Alle Jahre wieder, kommt... der Weihnachtsstress. Weihnachten, das kennen Sie. Das ist dieses für die große Zahl der Kirchenverweigerer auf die Entgegennahme von Geschenken reduzierte Wintersonnenwendenfest. Und das merkt jeder wahrlich jetzt schon. WEIHNACHTEN! CHRISTSTOLLEN! ADVENT! Um Gottes willen, in gut fünfeinhalb Wochen ist ja schon Heiligabend. Schöne Bescherung aber auch.
Von dieser Erkenntnis sind augenscheinlich auch viele Würzburger mehr oder minder überrascht worden. Denn wer jetzt noch an einem Samstag die Innenstadt betritt, begeht den größten Fehler, den man Mitte November wohl machen kann. Zwischen Shoppingtüten und Daunenjacken findet sich der gemeine Stadtbummler als vorweihnachtliche Ölsardine wieder. Wohlig warm behütet und eingepackt in einer Mischung aus Stress-Schweiß, elektrisiertem Haupthaar und dem Fiffi von Frau Müller, der zu seinem Leidwesen in den überfüllten Kaufhof mitgeschleppt wird – und nach dieser Aktion ein Ohr weniger hat. Armes Ding.
Eine Krawatte oder doch lieber die Thymianseife?
Dann heißt es zwanzig Minuten an der Kasse stehen, nur um den grimmig gelaunten Konsummitläufern zuzuschauen, wie sie ein Paar hässliche Weihnachtssocken für Onkel Rüdiger bezahlen. Und das nur, um sie dann am 23. Dezember stolz sagen zu hören: "Also ich habe ja schon alles im November gekauft". Meine Wenigkeit hätte bis zum 24. Dezember längst wieder vergessen, welches Geschenk in welcher bunten Verpackung ist, so dass Oma versehentlich den E-Scooter bekommt und das Enkelchen den guten Scotch aus Schottland.
Doch heißt es nicht jedes Jahr von der Zellerau bis zur Lindleinsmühle, von der Sanderau bis Grombühl: "Natürlich, wir schenken uns nichts?" Und erst recht keine Zwangsmitbringsel, keine Krawatte für den Vater, keine Thymianseife für die Tante - und schon gar nicht das zehnte Heizkissen für Großmutter. Aber es kommt ja wahrlich immer anders, als man denkt.
Mit dem Adventskalender ins Minus
Einen Tipp noch für alle, die dieses Jahr keinen öden Schoko-Adventskalender verschenken wollen. Der Einzelhandel hat sich Gedanken gemacht, mit welchen kreativen Ideen sich noch mehr Geld scheffeln lässt. Die Marge vom 0,95 Euro-Schoki-Kalender ist für einen Geschäftsmann anscheinend nicht attraktiv genug. Die Ergebnisse dieser Ideensammlung sind mittlerweile in jedem Würzburger Kaufhaus oder Drogeriemarkt zu finden.
Es gibt heute Kalender für weitaus mehr Kohle. Zum Beispiel eine Version mit 24 Paar Socken. Für 200 Euro. Oder mit 24 Sexspielzeugen für 120 Euro. Der Kalender für die heißen Stunden in den kalten Wintermonaten war sogar zeitweise mal ausverkauft, wenn man dem Hersteller glauben schenken darf. Wer diese Adventskalender für seine Liebsten kauft, muss aber hoffen, dass er zu Heiligabend Geldgeschenke zurückbekommt, damit der Dispo nicht so glüht wie die überfällige Weihnachtsgans im Ofen. Ob es einen speziellen Würzburger OB-Kandidaten-Kalender gibt, ist wahrlich nicht bekannt. Der dürfte mit sieben Türchen aber wenigstens bezahlbar bleiben.
"Oh Gott, frag nicht!", ist eine beliebte Antwort auf die Frage, wie es denn in der Vorweihnachtszeit – also bekanntlich schon jetzt – so läuft. Das gipfelt irgendwann in ein "Bin ich froh, wenn das vorbei ist!". Wenigstens dann weiß man, auch dieser Stress hat mal ein Ende. Echt wahr!
L.G. Martin Dobat
Keiner wills mitmachen, aber jedes Jahr macht jeder mit.