Häufig ist die "Querdenker"-Szene in Würzburg in den vergangenen Monaten mit Aussagen und Aktionen aufgefallen, die von manchen als antisemitisch interpretiert werden. So fand in der vergangenen Woche etwa eine Versammlung am Hauptbahnhof statt, bei dem eine Deutschlandflagge vor dem Deportations-Mahnmal geschwenkt wurde.
Nachdem sich in Form einer Menschenkette und mit der sogenannten "Würzburger Erklärung" kürzlich erstmals breiterer zivilgesellschaftlicher Widerstand gegen die Szene geregt hatte, macht nun ein Bündnis mit einem Appell an die Stadtverwaltung auf sich aufmerksam.
Bündnis will "Querdenker"-Demos auf Würzburger Mainwiesen verlegen
"Wir fordern die Würzburger Stadtverwaltung auf, die Versammlungen von 'Querdenken' in Zukunft auf die Mainwiesen zu verlegen", heißt es in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. "In jedem Fall muss sichergestellt sein, dass sie ihre antisemitische und geschichtsrevisionistische Hetze nicht in der Nähe eines Mahnmals für die Opfer von Faschismus und Antisemitismus verbreiten können."
Unterzeichnet ist der Appell von den Grünen, der SPD, der Linken, dem Verein DenkOrt Deportationen, der DGB-Jugend Unterfranken, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Würzburg. Doch was ist mit der Formulierung "antisemitische und geschichtsrevisionistische Hetze" eigentlich gemeint?
Im November 2020 hatte ein Redner auf einer Demonstration der Würzburger Initiative "Eltern stehen auf" vor der Residenz Corona-Impfungen mit dem Holocaust, also der Massenvernichtung von sechs Millionen Jüdinnen und Juden in Europa verglichen.
RIAS Bayern: Holocaust-Vergleiche sind als antisemitisch zu verstehen
Nikolai Schreiter ist Mitarbeiter der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS) in München. RIAS nimmt Meldungen über antisemitische Vorfälle auf und unterstützt Betroffene. Die Initiative wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Zum Holocaust-Vorfall vor der Residenz sagt Schreiter: "Solche Vergleiche sind als antisemitisch zu verstehen, da durch die Gleichsetzung von Impfungen mit dem Holocaust letzterer verharmlost wird. Die Opfer der Schoah werden so instrumentalisiert und verhöhnt."
Vergleiche der Corona-Maßnahmen mit der NS-Zeit sind in Würzburg keine Seltenheit. Im Oktober des vergangenen Jahres hatten sich zehn Personen auf einer Demo der Initiative "Eltern stehen auf" in der Nähe des NS-Mahnmals runde gelbe Aufkleber mit der Aufschrift "ungeimpft" angeheftet. Offensichtlich eine Anspielung auf den gelben Stern, den sich Jüdinnen und Juden ab 1941 in Nazi-Deutschland anheften mussten. Dazu RIAS-Mitarbeiter Schreiter:
Moderner Antisemitismus wird durch Verschwörungsmythen verbreitet
"Die Markierungen sollen ausdrücken, Ungeimpfte würden derzeit behandelt wie Juden und Jüdinnen im Nationalsozialismus. Das ist nicht nur offensichtlich falsch, sondern auch eine massive Verharmlosung der Verfolgung und systematischen Vernichtung der Jüdinnen und Juden Europas, der Schoah. Gerade im Würzburger Fall, wo die Kundgebungen häufig in unmittelbarer Nähe zum Gedenkort stattfanden, wird diese Gleichsetzung durch den Kundgebungsort unterstrichen."
Auch in Chatgruppen der Würzburger "Querdenker"-Szene spielen antisemitische Narrative eine große Rolle. Immer wieder werden hier Verschwörungsmythen mit obskuren Begriffen wie "Zionisten", "Globale Eliten" und "Deep State" verbreitet. Diese Gruppen, so der Tenor dieser Mythen, würden eine geheime Verschwörung zur Unterdrückung der Menschheit planen. Ähnliche Behauptungen wurden in der NS-Zeit als Begründung zur Verfolgung und Vernichtung des Judentums verbreitet.
Dazu Antisemitismus-Experte Nikolai Schreiter: "Verschwörungsdenken ist ein notwendiger Bestandteil des Antisemitismus." Nach dem Holocaust sei Antisemitismus in Deutschland als offen geäußerte Weltanschauung mehrheitlich verpönt. "Dennoch ist der Antisemitismus nicht aus der Welt. (... ) Anstatt offen 'die Juden' als Feindbild zu benennen, äußert sich der Antisemitismus deshalb häufig codiert in Verschwörungserzählungen."
Stadt Würzburg: Pauschale Auflagen haben vor Gericht keinen Bestand
Dies habe Auswirkungen auf die Sicherheit von Jüdinnen und Juden, die im Alltag mit Übergriffen rechnen müssten, so Schreiter weiter: "Wie immer, wenn antisemitische Inhalte mehr Verbreitung finden, wirkt sich das auf Jüdinnen und Juden aus. Zahlreichen Vertreter*innen jüdischer Organisationen haben ja auch den Antisemitismus auf den Corona-Demos verurteilt. Juden und Jüdinnen erleben immer wieder auch Antisemitismus aus diesem Milieu."
Auch in der Würzburger Stadtverwaltung ist man sich der besorgniserregenden Entwicklung bewusst: "Die Stadt sieht den DenkOrt Deportationen als besonders schützenswertes Denkmal an. Man ist seitens der Stadt auch schon gegen eine Verwendung von Symbolen, die an den stigmatisierenden Judenstern in der NS-Zeit erinnern, bei Demonstrationen vorgegangen", heißt es auf Anfrage der Redaktion bezüglich des Appells zur Verlegung der "Querdenker"-Proteste auf die Mainwiesen.
Dennoch müsse bei Demonstrationsanmeldungen immer der Einzelfall abgewogen werden, etwa bei erlaubten Kundgebungsmitteln und dem Versammlungsort, so die Stadt weiter. "Zu pauschale Auflagen dürften vor Gericht keinen Bestand haben."
Im Zusammenhang mir einer Nationalmannschaft Schwarz Rot Gold zu schwenken macht ja auch Sinn, wenn ich diese Mannschaft unterstützen will und damit drücke ich sicherlich den Wunsch der breiten Bevölkerung aus, dass diese Mannschaft fair und erfolgreich ist.
Aber diese Corona Leugner sind nun mal nicht das Volk sondern eine kleine aber lautstarke Minderheit. Und in Zusammenhang mit der selbst zugeordneten gelben Markierung wird eine Assoziation zu den Verhältnissen im 3. Reich hergestellt, der nur an den Haaren herbei gezogen aber unzutreffend ist.
Gleichzeitig wird Schwarz Rot Gold damit in einem Zusammenhang gebracht, den unser demokratisches Staatssymbol nicht verdient hat. Die Machthaber im 3. Reich haben über diese Fahne des demokratischen Deutschland nur gespottet und sie abfällig Schwarz Rot Mostrich(=Senf) genannt.
Nun, welch Geistes Kind den Kommentar gemeldet hat, kann man sich bei den Kommentaren hier denken. Offensichtlich können einige mit der Wahrheit nicht umgehen. Vielleicht hat die Main-Post meinen Kommentar noch im Archiv und kann ihn wieder veröffentlichen. Falls nicht, kann sich jeder die Untersuchung hier durchlesen:
https://boell-bw.de/de/2021/11/19/quellen-des-querdenkertums-eine-politische-soziologie-der-corona-proteste-baden
Der Fokus auf Antisemitismus ist eine Teilverharmlosung von Querdenken. Die Szene setzt sich aus Faschisten, Esoterikern, Alternativen zusammen. Zentrale Bestandteile der Bewegung sind ein libertärer Freiheitsbegriff, Ganzheitlichkeit, Individualität, Selbstbestimmung, Naturverbundenheit. Kernelementen der liberalen Demokratie wird prinzipiell misstraut: Parlamente, Parteien, Wissenschaft, Medien. Die Corona-Maßnahmen vereinen und mobilisieren die Szene. Die selbsternannten Aufklärer und Widerständler versuchen mit verschwörungstheoretischen und esoterischen Argumenten den großen Widerspruch im sogenannten "Mainstream" sichtbar zu machen, ohne das ein Diskurs erwünscht ist. Gemeinsames Ziel: Delegitimation des Staats.
Querdenken ist anti-demokratisch. Die Szene wird bundesweit vom Verfassungsschutz beobachtet. Nicht, weil sie nur antisemitisch ist, sondern weil sie den Staat gefährdet.
Quelle:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/studie-querdenken-bewegung-100.html
"Diese Gruppen, so der Tenor dieser Mythen, würden eine geheime Verschwörung zur Unterdrückung der Menschheit planen. Ähnliche Behauptungen wurden in der NS-Zeit als Begründung zur Verfolgung und Vernichtung des Judentums verbreitet.
Nach dem Holocaust sei Antisemitismus in Deutschland als offen geäußerte Weltanschauung mehrheitlich verpönt. 'Dennoch ist der Antisemitismus nicht aus der Welt. (... ) Anstatt offen 'die Juden' als Feindbild zu benennen, äußert sich der Antisemitismus deshalb häufig codiert in Verschwörungserzählungen.'"
Antisemitismus bleibt Antisemitismus, auch wenn man anstatt "Juden" den Begriff "Zionisten" (oder eben "Deep State" oder "Globale Eliten", usw.) verwendet.
Aber das wissen Sie ja sicherlich selbst, sonst hätten Sie nicht nur selektiv gewählte Bruchstücke aus dem Text herausgegriffen
Beste Grüße,
Aaron Niemeyer (Redaktion)
So ein Unfug.
Das Problem ist, dass eine kleine verbohrte Minderheit glaubt, dass sie das Volk repräsentiert und dazu die Deutschland Fahne schwenkt.
Diese Verschwörungsthesen Verbreiter sind aber nicht das Volk und wenn dann zusammen mit der falschen gelben Markierung die Deutschland Fahne geschwenkt missbraucht man unser Nationalsymbol und zieht es in den Dreck der NS Vergangenheit. Das hat Schwarz Rot Gold aber nicht verdient, den gerade die Machthaber dieser Zeit spotteten über die Farben des demokratischen Deutschlands.
Unfug!
Was konstruieren Sie denn da für Zusammenhänge?
Linksradikale wollen im Gegensatz zu den Rechtsradikalen niemanden täuschen.
Neonazis, deren Ursache auch in der halbherzigen Entnazifizierung zu finden sind. Die Verfolgung von SED-Verbrechern hat leider auch nicht sehr viel besser funktioniert.
Konzerne, die längst schon eine Gefahr für die Demokratie darstellen da sie inzwischen in weiten Teilen die Politik bestimmen und auch weitere Nachteile für die Allgemeinheit bringen.
Die Unterstützung von Diktatoren, die uns sogar in ein Netz von Abhängigkeiten gebracht hat, und deren Agenten hier teilweise frei agieren.
Mit ein wenig sozialem Gewissen kann man die die Liste mit fehlender Chancengleichheit und der immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich ergänzen.
Um noch einmal klarzustellen: Ich verurteile Gewalt in allen Formen, glaube dass D im Vergleich zu anderen Ländern relativ gut funktioniert und habe keine Sympathien für Extremsten ganz gleich ob links, rechts oder religiös.