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Gerolzhofen
Kein Einzelfall in Gerolzhofen: Bürger füllen gegen Rechnung ihre privaten Pools mit Wasser aus dem Hydranten
Bürger haben beobachtet, wie ein Gerolzhöfer Stadtrat mit einem Feuerwehrschlauch vom Hydranten aus seinen privaten Pool füllte. So ein Vorgehen ist kein Einzelfall.
Erfrischung tut not an diesen heißen Tagen. Ein Gerolzhöfer Stadtrat hat deshalb seinen privaten Swimmingpool über einen nahen Hydranten befüllt. (Symbolbild)
Foto: Jörg Carstensen | Erfrischung tut not an diesen heißen Tagen. Ein Gerolzhöfer Stadtrat hat deshalb seinen privaten Swimmingpool über einen nahen Hydranten befüllt. (Symbolbild)
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 09.02.2024 19:55 Uhr

"Ein Stadtrat begeht Diebstahl." So lautet die dramatische Überschrift eines anonymen Briefs, der in der Redaktion der Gerolzhöfer Main-Post über den Postweg eingegangen ist. In dem Schreiben schildert der Anonymus, dass er auf dem Weg zum Einkaufsmarkt "Fundgrube" beobachtet habe, wie der Gerolzhöfer Bauunternehmer und CSU-Stadtrat Christoph Rosentritt am Freitag, 29. Juli, mit einem Feuerwehrschlauch einen Wasserhydranten am Gehsteig anzapfte und mit dem Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz dann seinen privaten Swimmingpool an der Adam-Stegerwald-Straße befüllte.

Das Ganze sei ohne Verwendung einer Wasseruhr passiert, empört sich der unbekannte Schreiber. Es sei dreist, dass ausgerechnet ein Mitglied des Stadtrats sich so ein Verhalten herausnehme. Den gleichen Vorfall schildert auch eine Frau, die sich telefonisch bei der Redaktion gemeldet hat und meinte, hier müsse doch mal nachgeforscht werden.

Normalerweise wird der Pool mit Brunnenwasser gespeist

Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt Christoph Rosentritt, dass er am 29. Juli nachmittags tatsächlich seinen Pool mit einem Schlauch vom Hydrant aus befüllt hat. Aber von "Diebstahl" könne keinesfalls die Rede sein. Denn alles sei vorab mit der Stadt abgesprochen gewesen.

Normalerweise werde sein Swimmingpool mit dem Wasser seines privaten Brunnens auf seinem Grundstück gespeist. "Doch die Pumpe für mein Brunnenwasser ist kaputt gegangen", schildert der Stadtrat die Situation. Er habe deshalb bei der Stadtverwaltung kurzfristig telefonisch nachgefragt, ob er ausnahmsweise Wasser von dem Hydranten vor seinem Haus entnehmen dürfe. Er habe von der Stadt grünes Licht bekommen.

Abrechnung nach Fassungsvermögen

In der Tat sei bei seiner Wasserentnahme keine Wasseruhr zum Einsatz gekommen, sondern man habe sich auf eine Pauschalmenge geeinigt. Bei dem Telefonat habe er, so berichtet es Rosentritt, der Stadtverwaltung die Maße seines Pools durchgegeben: zehn auf fünf auf 1,50 Meter. Damit habe sein Bassin also ein Fassungsvermögen von maximal 75 Kubikmetern. "Nachdem die Maße sich ja nicht ändern, hat die Stadt mir eine Wassermenge von 75 Kubikmeter in Rechnung gestellt", betont Christoph Rosentritt. Zwar habe er letztlich nur rund 70 Kubikmeter vom Hydranten entnommen, aber für 75 Kubik bezahlt.

Die angeblich illegale Wasserentnahme in der Adam-Stegerwald-Straße ist nicht nur bei der Redaktion der Tageszeitung, sondern auch bei Bürgermeister Thorsten Wozniak anonym angezeigt worden. Dies bestätigt der Bürgermeister auf Anfrage. Er bittet um Verständnis, dass er über den konkreten Fall aufgrund des Datenschutzes aber nicht sprechen kann.

"Es ist kein Einzelfall"

Allerdings sei das Pool-Befüllen in Gerolzhofen in der Tat kein Einzelfall. "Es ist durchaus üblich, dass Pools auch über Hydranten befüllt werden." Das komme immer wieder mal vor. "Sehr wohl kann ich bestätigen, dass uns die aktuellen Pool-Befüllungen bekannt sind und entsprechend verrechnet wurden oder verrechnet werden", sagt Wozniak. Nicht angemeldete Pool-Befüllungen seien der Stadt aktuell nicht bekannt.

Werde Wasser aus einem Hydranten entnommen, müsse der Nachweis über die Wassermenge plausibel erfolgen, erklärt der Bürgermeister, beispielsweise durch einen Wasserzähler oder - wie im Fall von Christoph Rosentritt - durch die Angabe der Maße des Swimmingpools. "Wir weisen auch darauf hin, dass Kontrollen erfolgen können." Viele Pool-Besitzer würden aber zum Befüllen ihrer Schwimmbecken das Gartenwasser mit einem eigenen Wasserzähler nutzen, sagt Wozniak. Für das Gartenwasser erhebt die Stadt keine Abwassergebühren, weil man grundsätzlich davon ausgeht, dass das Wasser zum Gießen verwendet wird und deshalb nicht in den Kanal gelangt.

Grauzone bei Abwassergebühren

Das heißt, dass für die allermeisten Pool-Füllungen - entweder aus dem Hydrant oder über den Gartenwasser-Zähler - keine Abwassergebühren entrichtet werden, obwohl die Pools zumeist in die Kanalisation entleeren und so auch die Kläranlage belasten. Denn: "Nur wenn der Chlorgehalt unter 0,05 Milligramm pro Liter liegt und keine weiteren chemischen Stoffe im Wasser enthalten sind, darf das Wasser im Garten entsorgt werden", sagt Thorsten Wozniak. Ansonsten muss es in den Kanal geleitet werden. Dass es bei den Abwassergebühren für Swimming-Pools deshalb eine Grauzone gibt, sieht auch der Bürgermeister: "Das muss sicherlich diskutiert werden." 

Grundsätzlichen Umgang muss der Stadtrat prüfen

Aber ist es angesichts der extremen Trockenheit und der zunehmenden Wasserknappheit in unserer Region überhaupt noch vertretbar, sich einen privaten Swimmingpool zu gönnen? "Wir werden im Stadtrat zeitnah über das breite Themenfeld von Wassernutzung und Wasserverwendung bei Trockenheit sprechen", kündigt der Bürgermeister auf Anfrage an. Der grundsätzliche Umgang mit Wasser, auch bezüglich der städtischen Brunnen, soll dabei thematisiert werden. "Ob es dabei Hinweise oder Regelungen geben wird und welche rechtlichen Möglichkeiten es dabei gibt, muss noch geprüft werden."

Im aktuellen Amtsblatt der Stadt Gerolzhofen für den August habe man aber schon Wasserspar-Tipps des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft abgedruckt, so Wozniak abschließend.

 
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  • werser17062405
    Bei uns in Oberbayern ist es üblich einen Hydranten mit Wasseruhr für die Befüllung des Pools von der Gemeinde/Stadt auszuleihen. Wird bei uns alles nach Aufwand bzw. Verbrauch abgerechnet. Die Stadt Gerolzhofen ist scheinbar hier sehr rückständig.
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  • matthiasr
    Ein schönes Beispiel dass sich Deutschland zu einem widerlichen Land, voller Neid, Missgunst, Blockwarttum entwickelt hat oder es einfach unter dem Mantel der Geschichte weiter immer war…

    Liebe MP macht doch mal ne Serie, erfolgreich Auswandern aus Unterfranken die 10 schönsten Ziele mit entspannten Menschen ohne Missgunst…
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  • bschug
    Herr Rosentritt hätte sich eine neue Pumpe kaufen können, wie andere Leute auch, oder mal das heimische Schwimmbad besuchen können. Ökologisch gesehen ist sein Verhalten bei diesen Klimabedingungen und den berechtigten Appellen zum Wassersparen höchst unsensibel, wie schon mehrfach geschrieben wurde. Ein Unternehmer und Stadtrat sollte charakterlich auch ein Vorbild sein. Er sollte den Stadtgärtnern beim Gießen der verdurstenden Pflanzen helfen statt sich in seinen Pool zu legen.
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  • Albatros
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  • Albatros
    Lieber Albatros, an Wochenenden und Feiertagen kann die Bearbeitung der Kommentare gelegentlich etwas länger als gewohnt dauern. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
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  • Mila
    Fazit: der Egoismus „mein, mein, ich will, muss haben“ wird sich wohl nicht ändern, auch wenn es bald aus dem Wasserhahn nicht mehr rund um die Uhr läuft und kein Strom mehr unbegrenzt zur Verfügung steht. Traurig aber wahr: unter all den Ignoranten müssen leider am Ende auch all diejenigen leiden, die sich schon immer bemühen Energien zu sparen, auch weil sie es sich gar nicht leisten können, so zu prassen, obwohl sie 40 Stunden und mehr arbeiten. Willkommen in der Verlogenheit und dem unerträglichen Egoismus, die wachsen wie ein Krebsgeschwür.
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  • Albatros
    Wieder ein von Neid triefender Kommentar, welcher sich nahtlos einreiht in die Flut von Missgunst. Ein Bauunternehmer, wohlhabend, obendrein noch ein CSU-ler, ein Hassobjekt per se. Einer der mehr hat als Andere, geht gar nicht. Auch wenn dieser vielen Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bietet und ein großes unternehmerisches Risiko trägt. Dass so einer vermögend ist undenkbar, und schon erst recht nicht in Deutschland. Diese Leute sollen allenfalls Steuern zahlen bis zum letzten Blutstropfen, sollen jene finanzieren, die nicht arbeiten können oder eben nicht wollen. Und dann besitzt das Hassobjekt auch noch einen Pool, der Gipfel an Dreistigkeit. Ich kann jene 180.000 Akademiker nur beglückwünschen, welche jedes Jahr dieses Land verlassen um dahin zu gehen, wo man ihre Arbeit wertschätzt und wo man sich etwas leisten darf, ohne dass der Nachbar einen Blutsturz bekommt.
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  • certa_me23491502
    Sie sprechen hier immer von Neid und darum geht es überhaupt nicht. Es geht um Gerechtigkeit und einen angemessenen Umgang mit der Ressource Wasser. Und da kann es nicht sein dass einer sich mehr raus nimmt, als der andere. Auch für Stadträte und Kommunalpolitiker sollte es einen ethischen Verhaltenskodex geben als Selbstverpflichtung und Sensibilität, wenn der Geschmack von Vorteilsnahme aufkommt! Mit Neid hat nicht ansatzweise etwas zu tun! Dass in der Vergangenheit gerade bei der CSU die Vorteilsnahme virulent war entspricht nun mal den Tatsachen, die nicht geleugnet werden können!
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  • Albatros
    In 1 kg Rindfleisch stecken im globalen Durchschnitt 15.415 Liter, in 1 kg Schweinefleisch 5.988 Liter und in 1 kg Geflügelfleisch 4.325 Liter Wasser. Ich hoffe es bleibt jetzt niemandem das Grillsteak vom Wochenende im Hals stecken. Der geschätzte Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch lag 2021 bei 55,0 kg/Kopf. Bei einem Durchschnittsverbrauch der oben genannten Werte verbraucht ein Nichtvegetarier ca. 500 m³ Wasser im Jahr (500.000). Und jetzt darf sich jeder selbst ausrechnen, wie viele Pools damit befüllen kann. Die Hetze und der Neid in dieser Zeitung ist derart widerlich, dass einem schlecht werden kann.
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Zitat Albatros: "eine geistige Elite die hier unterwegs ist",Zitat Ende,
    lacht sich grad kaputt!!
    und nein, ich bin nicht neidisch!
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  • steffen.cyran@freenet.de
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  • thurn.detlev@gmx.de
    Oh mein Gott. Was soll er den noch machen? So wie es im mp Bericht steht, war doch alles abgeklärt. Also ist es doch legal. Nur weiles gerade ei
    Stadtratsmitglied, Bauunternehmer und Parteimitglied, hat er doch alles richtig gemacht. Ob es sinnvoll ist oder nicht, den privaten Pool zu füllen, sollte jeder für sich entscheiden.
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  • Albatros
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  • hannes.sazyma@arcor.de
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Es muss jeder für sich entscheiden wie weit er seine Rechte wahrnimmt. Dass es sich hier um ein CSU/Mitglied handelt, ist ebenso zu erwarten wie auch nicht rechtlich angreifbar. Aber das wird sich ändern, denn Wasser wird knapp -wie auch die persönliche Bescheidenheit einzelner menschlicher Zeitgenossen.
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  • MP-Ultra
    Da hat die Mainpost was losgetreten mit ihrem Sommerloch Pool-Thema, oh oh.

    Nun muss man sich wohl auch noch zum Büttel anonymer Denunzianten machen. Die Geister, die man ruft…

    Ich jedenfalls wünsche dem Stadtrat viel Spaß und gute Abkühlung in seinem Pool!
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Wenn es hier in so manchen Kommentaren um Neid geht, kann ich nur sagen, dass sich sicher viele Menschen einen Pool bauen und betreiben könnten, tun dies aber aus Gründen des Klimawandels u Wasserknappheit nicht.
    Also bitte Rücksicht auf Wasserknappheit nicht mit Neid verwechseln, bzw sein schlechtes Gewissen in dieser Zeit Wasser zu verschwenden, damit zu begründen.
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  • jebusara@web.de
    Meine Oma hatte ein Sprichwort: Der Neid ist ein Laster! Neid ist im übrigen eine der 7 Todsünden! Im katholischen Bayern sollte bekannt sein was eine Sünde ist.

    Das Sprichwort trifft offenbar auf den - natürlich anonymen - Anzeiger (man nennt das auch Denunziant) wie auch auf viele Kommentatoren zu.

    Oma hatte noch ein Sprichwort: mer muss och jünne günne (übersetzt: man muss auch gönnen können).

    Solange Suchtmittel wie Weinreben bewässert werden oder Raps aus dem bekanntlich Biodiesel hergestellt wird kann sowohl ein Bürgermeister als auch Otto Normal ohne schlechtes Gewissen (s)einen Pool füllen.
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