Die Würzburger Bloggerin Antonia Luther kann nicht mehr. Über zwei Jahre hinweg berichtete sie auf Twitter von "Querdenker"-Demos in der Region Würzburg. Dort postete sie Fotos und Videos der Versammlungen und machte antidemokratische Hetze der lokalen Telegram-Chatgruppen öffentlich. Schnell wurde sie zur Hassfigur der Szene und war massiven Anfeindungen ausgesetzt. Zuletzt hatte ein Angriff auf die Bloggerin in der Würzburger Domstraße für Aufsehen gesorgt. Doch auch rechtliche Auseinandersetzungen machen Luther zu schaffen.

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"Ich ertrage das nicht mehr", sagt die 24-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Immer wieder sei sie laut eigener Aussage in den vergangenen zwei Jahren von "Querdenkern" angegriffen worden. So seien im vergangenen Jahr Eier aus einem vorbeifahrenden Auto gegen ihr Wohnhaus geschmissen worden. Sie habe Sticker mit rechtsradikalen Botschaften an ihrem Briefkasten oder mit Kreide gemalte Schriftzüge vor ihrem Haus vorgefunden. Am Ende habe sie sich nur noch mit einem Umzug zu helfen gewusst.

Von "Querdenkern" in Würzburg umzingelt und angegriffen

Doch auch der Angriff in der Domstraße mache ihr zu schaffen. Im Januar hatte Luther Videos eines Vorfalls in der Würzburger Innenstadt öffentlich gemacht. In diesen ist zu sehen, wie die junge Frau mit ihrer Begleitung an einem Montagabend nach einer "Querdenker"-Demo auf Höhe des Mediamarkts von etwa einem Dutzend Personen umzingelt, angerempelt und übel beleidigt wird.

"Seit wir angegriffen wurden, verfolgen diese Leute uns auch außerhalb von Versammlungen", sagt Luther. "Die genießen es sehr, uns einzuschüchtern." Von den Behörden fühle sie sich nicht ausreichend geschützt. Vielmehr sei sie von der Polizei in ihrer Tätigkeit als "Fotojournalistin" häufig auf Demonstrationen eingeschränkt und des Platzes verwiesen worden.

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Zudem werde sie wegen ihrer Fotografie ständig unter fadenscheinigen Gründen von Versammlungsteilnehmenden angezeigt. Die daraus entstehenden rechtlichen Verwicklungen stellten eine zunehmende Belastung dar, die sie als freiberufliche Medienschaffende nicht länger stemmen könne. Ihre eigenen Anzeigen hingegen würden von der Würzburger Staatsanwaltschaft oftmals mit für sie nicht nachvollziehbarer Begründung eingestellt.

Staatsanwaltschaft Würzburg: Vorfall wird derzeit "bewertet"

Im Polizeipräsidium Unterfranken widerspricht man dem Vorwurf, Pressearbeit auf "Querdenker"-Versammlungen einzuschränken. "Die Pressefreiheit ist für mich eines der wichtigsten Grundrechte in unserem Staat", sagt Polizeipräsident Detlev Tolle. Da der Begriff "Journalist" jedoch nicht gesetzlich geschützt sei und auf Demos oftmals missbraucht würde, müsse man journalistische Privilegien etwa an äußerlichen Faktoren wie einem Presseausweis festmachen. Dieser könne von Medienschaffenden auf "Querdenker"-Versammlungen jedoch oftmals nicht vorgelegt werden.

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Die Redaktion hat die Staatsanwaltschaft Würzburg nach dem Stand der Ermittlungen bezüglich des Vorfalls in der Domstraße gefragt. Dort heißt es: "Aufgrund der Presseberichterstattung wurden entsprechende Vorermittlungen getätigt. (...) Es wird derzeit bewertet, ob ein Anfangsverdacht hinsichtlich einer Straftat zu bejahen ist. Eine weitere Einschätzung ist im gegenwärtigen Stadium nicht möglich."

Fokus soll nun auf dem Studium liegen

Ihr Ausstieg aus der lokalen "Querdenker"-Berichterstattung sei unabhängig vom Ermittlungsergebnis beschlossene Sache, sagt Bloggerin Luther. Die antidemokratischen Tendenzen der Szene seien inzwischen hinlänglich dokumentiert. Sie selbst wolle sich nun auf ihr Studium der sozialen Arbeit fokussieren. Die Auswirkungen von Radikalisierung und Verschwörungsmythen, davon sei sie überzeugt, würden die Gesellschaft in den kommenden Jahren massiv belasten.

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Aufgabe der sozialen Arbeit sei es nun, zeitgemäße Konzepte für demokratische Bildungsarbeit entwickeln. "Wie können wir das auffangen?", sei nun die zentrale Frage, die sich alle demokratischen Institutionen stellen müssten.