"Der Platz ist richtig schön geworden", freut sich Würzburgs Baureferent Benjamin Schneider über die neue Fußgängerfläche zwischen Rathaus-Arkaden und Alter Mainbrücke. Er glaubt, dass das Ergebnis der Umgestaltung auch jene Bürgerinnen und Bürger überzeugt, die die Baumaßnahme in sozialen Medien oder Online-Kommentaren kritisiert hatten. Auch aus der Politik hatte es Kritik gegeben: Stadtrat Volker Omert (Freie Wähler) nennt die Baumpflanzung "Schwachsinn", für CSU-Landtagsabgeordnete Andrea Behr ist diese "Steuermittelverschwendung".
Warum wurde die Fläche neu gemacht? Und wie verteilen sich die Kosten? Fragen und Antworten:
Was wurde zwischen Rathaus und Alter Mainbrücke gemacht?
Die Fläche zwischen den Rathaus-Arkaden und dem Aufgang zur Alten Mainbrücke diente bislang als Wartespur für Taxen, zum Parken und dem Abstellen von Fahrrädern. Auf Grundlage des "Stadtbodenkonzeptes" hat die Bauverwaltung diese Ecke umgestaltet: mit Sitzgelegenheiten, Trinkbrunnen, einer Spiel-Skulptur für Jung und Alt, drei Bäumen und einem Pflanzbeet entlang der Karmelitenstraße. Eingeweiht wird der Platz beim Brückenfest am Donnerstag, 27. Juni.
Ist diese Umgestaltung besonders teuer?
Knapp zwei Millionen Euro hat laut Schneider die Umgestaltung der rund 1400 Quadratmeter gekostet. Laut Baureferat liegen die Baukosten im üblichen Rahmen. 2022 – bei günstigeren Baukosten – war mit 1,7 Millionen Euro kalkuliert worden. Zum Vergleich: Der vor fünf Jahren fertig gestellte rund 2000 Quadratmeter große Rathausplatz in Heidingsfeld hat 2,3 Millionen Euro gekostet.
Wer hat die Umgestaltung gewollt?
Bereits 2014 schlug der ehemalige Oberbürgermeister Jürgen Weber (WL) vor, hier Bäume zu pflanzen. 2021 brachte der Stadtrat die jetzt durchgeführte Umgestaltung einstimmig auf den Weg. Im Februar 2022 bekamen die Stadträtinnen und Stadträte die Pläne für den Platz mit Bäumen und Begrünung zu sehen und stimmten der rund 1,7 Millionen Euro teuren Maßnahme fast einstimmig (nur die Afd war dagegen) zu.
Als zehn Monate später die Planungen abgeschlossen waren und der Bescheid der Regierung von Unterfranken für 1,3 Millionen Euro Fördermittel vorlag, waren CSU und SPD plötzlich dagegen. "Angesichts der Haushaltslage und nötigen anderen Ausgaben wie zum Beispiel der energetischen Sanierung von städtischen Gebäuden sahen wir keine Priorität für diese Platzgestaltung", erklärt CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth heute gegenüber der Redaktion die Kehrtwende seiner Fraktion im Dezember 2022.
Die Mehrheit des Stadtrats unterstützte die Pläne der Verwaltung. Als der Bau begann und auf Facebook darüber geschimpft wurde, schrieb Roth in einem Post im März 2023: "Die CSU hat mehrfach gegen diesen Unsinn gestimmt."
Was wird am neuen Platz kritisiert und von wem?
Kritisiert werden von SPD, CSU und einzelnen Mitgliedern des Stadtrats die Kosten. Vor allem der Aufwand für die Baumpflanzung sei zu groß. "Das ist ein Millionengrab", sagt Stadtrat Volker Omert (Freie Wähler) auf eine aktuelle Anfrage der Redaktion. "Bäume für 1,8 Millionen Euro zu pflanzen ist Schwachsinn." Er fände es besser, Bäume dort ohne speziellen Aufwand zu pflanzen. "Wenn die in zehn Jahren kaputt sind, nimmt man sie halt wieder raus."
Auch CSU-Stadtrat Aaron Schuster hatte 2022 die "horrenden Kosten für drei Bäume" bemängelt. Fraktionschef Roth findet heute zwar, dass der neue Platz optisch gelungen ist, kritisiert aber den Betonverbrauch (siehe weiter unten): "Was durch den Beton an CO2 erzeugt wurde, können die drei Bäume nie mehr aus der Luft holen."
Sogar die CSU-Landtagsabgeordnete Andrea Behr mischt sich in diesem Fall in die Kommunalpolitik ein. Anfang Mai kritisierte sie in einer öffentlichen Rede die Bäume vor dem Rathaus als zu teuer. Auf Anfrage der Redaktion begründet sie das so: Bei der zwei Millionen Euro teuren Maßnahme stimme die "Kosten-Nutzen-Relation" nicht. Behr: "Der finanzielle Aufwand steht in keinem Verhältnis und die CO2-Bilanz stimmt nicht, deshalb ist das eine Verschwendung von Steuergeld." Nach ihrer Information hätte man mit dem Geld die "ganze Stadt mit vertikaler Fassadenbegrünung ausstatten können".
Auf die Frage, wie viel Geld denn die Pflanzung der Bäume gekostet hat, sagt Behr, dass sie das auch gerne wüsste, aber "nicht recherchieren" könne. 200.000 Euro würde der Freistaat nach ihrer Information zu der Baumaßnahme Euro beisteuern.
Was kostet die Pflanzung der Bäume tatsächlich?
Fragt man das Baureferat, erfährt man folgendes: Bäume und Pflanzung machen 300.000 Euro der zwei Millionen Euro teuren Maßnahme aus. Der Freistaat zahlt davon 1,3 Millionen Euro - aus dem bayerischen Städtebauförderungsprogramm und aus dem Corona-Sonderfonds "Innenstädte beleben".
Die 300.000 Euro für drei Platanen und 85 Quadratmeter Grünfläche verteilen sich laut Baureferat gerundet so: 55.000 Euro für Verlegung von Leitungen der Telekom; 30.000 Euro für archäologische Untersuchungen, die von der Denkmalpflege bei tieferen Erdarbeiten vorgeschrieben sind; 100.000 für Erdaushub sowie Zu- und Ableitungen und sonstige Ausstattung der Baumgrube, 100.000 Euro für den Betontrog und 15.000 Euro für Bäume und Pflanzen und deren Pflege.
Die restlichen 1,7 Millionen Euro verteilen sich so: 750.000 Euro für die Bodenvorbereitung bis zur Asphaltschicht, 750.000 Euro für Anschaffung und Verlegung des Muschelkalks und Bänke, Trinkbrunnen etc., 200.000 Euro Nebenkosten wie zum Beispiel Entsorgung von Asphalt oder technischer Begleitplanung.
Warum ist die Pflanzung von Bäumen in der Innenstadt aufwändig?
"Wenn man in der Innenstadt einen Baum pflanzen will, ist der Aufwand hoch", sagt Baureferent Schneider. "Es genügt nicht, dafür ein zwei mal zwei Meter großes Loch zu graben. Denn oft liegen Leitungen im Boden."
Um am Rathaus Platz für die Baumgrube zu schaffen, mussten nach der archäologischen Untersuchung erst Leitungen der Telekom aus dem Weg geräumt werden. Dann wurde ein rund 100 Quadratmeter großer und zwei Meter tiefer Trog gegossen und mit Pflanzsubstrat gefüllt. In diesem Trog wurden die drei Platanen gepflanzt.
Der Trog schützt zum einen den darunter liegenden Kanal vor eindringenden Wurzeln, zum anderen funktioniert er als ein Stück Schwammstadt: Aus der Regenrinne vom Dach des Rathauses fließt Regenwasser in den Trog, bewässert die Bäume und versickert über einen Überlauf ins Grundwasser.
Ist dieser Aufwand neu?
Bereits die Umgestaltung der oberen Juliuspromenade vor 25 Jahren kostete zwei Millionen Mark mehr, weil hier 16 Bäume gepflanzt wurden: Laut Baureferat mussten unter anderem Leitungen verlegt und Betonplatten im Untergrund verlegt werden.
Neu ausprobiert wird am Grafeneckart die Kombination von Betontrog, Wasserspeicher und Versickerung von Regenwasser. "Das könnte ein Modell auch für andere Standorte sein", sagt Baureferent Schneider – auch um sich durch die Bewässerung mit Regenwasser arbeitsaufwändiges Gießen zu sparen. "Wenn man künftig erfolgreich Bäume nachpflanzen will, wird man mit diesem Aufwand rechnen müssen."
Platanus X hispanica (gewöhnliche Platane)
"20 bis 30 m hoch, gelegentlich auch höher, Kronendurchmesser 15 bis 25 m, freistehende Exemplare sind im Alter oft breiter als hoch. Die Platanen am Schweriner Schloss haben ein Alter von 142 Jahren und einen Kronendurchmesser von 45 m, Jahreszuwachs in der Höhe 50 cm, in der Breite 40 cm, in den ersten 10 bis 15 Jahren stärker."
https://online.bruns.de/de-de/artikel/5206/platanus-acerifolia
Der wirklich arg provinziell und in meinen Augen nach wie vor bescheuert (Sie können auch „lächerlich“ sagen) klingende Begriff „Plätzle“ für ein Eck, das bereits Teil eines benannten Platzes ist, würde völlig aus der Reihe tanzen, da mir nicht bekannt ist, dass es in Wü bereits amtlich so benannte Plätzle, Gässli o. ä. gibt.
Ich habe bereits an anderer Stelle vorgeschlagen, es aus Gründen der Übersichtlichkeit und des räumlichen Bezugs bei der Bezeichnung „Beim Grafeneckart“ zu belassen.
Hier ist bestimmt auch ein mittlerer sechsstelliger Betrag fällig gewesen.
hofft. Die beste Baumpflege des Gartenamtes für unsere stummen Schützlinge muss allerdings einhergehen mit unser aller Achtsamkeit und der klaren Haltung, Baumpinkeln von Tier & Mensch zu unterlassen. Dann, so glaube ich, wird am "Franz-Seberich-Plätzle" die Platanen-Dreieinigkeit prächtig gedeihen wie deren Verwandte in Alleeformation am grünen Heuchelhof.
wenn wir jetzt über das Sparen von 30 Millionen Euro für den Theaterbau reden wollen, kommt auch Ihre Polemik zu spät. Sie wollen doch auch nicht, dass das Bayerische Staatstheater Würzburg abgerissen wird, um Geld zu sparen oder? Ähnlich verhält es sich bei den drei Platanen zwischen Rathaus und Alter Mainbrücke. Die Stadt als Vertretung der Bürgerschaft hat sie erfreulichetweide gewollt, nun muss auch die materielle und die ideelle Rechnung bezahlt werden. Gerne können Sie und alle diesbezüglichen Kritisieren den die Stadt mit einer großzügigen Spende unterstützen, wie auch beim Barocken Hafenareals. Das wäre doch einmal ein Zeichen von Großmut in all jenen, die das Geld dazu haben.
Sie können nicht ihr Privatbudget mit dem des Freistaats und des Bundes vergleichen. Sie müssen das ins Verhältnis setzen.
Oder was soll Ihrer Meinung nach mit der Festung geschehen? Verfallen lassen und abreißen? Das kostet sicherlich nichts.
Witzig daran ist, dass Kommunen einem Bürger verbieten wollen den Vorgarten als Steingarten anzulegen, selbst aber sorgen sie für vollkommen überhitze Innenstädte durch "Dummplanerei". Vollkommen unverständlich!
Mir tut es in der demokratischen Seele weh, wenn hier ständig und stets (v.a. aus CSU-Kreisen) Öl ins Feuer gegossen wird - so wird das nichts mit aktivem Zuhören und ehrlichem Austausch von Argumenten und auch nicht mit gutem Konsens: die Trommel "Die Grünen sind schuld / Wehewehe vor der grünen Ideologie" hat noch nie gestimmt & wird auch durch lautes Schreien (Söder/Hermann/Behr) nicht wahrer.