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WÜRZBURG
Theater Ensemble: Zwischen Psychokrimi und Schwarzer Komödie
Noch mögen sie sich.
Foto: P. Heinrich | Noch mögen sie sich.
Von unserer MItarbeiterin Eva Werner
 |  aktualisiert: 01.03.2013 16:37 Uhr

Schwarze Komödie, Psychokrimi oder Boulevard? Egal, Erfolgsdramatiker Éric-Emmanuel Schmitt bedient alle Genres und das auch noch in einem einzigen Stück. Das Würzburger Theater Ensemble arbeitet sich jetzt an seinem, wie gewohnt wort- und bedeutungslastigen, „Kleine Eheverbrechen“ ab.

Krimiautor Gilles (Michael Völkl) hat nach einem Unfall sein Gedächtnis verloren. Gattin Lisa (Christina Winkelmann) holt ihn aus dem Krankenhaus ab und versucht behutsam, Gilles' Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Durch Gilles Fragen nach Details aus ihrer zehnjährigen Ehe und ihren Gefühlen zueinander fühlt sich Lisa jedoch mehr und mehr in die Enge getrieben. Sie verstrickt sich in Widersprüche. Und auch Gilles treibt ein falsches Spiel in Sachen Amnesie, und die Ehe-Krise spitzt sich zu. Wortreich und auch durchaus physisch beherzt kommen die beiden der grauen Wahrheit ihrer Beziehung näher. Die Trennung droht – doch die Hoffnung stirbt auch bei Schmitt zuletzt.

Regisseur Norbert Bertheau scheint ein großes Faible für Éric-Emmanuel Schmitt zu haben, dafür sprechen seine früheren Inszenierungen etwa von „Hotel zu den zwei Welten“ oder „Tektonik der Gefühle“. „Kleine Eheverbrechen“ klingt vom Titel her schon weitaus harmloser. Doch der Schein trügt. Konflikte, Lebenslügen und enttäuschte Erwartungen zermürben auch hier die Figuren und rauben ihnen die Kraft.

Die reicht dann aber doch noch überraschenderweise dazu aus, sich in ausufernden Dialogen zu ergehen und seelische Zerrüttung in aufgesetztem, pointiert hingedrechseltem Redefluss zu erläutern. Die beiden Darsteller tragen auch bei den „Eheverbrechen“ schwer an ihren Dialogen, sind zwar stets textsicher, bleiben in ihrem Spiel jedoch an der Oberfläche. Tieferes Abtauchen wäre bei Schmitts nur scheinbar tiefer gehendem Stück wohl auch ein kleines Kunststück. Eventuell im Stück angelegter Witz bleibt verhalten. Für Freunde gepflegter Anspruchs-Bedeutungs-Schwurbelei dennoch durchaus sehenswert.

Nächste Aufführungen am 6., 7. und 11. März, Karten: Tel. (09 31) 4 45 45.

 
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