Was kann es Schöneres geben: Die Gespräche mit der Partnerin oder dem Partner ergeben Sinn, kein Nachbar meckert über laute Diskussionen und im Vorweihnachtsstress behält jeder noch den Überblick. All das ist diese merkwürdige Sache namens Harmonie, für die es wahrlich keine blau-gelbe Bauanleitung gibt – weder auf schwedisch, fränkisch noch auf hochdeutsch.
Aber kein Wunder, dass Würzburger nicht unbedingt wissen, was das ist. Denn eine Studie hat jetzt herausgefunden: In der Domstadt kommt es im Vergleich zu anderen Regionen häufiger zu Konflikten. Friede, Freude, Eierkuchen? Gibt's nicht. Zoff, Wut und olle Krapfen trifft es hier eher. 24,3 Streitfälle waren es im vergangenen Jahr pro 100 Einwohner. In den Landkreisen Main-Spessart und Schweinfurt geht es da gesitteter zu. Ein Schelm, wer jetzt denkt "Ja, da ist ja auch nichts los". Nein, da zeigt sich einfach das friedliche Landleben, über das die stress- und streitgeplagten Städter nur schwärmen können.
Das Würzburger Streit-Modell
Aber zurück in die Streitmetropole Würzburg. Dort sorgen vor allem Privatangelegenheiten (43,3 Prozent) für dicke Luft. Was das genau heißt, konkretisiert die Studie nicht. Darüber lässt sich also auch streiten. Über den Verkehr gibt es am zweithäufigsten Clinch. Das klassische Würzburger Modell könnte sein: Autofahrer gegen Radfahrer, Brückenschöppler gegen Radfahrer oder Fußgänger gegen Radfahrer.
Doch der Zank sorgt nicht nur für Ärger, sondern auch für ein tiefes Loch im Geldbeutel. Mehr als jeder zehnte Streit in Würzburg übersteigt den Wert von 10 000 Euro. Zum Glück ist bald Weihnachten. So kommt vielleicht der eine oder andere Euro wieder ins Haus.
Explosive Stimmung unterm Christbaum
Einen Wermutstropfen gibt es aber noch an Heiligabend – und das nicht nur im Glas von Onkel Holger. Weihnachten ist nämlich erfahrungsgemäß die Zeit im Jahr, in der der Harmoniepegel in Familien besonders hoch angesetzt ist – und somit auch rapide abfallen kann wie die handgeklöppelte Glaskugel vom Discounter-Baum. Schenkt man der oben beschriebenen Studie Glauben, können lang gehegte Konflikte und Spannungen dann nämlich besonders schön explodieren.
Rund 61 Prozent klagen laut einer amerikanischen Umfrage an den Feiertagen über Beziehungsprobleme. Dating-Plattformen geben zudem an, dass sie um den Jahreswechsel die meisten Neuanmeldungen haben. Und laut einer britischen Untersuchung ist die Gefahr, von seinem Partner verlassen zu werden, im Dezember am höchsten. Aber alles hat dann doch etwas Gutes: Dass Würzburg in Studien mal weiter vorne liegt, kommt ja nicht so oft vor. Wenn wir weiter so fleißig streiten, wird es im nächsten Jahr wieder was mit dem Treppchen, echt wahr!
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