Klingt gut: "Sich das Mittelmeer in den Garten holen" – mit diesem Slogan wirbt die Pool-Bau-Branche um ihre Kundschaft. Und dieses Werbeversprechen scheint zu wirken. Die zuvor schon hohe Nachfrage nach privaten Schwimmbecken ist in den letzten Jahren nochmals gestiegen, teilt der Bundesverband für Schwimmbad und Wellness (BSW) mit. Das anhaltende Niedrigzins-Niveau, die Corona-Reisebeschränkungen und die immer länger andauernden Hitzewellen in Deutschland hätten die Entwicklung zu immer mehr Pools in Privatgärten noch verstärkt.
Volle Auftragsbücher bei Unterfrankens Poolbauern
Auch Unterfrankens Poolbauer haben volle Auftragsbücher. Die Stahl- und Metallbau Karl-Heinz Bock GmbH, ein Unternehmen aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart), kann die große Nachfrage nach Edelstahlpools bestätigen: "2020/21 war brutal, da konnten wir die Anfragen nicht ansatzweise bearbeiten." Und das, obwohl der Stahlbaubetrieb das reine Luxus-Segment bedient. Inhaber Markus Bock erklärt, ein Edelstahlbecken aus seiner Fertigung, inklusive Poolabdeckung, Technik und Montage, sei nicht unter 100.000 Euro zu haben.
Doch in Zeiten von Wassermangel und Trockenheit regt sich in der Bevölkerung auch Unmut über Menschen mit einem eigenen Schwimmbecken im Garten. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten, dass private Pools die öffentliche Trinkwasserversorgung gefährden könnten.
"Pools in Privatgärten" sind spürbares Problem für Wasserversorger
Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, sagt: "Uns ist bislang nicht bekannt, dass private Pools bei der Wasserversorgung generell ein Problem darstellen." Viele Pools würden im Frühjahr befüllt. Dann sehe man zwar aktuell in der größten Dürrezeit Menschen im Pool planschen, doch tatsächlich belaste dies das Wassernetz viel weniger als eine Pool-Befüllung im Sommer, so der Pressesprecher.
Kritischer sieht das Hermann Löhner, Werkleiter der Fernwasserversorgung Franken (FWF). Der Zweckverband ist Nordbayerns größter Wasserversorger, der 166 Städte und Gemeinden in Mittel- und Unterfranken – mit insgesamt 400.000 Menschen – mit Trinkwasser beliefert. Löhner sagt, die "zusätzlichen Wassernutzer" merke selbst die große Fernwasserversorgung. Privat-Pools spielten beim Wasserverbrauch eine große Rolle.
So viel Wasser passt in einen Pool
Laut Statistik des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sank der Verbrauch an Leitungswasser eines jeden Einzelnen kontinuierlich seit dem Jahr 1990: von 147 auf 121 Liter pro Kopf pro Tag im Jahr 2010. "Wir dachten, das Thema Wassersparen ist in der Bevölkerung angekommen", sagt Löhner, der auch dem Präsidium des Branchenverbands der Wasserversorger angehört. Doch dann kamen die Jahre 2018 bis 2021. Plötzlich wurde wieder deutlich mehr Wasser in Deutschland verbraucht - 129 Liter pro Person und Tag etwa im Jahr 2020. Was passiert ist? Die Erklärung des FWF-Werkleiters: "Pools in Privatgärten".
Ein Rechenbeispiel: Ein durchschnittlicher Aufstellpool im Garten mit 3,66 Metern Durchmesser, in dem das Wasser etwa 62 Zentimeter hoch steht, hat ein Volumen von 6500 Litern Wasser. Dies entspricht mehr als dem 50-fachen des Tagesbedarfs an Leitungswasser einer Person, so eine Sprecherin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Ein größerer Pool mit acht Metern Länge, drei Metern Breite und einer Tiefe von zwei Metern umfasst 48 Kubikmeter, also 48.000 Liter Wasser. Zum Vergleich: Der Jahresverbrauch einer Person in Deutschland lag im Jahr 2021 bei rund 46.400 Liter Wasser.
Pools sind nur selten genehmigungspflichtig
Laut den Landratsämtern in Schweinfurt und Würzburg sind Pools in Privatgärten erst ab einer Größe von 100 Kubikmetern baugenehmigungspflichtig. Die allermeisten "handelsüblichen" Schwimmbecken lägen jedoch unter dieser Grenze und müssten daher bei der Bauaufsichtsbehörde nicht angemeldet werden. Aus diesem Grund liegen den Ämtern auch keine belastbaren Zahlen über die Anzahl dieser Anlagen vor.
Ist ein Pool erst einmal gefüllt, könne der Großteil des Wassers laut Branchenverband BSW bis zu zwei Jahre im Becken bleiben. Dennoch verdunsten zwischen sechs und zwölf Liter Poolwasser pro Quadratmeter an einem Sommertag - je nachdem, wie heiß und windig es ist. Dies hat das österreichische Landwirtschaftsministerium in einem "Faktencheck Swimmingpools" errechnet.
Bei einem Pool mit einer Fläche von 24 Quadratmetern wären das zwischen 144 und 288 Liter, die täglich nachgefüllt werden müssten. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 verbrauchte eine Person in Deutschland täglich 127 Liter Leitungswasser - inklusive Essen, Trinken, Duschen, Toilette, Wäsche waschen, Geschirrspülen und Gartenbewässerung.
Wo in Unterfranken das Pool-Befüllen schon verboten ist
Während der aktuellen Dürreperiode, in der viele Gemeinden zum Wassersparen aufriefen, sei es "natürlich angezeigt, auf die Befüllung zu verzichten", so der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke. Vor allem kleinere Wasserversorger mit nur einem Brunnen oder einer Quelle könnten sonst in Bedrängnis geraten.
Erste Engpässe bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung gibt es bereits in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Dort haben zwei Wasserzweckverbände Anordnungen zum Wassersparen erlassen. Der Bevölkerung in der Stadt Bad Königshofen und den umliegenden Gemeinden ist es verboten, private Schwimmbecken mit Wasser aus der Leitung zu befüllen. In Nüdlingen (Lkr. Bad Kissingen) werden ähnliche Verbote gerade im Gemeinderat diskutiert.
Dem Bau von Wasserbehältern ist durchaus Positives abzugewinnen.
2. Der indirekte Wasserverbrauch ist ein ungleich größeres Problem:
Ein 200g-Rindersteak "verbraucht" ca. 3000l
Eine Tafel Schokolade ca. 1700l
Eine Pizza ca. 1200l
Für mehr Hintergrundwissen:
https://utopia.de/galerien/wasserfussabdruck/
...Ihre Wortwahl für Menschen denen das Wertgefühl einer Gemeinschaft sowie die Rücksicht auf den Anderen etwas bedeutet