Der Mann im roten Overall fuchtelt mit den Armen. Erde und Staub wirbeln durch die Luft. Vor lauter Lärm versteht man sein eigenes Wort nicht mehr. "Noch ein kleines Stückchen heran. Ein bisschen vorwärts. Stopp." So ungefähr könnte man die Armbewegungen des Flugeinweisers übersetzen. Ein Bundeswehrhubschrauber ist im Anflug. Langsam senkt er sich Richtung Boden. Unten warten Einsatzkräfte der Feuerwehr, um einen Löschwasserbehälter am fliegenden Helikopter zu befestigen. Wenige Augenblicke später ist der Lärm vorbei, der Hubschrauber samt Wassertank wieder davongeflogen.
Was wie ein realer Einsatz aussieht, ist in Wahrheit eine Übung für Spezial-Einsatzkräfte der Feuerwehr. Die steigende Waldbrandgefahr durch Regenmangel bedarf einer konsequenten Vorbereitung. Deshalb veranstaltet die Staatliche Feuerwehrschule in Würzburg diese und kommende Woche Lehrgänge für Flughelfergruppen aus ganz Bayern. Die Flugübungen finden auf dem Veitshöchheimer Standortübungsplatz der Bundeswehr statt. Dort soll die Zusammenarbeit von Piloten und Bodenpersonal der Feuerwehr geschult werden. Zu der jährlichen Veranstaltung sind Flughelfergruppen aus 18 bayerischen Standorten gekommen.
Flugübungen sind "sehr realitätsnah"
"Da ist schon Vertrauen gefordert", sagt Michael Reitzenstein, Kreisbrandrat im Landkreis Würzburg, während er einer Übung zusieht. Vor seinen Augen befestigen Feuerwehrleute eine Kiste mit Werkzeugen am Unterteil des schwebenden Hubschraubers. "Hier braucht man volle Konzentration und Zuverlässigkeit", so Reitzenstein. Über dem Gelände kreisen vier Hubschrauber. Die Feuerwehr arbeitet mit der Bundeswehr, der Landes- und Bundespolizei und einem privaten Unternehmen zusammen. "Wir haben leider keine eigenen Hubschrauber", scherzt Reitzenstein. Deshalb sei das Zusammenspiel mit dem Flugpersonal enorm wichtig. 50 Flughelfer der freiwilligen Feuerwehren durchlaufen den Lehrgang in diesem Jahr. Dabei lernen sie den Umgang mit den Wasserbehältnissen, das Be- und Entladen der Hubschrauber und die Flugeinweisung, beispielsweise beim Landen.
Einer der Lehrgangsteilnehmer ist Christoph Zängerlein. Der 26-Jährige kommt von der Feuerwehr München und freut sich über das Training. "Das ist schon anspruchsvoll, man hat ja nicht alle Tage mit solchen Helikoptern zu tun", sagt Zängerlein. Die Übungen seien "definitiv aufregend" und vor allem "sehr realitätsnah". Der Münchner zeigt sich sowohl mit der theoretischen als auch der praktischen Ausbildung zufrieden. "Ihr habt hier aber auch echt gutes Wetter bestellt", scherzt ein weiterer Lehrgangsteilnehmer aus dem Allgäu. Aus Unterfranken sind Flughelfer-Kollegen aus Aschaffenburg, Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) und Würzburg dabei.
Flugübungen in Veitshöchheim: Lernen und Lärm
"Wenn sie es hier nicht lernen, wie sollen sie es dann im Ernstfall können?", fragt Andreas Lenz. Der Lehrgangsleiter koordiniert die Übungen. In diesem Moment knattert ein Hubschrauber der Luftwaffe vorbei und lässt Wasser über einem markierten Feld abregnen. So könnten auch Piloten trainieren, punktgenau zu löschen. Auch deshalb müsse man Beschwerden über den Fluglärm hinnehmen. "Natürlich gibt es Anwohner, die sich beklagen", sagt Lenz. Allerdings sei der Lehrgang unumgänglich und habe sich seit 39 Jahren bewährt.
Das Thema Waldbrandgefahr nehme er sehr ernst, so Lenz, die Feuer hätten sich zuletzt gehäuft. Deshalb sei er dankbar, dass der Freistaat so viel Zeit und Geld investiere. Der Experte rät zu einem umsichtigem Verhalten mit offenem Feuer, gerade in der aktuellen Dürreperiode.
Zu den 18 bayerischen Flughelfer-Standorten gehören jeweils mindestens zehn Feuerwehrleute. Sie arbeiten regionenübegreifend zusammen. "Ein solches System der Brandbekämpfung aus der Luft gibt es nur in Bayern", sagt Andreas Lenz. Als zentraler Ausbildungsort finden die Flughelferlehrgänge immer in Würzburg statt. Ob ein Brand aus der Luft bekämpft wird, entscheidet aber nicht die Feuerwehr, sondern dies muss vom bayerischen Innenministerium abgesegnet werden. Noch bis zum 25. Juli kommt es am Schenkenfeld in Veitshöchheim zu einem erhöhten Flugaufkommen.
Warum müssen diese Übungen immer bei Würzburg stattfinden, wo hier die Luft doch schon so schlecht ist, dass die DUH vor Gericht ziehen muss?