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Würzburg
Zieht die Bahnhofsszene an den Barbarossaplatz? Würzburgs Polizeichef im Interview über Drogenhandel und Jugendliche
Hinter dem Barbarossaplatz wurden offen Drogen verkauft, am Barbarossaplatz treffen sich teils problematische Jugendliche. Wie sorgt die Polizei dort für Sicherheit? 
Gerade ältere Menschen fühlen sich am Barbarossaplatz laut Polizei nicht sicher.
Foto: Daniel Peter | Gerade ältere Menschen fühlen sich am Barbarossaplatz laut Polizei nicht sicher.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 12:08 Uhr

Rund um den Barbarossaplatz hat die Polizei vergangene Woche bei einer Razzia acht Menschen verhaftet. Dort wurden offen Drogen verkauft, was die Anwohnerinnen und Anwohner schon länger beunruhigte. Auch laute Jugendgruppen am Barbarossaplatz machen ihnen Sorgen. Hat sich die Bahnhofsszene an den Barbarossaplatz verlagert? Was macht die Polizei? Fragen an Würzburgs Polizeichef Matthias Weber.   

Frage: Anwohner hatten sich schon vor Monaten darüber beschwert, dass in der Oberthürstraße offen Drogen verkauft werden. Warum ist die Polizei erst jetzt dagegen vorgegangen? 

Matthias Weber: Tatsächlich gab es in der Oberthürstraße schon länger Hinweise auf Lärmbelästigung, Vermüllung, aber auch Drogenkonsum. Ab vergangenem Herbst haben Kontrollen gezeigt, dass dort tatsächlich mehr oder weniger offen Drogen verkauft werden. Es hätte aber wenig Sinn gemacht, die Leute direkt auf der Straße zu verhaften. Kleinhandel mit Cannabis hat im Einzelfall ja kaum strafrechtlich relevante Folgen. Um an die Hintermänner zu kommen, haben wir in den vergangenen Wochen nach und nach Beweise gegen zwei bis drei Männer gesammelt, die den Handel im Griff hatten und die Hand darauf, wer auf der Straße die Drogen anbietet.

Ist die Drogenszene dort mit der Razzia zerschlagen worden?     

Weber: Wir haben ein deutliches Signal gesetzt, werden aber weiter dranbleiben und Präsenz zeigen, um zu verhindern, dass neue Anbieter die Lücke füllen. 

Bei der Drogen-Razzia wurden vergangenen Donnerstag in der Theaterstraße mehrere Männer in Polizeigewahrsam genommen. 
Foto: Thomas Obermeier | Bei der Drogen-Razzia wurden vergangenen Donnerstag in der Theaterstraße mehrere Männer in Polizeigewahrsam genommen. 
Wie wurde die Oberthürstraße zum Umschlagplatz für Drogen?

Weber: Es ist dort relativ dunkel und das Umfeld mit Müllcontainern wenig ansprechend. Die Stadt Würzburg überlegt, wie man zum Beispiel mittelfristig mit besserer Beleuchtung und langfristig mit einem helleren Bodenbelag diese Situation verändern könnte.  

Langfristig wäre die Legalisierung von Cannabis auch eine Lösung. Wenn es das legal zu kaufen gäbe, stünden keine Dealer auf der Straße, oder? 

Weber: Sichergestellt wurden bei Durchsuchungen aktuell nicht nur Cannabis, sondern auch Amphetamin. Und ich glaube nicht, dass diejenigen, die in der Oberthürstraße Drogen verkauft oder gekauft haben, ihr Verhalten durch eine Cannabis-Legalisierung ändern würden. Das sind keine Menschen, die in die Apotheke gehen und staatlich zertifiziertes Cannabis kaufen würden.

Wenn es keine Gelegenheitskiffer aus der Mitte der Gesellschaft waren, wer hat dann in der Oberthürstraße Cannabis gekauft? 

Weber: Einige wenige Gelegenheitskonsumenten haben wir beobachtet. Die allermeisten waren aber andere. Hauptsächlich junge Leute, teilweise auch Minderjährige, viele Menschen mit Migrationshintergrund, die sich im Umfeld der Geschäfte in der Passage zur Theaterstraße aufgehalten haben.

War die öffentliche Sicherheit in der Oberthürstraße gefährdet gewesen?

Weber: Es gab keine Straftaten gegen Passanten. Aber ich kenne Schilderungen, dass junge Mädchen diese Ecke gemieden haben, weil sie dort immer wieder verbal belästigt wurden. Außerdem hat sich die Szene dort so sicher gefühlt, dass offen Drogen verkauft wurden. Dadurch haben sich wiederum die Leute nicht mehr sicher gefühlt, die das beobachtet haben. 

Matthias Weber, Chef der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, plädiert an Vereine und Unternehmen, sich bei der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund mehr einzubringen. 
Foto: Thomas Obermeier | Matthias Weber, Chef der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, plädiert an Vereine und Unternehmen, sich bei der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund mehr einzubringen. 
Hat die Drogenszene Oberthürstraße die am Bahnhof abgelöst?

Weber: Nein. Am Bahnhof wird auch noch gedealt, das ist aber in allen Großstädten so. Ebenso wie im Ringpark, wo man sich etwas zurückziehen kann. Dass Drogen aber am Tag und in der Nacht mehr oder weniger offen verkauft wurden, hatten wir bislang in der Stadt noch nicht.   

Hat sich die Bahnhofsszene an den Barbarossaplatz verlagert? 

Weber: Nein. Am Bahnhof halten sich nach wie vor Personen auf, um die sich zum Beispiel die Bahnhofsmission oder Streetworker kümmern. Am Barbarossaplatz gibt es einige Substitutions-Praxen (Anmerkung der Redaktion: wo legale Ersatzstoffe an Opioidabhängige ausgegeben werden), deren Patienten sich im Umfeld aufhalten. Diese fallen normalerweise aus polizeilicher Sicht nicht auf. Aber auch das Verhalten psychisch Kranker dort kann andere Menschen verängstigen. Der Barbarossaplatz ist durch das Messerattentat besonders belastet. Seitdem rufen mehr Menschen bei uns an, weil sie vermeintlich dort etwas Beunruhigendes beobachtet haben.   

Am Barbarossaplatz hängen vor allem Jugendliche herum. Wissen Sie, welche Jugendlichen das sind und warum sich Anwohner über sie beschweren?

Weber: Am Barbarossaplatz und auch in der Klinikstraße treffen sich vor allem 16- bis 20-Jährige mit Migrationshintergrund. Mehrheitlich aus dem arabischen Raum. Ich verstehe, dass deren manchmal lautes, machohaftes oder bedrohliches Verhalten - auch wenn es oftmals nur Show ist - gerade ältere Leute verunsichern kann.

Sind das ähnliche Gruppen, wie die, die sich 2019 und 2020 an der Hafentreppe und am Hahnenhof getroffen haben und aus denen viele Straftaten begangen wurden?

Weber: Es gibt an Barbarossa- und Bahnhofsvorplatz deutlich mehr Vorfälle als in der übrigen Stadt - aktuell vor allem körperliche Auseinandersetzungen unter Jugendlichen. Und vor allem nachts im alkoholisierten Zustand. Immer wieder auch zwischen zwei Gruppen. Vereinzelt waren auch Messer im Spiel. Bislang ist dabei noch nichts Gravierendes passiert. Ich sehe aber die Gefahr, dass durch einige Personen, die jetzt schon robuster unterwegs sind, auch die Gewaltbereitschaft der anderen ansteigen kann. Kleinere Delikte häufen sich, die Qualität der Straftaten nimmt zu. Diese Entwicklung hatten wir an der Hafentreppe beobachtet.

Am Barbarossaplatz sollen Ende des Jahres Videokameras aufgestellt werden, um Ordnungswidrigkeiten und Straftaten besser aufklären zu können und potenzielle Täter abzuschrecken. Was könnte man noch tun?

Weber: Warum hängen die Jugendlichen dort herum? Auch, weil attraktive Alternativen fehlen. Initiativen und städtische Sozialarbeiter bemühen sich in Würzburg sehr, aber Vereine oder auch Unternehmen könnten mehr tun, um diese Jugendlichen von der Straße zu holen. Es sind ja nur wenige kriminell, nicht alle. Aber die muss man vor negativem Einfluss schützen und so mögliche kriminelle Karrieren verhindern. Deshalb wird die Polizei auch dort mehr Präsenz zeigen.

Rund um den Barbarossaplatz sind die Anwohner vor allem vom nächtlichen Lärm genervt. Tut die Polizei da genug?    

Weber: Das Problem haben wir in der gesamten Innenstadt. Wir versuchen uns nachhaltig um Beschwerden zu kümmern, auch wenn es schwierig ist, vor Ort eine Person als Ruhestörer zu identifizieren. An einem belebten Samstagabend fahren unsere Streifen bis zu 90 Einsätze im Stadtgebiet, da müssen manche Hinweise auf Ruhestörung noch hinten priorisiert werden. Wir können das Problem nur gemeinsam mit Stadt und Gastronomie lösen. Indem zum Beispiel die Wirte keinen Alkohol auf die Straße verkaufen und die Stadt das kontrolliert. Am besten wäre natürlich gegenseitige Rücksichtnahme. Also Feiernde, die ruhiger und Anwohner, die manchmal etwas toleranter sind.       

 
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  • Alfisti
    Hoffentlich ist der Herr Polizeipräsident nach seinen guten und klaren Antworten ohne politisch opportunes Rum-Geiere jetzt kein Nazi!?

    Wo bleiben denn die Links-Grünenden dazu?
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  • henner59
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  • dieerna
    Das spiegelt doch auch wieder warum wir Geschäftsleute nicht mehr in die Kaiserstraße wollen oder aus der Kaiserstr. raus wollen. Unsere Kunden beschweren sich darüber was am Barbrosaplatz, Kaiserstr. und der Klinkstr. ab spätnachmittags los ist. Anwohner trauen sich wenn es düster ist nicht mehr an die Parkplätze rund um das Kolpinghaus. Die Präsenz der Polizei ist auch nicht spürbar. So wird das leider nichts mit der Aufwertung des Tores zur Stadt was sehr schade ist…
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  • klafie
    würzburg tut alles dafür, dass es in würzburg nicht mehr lebenswert und auch keine schöne touristenstadt mehr ist.
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  • w.roth@roth-lengfeld.de
    Wurde der CSU Antrag wegen der Beleuchtung angenommen? Leider funktioniert das Bürgerinformationssystem der Stadt nicht traurig
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  • U4564@gmx-ist-cool.de
    "Weber: Warum hängen die Jugendlichen dort herum? Auch, weil attraktive Alternativen fehlen."
    Wie wärs denn mal mit der Alternative Arbeit?
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  • kej0018@aol.com
    @mainmaisch

    Schon mal mitbekommen, dass etliche von diesen Jugendlichen gar nicht arbeiten dürfen???
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  • bobmannschaft@t-online.de
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  • Eos123456
    In jungen Jahren wäre ich dafür sehr dankbar gewesen. Da hatte ich genug andere Interessen.
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  • schwabayer
    "Etliche, viele, manche"?, aber halt nicht alle. Dabei gäbe es jede Menge Möglichkeiten, sich freiwillig einzubringen, z. B. bei der Tafel, im Naturschutz, Pflege usw., und dabei sogar noch Deutsch zu lernen.
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  • lanalando
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  • lanalando
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  • Belph
    "Und ich glaube nicht, dass diejenigen, die in der Oberthürstraße Drogen verkauft oder gekauft haben, ihr Verhalten durch eine Cannabis-Legalisierung ändern würden. Das sind keine Menschen, die in die Apotheke gehen und staatlich zertifiziertes Cannabis kaufen würden."
    --> das sehe ich anders! Woher will er das wissen? Ein legaler Cannabismarkt würde den illegalen Handel obsolet machen.

    Dennoch liegt das Problem natürlich weiter gefasst. Ich denke es ist wichtig Anlaufstellen weiter zu supporten wie das Kontaktcafé oder das Underground. Vielleicht auch eine Einrichtung die sich speziell an die Migranten richtet?
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  • kej0018@aol.com
    @Belph

    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Cannabis legalisiert werden sollte, auch wenn das nichts für mich ist,. ich trinke lieber einen Schoppen.
    Etliche Staaten haben mit der Freigabe von Marihuana bzw Haschisch gute Erfahrungen gemacht. Es bringt nichts, junge Menschen wegen des Konsums von leichten Drogen zu kriminalisieren, bestes Beispiel war die Prohibition in den USA, die die Mafia erst groß gemacht hat.

    Natürlich werden die Dealer, die damit ihr Geld verdient haben, nicht von heute auf morgen den Verkauf einstellen , nur das Produkt ändern - und die ehemalige Kundschaft dieser Herren wird wohl kaum in die Apotheke zum Einkaufen gehen, aber Coffeeshops wie z. B. in Holland passen gut in diese Lücke.

    Das Rauchen von Hanfprodukten ist übrigens so neu nicht, unsere Urgroßeltern kannten den Knaster als Mittel gegen Asthma...
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  • harryamend@outlook.de
    Ein Blick in die Niederlanden sollte genügen um zu sehen dass das nicht die Lösung ist. Vom Kifferparadies hat sich die Niederlande nämlich mittlerweile zum Drogenmafia Platz gemausert. Eine mehr als nur fragwürdige Steigerung, auf die man gerne verzichten kann. Cannabis sollte nie frei gegeben werden, sondern härter bestraft werden, auch die Konsumenten die das illegal nehmen um high zu werden. Cannabis sollte nur den Leuten zur Verfügung stehen die es krankheitsbedingt verschrieben bekommen und sonst niemanden.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
    Verschrieben bekommen es aktuell vor allem die Personen, die sich neben dem recht teuren Apothekencannabis auch die kostspielige privatärztliche Behandlung leisten können. Schließlich kommen immer mehr Telemedizin-Anbieter auf den Markt, bei denen man für 80-100€ eine Online-Sprechstunde samt Rezept erhält.
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  • Arcus
    Sie wissen aber schon, dass der Konsum von Cannabis und der Entwicklung von verschiedenen Hafen-Städten in den Niederlanden und übrigens auch in Belgien zu Hochburgen der Drogenmafia nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun haben.
    Wäre das so , dann hätte das CSU regierte Bayern, als Hochburg für eine der härtesten Drogen, dem Alkohol, ja den süditalienischen Mafiahochburgen schon längst den Rang abgelaufen.
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  • lanalando
    Die Niederlande hat im Fall legaler Drogenkonsum zurück gerudert wegen steigender Verwahrlosung der Städte.
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  • king_pansen
    Drogenkonsum ist auch hier legal, nur der Besitz nicht
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