"Ein Stadtrat begeht Diebstahl." So lautet die dramatische Überschrift eines anonymen Briefs, der in der Redaktion der Gerolzhöfer Main-Post über den Postweg eingegangen ist. In dem Schreiben schildert der Anonymus, dass er auf dem Weg zum Einkaufsmarkt "Fundgrube" beobachtet habe, wie der Gerolzhöfer Bauunternehmer und CSU-Stadtrat Christoph Rosentritt am Freitag, 29. Juli, mit einem Feuerwehrschlauch einen Wasserhydranten am Gehsteig anzapfte und mit dem Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz dann seinen privaten Swimmingpool an der Adam-Stegerwald-Straße befüllte.
Das Ganze sei ohne Verwendung einer Wasseruhr passiert, empört sich der unbekannte Schreiber. Es sei dreist, dass ausgerechnet ein Mitglied des Stadtrats sich so ein Verhalten herausnehme. Den gleichen Vorfall schildert auch eine Frau, die sich telefonisch bei der Redaktion gemeldet hat und meinte, hier müsse doch mal nachgeforscht werden.
Normalerweise wird der Pool mit Brunnenwasser gespeist
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt Christoph Rosentritt, dass er am 29. Juli nachmittags tatsächlich seinen Pool mit einem Schlauch vom Hydrant aus befüllt hat. Aber von "Diebstahl" könne keinesfalls die Rede sein. Denn alles sei vorab mit der Stadt abgesprochen gewesen.
Normalerweise werde sein Swimmingpool mit dem Wasser seines privaten Brunnens auf seinem Grundstück gespeist. "Doch die Pumpe für mein Brunnenwasser ist kaputt gegangen", schildert der Stadtrat die Situation. Er habe deshalb bei der Stadtverwaltung kurzfristig telefonisch nachgefragt, ob er ausnahmsweise Wasser von dem Hydranten vor seinem Haus entnehmen dürfe. Er habe von der Stadt grünes Licht bekommen.
Abrechnung nach Fassungsvermögen
In der Tat sei bei seiner Wasserentnahme keine Wasseruhr zum Einsatz gekommen, sondern man habe sich auf eine Pauschalmenge geeinigt. Bei dem Telefonat habe er, so berichtet es Rosentritt, der Stadtverwaltung die Maße seines Pools durchgegeben: zehn auf fünf auf 1,50 Meter. Damit habe sein Bassin also ein Fassungsvermögen von maximal 75 Kubikmetern. "Nachdem die Maße sich ja nicht ändern, hat die Stadt mir eine Wassermenge von 75 Kubikmeter in Rechnung gestellt", betont Christoph Rosentritt. Zwar habe er letztlich nur rund 70 Kubikmeter vom Hydranten entnommen, aber für 75 Kubik bezahlt.
Die angeblich illegale Wasserentnahme in der Adam-Stegerwald-Straße ist nicht nur bei der Redaktion der Tageszeitung, sondern auch bei Bürgermeister Thorsten Wozniak anonym angezeigt worden. Dies bestätigt der Bürgermeister auf Anfrage. Er bittet um Verständnis, dass er über den konkreten Fall aufgrund des Datenschutzes aber nicht sprechen kann.
"Es ist kein Einzelfall"
Allerdings sei das Pool-Befüllen in Gerolzhofen in der Tat kein Einzelfall. "Es ist durchaus üblich, dass Pools auch über Hydranten befüllt werden." Das komme immer wieder mal vor. "Sehr wohl kann ich bestätigen, dass uns die aktuellen Pool-Befüllungen bekannt sind und entsprechend verrechnet wurden oder verrechnet werden", sagt Wozniak. Nicht angemeldete Pool-Befüllungen seien der Stadt aktuell nicht bekannt.
Werde Wasser aus einem Hydranten entnommen, müsse der Nachweis über die Wassermenge plausibel erfolgen, erklärt der Bürgermeister, beispielsweise durch einen Wasserzähler oder - wie im Fall von Christoph Rosentritt - durch die Angabe der Maße des Swimmingpools. "Wir weisen auch darauf hin, dass Kontrollen erfolgen können." Viele Pool-Besitzer würden aber zum Befüllen ihrer Schwimmbecken das Gartenwasser mit einem eigenen Wasserzähler nutzen, sagt Wozniak. Für das Gartenwasser erhebt die Stadt keine Abwassergebühren, weil man grundsätzlich davon ausgeht, dass das Wasser zum Gießen verwendet wird und deshalb nicht in den Kanal gelangt.
Grauzone bei Abwassergebühren
Das heißt, dass für die allermeisten Pool-Füllungen - entweder aus dem Hydrant oder über den Gartenwasser-Zähler - keine Abwassergebühren entrichtet werden, obwohl die Pools zumeist in die Kanalisation entleeren und so auch die Kläranlage belasten. Denn: "Nur wenn der Chlorgehalt unter 0,05 Milligramm pro Liter liegt und keine weiteren chemischen Stoffe im Wasser enthalten sind, darf das Wasser im Garten entsorgt werden", sagt Thorsten Wozniak. Ansonsten muss es in den Kanal geleitet werden. Dass es bei den Abwassergebühren für Swimming-Pools deshalb eine Grauzone gibt, sieht auch der Bürgermeister: "Das muss sicherlich diskutiert werden."
Grundsätzlichen Umgang muss der Stadtrat prüfen
Aber ist es angesichts der extremen Trockenheit und der zunehmenden Wasserknappheit in unserer Region überhaupt noch vertretbar, sich einen privaten Swimmingpool zu gönnen? "Wir werden im Stadtrat zeitnah über das breite Themenfeld von Wassernutzung und Wasserverwendung bei Trockenheit sprechen", kündigt der Bürgermeister auf Anfrage an. Der grundsätzliche Umgang mit Wasser, auch bezüglich der städtischen Brunnen, soll dabei thematisiert werden. "Ob es dabei Hinweise oder Regelungen geben wird und welche rechtlichen Möglichkeiten es dabei gibt, muss noch geprüft werden."
Im aktuellen Amtsblatt der Stadt Gerolzhofen für den August habe man aber schon Wasserspar-Tipps des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft abgedruckt, so Wozniak abschließend.
Liebe MP macht doch mal ne Serie, erfolgreich Auswandern aus Unterfranken die 10 schönsten Ziele mit entspannten Menschen ohne Missgunst…
lacht sich grad kaputt!!
und nein, ich bin nicht neidisch!
Stadtratsmitglied, Bauunternehmer und Parteimitglied, hat er doch alles richtig gemacht. Ob es sinnvoll ist oder nicht, den privaten Pool zu füllen, sollte jeder für sich entscheiden.
Nun muss man sich wohl auch noch zum Büttel anonymer Denunzianten machen. Die Geister, die man ruft…
Ich jedenfalls wünsche dem Stadtrat viel Spaß und gute Abkühlung in seinem Pool!
Also bitte Rücksicht auf Wasserknappheit nicht mit Neid verwechseln, bzw sein schlechtes Gewissen in dieser Zeit Wasser zu verschwenden, damit zu begründen.
Das Sprichwort trifft offenbar auf den - natürlich anonymen - Anzeiger (man nennt das auch Denunziant) wie auch auf viele Kommentatoren zu.
Oma hatte noch ein Sprichwort: mer muss och jünne günne (übersetzt: man muss auch gönnen können).
Solange Suchtmittel wie Weinreben bewässert werden oder Raps aus dem bekanntlich Biodiesel hergestellt wird kann sowohl ein Bürgermeister als auch Otto Normal ohne schlechtes Gewissen (s)einen Pool füllen.