
Mal ehrlich: Ein gutes Gefühl ist das nicht, ein frisch geschlagenes Weihnachtsbäumchen nach Hause zu schleppen, es dort in einen Christbaumständer zu zwängen und dann mit anzusehen, wie es Tag für Tag immer dürrer und blasser wird, ehe es dann in der Grüngutsammelstelle sein irdisches Dasein endgültig beendet. Weil das nicht nur Ihnen und mir so geht, ist ein neuer Trend im Entstehen begriffen: der Leih-Weihnachtsbaum.
Es handelt sich dabei um Christbäume im Topf, die nach ihrem großen Auftritt an Heiligabend wieder an den Vermieter zurückgegeben werden können. Der Gedanke, dass das Bäumchen am Leben bleiben kann, ist irgendwie wohltuend. Allerdings legt die Tatsache, dass der Mietbaum nach der Rückgabe ausgepflanzt wird, die Vermutung nahe, dass er im darauffolgenden Jahr dann doch als Nullachtfuffzehn-Weihnachtsbaum verendet.
Hauseigene Monokultur aus Nordmanntannen
Wie kann man das verhindern? Nun, zum Einen natürlich, indem man den Baum behält und ihn im eigenen Garten auspflanzt. Das hat den möglicherweise etwas eigenartigen Effekt, dass sich der luftige Vorstadtgarten über kurz oder lang in eine Nordmanntannen-Monokultur verwandelt, in deren düsterem Unterholz es selbst Rotkäppchen Angst und Bange werden würde.
- Wie sie den richtigen Weihnachtsbaum finden
Die zweite Variante: Das Bäumchen bleibt das restliche Jahr über im Topf. Auf der Terrasse vielleicht zunächst, oder sogar auf dem Balkon. Das hat den gravierenden Nachteil, dass der Baum wächst und mit dem spartanischen Platzangebot in seinem Topf schon bald nicht mehr zufrieden sein wird.
Gnadenhof für Weihnachtsbäume
Wer seinen Weihnachtsbaum also Jahr für Jahr wiederverwenden möchte, wird irgendwann ein zwölf Meter hohes Monstrum sein Eigen nennen, das in einem zwei mal drei Meter großen Pflanztopf wohnt und nur mit Unterstützung sämtlicher Nachbarn im Wohngebiet und mit schwerem technischem Gerät überhaupt noch von A nach B bewegt werden kann. (Im Wohnzimmer muss natürlich die Decke zum Obergeschoss heraus gebrochen werden, das versteht sich ja wohl von selbst).
Bleibt also nur noch Ausweg Nummer drei: Wir suchen uns ein liebevolles Zuhause für unseren Weihnachtsbaum. Vielleicht wollte der Nachbar ja schon immer eine kleine Tanne für seinen Vorgarten. Oder der örtliche Bauhof will einen Kreisel bepflanzen. Oder, wenn alle Stricke reißen, es gibt vielleicht so etwas wie einen Gnadenhof für ausrangierte Leih-Weinhachtsbäume. Da kann man seinen Baum dann später sogar ab und zu besuchen kommen.