
Mit intensiven Kontrollen will die Polizei gegen die Drogenszene in Würzburg vorgehen. Erst vergangene Woche gab es eine großangelegte Polizeikontrolle rund um den Barbarossaplatz. Daneben nahm die Polizei in den vergangenen vier Novemberwochen auch den Bereich Ulmer Hof, Kranenkai und Mainkai mit Schwerpunktkontrollen ins Visier. Der Grund: Seit den Sommermonaten hätten der Polizei mehrere Hinweise auf Drogenkonsum und -handel in diesem Bereich vorgelegen.
Im Anschluss an die Aktion schrieb die Polizei in einem Bericht, dass "der Etablierung der Rauschgiftszene durch die konzentrierte, mehrwöchige Polizeiaktion energisch entgegengetreten" wurde. Diese Redaktion nahm das zum Anlass, einen genaueren Blick auf die Bilanz der Polizeieinsätze zu werfen. Kann man im Bereich Mainkai, Ulmer Hof und Kranenkai tatsächlich von einer "Drogenszene" sprechen?
Polizei kontrollierte dreistellige Anzahl von Personen in Würzburg
Innerhalb der vier Novemberwochen wurden in dem Bereich eine dreistellige Anzahl von Personen kontrolliert, heißt es auf Anfrage der Redaktion bei der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Eine genaue Zahl wird nicht genannt. Die verstärkte Präsenz und die Kontrollen der Polizei sollen signalisieren, dass Dealer- und Drogenhotspots im öffentlichen Raum in Würzburg nicht toleriert werden.
Bei rund 40 der kontrollieren Personen wurden Betäubungsmittel und oder verschreibungspflichtige Medikamente gefunden. Jedoch hätten sich nicht alle Personen strafbar gemacht, erklärt Pressesprecherin Janina Witzlinger, der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Denn seit der Cannabis-Legalisierung ist das Mitführen von bis zu 25 Gramm gesetzlich erlaubt. Wie viele der 40 Personen Cannabis in legaler Menge bei sich hatten, teilt die Polizei auf Nachfrage nicht mit.
Gegen fünf Personen wurden "Verfahren wegen des Verdachts des Handels mit Betäubungsmitteln eröffnet", erklärt Witzlinger. Drei davon wegen Cannabis, zwei wegen verschreibungspflichtiger Medikamente.
Verlagerung der "Rauschgiftszene" in Würzburg nicht ausgeschlossen
Bereits 2023 hatte die Polizei Würzburg durch Kontrollen aktiv auf den Drogenkonsum und -handel rund um den Barbarossaplatz reagiert. Damals kam es bei einer Razzia zu acht Festnahmen. Drei Personen standen danach wegen Rauschgifthandels vor Gericht. Dass dadurch eine Verlagerung zu den Bereich Mainkai, Kranenkai und Ulmerhof stattgefunden habe, könne die Polizei derzeit nicht bestätigen. "Nach aktuellem Ermittlungsstand handelt es sich zum größten Teil nicht um den identischen Personenkreis", so Witzling.
Welche langfristigen Lösungen braucht es?
Ausschließen könne man solche Effekte aber nie, weshalb die Polizei laut eigenen Angaben "die Situation im gesamten Stadtgebiet" betrachtet und "Ausweichörtlichkeiten frühzeitig erkennen und das weitere Vorgehen dahingehend prüfen und anpassen" will, erklärt Witzlinger.

Bleibt noch die Frage nach langfristigen Strategien, um eine sich möglicherweise entwickelnde Drogenszene einzudämmen. Darauf angesprochen sagt Witzlinger: "Solange in der Bevölkerung der grundsätzliche Bedarf an dem Besitz und Konsum von Betäubungsmitteln besteht, wird es auch immer Örtlichkeiten geben, an denen Drogen verkauft und konsumiert werden." Mit polizeilichen Mitteln allein könne dies nicht gelöst werden.
Wunsch nach akzeptierenden Ansätzen in der Drogenpolitik auch in Würzburg
Weil Drogenkonsum in der Gesellschaft mit strafrechtlichen Maßnahmen nur begrenzt eingeschränkt wird, fordern Expertinnen seit Jahren, dass zu einem gesamtheitlichen und langfristigen Umgang in der Drogenpolitik vor allem auch die Prävention stärker ausgebaut werden soll.
Dem schließt sich auch Holger Faust, Leitung der Jugend- und Drogenberatung in Würzburg an. "Durch die Razzien verhindert man die Abhängigkeit nicht." So sei eine abhängige Person, die sich am Ulmer Hof möglicherweise Drogen beschafft, auch nach den Polizeikontrollen noch abhängig. Das eigentlich Problem ist also nicht gelöst. "Deshalb würde ich mir den Ausbau, vor allem finanziell, beim Thema Prävention wünschen." Auch die Drogenberatungsstellen stünden finanziell auf wackligen Beinen. "Auch da wünsche ich mir von der Politik mehr Unterstützung", so Faust.
Herrn Lauterbach ,
der hat doch bestimmt eine Lösung, oder was noch besser wäre ,er sollte dort 4 Wochen „Aufsicht“ machen !!
die Razzien bringen am Ende höchstens oberflächliche Erfolge (die Hotspots verlagern sich woandershin), aber den Menschen wird dadurch nicht geholfen. Wäre das beabsichtigt, wäre das Geld besser bei Präventions- und Suchthilfemaßnahmen angelegt (was aber natürlich dann den Nachteil hätte, dass man bei den Wähler/innen nicht als "harter Hund" durchginge...).
Und in einer verlogenen Gesellschaft ist Aufklärung eben kaum möglich.
Da muß ich Ihnen völlig recht geben.
Wollte man an diesem Themenkomplex tatsächlich etwas ändern, dann sollte man zuallererst aufhören damit, die Öffentlichkeit mit Begrifflichkeiten wie "Etablierung der Rauschgiftszene" zu verwirren.
Hier wird doch nur nach unten getrampelt zulasten der Schwächsten, die im öffentlichen Raum rumhängen, damit die gepuderten Nasen in Nadelstreifen unbehelligt ihren Allmachtsfantasien frönen können.
weil die Beförderung der bayerischen Suffkultur offenbar Staatsräson im Freistaat ist.
gehe sogar noch einen Schritt weiter. Wenn Suizid straffrei ist, warum ist dann die Einnahme von irgendwelchen, willkürlich bestimmten Drogen illegal? Mit sowas befördern Sie nur den Schwarzmarkt (vgl. die Prohibition in den USA). Wäre ich ein Anhänger von Verschwörungstheorien, würde ich vmtl. sogar mutmaßen, dass die Urheber/innen dieser Verbote selber von den Schwarzmarkterlösen profitieren (das Problem korrumpierter Amtsträger/innen zumindest kann man jedenfalls definitiv nicht abstreiten).
MMn wäre es gescheiter, mehr Prävention und Suchthilfe anzubieten statt die Konsument/innen zu kriminalisieren (vgl. auch das portugiesische Modell: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/portugal-drogen-entkriminalisierung-100.html).
….“Die durch Alkoholkonsum verursachten volkswirtschaftlichen Kosten betragen rund 57 Milliarden Euro pro Jahr (DHS, Jahrbuch Sucht 2024). Diese Kosten umfassen sowohl direkte medizinische Kosten als auch indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste, vorzeitige Verrentung und Sterblichkeit.“…