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WÜRZBURG
Der Held des Scheiterns feiert seine Kino-Premiere
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:35 Uhr

„Wenn ich mir was vormache, setze ich das auch um.“ „Erst die Arbeit, dann das Vermögen.“ „Ich such keinen Job, der Job sucht mich“, „Wer schön sein will, muss einfach gut aussehen.“ Standardsprüche eines Mannes, der gerne scheitert – das aber erfolgreich und „mit Mehrwert“, wie er betont. Angelo Sommerfeld ist der tragische Held der bekannten Comedy-Serie „Positive Sinking“. In dieser strauchelt er als Erfolgscoach und mit untauglichen Geschäftsideen wie einem VIP-Shuttle-Service, Blumenleasing oder als Scheidungsfotograf – vor der Kamera und live auf der Bühne. Jetzt kommt „Die ganze Wahrheit über Angelo Sommerfeld“ unter dem Titel „Perfect Silence“ ins Kino. Der Film feiert an diesem Donnerstag seine Weltpremiere beim Internationalen Filmwochenende in Würzburg. Es ist ein Heimspiel. In mehrfacher Hinsicht.

„Das mit der Premiere hier freut mich natürlich besonders“, sagt Martin Maria Eschenbach, der den Angelo Sommerfeld spielt. Der gebürtige Würzburger lernte einst im „Theater am Neunerplatz“ Frank Markus Barwasser – alias Erwin Pelzig – und Thomas Heinemann kennen. Eine Verbindung mit Folgen. Vor zehn Jahren drehten die drei „Unterwegs nach woanders“, eine Reise-Satire für 3sat, die in Bremerhaven spielt. Und beim gemeinsamen Brainstormen wurde dort die Figur des Angelo Sommerfeld geboren. „In der Datscha nach dem neunten Wein“, erinnert sich Eschenbach. „Und schon damals haben wir deren Potenzial erkannt.“

Die BR-Serie als Starthilfe

Aus dem Drehmaterial entstand die Serie „Positive Sinking“ mit Sommerfelds Ideen-Eskapaden, die dann zum Teil der Bayerische Rundfunk zeigte, im Netz und im Fernsehen. „Das war zwar eine gute Starthilfe“, sagt Produzent, Regisseur und Autor Thomas Heinemann, doch wurde durch die extreme Kürzung auf nur dreiminütige Folgen „aus der Geschichte eher eine Ansammlung von Sketchen“.

Ein Meister des Scheiterns mit unglaublichen wie untauglichen Geschäftsideen: Angelo Sommerfeld, gespielt vom Würzburger Martin Maria Eschenbach
Foto: Gregor Wiebe | Ein Meister des Scheiterns mit unglaublichen wie untauglichen Geschäftsideen: Angelo Sommerfeld, gespielt vom Würzburger Martin Maria Eschenbach

Deshalb gibt?s jetzt auch einen Film, um „Die ganze Wahrheit über Angelo Sommerfeld“ (Untertitel) zu erzählen. „Die vor allem international unglaublich positive Resonanz hat uns gezeigt, dass man so ein Material nicht einfach in der Schublade liegenlassen darf“, erklärt Heinemann. Die Komödie ist ein Langzeitprojekt. Gedreht wurde seit sechs Jahren, hauptsächlich in München, unter anderem auch in Miami. „Wir waren ein ganz kleines Team, hatten fürchterlichen Spaß und mussten keine großen Kompromisse machen. Das sieht man dem Film auch an“, kann sich der Angelo-Alias Martin Eschenbach begeistern.

Angelo zeigt auch andere Seiten

Was gibt?s zu sehen? Im ersten Drittel werden Fans der „Positive Sinking“-Serie vieles wiedererkennen. Aber dann gibt der permanent unterfränkisch-denglisch palavernde Angelo auch andere Seiten – teils eine tiefere Ebene – preis, verspricht Eschenbach. Er kümmert sich um seinen Sohn (gespielt vom Pelzig-Verwandten Jan Barwasser), von dem er bislang nichts wusste und der mit einer Wachstumsstörung ein Riesenproblem hat. Angelo braucht Geld für Unterhaltszahlungen und teure Medikamente, das er – wie immer erfolglos – mit unglaublichen wie untauglichen Geschäftsideen beschaffen will.

Die Lösung bietet schließlich die perfekte Stille – Namensgeber für den Filmtitel „Perfect Silence“. Mehr ist bislang nicht bekannt – außer, dass Würzburg im Film gut vertreten ist: Neben Eschenbach spielen seine Frau Britta Hübel und die gemeinsame Tochter mit, Markus Hammer als Angelos Kumpel Oshi sowie Jasper Barwasser. Und Wolfgang Salomon steuerte zwei Musikstücke bei.

Ein tragendes Trio in „Perfect Silence'. Angelo Sommerfeld (Martin Eschenbach, Mitte), mit seinem Kumpel Oshi (Markus Hammer, links) und seinem Sohn Johannes (Jasper Barwasser).
Foto: superNeun | Ein tragendes Trio in „Perfect Silence". Angelo Sommerfeld (Martin Eschenbach, Mitte), mit seinem Kumpel Oshi (Markus Hammer, links) und seinem Sohn Johannes (Jasper Barwasser).

Und was erwartet der Hauptdarsteller vom Film? Natürlich, dass ihn sich möglichst viele Leute ansehen, sagt Martin Eschenbach. „Aber wie sich das entwickelt, lass ich entspannt auf mich zukommen.“ Denn langweilig ist dem 40-Jährigen mit Angelo Sommerfeld noch lange nicht. „Das ist ein Baby von mir, das ich unheimlich gerne spiele.“ Eine Figur, die er mitentwickelt hat, an der er mitschreibt. Und deren Geschichten sind „aus dem Fundus von Menschen, die ich treffe“ – mit ihren Alltagsproblemen, an einen Job oder an Geld zu kommen. „Wie verkaufe ich mich, um erfolgreich zu sein oder zu wirken, das begleitet doch viele.“ Wie eben auch den penetranten und besserwisserischen, aber nicht unsympathischen Angelo.

Sommerfeld ist kein neuer Pelzig

Wie nahe sind sich Angelo und Martin? „Ich führe ein anderes Leben, aber wir sind im Geiste verwandt und es macht mir Spaß, das Sommerfeld-Gehirn auszuleihen“, sagt Eschenbach, der auch im Pelzig-Film „Vorne ist verdammt weit weg“ von Frank Markus Barwasser und Thomas Heinemann mitspielte. Die Frage, ob Angelo Sommerfeld ein neuer Pelzig sei, verneint Eschenbach vehement. „Nein, das bestimmt nicht. Sommerfeld ist kein Philosoph, sondern ein einfach gestrickter Mensch, der sich nicht um die Weltpolitik kümmert.“ Pelzig sei einzigartig. Sommerfeld allerdings auch.

„Perfect Silence – die ganze Wahrheit über Angelo Sommerfeld“ ist beim 44. Internationalen Filmwochenende in Würzburg zu sehen: An diesem Donnerstag, 25. Januar, um 20 Uhr, und am Sonntag, 28. Januar, jeweils im Central-Kino im Bürgerbräu, Frankfurter Straße 87.

Angelo Sommerfeld, gespielt von Martin Maria Eschenbach, denkt in „Perfect Silence“ ausnahmsweise einmal nach.
Foto: superNeun | Angelo Sommerfeld, gespielt von Martin Maria Eschenbach, denkt in „Perfect Silence“ ausnahmsweise einmal nach.
 
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