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Würzburg/Schweinfurt
Immer mehr Menschen gönnen sich einen eigenen Pool: Wie viel Wasser in die Schwimmbecken passt
Corona sowie steigende Temperaturen haben die Nachfrage nach privaten Pools in die Höhe schnellen lassen. Gefährdet das in Trockenzeiten die Trinkwasserversorgung?
Als Corona jede Reise unmöglich machte, holten sich viele Deutsche das 'Mittelmeer' in den eigenen Garten. Ist dieser Luxus in Zeiten extremer Trockenheit eine Gefahr für die Wasserversorgung? 
Foto: Getty Images | Als Corona jede Reise unmöglich machte, holten sich viele Deutsche das "Mittelmeer" in den eigenen Garten. Ist dieser Luxus in Zeiten extremer Trockenheit eine Gefahr für die Wasserversorgung? 
Angelika Kleinhenz
 und  Tobias Kannapin
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Klingt gut: "Sich das Mittelmeer in den Garten holen" – mit diesem Slogan wirbt die Pool-Bau-Branche um ihre Kundschaft. Und dieses Werbeversprechen scheint zu wirken. Die zuvor schon hohe Nachfrage nach privaten Schwimmbecken ist in den letzten Jahren nochmals gestiegen, teilt der Bundesverband für Schwimmbad und Wellness (BSW) mit. Das anhaltende Niedrigzins-Niveau, die Corona-Reisebeschränkungen und die immer länger andauernden Hitzewellen in Deutschland hätten die Entwicklung zu immer mehr Pools in Privatgärten noch verstärkt.

Volle Auftragsbücher bei Unterfrankens Poolbauern

Auch Unterfrankens Poolbauer haben volle Auftragsbücher. Die Stahl- und Metallbau Karl-Heinz Bock GmbH, ein Unternehmen aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart), kann die große Nachfrage nach Edelstahlpools bestätigen: "2020/21 war brutal, da konnten wir die Anfragen nicht ansatzweise bearbeiten." Und das, obwohl der Stahlbaubetrieb das reine Luxus-Segment bedient. Inhaber Markus Bock erklärt, ein Edelstahlbecken aus seiner Fertigung, inklusive Poolabdeckung, Technik und Montage, sei nicht unter 100.000 Euro zu haben.

Doch in Zeiten von Wassermangel und Trockenheit regt sich in der Bevölkerung auch Unmut über Menschen mit einem eigenen Schwimmbecken im Garten. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten, dass private Pools die öffentliche Trinkwasserversorgung gefährden könnten.

"Pools in Privatgärten" sind spürbares Problem für Wasserversorger

Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, sagt: "Uns ist bislang nicht bekannt, dass private Pools bei der Wasserversorgung generell ein Problem darstellen." Viele Pools würden im Frühjahr befüllt. Dann sehe man zwar aktuell in der größten Dürrezeit Menschen im Pool planschen, doch tatsächlich belaste dies das Wassernetz viel weniger als eine Pool-Befüllung im Sommer, so der Pressesprecher.

Kritischer sieht das Hermann Löhner, Werkleiter der Fernwasserversorgung Franken (FWF). Der Zweckverband ist Nordbayerns größter Wasserversorger, der 166 Städte und Gemeinden in Mittel- und Unterfranken – mit insgesamt 400.000 Menschen – mit Trinkwasser beliefert. Löhner sagt, die "zusätzlichen Wassernutzer" merke selbst die große Fernwasserversorgung. Privat-Pools spielten beim Wasserverbrauch eine große Rolle.

So viel Wasser passt in einen Pool

Laut Statistik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sank der Verbrauch an Leitungswasser eines jeden Einzelnen kontinuierlich seit dem Jahr 1990: von 147 auf 121 Liter pro Kopf pro Tag im Jahr 2010. "Wir dachten, das Thema Wassersparen ist in der Bevölkerung angekommen", sagt Löhner, der auch dem Präsidium des Branchenverbands der Wasserversorger angehört. Doch dann kamen die Jahre 2018 bis 2021. Plötzlich wurde wieder deutlich mehr Wasser in Deutschland verbraucht - 129 Liter pro Person und Tag etwa im Jahr 2020. Was passiert ist? Die Erklärung des FWF-Werkleiters: "Pools in Privatgärten".

Immer mehr Menschen gönnen sich einen eigenen Pool: Wie viel Wasser in die Schwimmbecken passt

Ein Rechenbeispiel: Ein durchschnittlicher Aufstellpool im Garten mit 3,66 Metern Durchmesser, in dem das Wasser etwa 62 Zentimeter hoch steht, hat ein Volumen von 6500 Litern Wasser. Dies entspricht mehr als dem 50-fachen des Tagesbedarfs an Leitungswasser einer Person, so eine Sprecherin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Ein größerer Pool mit acht Metern Länge, drei Metern Breite und einer Tiefe von zwei Metern umfasst 48 Kubikmeter, also 48.000 Liter Wasser. Zum Vergleich: Der Jahresverbrauch einer Person in Deutschland lag im Jahr 2021 bei rund 46.400 Liter Wasser.

Pools sind nur selten genehmigungspflichtig

Laut den Landratsämtern in Schweinfurt und Würzburg sind Pools in Privatgärten erst ab einer Größe von 100 Kubikmetern baugenehmigungspflichtig. Die allermeisten "handelsüblichen" Schwimmbecken lägen jedoch unter dieser Grenze und müssten daher bei der Bauaufsichtsbehörde nicht angemeldet werden. Aus diesem Grund liegen den Ämtern auch keine belastbaren Zahlen über die Anzahl dieser Anlagen vor.  

Ist ein Pool erst einmal gefüllt, könne der Großteil des Wassers laut Branchenverband BSW bis zu zwei Jahre im Becken bleiben. Dennoch verdunsten zwischen sechs und zwölf Liter Poolwasser pro Quadratmeter an einem Sommertag - je nachdem, wie heiß und windig es ist. Dies hat das österreichische Landwirtschaftsministerium in einem "Faktencheck Swimmingpools" errechnet.

Bei einem Pool mit einer Fläche von 24 Quadratmetern wären das zwischen 144 und 288 Liter, die täglich nachgefüllt werden müssten. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 verbrauchte eine Person in Deutschland täglich 127 Liter Leitungswasser - inklusive Essen, Trinken, Duschen, Toilette, Wäsche waschen, Geschirrspülen und Gartenbewässerung.

Immer mehr Menschen gönnen sich einen eigenen Pool: Wie viel Wasser in die Schwimmbecken passt

Wo in Unterfranken das Pool-Befüllen schon verboten ist

Während der aktuellen Dürreperiode, in der viele Gemeinden zum Wassersparen aufriefen, sei es "natürlich angezeigt, auf die Befüllung zu verzichten", so der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke. Vor allem kleinere Wasserversorger mit nur einem Brunnen oder einer Quelle könnten sonst in Bedrängnis geraten.

Erste Engpässe bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung gibt es bereits in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Dort haben zwei Wasserzweckverbände Anordnungen zum Wassersparen erlassen. Der Bevölkerung in der Stadt Bad Königshofen und den umliegenden Gemeinden ist es verboten, private Schwimmbecken mit Wasser aus der Leitung zu befüllen. In Nüdlingen (Lkr. Bad Kissingen) werden ähnliche Verbote gerade im Gemeinderat diskutiert.

 
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  • norbert.zirnsak@igmetall.de
    In Sachen Wasserbefarf und die Frage ob sich der Verbrauch negativ auf den Grundwasserpegel und die Trinkwasserversorgung auswirkt, wären besonders die Papierfabriken in den Blick zu nehmen. Palm in Eltmann zum Beispiel dürfte einen Jahresbedarf haben, der deutlich über 1 Mio. Kubikmeter Wasser liegt. Wirkt sich das nicht noch viel stärker negativ auf den Grundwasserspiegel im Maintal aus, als das beschriebene Problem mit den Pools im Garten?
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  • daniel.hagmann@freenet.de
    Wenn sich die Lage auf Dauer zu einer Wasserkrise auswächst, dann sind mit den Pools doch schonmal ganz viele Auffangmöglichkeiten geschaffen.
    Dem Bau von Wasserbehältern ist durchaus Positives abzugewinnen.
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  • thausend@t-online.de
    ..... und die Feuerwehr hat mehr Löschmöglichkeiten 😅
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  • Sandhas
    1. Pool ist nicht gleich Pool - unser Pool mit 16m3 Volumen „verbraucht“ jährlich nur 2m3 Frischwasser - der Strom für die Pumpe kommt von der PV-Anlage

    2. Der indirekte Wasserverbrauch ist ein ungleich größeres Problem:

    Ein 200g-Rindersteak "verbraucht" ca. 3000l
    Eine Tafel Schokolade ca. 1700l
    Eine Pizza ca. 1200l

    Für mehr Hintergrundwissen:
    https://utopia.de/galerien/wasserfussabdruck/
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Die Besucherzahlen in den öffentlichen Schwimmbädern sind trotz der vielen Hitzetage stark gesunken, weil es uns so gut geht, dass wir uns für viel Geld einen eigenen Pool leisten. Bau, Technik, Unterhaltskosten? Egal - wir haben's doch. Da darf man dann aber auch nicht jammern, dass es uns sooo schlecht geht und bei der Regierung um Hilfen bei den Heiz- und Stromkosten für den Winter bitten. Luxus pur - wer's braucht ... 🤔👎
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  • flyarcus@gmx.de
    @Gadner...wer einen Pool hat jammert doch nicht...sondern es ist der gemeine Pöbel
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  • Laeufer61
    Einfach widerlich, @Memento...

    ...Ihre Wortwahl für Menschen denen das Wertgefühl einer Gemeinschaft sowie die Rücksicht auf den Anderen etwas bedeutet traurig
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  • flyarcus@gmx.de
    @läufer.....der Pöbel ist doch das gemeine Volk....also alles ab Mittelschicht nach unten. Was ist daran verwerflich?
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  • mslpm
    Doch, genau die sind es die am lautesten Jammern.
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  • Einwohner
    Liegt es nicht auch an den täglichen Vorfällen und den Berichten darüber über die Dinge die heutzutage in den Freibädern scheinbar an der Tagesordnung sind?
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