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Würzburg
Hitze und Trockenheit: Was wird getan, damit Würzburg nicht weiter Bäume verliert?
Obwohl 40 Mitarbeiter des Gartenamtes von früh bis abends Bäume bewässern, werden auch heuer wieder viele vertrocknen. Wie lässt sich das aufhalten?
Denis Akulinin, Mitarbeiter des Gartenamtes, zeigt den neuen hydraulischen Gießarm seines Fahrzeugs. Mit diesem  versorgt er Bäume im Ringpark direkt aus der Fahrerkabine mit jeweils 150 bis 200 Liter Wasser. 
Foto: Johannes Kiefer | Denis Akulinin, Mitarbeiter des Gartenamtes, zeigt den neuen hydraulischen Gießarm seines Fahrzeugs. Mit diesem versorgt er Bäume im Ringpark direkt aus der Fahrerkabine mit jeweils 150 bis 200 Liter Wasser. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:57 Uhr

Auch wenn es in diesen Tagen mal ein bisschen regnen sollte, einen kräftigen Niederschlag mit mehr als fünf Litern pro Quadratmetern hat es in Würzburg zuletzt Anfang Juni gegeben. Der Sommer ist trocken und heiß bis sehr heiß. Die Folgen sieht man: Nicht nur das Gras ist braun und Sträucher welken - auch große Bäume werfen jetzt schon braunes Laub ab. In diesem Herbst werden in der Stadt wohl wieder viele Bäume gefällt, die im Lauf des Sommers vertrocknet sind. 

Schlagzeilen hat Würzburg kürzlich gemacht, weil im Stadtgebiet seit 2011 knapp 11.000 Bäume auf privatem und öffentlichen Grund vor allem für Bauvorhaben gefällt wurden. Zwar wurden in dieser Zeit auch 8251 nachgepflanzt - aber netto verliert die Stadt an Grün. Ein Grund dafür ist der Klimawandel: In den Steppensommern 2015, 2018, 2019 und 2020 mussten jeweils zwischen 400 und 600 Bäume in Parks und an Straßenrändern gefällt werden, weil sie nicht mehr standfest waren. Zehnmal so viele wie in früheren Jahren. Obwohl das Gartenamt vehement dagegen ankämpft, zeigen viele Bäume Trockenschäden.  

40 Mitarbeiter des Gartenamtes wässern momentan mit zehn Fahrzeugen von morgens bis abends Bäume - in der besonders heißen Zeit sogar an den Wochenenden. Zusätzlich unterstützen externe Firmen beim Gießen. Laut Umweltreferent und Bürgermeister Martin Heilig werden täglich 135.000 Liter Wasser, etwa 900 Badewannen, vergossen. Dazu kommt der Einsatz von mobilen Regnern, Schläuchen und automatischen Bewässerungsanlagen. Das Budget für die Baumpflege beträgt dieses Jahr 500.000 Euro. 

Dieser Linde im Würzburger Ringpark am Posthochhaus vor dem Bahnhof sieht man die Belastung von Hitze und Trockenheit an: Ein Großteil der Blätter sind schon vertrocknet und abgefallen, der Rest ist welk.
Foto: Thomas Obermeier | Dieser Linde im Würzburger Ringpark am Posthochhaus vor dem Bahnhof sieht man die Belastung von Hitze und Trockenheit an: Ein Großteil der Blätter sind schon vertrocknet und abgefallen, der Rest ist welk.

Wasser bekommen einzelne junge Bäume an Straßenrändern und in Parks bis zum fünften Standjahr. Auch eine Neuanpflanzung von rund 1000 Bäumchen an der Frankenwarte versucht das Gartenamt mit einer "Notbewässerung" zu retten. "In den Parkanlagen in der Innenstadt gießen wir auch große Bäume, die sichtbare Trockenschäden haben", sagt Heilig.

Im Ringpark, dessen Untergrund schlecht ist, starben 2020 trotzdem über 100 große Bäume, einige davon waren über 70 Jahre alt. Heuer zeigen zum Beispiel auch die eingewachsenen Linden in der Ludwigstraße Schäden. "In der sehr großen Hitze der letzten Tage sind die Blätter regelrecht verbrannt", sagt Heilig. Trotz intensiver Bewässerung würden auch nachgepflanzte Bäume kaputt gehen,  die noch nicht eingewurzelt sind.

"Durch Gießen alleine können wir den Baumbestand auf Dauer nicht retten."
Umweltreferent und Bürgermeister Martin Heilig

Wird die Stadt also in den nächsten Jahren immer mehr Bäume verlieren, die sie angesichts der Klimakatastrophe dringend als Schattenspender und zum Kühlen bräuchte?  "Wir geben da natürlich nicht auf", sagt Heilig. Aber: "Durch Gießen alleine können wir den Baumbestand auf Dauer nicht retten." Dies sei bei rund 40.000 Bäumen, die auf Friedhöfen, in Parks der Innenstadt und an Straßenrändern stehen, nicht möglich.

Um den Baumbestand in der Innenstadt zu erhöhen, verfolge man deshalb zwei Ansätze: Zum einen pflanze man Stadtbäume, die mit Hitze und Trockenheit besser klar kommen. "Das sind zum Beispiel Schnurbaum,  Silberlinde, Platane und verschiedene Eichenarten." Zum anderen wolle man die Standorte von Straßenbäumen durch mehr Raum für deren Wurzeln und Möglichkeiten zum Versickern und Speichern von Regenwasser verbessern.  

Neue Baumstandorte in der Lindleinsmühle

In der Zellerau wurden vergangenes Frühjahr Bäume nach diesem sogenannten "Stockholmer Modell" gepflanzt. Demnächst soll ein Platz in der Lindleinsmühle eine ähnliche, mit wasserspeicherndem Material gefüllte Baumgrube für  mehrere Bäume bekommen. "Und  bei den neuen Baugebieten in Lengfeld wird die Wasserversorgung der Straßenbäume ähnlich geplant", sagt Heilig.

Bei der Konzeption des Geländes der Landesgartenschau (2018) am Hubland und der dortigen Baugebiete hat man dagegen den Klimawandel noch nicht mitgedacht. Die rund 1000 Bäumchen, die dort gepflanzt wurden, müssen alle regelmäßig gegossen werden, wenn sie einmal groß werden sollen.  

Stadtbäume gegen Hitze

Auf das Klima in seiner direkten Umgebung wirkt sich schon ein einzelner Baum positiv aus. Nach einer aktuellen Studie kühlen Bäume ihre unmittelbare Umgebung um 1 bis 2,5 Grad ab. An heißen Standorten können es sogar bis zu 8 Grad Celsius sein. Das geschieht durch Transpiration,  Wasser, das über die Blätter verdunstet.  Je größer die Krone, desto größer ist dieser Verdunstungsprozess und auch der gespendete Schatten.
Außerdem schützen Bäume vor Wind, Lärm und Feinstaub, den Blätter und Nadeln aus der Luft filtern. Mit diesen nehmen sie CO2 auf und setzen Sauerstoff frei. Eine große Buche produziert unter guten Bedingungen bis etwa 1,7 Kilogramm Sauerstoff pro Stunde. Damit können 50 Menschen eine Stunde lang atmen.
Quelle:gam
 
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  • frankfindeiss@yahoo.de
    Ich weiß auch nicht , was das soll mit dem Heilig-Bashing ?! Hilft das irgendwem ?? Tatsache ist doch , dass die Stadt, die im Zentrum der Hitze steht / und stehen wird, bislang nichts unternimmt, um die Begrünunug der Innenstadt voranzutreiben ( andere Städte wie München oder Erlangen machen vor, was möglich ist). Und das hat NICHTS mit Herrn Heilig zu tun , sonder mit der Vorarbeit der vergangenen Jahrzehnte & dem schweigenden Zusehen der Altparteien , die nach wie vor für Auto, Handel und "weiter so" eintreten. Frage an die werte Unk-Front: wer wird denn die Innenstadt besuchen, wenn wir dort in Zukunft 40 Grad haben werden ?
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  • al-holler@t-online.de
    " Hilft das irgendwem ??"
    natürlich, dem Wähler, damit er sich ein Bild machen kann und erkennt, dass DIESER Mann - womit ich aber nicht die ganze Partei der Grünen meine! - auch nur eine gaaanz dünne Suppe kocht.
    o.k., die Altparteien haben da einiges versäumt, aber von ihm als "Klimabürgermeister" muß jetzt langsam schon was kommen, ein Plan wenigstens, wie dem Baumverlust in der Stadt begegnet werden soll; 1100 (wenn ich das richtig gelesen habe) Bäume verschwunden.......
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  • OWL62
    Bewässern ist eine erfreuliche Notmaßnahme. Wichtiger ist es weniger Fläche mit Asphalt und Beton zu versiegeln. Das ist bekannt, muss aber auch umgesetzt werden. Davon ist nur ansatzweise etwas in Würzburg zu erkennen
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  • al-holler@t-online.de
    "Asphalt und Beton...." und die schwarzen Steinwüsten in manchen Hausgarten nicht zu vergessen....
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  • Mic_Ro
    Gut lanciert von der MainPost! Heilig muss besser gepusht werden und sein Image aufpoliert werden.
    Der Leiter des Gartenamtes oder ein Gärtner wären viel authentischer!
    Aber...
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  • al-holler@t-online.de
    keine Sorge, der Heilig is doch jetz scho so was von "verbrannt" durch z. B. seine unseligen Interviews ("darf überall parken"), Schwurbeln über Privilegien, Dienstfahrten zum Bürgerspital u.ä. und jetzt auch durch die schallende Ohrfeige beim Bürgerbegehren, dass auch ein von Ihnen unterstelltes "pushen durch freundliche Presse" nix mehr hilft, der braucht beim nächsten mal gar nicht mehr anzutreten.
    Vielleicht is er aber auch nur ganz einfach überfordert und sollte besser"bei seinen Leisten" bleiben.....
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  • teddy1965
    Ich denke wenn man den Baumpaten die auch wirklich die Bäume und Sträucher gießen bei der Wasserrechnung entgegen kommen würde gäbe es vielleicht mehr die das machen würden.Meistens sind es sowieso ältere Menschen die das machen und da ist der Geldbeutel meistens nicht so dick und das Gießen ist ja für das Allgemeinwohl also warum sollen sie die Kosten alleine tragen. Wenn die Stadt (die Grünen) da mal was machen würden wären die Arbeiter von der Stadt auch mal etwas entlastet denn mehr als arbeiten können sie auch nicht und ihren Feierabend haben auch sie sich verdient !!!
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  • vbesserh
    Tja, und schaut man sich in Versbach die neugestaltete Endhaltestelle Buslinie 12 an, kann man sehen, wie alles schön mit Bitumen und Bordsteinkante versigelt ist und man verhindert so, dass Oberflächenwasser an die Bäume heranfließen kann. Ökologische Weitsicht ist das nicht.
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  • vbesserh
    Die ÖDP hat schon längst angemahnt, in ganz Würzburg das Konzept "Schwammstadt" umzusetzen. Man muss das Niederschlagswasser lokal versickern und/oder speichern, damit der Grundwasserspiegel wieder steigt und mehr Wasser den Bäumen zu Verfügung steht. Hausbegrünungen sowie neue Bäume, auch an mehr Trockenheit angepasste Arten, sind in Baumrigole zu pflanzen und können somit besser wachsen, spenden mehr Schatten und kühlen durch Verdunstungskälte :--) !
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  • clubfan2@gmx.de
    das gießen in der prallen Mittagssonne kann man sich auch sparen..
    entweder ganz früh..am besten noch vor Sonnenaufgang
    oder abends spät..
    aber das wird dann schwierig mit 16 Uhr Feierabend...
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @meinezeitung: Nachdem Sie die Antwort zu Ihrem Kommentar selbst geben, hat sich Ihr Kommentar erübrigt!!!
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  • Ironic
    200 Liter sind auch am Nachmittag noch sehr hilfreich für einen Baum.
    Oder sollen die Arbeiter jetzt nachts mit dem Traktor durch die Parks und Straßen fahren?
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  • Meinungsvertreter
    Vielleicht verstehen die Mitarbeiter der Stadt physikalische Zusammenhänge besser als irgendwelche Kommentierende, die ohne Hintergrundwissen Faulheit unterstellen.
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  • desault
    Das Bündnis "Besser leben im Bischofshut" sollte Gießkannen an seine Mitglieder verteilen und jeder darf eine Baumpatenschaft übernehmen.
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  • June
    Das ist ja wahnsinnig ignorant. Sind ihnen die Bäume in der Stadt egal? Sie wollen es ja gar nicht anders.
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