Reges Treiben im Burghof von Burg Brattenstein in Röttingen. Dort bereiten sich 72 Schülerinnen und Schüler aus drei Schulen gemeinsam mit den Mitgliedern des Jungen Theaters auf ein echtes Großprojekt vor. Das Musical "Tabaluga" soll im Rahmen der Frankenfestspiele Röttingen von Freitag bis Montag auf die Bühne gebracht werden. Dafür haben die Kinder und Jugendlichen extra schulfrei bekommen. 

Überall in der Burg werden Kinder geschminkt, ihre Haare werden frisiert und Kostüme angezogen. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler eilen von einem Raum zum nächsten, dazwischen wird Tonequipment herumgetragen. In einem Raum hilft die 13-jährige Julia gerade den Jüngeren beim Schminken. "Ich war schon öfter auf der Bühne hier, deshalb bin ich jetzt nicht wirklich aufgeregt. Aber klar, so direkt vor dem Auftritt ist die Aufregung noch da", sagt Julia, die die Realschule Ochsenfurt besucht und für das Musical in die Rolle des kleinen Drachen Tabaluga schlüpft.

Die Generalprobe beginnt mit einem Soundcheck und Warm-up

Um kurz nach 9 Uhr ruft Frederike Faust, die Leiterin des Jungen Theaters der Frankenfestspiele, alle zum Soundcheck auf die Bühne. Trotz Regen wirken die Kinder hoch motiviert. Zum Aufwärmen spielt die Tontechnikerin einen Popsong von P!nk und alle beginnen zu tanzen. Die Kinder und Jugendlichen werfen abwechselnd ihre Hände in die Luft und schütteln sich, um ihren Körper in Schwung zu bringen. Auch das Gesicht wird durch Kneifen aufgewärmt. Dann ist die Stimme an der Reihe und ein Summen geht durch die Menge.

Sogar der erste Bürgermeister der Stadt Röttingen, Hermann Gabel, ist gekommen, um sich die Probe anzusehen. Faust lobt die Unterstützung: "Ohne Sie und die Stadt Röttingen wäre das Ganze gar nicht möglich". Gabel wiederum lobt das Engagement von Faust, die sich bei Ihrem tollen Team bedankt. Nur durch die Hilfe zahlreicher Eltern, die beim Schminken oder der Tontechnik unterstützen, sei dieses Mammutprojekt stemmbar, sagt Faust. Die Mühe scheint sich zu lohnen, denn auf die Nachfrage des Bürgermeisters, ob es den Kindern und Jugendlichen Spaß mache, antworten diese mit einem entschiedenen "Ja!".

Die Kinder und Jugendlichen sind mit Begeisterung dabei

Nach dem Warm-up verschwinden alle wieder schnell in den Räumen der Burg. Dort geht es an den letzten Feinschliff. In einem Umkleideraum schminken sich Selma, Sophie, Lotte und Julia gerade gegenseitig. Die elf- und zwölfjährigen Mädchen spielen Schwarze Witwen. "Wir freuen uns drauf", meinen alle vier. Sophie, die die Realschule Ochsenfurt besucht, nimmt aus einem besonderen Grund an dem Projekt teil. "Ich will mal Schauspielerin werden", erzählt sie stolz. "Es macht mir Spaß, mit Personen, die man nicht kennt, zusammenzuarbeiten, sich kennenzulernen und neue Freundschaften zu finden."

Julia, die das Deutschorden-Gymnasium in Bad Mergentheim (DOG) besucht, empfand die Zusammenarbeit mit den ihr teils unbekannten Schülern und Schülerinnen anfangs als Herausforderung. "Am Anfang kannte man noch nicht die Namen", sagt sie. "Das war dann immer ein bisschen komisch, weil man nicht 1000 Mal nachfragen wollte, wie jemand heißt." Mittlerweile hätten sie sich gut kennengelernt und seien ein gutes Team.

Die Generalprobe verläuft gut

Frederike Faust wischt noch schnell die Bühne ab, die wegen des starken Regens ganz nass ist und um kurz vor 10 Uhr geht es dann richtig los. Erst wird die offizielle Begrüßung geprobt. Die Besucher werden dazu aufgefordert, ihre Plätze einzunehmen. Vor der eigentlichen Probe wird es dann plötzlich ganz ruhig und letzte Lichter im Gebäude erlischen. Musik ertönt und die ersten Kinder erscheinen auf der Bühne und beginnen zu sprechen. Faust steht im Zuschauerbereich mit dem genauen Text und kontrolliert die Sätze. Der Text und auch die musikalischen Einlagen sitzen. 

Von der Tribüne aus leitet eine Lehrerin die Kinder beim Singen an. Einige Kinder und Jugendlichen rappen sogar, was ihnen sichtlich Spaß zu bereiten scheint. Bis auf kleine Ausnahmen verläuft alles fehlerfrei. Nur wenige Male weist Faust Kinder darauf hinweisen, lauter zu sprechen oder langsamer zu tanzen. Sie tanzt selbst am Rand mit und scheucht die Kinder nach ihrem Auftritt mit einer zackigen Handbewegung von der Bühne. Der Regen bleibt die einzige Herausforderung bei dieser Probe. Faust ist durchwegs damit beschäftigt, Sitzkissen für die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler zu holen. Schließlich soll auf der vom Regen feuchten Bühne niemand im Nassen sitzen.

Die Proben waren sehr zeitintensiv

In den letzten Wochen wurde sehr viel geprobt. Dadurch wurden die Kinder selbstsicherer. "Ich bin schon aufgeregt. Ich kann mich noch erinnern bei den ersten Proben, da konnte ich mir es gar nicht vorstellen, auf der Bühne zu stehen", erzählt die elfjährige Ilaria vom DOG in Bad Mergentheim. Die ganze Woche hätten sie abends in Röttingen bis 18.30 Uhr geprobt. Außerdem berichtet sie von Probewochenenden, an denen immer samstags und sonntags für ein paar Stunden geübt wurde. 

"Jetzt finde ich es echt cool, auch wie die Bühne mit dem Vulkan aussieht", ergänzt Ilaria. "Ich war noch nie bei einem Musical dabei und finde es gut, dass auch Leute genommen wurden, die noch keine Erfahrung haben", meint sie abschließend. Das Musical "Tabaluga" findet am Samstag und Sonntag um jeweils 16 Uhr und am Montag um 10 Uhr im Burghof von Burg Brattenstein in Röttingen statt.