
An Gartenpools scheiden sich die Geister. Für die einen bedeuten die Becken Urlaub im eigenen Garten, für die anderen ist es die blanke Wasserverschwendung. Und es gibt noch einen Aspekt, der in der Diskussion aufs Tapet kommt: Wie werden die Pools befüllt?
Dass in Stockheim bei Anfrage die Feuerwehr die Becken mit Wasser aus einem Hydranten volllaufen lässt, ist in den vergangenen Tagen auf der Internetseite der Main-Post rege diskutiert worden. So heißt es etwa: "Die Feuerwehr soll noch die Wasserverschwendung unterstützen? Dann könnte man sie ja auch zum Garten gießen kommen lassen. Wer sich den Luxus eines Pools zulegt, sollte auch verantwortlich für die Pflege sein. Es kann doch nicht sein, dass die Allgemeinheit die Kosten dafür mitträgt."
Ein anderer Nutzer sieht es eher praktisch: "Schon immer hat man bei der Feuerwehr bei den Übungen das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Nicht nur sinnlos Wasser vergeuden, sondern auch mal geschaut, was man mit dem Spritzwasser anfangen kann. Ein Service – mehr nicht. Man kann natürlich auch ein Drama daraus machen."
Umweltgedanke: Unmengen an Wasser und Plastik-Abfall
Ein anderer Kommentator stellt den Umweltgedanken voran: "Das eigentliche Problem ist, dass jeder meint, er müsste einen privaten Pool haben. Unmengen an Trinkwasser, einiges an Chemikalien zur Hygiene (deshalb kann es auch nicht mehr zum Wässern genommen werden – wird es aber trotzdem manchmal), und jede Menge Plastik-Abfall, wenn der Pool nach wenigen Jahren kaputt oder zu klein geworden ist."
Fakt ist: Solange es kein Verbot gibt oder die Gemeinde zum Wassersparen aufgerufen ist, darf jeder Gartenbesitzer einen Pool aufstellen und füllen. Das passiert meistens im Frühjahr. Wie Stockheims Bürgermeister Martin Link in einem Gespräch mit dieser Redaktion anführt, ist in seiner Gemeinde letztmals Anfang Juni ein Pool befüllt worden. Und auch wenn in Stockheim kein Wassermangel herrscht, stehe er in ständigem Austausch mit dem Wasserwart, um im Fall der Fälle sofort reagieren zu können. "Wenn die Quellschüttung in Stockheim nachlassen würde, gäbe es natürlich auch die Aufforderung zum Wassersparen beziehungsweise Verbote, Pools zu füllen oder Rasen zu sprengen", so Link.
Wasserzweckverband gibt Standrohr für Hydranten aus
Wie wird das Befüllen von Pools in anderen Gemeinden im Landkreis Rhön-Grabfeld gehandhabt? Die Möglichkeit, die die Bürger in allen Gemeinden haben, ist, Wasser aus dem Gartenschlauch in die Pools laufen zu lassen. Wer eine schnellere Lösung sucht, wird ebenfalls fündig. Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus verweist in einem solchen Fall an den Wasserzweckverband Mellrichstädter Gruppe.
Laut Betriebsleiter Julian Dytrt können sich Poolbesitzer zum Befüllen beim Verband anmelden, erhalten ein Standrohr mit Schlauch und eine Einweisung. Ein montierter Wasserzähler misst den Verbrauch, der abgerechnet wird, dazu kommt eine Aufwandspauschale von 80 Euro plus Mehrwertsteuer.

Im weitläufigen Gebiet des Wasserzweckverbands, das bis nach Heustreu reicht und in dem lediglich die Mellrichstädter Stadtteile Sondheim/Grabfeld und Roßrieth zum Wassersparen aufgerufen sind, wird diese Leistung von den Gemeindebürgern häufig in Anspruch genommen, sagt der Betriebsleiter auf Anfrage. In ein bis zwei Stunden ist dann der Pool voll.
Wassersparanordnung gilt für Gemeinden im Grabfeld
Ganz anders sieht es derzeit im Grabfeld aus. "In den letzten fünf Jahren hat der Wasserzweckverband Gruppe Mitte viermal eine Wassersparanordnung erlassen", sagt Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling im Gespräch mit dieser Redaktion. Seit Ende Juli gelten wieder strikte Regeln.
Diese beinhalten unter anderem , dass das Wasser aus der öffentlichen Versorgungseinrichtung nicht mehr für das Befüllen privater Pools sowie zum Rasensprengen genutzt werden darf. Diese Anordnung gelte, wie Helbling weiß, auch für den Zweckverband Gruppe Nord und somit für insgesamt zahlreiche Grabfeldgemeinden.
Ist genügend Wasser vorhanden, können sich Poolbesitzer beim Zweckverband melden und mit einem Standrohr Wasser aus einem Hydranten in den Pool füllen, so wie das auch bei der Mellrichstädter Gruppe gehandhabt wird. Doch im trockenen Grabfeld komme das recht selten vor, sagt Christian Kick, Verwaltungsleiter des Wasserzweckverbands Gruppe Mitte. "Die Menschen hier wissen ja, wie die Situation ist." Bad Königshofen zählt regelmäßig zu den trockensten Orten in Bayern.

Aber Not macht bekanntermaßen erfinderisch. Denn natürlich gibt es auch im Grabfeld Poolbesitzer, die sich ihre Füllung dann eben von außerhalb beschaffen. Etwa durch Lohnunternehmen, die mit Tankfahrzeugen das Wasser in die Gärten bringen. Zum Teil lassen sich Poolbesitzer das Wasser auch aus dem benachbarten Thüringen liefern, weiß Christian Kick. Aber auch aus Gemeinden im Landkreis, die keine Wassernot haben, komme Poolwasser ins Grabfeld, denn auch Landwirte liefern das kostbare Nass in Fässern aus.
Keine Nachfrage bei den Stadtwerken in Bad Neustadt
Rund um Bad Neustadt verzeichnen die Stadtwerke keine Nachfrage nach Poolbefüllungen, sagt Ulrich Leber, Chef der Stadtwerke. Es gäbe zwar die Möglichkeit, Pools aus dem Hydranten mit einem Standrohr zu befüllen, aber das werde gerade einmal ein- oder zweimal im Jahr in Anspruch genommen. Dabei werde das Wasser von den Stadtwerken entsprechend abgerechnet.
Auch bei Markus Schneyer, Kommandant der Bad Neustädter Feuerwehr, bleibt das Telefon diesbezüglich stumm: "Wir hatten null Anfragen nach Poolbefüllungen in den vergangenen Jahren", sagt er, und fügt an: "Das sehen wir auch nicht als unsere Aufgabe."
Er vermutet, dass die Bad Neustädter ihr Poolwasser über den Gartenschlauch ins Becken plätschern lassen. Ulrich Leber verweist in dem Zusammenhang darauf, dass die Regierung von Unterfranken dieser Tage dazu aufgerufen habe, wegen der großen Trockenheit auf das Rasensprengen zu verzichten. Das sollte seiner Meinung nach auch Poolbesitzer wachrütteln und zum Nachdenken anregen, ob eigene Schwimmbecken im Garten in der aktuellen Situation noch in die Zeit passen.