Älter werden ist so eine Sache. Die einen nehmen es mit Humor und zelebrieren ihre Lachfalten. Die anderen beginnen ab einem bestimmten Lebensjahr, die Zahlen zu umgehen. Doch auch wenn das Alter nur eine Zahl ist, kommt um das Altern niemand herum. Doch wie lebt es sich eigentlich mit über 70 Jahren, wenn man nicht mehr regelmäßig zur Arbeit muss und sich das Leben frei gestalten kann?
Diese Redaktion hat mit acht Seniorinnen und Senioren aus Würzburg darüber gesprochen, wie alt sie sich fühlen und wie sie über ihr Alter denken:
Johannes Fischer aus Würzburg, 77 Jahre alt: Fiel es schwer, nicht mehr gebraucht zu werden
"Ich habe in einem Beruf gearbeitet, der mich immer geistig gefordert hat. Als ich in Rente gegangen bin, kam der große Schnitt. Ohne das dramatisieren zu wollen, muss ich sagen, dass das ein Einschnitt in meinem Leben war. Von heute auf morgen nicht mehr gebraucht zu werden, war nicht leicht. Ich habe dann elf Jahre meine Mutter betreut und bin seit anderthalb Jahren in der Seniorenvertretung.
Ich fühle mich nicht wie 77 Jahre, aber ich denke, man muss da zwischen der körperlichen und geistigen Verfassung differenzieren. Man muss anerkennen, dass die Beweglichkeit irgendwann nachlässt. Aber ich habe das große Glück, dass ich körperlich keine Probleme habe, auch weil ich nie körperlich schwer arbeiten musste. Zusätzlich mache ich noch viel Sport, ich spiele Golf und gehe regelmäßig zum Kraftsport. Das hält fit."
Renate Fiedler aus Würzburg, 76 Jahre alt: Sie möchte sich im Alter ihre Neugierde bewahren
"Ich merke schon, dass ich nicht mehr so fit bin wie mit 30 oder 50 Jahren. Im Kopf fühle ich mich nicht alt, aber ich werde regelmäßig daran erinnert. Wenn ich die Zeitung aufschlage und die Todesanzeigen sehe, dann finde ich da immer häufiger Menschen, mit denen ich einen Teil meines Lebens verbracht habe. Aber dennoch würde ich sagen, dass ich zufrieden mit meinem Alter bin.
Man wird viel gelassener und ärgert sich nicht mehr über so viele Dinge. Auch, weil man lernt, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist, sondern viele Grautöne dazwischen sind. Es ist auch wichtig, sich im Alter eine gewisse Neugierde zu bewahren, denn es gibt so viel Neues, womit man sich beschäftigen muss und das hält einen auch in gewisser Weise jung."
Hellmut Wisshofer aus Würzburg, 95 Jahre alt: Arbeitet auch im hohen Alter noch
"Als ich jung war, wollte ich nie alt werden, aber das Alter lässt sich nicht aufhalten. Ich war immer der Meinung, dass wenn ich nur genug Sport treibe, dann bleibe ich jung und gesund. Ich habe bin bis ins hohe Alter Ski gelaufen und habe bis letztes Jahr Tennis gespielt. Aber wenn man zu viel Sport treibt, dann wird man krank und wenn man keinen treibt, dann auch. Irgendwann kam dann eine Krankheit nach der anderen bei mir, aber im Kopf ist noch alles in Ordnung.
Ich bin jetzt 95 Jahre und arbeite immer noch jede Woche als Steuerberater, aber natürlich nicht mehr so viel wie früher – das hält geistig fit. Ich bin wirklich glücklich und zufrieden. Das einzige, was mich begleitet, ist der Verlust meiner Freunde. Die Todesfälle belasten mich schon."
Rosemarie Binder-Linsler aus Würzburg, 74 Jahre alt: Hält sich durch soziale Kontakte jung
"Das optische Altern war nicht immer so leicht für mich. Ich würde mich jetzt nicht schlank hungern wollen, aber im Alter nimmt man schneller zu. Das versuche ich schon in Grenzen zu halten und wenn man morgens in den Spiegel schaut, ist man manchmal nicht so begeistert. Als ich älter geworden bin, habe ich auch Schlupflieder bekommen und das hat mich sehr gestört. Das habe ich mir operieren lassen.
Sonst bin ich mit dem Alter zufrieden. Was auch positiv dazu beiträgt, sind die vielen sozialen Kontakte. Ich denke, es ist das einsam sein, was sich einen alt fühlen lässt. Aber ich gehe oft mit Freunden zu kulturellen Veranstaltungen und verreise gern. Ich bin Teil einer Oldie-Band und spiele begeistert Boule. Das und meine Enkelinnen und Enkel sorgen dafür, dass ich mich mit 74 sehr gut fühle."
Peter Wisshofer aus Heidingsfeld, 78 Jahre alt Hält sich mit dem Finden von Antworten fit
"Im Kopf fühle ich mich eigentlich noch richtig jung. Ich habe so gelebt, dass ich mir alle Wünsche und Träume, die ich hatte, erfüllt habe. Jetzt bin ich in einer Situation, wo ich mir denke, dass ich wunschlos glücklich bin. Ich fahre noch regelmäßig Fahrrad und habe mehrere Ehrenämter neben meiner Tätigkeit bei der Seniorenvertretung.
Ich bin zum Beispiel Vorstand des Vereins 'Internet für Senioren' und dort im Internetcafé tätig. Dort bringen wir Senioren alles zum Internet bei. Manche haben durch ihr Smartphone schon viel Erfahrung. Da haben wir als Helfer Schwierigkeiten, die Fragen zu beantworten. Aber wir versuchen trotzdem eine Antwort zu finden. So lerne ich immer wieder was dazu. Das hält jung und fit im Kopf."
Claudia Baitsch aus Lengfeld, 73 Jahre alt: Das Ehrenamt lässt sie weiter Teil der Gesellschaft sein
"Ich habe kein Problem damit, zu sagen, wie alt ich bin. Ich weiß, dass ich 73 Jahre bin und das reicht mir. Das älter werden hat auch Vorteile. Ich bin ruhiger geworden und überlege mehr. Nachteil ist, dass man natürlich nicht mehr so flott unterwegs ist, wie früher. Dennoch gehe ich immer noch jeden Tag spazieren und mit meinen Freunden und Bekannten einen Kaffee trinken.
Hinzu kommt auch noch das Ehrenamt. Das lässt mich weiter Teil der Gesellschaft sein und dadurch fühle ich mich gut. Außerdem reise ich auch unwahrscheinlich gern. Es gibt so Länderreisen in organisierten Kleingruppen. Da habe ich schon viele Länder bereist wie Kuba, Vietnam oder den Jemen. So bleibt man aktiv, aufgeschlossen und lernt neue Kulturen und Länder kennen."
Hannelore Wisshofer aus Heidingsfeld, 70 Jahre alt: Medikamente schränken ihren Alltag ein
"Vom Körper her fühle ich mich an manchen Tagen als wäre ich 80 Jahre. Im Geiste fühle ich mich aber noch lange nicht so alt. Ich habe Fibromyalgie, also chronische Muskelschmerzen, und deshalb jeden Tag Schmerzen. Deshalb bekomme ich starke Medikamente, von denen ich ständig müde werde und viel schlafe.
Am liebsten würde ich die Tabletten absetzen, denn sie schränken mich in meinem Alltag stark ein. Das ist wirklich traurig. Ich fühle mich im Kopf wie 35, aber die Medikamente sorgen dafür, dass ich mich immer mehr zurückziehe. Dabei ist das Schöne im Alter eigentlich, dass man keine Verpflichtungen mehr hat und tun kann, was man will. Aufgrund meiner Krankheit kann ich das aber leider nicht so ausleben, wie ich gerne würde."
Rigobert Scholer aus Oberdürrbach, 66 Jahre alt: Will die Rädchen weiter am Laufen halten
"Alter ist für mich nur ein Wort. Ich für mich würde sagen, dass ich eine sehr offene und tolerante Art habe und das ist für mich der Schlüssel, um jung zu bleiben. Ich arbeite nebenbei noch als ehrenamtlicher Richter im Amtsgericht Würzburg und bin im Prüfungsvorstand der IHK. Dadurch habe ich viel mit jungen Menschen zu tun und das trägt natürlich auch dazu bei, dass ich mich noch gar nicht so alt fühle.
Ich interessiere mich sehr für die Astronomie und spiele Schach. Das macht man dann schon auch, damit die Rädchen da oben am Laufen bleiben. Wichtig ist, dass man wissbegierig bleibt. Aber nicht nur im Kopf, auch körperlich sollte man aktiv bleiben. Ich gehe immer noch regelmäßig zum Tischkickern und bin zusätzlich Sportschütze. Zufriedenheit, Humor und ein positiver Blick aufs Leben halten mich jung."
Zufrieden oder sogar glücklich im Alter ist, wer möglichst im Vollbesitz seiner/ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten bleibt.
Zweitens die seelische Komponente, die sich an Sozialstatus und Familienstand orientiert. Wer einsam ist, hat auf Dauer weniger Lust und Freude am Leben.
Dritter wesentlicher Aspekt ist die Vermögens- bzw. Einkommenssituation. Eine normale Regelaltersrente reicht häufig heute nicht mehr aus für ein halbwegs auskömmliches oder vernügliches Leben. Insbesondere gilt dies für Stadtbewohner.