählen, warum sie zusammen sind, denkt man unwillkürlich darüber nach, was man selber sagen würde. Oder man entdeckt, dass man glücklicher als die beiden ist.

Hübel: Schön gesagt, Martin.

Über das Stück und die Schauspieler

Kleine Eheverbrechen: Der bekannte französische Autor Eric-Emmanuel Schmitt ("Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran") hat das Zwei-Personen-Stück "Kleine Eheverbrechen" 2003 geschrieben. Seitdem ist die schwarze Komödie auch auf deutschen Bühnen häufig zu sehen. Unter anderem war sie 2006 im Sommerhausener Torturmtheater ein Publikumsrenner. 2013 spielte das Theater Ensemble in Würzburg das Stück.
Das Kammerspiel dreht sich um ein Ehepaar, das seit 15 Jahren verheiratet ist, und sich nach einem Unfall des Ehemanns neu kennenlernt. Denn Gill hat sein Gedächtnis verloren. Ehefrau Lisa will an glückliche Zeiten anknüpfen. Aber: Waren die beiden wirklich glücklich? Welche Geheimnisse stecken in dieser Ehe? Und wie ist dieser Unfall passiert? Das Theater am Neunerpatz beschreibt "Kleine Eheverbrechen" als einen "lustvollen und pointenreichen Schlagabtausch auf der Suche nach Wahrheit".
Britta Hübel (46) absolvierte ein Schauspielstudium an der Hochschule Frankfurt. Sie arbeitet als Schauspielerin und Sprecherin und spielte bislang am Staatstheater Darmstadt, der Landesbühne Tübingen, am Theater Aachen, Bad Vilbel und an anderen Bühnen.
Martin Maria Eschenbach (46) studierte Schauspiel an der Hochschule Stuttgart. Er arbeitete als Schauspieler unter anderen an den Staatstheatern Stuttgart und Darmstadt und an der Landesbühne Tübingen und spielte in Filmen wie der Seewolf, "Vorne ist verdammt weit weg", "Perfect Silence"  und den Clip "Das Sockenschwein" mit. Als Kabarettist entwickelte Eschenbach die Kunstfigur Angelo Sommerfeld. Regie führte er am Theater am Neunerplatz zum Beispiel bei "Tschick" und "Disco pigs".
Quelle: Main-Post
 
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