
Manchmal wird aus einer Übung blitzschnell der Ernstfall. "Rainer, eure Leute müssen da sofort hin!" Der Gerufene steht in voller Feuerwehr-Montur mit umgeschnallten Gurten auf dem Würzburger Flugfeld der Bundeswehr. Eigentlich sollte er die Brandbekämpfung aus der Luft nur proben. Aber mit Training ist nach den Zurufen des Hubschrauberpiloten Schluss.
Denn Rainer Weber ist Kommandant der Flughelfergruppe der Feuerwehr Herzogenaurach. Im Landkreis Neustadt bei Fürth hat ein brennender Mähdrescher einen Acker in Brand gesetzt, der Brand droht auf den angrenzenden Wald überzugreifen. Die Flughelfergruppe wird zum Einsatzort gerufen.
Sofort beginnt das zügige Organisieren. Der 50-jährige Kommandant, der gerade an der Feuerwehrschule in Würzburg bei einem Lehrgang ist, spricht sich mit den Piloten direkt ab. Ohne Verzögerung starten diese zum Einsatz in Mittelfranken, wo sie auf die Flughelferinnen und Flughelfern der Feuerwehr treffen sollen. "Genau für diese Situationen ist dieser Lehrgang hier so wichtig", sagt Weber. "Man kennt die, die man ansprechen muss und wir über die Standorte hinweg blind zusammenarbeiten können."
Was Flughelferinnen und -helfer bei der Würzburger Feuerwehrschule proben
Der Flughelferlehrgang der Feuerwehrschule Würzburg steht jährlich zweimal im Kalender der bayerischen Feuerwehren. "Flughelfer sind im Einsatzfall das Bindeglied zwischen Boden und Luft", erklärt Lehrgangsleiter Andreas Lenz. "Sie sichern den Landeplatz für Hubschrauber und klären organisatorische Fragen, zum Beispiel woher das Löschwasser kommt."

Zusätzlich sorgen sie für die Sicherheit von Lasten und Personen, die die Helikopter transportieren, erklärt Lenz. Genau darum geht es am zweiten Praxistag des Lehrgangs. Über mehrere Stunden hinweg üben die Teilnehmenden das sogenannte "Winchen": Die Feuerwehrleute werden an Winden vom Helikopter aufgenommen, transportiert und herabgelassen.
Der erste Tag hatte ganz im Zeichen des Lastentransports gestanden. Verschiedene Güter, Werkzeuge oder andere Hilfsmittel wurden an den Hubschraubern befestigt und transportsicher gemacht. Dazu gehören auch große Wasserbehälter für den Brandfall. Die Hubschrauberbesatzung übte die Wasseraufnahme am Main und das gezielte Ablassen von Löschwasser auf dem Flugplatz.
Die Bayerische Feuerwehr verfügt selbst über keine eigenen Helikopter, sondern stellt im Einsatz das Bodenpersonal. Dann arbeitet sie, wie beim Lehrgang auch, mit den Hubschraubern von Polizei, Bundeswehr und privaten Anbietern zusammen. Rainer Weber hält diese Übungen alle paar Jahre für essenziell, um auf dem Stand der Technik zu bleiben und die Abläufe und Handgriffe routinemäßig zu beherrschen: "Im Ernstfall muss einfach alles sofort von null auf hundert passen und wir müssen uns aufeinander verlassen können."
Bayern ist bei der Flughilfe der Feuerwehren bundesweites Vorbild
Der Kommandant aus Herzogenaurach ist einer von 20 freiwilligen Feuerwehrleuten, die aus ganz Bayern für den Lehrgang nach Würzburg gekommen sind. Ein wenig stolz ist Ausbilder Andreas Lenz darauf, dass der Freistaat, was die Organisation der Flughelferinnen und Flughelfer angeht, eine Führungsrolle in Deutschland einnehme. Mit seinen 17 Standorten in Bayern und ihrer engen Zusammenarbeit, sei "kein anderes Bundesland auf unserem Stand".
Erst jetzt sei eine bundesweite Koordination im Rahmen des Katastrophenschutzes geplant, Bayern diene als Vorbild, sagt Lenz. Denn: "Katastrophenschutz und Unfallsicherung sind für uns neben der Brandbekämpfung die zentralen Einsatzfelder."
Dazu gehören auch Großereignisse wie die Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr oder auch die Rettung aus dem Fahrgeschäft Geiselwind im Landkreis Kitzingen 2019. Lenz war mit seinem Team der Würzburger Feuerwehrschule an diesen Einsätzen beteiligt. Denn, sagt er, sie sind nicht nur Ausbilderinnen und Ausbilder, sondern im Notfall auch Feuerwehrleute einer eigenen Flughelfereinheit der Feuerwehrschule.
Was passiert, wenn in Unterfranken ein Waldbrand ausbricht?
Auch wenn noch unklar ist, wie heiß es in den kommenden Tagen wird, geht der Deutsche Wetterdienst (DWD) aktuell von einer hohen Waldbrandgefahr in Unterfranken aus. Im Ernstfall, sagt Lenz, wäre die Feuerwehrschule dann zuständig: "Wenn wir von der Leitstelle alarmiert werden, schicken wir ein Vorauskommando los. Das klärt vor Ort, ob und in welchem Umfang Hubschrauber zum Einsatz kommen müssen."

Dann sei es die Aufgabe des Würzburger Standorts zu klären, welche Hubschrauber, Materialien und wie viele Einsatzkräfte benötigt werden und woher sie kommen. Von Würzburg aus würde der Einsatz zwischen der zuständigen Leitstelle, den notwendigen Flughelferstandorten und den Hubschrauberteams von Polizei und Bundeswehr koordiniert, sagt Lenz. "Erst wenn alle am zuständigen Feuerwehrstandort eingetroffen sind, rücken wir gemeinsam zum Einsatz aus."
Dank umfassender präventiver Maßnahmen hätten sich in den vergangenen Jahren keine größeren Waldbrände in Unterfranken entwickeln können, sagt Lenz: "Mit der regelmäßigen Luftüberwachung, aber auch der hohen Sensibilisierung in der Bevölkerung waren wir in den letzten Jahren bei der Waldbrandvorsorge sehr erfolgreich." Trotz einzelner Waldbrände wie in Lohr oder zuletzt einem großen Brand im Raum Aschaffenburg rechne er deshalb aktuell nicht damit, dass sich hier in der Nähe Brände in vergleichbaren Dimensionen wie zurzeit in Frankreich und Südeuropa entwickeln werden.
Ein Großeinsatz mehrerer Feuerwehren muss den Waldbrand löschen
Auf dem Flugplatz in Würzburg ist die Lage inzwischen etwas klarer geworden. In Herzogenaurach machen sich die dortigen Feuerwehrleute auf den Weg zum Brand. Ihr Kommandant Rainer Weber und ein Würzburger Kollege koordinieren derweil die beteiligten Stellen vom Lehrgangsgelände aus.

"Vor Ort unterstützen die Flughelfergruppen den Hubschraubereinsatz am Landeplatz und hängen den Löschwasserbehälter ein", erklärt der Feuerwehrkommandant das weitere Vorgehen. Sie seien dann auch dafür zuständig, die Aufnahme des Wassers, entweder aus dem Löschfahrzeug oder einem nahen Gewässer, zu organisieren, "um ein schnelles Löschen aus der Luft zu ermöglichen".
Wie Rainer Weber am nächsten Tag berichtet, zieht sich der Einsatz der Feuerwehrleute aus Mittelfranken noch bis in die Abendstunden. Der Brand im Landkreis Neustadt habe von einem Mähdrescher auf das Feld und teilweise auf den angrenzenden Wald übergegriffen. Die Hubschrauber müssen insgesamt 27 Mal zum Löschen fliegen. Am letztlich erfolgreichen Einsatz seien neben den Flughelfergruppen aus Herzogenaurach, Schwabach und Würzburg auch drei Helikopter und ihre Besatzung beteiligt gewesen, sagt Weber.
Jetzt im Jahr 2022 haben wir den trockensten und heißesten Sommer, soweit ich in den letzten 50 Jahren zurückdenken kann, zwar war der Sommer 1978 nicht viel weniger, aber damals hat es immer wieder mal fest geregnet. Wir hatten bei uns zu Hause seit Mai evtl. 30 Liter pro quadratmeter. der Rasen ist braun wie ein Stoppelfeld, wenn man drauf rumläuft knirscht es richtig, so was hab ich noch nie erlebt. Wenn jetzt im Juli und dann im August auch noch nicht viel von dem köstlichen und lebenswichtigen Nass herunterkommt, dann gute Nacht Leute!
Im Ahrtal sind nach der Katastrophe viele Neue zur FFW gegangen - weil sie in der Kathastrophe von der FFW wirksame Hilfe bekommen haben. Und nun Teil dieser Hilfe für andere sein wollen.
Ich hoffe, wir brauchen in Unterfranken keine solchen Katastrophen, damit unsere FFWs überleben und einsatzfähig bleiben!