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Würzburg
Kinderpornografie-Fall: Was wir wissen und was nicht
Der Fall sorgt für Entsetzen - ein Logopäde aus Würzburg soll kinderpornografisches Material verbreitet haben. Hier erfahren Sie, was bisher feststeht und was nicht.
Geheime Machenschaften im Darknet: Ein Mann aus Würzburg soll über das verschlüsselte Netz kinderpornografische Bilder und Videos verbreitet haben.
Foto: Symbolbild: Silas Stein, dpa | Geheime Machenschaften im Darknet: Ein Mann aus Würzburg soll über das verschlüsselte Netz kinderpornografische Bilder und Videos verbreitet haben.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:29 Uhr

Diese Informationen stehen bisher fest:

Der Fall: In der Nacht zum Donnerstag wurden zwei Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, pornografische Fotos und Videos von kleinen Jungen erstellt und über das Darknet verbreitet zu haben. Die Polizei sagt, es ist eine dreistellige Zahl von Fotos und Videos mit kinderpornografischem Inhalt sichergestellt worden. Einer der beiden Männer ist seit Donnerstagnachmittag wieder auf freiem Fuß, weil sich der Verdacht gegen ihn nicht erhärtet habe. Der Zweite sitzt in Bamberg in Untersuchungshaft. Die beiden Männer sind verheiratet und hatten zwei kleine Pflegekinder, die laut Stadt nun in andere Obhut gebracht worden sind. Der wieder Freigelassene arbeitete in leitender Funktion bei einer Kindertagesstätte im Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Auch sein Partner, der nun in Untersuchungshaft sitzt, arbeitete dort - wie auch für andere Kindertagesstätten. In seiner Freizeit gab er seit über zehn Jahren Kinderturnen in einem Würzburger Sportverein. Laut Polizei wurde er verhaftet wegen des dringenden Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie. 

Der Verdächtige: Der verdächtige Mann in Untersuchungshaft ist Logopäde und Therapeut speziell für Kinder mit Behinderungen. Er hat eine eigene Praxis in Würzburg und war neben seiner Arbeit dort auch in der Kindertagesstätte am Heuchelhof sowie in anderen Einrichtungen tätig. Im  Sportverein DJK Würzburg gab er in seiner Freizeit über zehn Jahre Kurse im Kinderturnen. Er wurde mehrfach für seine Arbeit im Bereich Inklusion gewürdigt, ihm lag am Herzen, behinderte und nichtbehinderte Kinder zusammenzubringen. 

Die Kindertagesstätte: Die betroffene Kita liegt im Würzburger Stadtteil Heuchelhof, die evangelische Gethsemanegemeinde ist Träger. Sie ist weiterhin geöffnet, da sich die Ermittlungen nicht gegen die Einrichtung richten. Ein Team unter anderem aus Notfallseelsorgern und einem Pfarrer kümmert sich um die Kinder und ist Ansprechpartner für die Eltern. Die Kita gilt bisher als Einrichtung mit Vorbildcharakter, da Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam und gleichwertig betreut werden.

Der Verein: Die DJK Würzburg hat die sechs Übungsstunden, die der Verhaftete angeboten hat, aus dem Programm genommen. Die Eltern der über 80 teilnehmenden Kinder sind per Mail informiert worden.   

Die Ermittlungen: Es wurde eine Sonderkommission der Würzburger Polizei (Soko) 01-2019 eingerichtet, die in dem Fall ermittelt. Zuständig ist die Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg. Die Ermittler müssen nun das Material sichten und nach Hinweisen auf die durchsuchten Gebäude suchen. Die Spur nach Würzburg ergab sich bei laufenden Ermittlungen zur Verbreitung von Kinderpornografie.

Was noch unklar ist:

Beweise: Bewiesen ist noch nichts. Es handelt sich noch immer um einen Verdacht. Dabei gilt die Unschuldsvermutung.

Betroffene Kinder: Unklar ist, welche Kinder für die pornografischen Inhalte missbraucht wurden, sagt Christian Schorr, Oberstaatsanwalt der Zentralstelle Cybercrime in Bamberg. Es könnten Patienten und Schützlinge des Mannes sein. Bislang gibt es dafür aber offenbar noch keine Hinweise. Seine eigenen Pflegekinder, vier und fünf Jahre alt, sind laut Stadt Würzburg nicht missbraucht worden. Das hat eine Untersuchung durch die Rechtsmedizin ergeben.  

So geht es im Kinderpornografie-Fall weiter:

Wie es weitergeht: Noch steht nicht fest, wie die betroffenen Vereine und Eltern mit dem Fall umgehen wollen. Für die Eltern der Kita am Heuchelhof gab es am Donnerstagabend eine Informationsveranstaltung unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Neue Erkenntnisse in dem Fall gibt es auf der Homepage der Main-Post, dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

Die Kriminalpolizei Würzburg hat für Hinweise aus der Bevölkerung eine Hotline eingerichtet. Diese ist unter Tel.: 0800/7733744 von 8 bis 22 Uhr zu erreichen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es fälschlicherweise, der Verdächtige habe das Kinderturnen der DJK geleitet. Das stimmt nicht. Wir haben korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

 
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  • cg.holzheimer@gmx.de
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  • ammi187@gmail.com
    "Seine eigenen Pflegekinder, vier und fünf Jahre alt, sind laut Stadt Würzburg nicht missbraucht worden. Das hat eine Untersuchung durch die Rechtsmedizin ergeben." Das heisst wenn die Kinder missbraucht worden wäre, z. B. 6 Monate vorher dann ließe sich dies durch die Rechtsmedizin ausschließen? Wie?
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  • Arcus
    Man kann zu den Vorwürfen stehen wie man will. Aber warum veröffentlicht die Main-Post nicht gleich den Namen des Beschuldigten. Aufgrund der vielen Hinweise der Presse kann selbst ein Laie leicht herausfinden, um wen es sich handelt.
    Die Vorwürfe wiegen sicher schwer. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Strafverfolgungsbehörden geirrt haben.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Danke für die sachliche , klar gegliederte Zusammenfassung der Fakten.

    Tausendmal besser als das sensationslüsterne Geschwafel des Herrn Schweidler in Bild-Zeitungs-Manier.
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  • Logi
    Unschuld....wenn ich Bilder fertige u. ins Internet Stelle?????????.
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  • Helmut54
    Danke für die vernünftige, sachlichliche Zusammenfassung !!
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  • FischersFritz
    Zitat: „Es handelt sich noch immer um einen Verdacht. Unklar ist auch, ob der Verdächtige selbst Kinder missbraucht hat.“

    Und trotzdem werden in diesem Artikel so viele Details über die private und berufliche Situation des Verdächtigen(!) und seines Umfelds veröffentlicht, dass man direkt die Namen hätte veröffentlichen können.

    Werte MP, dieser Artikel hat die Unschuldsvermutung in diesem Land mal eben komplett in die Tonne getreten.

    Falls er schuldig ist, dann möge er doch bitte nach einem rechtsstaatlichen Verfahren durch einen Richter verurteilt werden – und nicht schon im Vorfeld durch die Leser der Mainpost.
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  • Maryan
    Wie sie meinen stellt sich das nicht dar.
    Lt. BKA handelt es sich schon um selbst hergestellte Bilder, von dieser IP - Adresse aus, die sie identifiziert hatten:

    Auch Beamte des BKA im Einsatz

    Auszug aus dem T-Online - Bericht vom BKA:

    Bei Ermittlungen im Darknet zu Kinderpornografie war ein Internetanschluss in Würzburg identifiziert worden, von dem aus selbst hergestellte Bilder und Videos verbreitet wurden. Beim Darknet handelt es sich um einen abgeschirmten Bereich des Internets, in dem sich viele Kriminelle anonym und sicher vor den Behörden fühlen.

    Ganzer Bericht siehe hier:

    https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/kriminalitaet/id_85443878/wuerzburger-kita-kinderporno-verdacht-missbrauch-wohl-ueber-jahre.html#utm_source=websuche&utm_medium=t-online-ergebnisse&utm_campaign=link1
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  • FischersFritz
    Dann sparen wir uns doch die Staatsanwälte, die Anwälte, die Richter und die teuren Verfahren und überlassen die Rechtsprechung direkt den Medien.

    Wollen Sie mir das damit sagen?
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  • Walfreund
    Bravo!!! So geht sauberer Journalismus. Das kann ich als Privatmann nicht leisten. Und für diese professionelle Arbeit zahle ich gerne für "meine MAINPOST".
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  • schorschmeitropfe
    Also grundsätzlich halte ich in einem solchen Fall Vorsicht und Wachsamkeit für unerlässlich! Für das, was aber alles noch unklar ist, nämlich die bescheidene Frage, ob der Verdächtige überhaupt Täter ist, haben Sie schon verflixt viele Informationen rausgehauen. Schuhgröße, Augenfarbe und wann und um welche Zeit der Verdächtige für gewöhnlich einkauft fehlt noch, aber sonst ist ja eigentlich alles klar, oder?
    Ich glaube, hier kann man es als Journalist auch nur falsch machen. Spare ich mit Details, wird mir vorgeworfen, den Schutz des Täters über den Schutz der Opfer zu stellen. Veröffentliche ich alle Details muss ich im Zweifel damit Leben mehrere möglicherweise unschuldige Leben ruiniert zu haben. Da gehts ja nicht nur um einen mutmaßlichen Täter, sondern auch um einen Menschen. War er schuldig ,gibts dafür unsere Justiz und ich bin froh, dass es die gibt. Allerdings fürchte ich auch, dass viele die "Gerechtigkeit" in solchen Fällen gerne selbst in die Hand nehmen würden.
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