Der gebürtige Würzburger Frank Knüpfing ist seit 2017 in der Würzburger Szene bekannt. Damals kaufte er den Club Odeon in der Augustiner Straße, 2018 die Großdisko Airport in der Gattingerstraße und seit 2021 betreibt er das Café Hoch3-Skylounge im Wöhrl am Vierröhrenbrunnen. "Außerdem betreibe ich eine Kantine und Caterings und bin Dienstleister für das Merchandise der Würzburger Baskets", berichtet er im Gespräch mit der Redaktion.
Perfekte Lösung für die Stadt
Jetzt will der 49-Jährige stärker ins Veranstaltungsgeschäft einsteigen und dazu eine Halle auf seinem Grundstück in der Gattingerstraße bauen. Was Knüpfing als "Vision" bezeichnet, nennen die Stadträte der Fraktionen CSU, FDP/Bürgerforum und ÖPD einen "Glücksfall" für die Stadt.
Seitdem klar ist, dass die Posthalle am Bahnhof irgendwann einem Neubau weichen muss, sucht man für dieses Kulturangebot einen neuen Standort. Dass ein privater Investor eine solche Halle bauen will, ist für die Mehrheit des Stadtrats eine perfekte Lösung, weil sie der Stadt nichts kostet.
Was hat Knüpfing vor? Mit einer neuen Veranstaltungshalle will er am Glanz des früheren Airports anknüpfen, das in den 80er und 90er Jahren ein deutschlandweit bekannter Partytempel war. Im Airport gab es Raves mit Sven Väth oder Cosmic Baby. Im benachbarten Rockpalast spielten Hooters, James Brown oder BAP.
Ähnliches Angebot wie in der Posthalle geplant
"Veranstalter, die in Würzburg aktiv sind, haben mir bestätigt, dass es Bedarf für eine moderne Halle in dieser Größenordnung gibt", sagt Knüpfing. Wieviel er in den Bau investiert, könne er noch nicht sagen. "Für konkrete Zahlen ist es noch zu früh." Es gebe zwar erste Vorplanungen, aber noch keine Visualisierung. 18 bis 24 Monate rechnet er für das Genehmigungsverfahren.
"Ich stelle mir ein ähnliches Angebot vor, wie das, was es jetzt in der Posthalle gibt", antwortet der Club-Betreiber auf die Frage nach seinem Konzept - also einer Mischung aus kulturellen und kommerziellen Veranstaltungen. Auch Podiumsdiskussionen oder Flohmärkte kann sich Knüpfing dort vorstellen. Wirtschaftlich rentabel sei das unter anderem auch durch Synergieeffekte mit dem Airport-Betrieb.
Knüfping ist kein Musikfreak sondern Kaufmann
Knüpfing ist weder Musikfreak noch kommt er aus der Gastroszene. "Ich bin Kaufmann", sagt der verheiratete Familienvater, der in der Versicherungsbranche gearbeitet hat und nach dem Erwerb der Odeon-Immobilie feststellte, dass er den Club auch selbst führen kann. "Den Sachverstand für die Musik und das, was gerade angesagt ist, hat mein Team. Darauf kann ich mich verlassen."
Dass die Verkündung von Knüpfings Hallenplänen bei den städtischen Haushaltsberatungen das Aus für die Posthalle und damit für einen direkten Konkurrenten bedeuten kann, hat Knüpfing nach eigener Aussage nicht auf dem Schirm gehabt. Posthallen-Betreiber Jojo Schulz ist schon länger über seine Pläne informiert worden. Dass diese genau zu dem Zeitpunkt öffentlich wurden, als der Stadtrat über eine Unterstützung der Posthalle sowie die Finanzierung eines Alternativstandorts debattierte, sei nicht seine Entscheidung gewesen, sondern die von Stadträten.
Wie berichtet, hat der Stadtrat mit knapper Mehrheit für den Haushalt 2023 einen Zuschuss für den Weiterbetrieb der Posthalle genehmigt - aber aufgrund der Pläne Knüpfings kein Geld für die Entwicklung des Alternativstandorts Glaskeil in der Aumühle. Am Montag hat der Kulturausschuss beschlossen, dass sich die Stadtverwaltung trotzdem mit beiden Projekten beschäftigen soll.
Es soll geklärt werden, ob das Glaskeil-Areal als künftige Posthalle realisierbar wäre und man möchte wissen, welches (Kultur)angebot Knüpfing in seiner neuen Halle plant. Zudem will die Stadt mit dem Vermieter der Posthalle, der Beethoven Gruppe, sprechen, um den Mietvertrag zu verlängern. Dieser endet bislang im Juni nächsten Jahres.
"Diesen Standort sollten wir noch für einige Jahre sichern", sagt Oberbürgermeister Christian Schuchardt gegenüber der Redaktion. Im Moment gibt es noch keinen Zeitpunkt für den Abriss der Posthalle, in der seit 2008 Konzerte stattfinden und die Platz für den Musiktreff Immerhin, Start-Ups und Kreativbüros bietet. Die Beethoven Gruppe hat das Gelände 2015 gekauft, um dort Wohnungen und Gewerbe zu errichten, ein Bebauungsplan wird laut Verwaltung aber derzeit nicht vorbereitet.
Weil laut OB die Posthalle eine "kulturelle Institution" ist, die den Standort Würzburg auszeichnen, brauche es neben der kurzfristigen Verlängerung des Mietvertrags eine mittelfristige Perspektive an einem anderen Standort. Schuchardt: "Ich halte es für sinnvoll, sowohl das Areal Glaskeil als auch das neue Angebot von Frank Knüpfing zu prüfen."
Knüpfing freut sich schon auf das angekündigte Gespräch mit Kulturreferent Achim Könneke und ist neugierig auf dessen Themen. Ob die Posthalle im Juni schließt oder nicht und ob das Glaskeil-Areal von der Stadt als Alternativstandort vorangetrieben wird, sei für ihn aber nicht so wichtig. "Ich baue meine Halle auf jeden Fall."
Gattingerstraße, so gut wie keinen ÖPNV, keine Infrastruktur wie Kneipen, Bars oder andere Gastro bzw. auch Hotels im nahen Umfeld. Das ist eine der ödesten Straßenzüge für Partymenschen.
*glänzte doch nur unter den damaligen Parkbedingungen u.a.!
Wer sich heute dort an geltende Parkregelungen halten will, findet doch weder am Tage noch in der Nacht einen mehrstündigen Abstellplatz. Oder der VÜD kommt. Und das soll er auch, sonst kommt Keiner mehr durch.
Hunderte Meter Fussmarsch wären mir zu doof und Nachts auch gefährlich.
Von wegen " Glücksfall " .... ! ?? Aber der Investor entscheidet über sein Glück ganz persönlich.. !! Die " gutheissende Ratsgemeinschaft hat das Glück, dass Problem dann nicht direkt am Hals, sondern " weit draussen" !!
Zum Glück ....
Vielleicht sollte sich der „Kaufmann“ mal Gedanken machen wo und wie man eine Halle erfolgreich betreiben kann, sicher nicht am A. d. Welt.
Die glorreichen Zeiten des Airports sind seit 20 Jahren vorbei und die kommen auch nicht mehr zurück.
Warum das lt CSU und Konsorten ein Glücksfall sein soll, erschließt sich mir nicht.
Am Ende muss dann irgendwann vielleicht wieder der Steuerzahler subventionieren, wenn’s nicht läuft.
Solche kulturellen Einrichtungen gehören Zentrumsnah mit guter Verkehrsanbindung oder in ein lebendiges Viertel wie Zellerau, Grombühl o.ä.
Aber nicht in eine lebloses Gewerbegebiet.