Rund um den Barbarossaplatz hat die Polizei vergangene Woche bei einer Razzia acht Menschen verhaftet. Dort wurden offen Drogen verkauft, was die Anwohnerinnen und Anwohner schon länger beunruhigte. Auch laute Jugendgruppen am Barbarossaplatz machen ihnen Sorgen. Hat sich die Bahnhofsszene an den Barbarossaplatz verlagert? Was macht die Polizei? Fragen an Würzburgs Polizeichef Matthias Weber.
Matthias Weber: Tatsächlich gab es in der Oberthürstraße schon länger Hinweise auf Lärmbelästigung, Vermüllung, aber auch Drogenkonsum. Ab vergangenem Herbst haben Kontrollen gezeigt, dass dort tatsächlich mehr oder weniger offen Drogen verkauft werden. Es hätte aber wenig Sinn gemacht, die Leute direkt auf der Straße zu verhaften. Kleinhandel mit Cannabis hat im Einzelfall ja kaum strafrechtlich relevante Folgen. Um an die Hintermänner zu kommen, haben wir in den vergangenen Wochen nach und nach Beweise gegen zwei bis drei Männer gesammelt, die den Handel im Griff hatten und die Hand darauf, wer auf der Straße die Drogen anbietet.
Weber: Wir haben ein deutliches Signal gesetzt, werden aber weiter dranbleiben und Präsenz zeigen, um zu verhindern, dass neue Anbieter die Lücke füllen.
Weber: Es ist dort relativ dunkel und das Umfeld mit Müllcontainern wenig ansprechend. Die Stadt Würzburg überlegt, wie man zum Beispiel mittelfristig mit besserer Beleuchtung und langfristig mit einem helleren Bodenbelag diese Situation verändern könnte.
Weber: Sichergestellt wurden bei Durchsuchungen aktuell nicht nur Cannabis, sondern auch Amphetamin. Und ich glaube nicht, dass diejenigen, die in der Oberthürstraße Drogen verkauft oder gekauft haben, ihr Verhalten durch eine Cannabis-Legalisierung ändern würden. Das sind keine Menschen, die in die Apotheke gehen und staatlich zertifiziertes Cannabis kaufen würden.
Weber: Einige wenige Gelegenheitskonsumenten haben wir beobachtet. Die allermeisten waren aber andere. Hauptsächlich junge Leute, teilweise auch Minderjährige, viele Menschen mit Migrationshintergrund, die sich im Umfeld der Geschäfte in der Passage zur Theaterstraße aufgehalten haben.
Weber: Es gab keine Straftaten gegen Passanten. Aber ich kenne Schilderungen, dass junge Mädchen diese Ecke gemieden haben, weil sie dort immer wieder verbal belästigt wurden. Außerdem hat sich die Szene dort so sicher gefühlt, dass offen Drogen verkauft wurden. Dadurch haben sich wiederum die Leute nicht mehr sicher gefühlt, die das beobachtet haben.
Weber: Nein. Am Bahnhof wird auch noch gedealt, das ist aber in allen Großstädten so. Ebenso wie im Ringpark, wo man sich etwas zurückziehen kann. Dass Drogen aber am Tag und in der Nacht mehr oder weniger offen verkauft wurden, hatten wir bislang in der Stadt noch nicht.
Weber: Nein. Am Bahnhof halten sich nach wie vor Personen auf, um die sich zum Beispiel die Bahnhofsmission oder Streetworker kümmern. Am Barbarossaplatz gibt es einige Substitutions-Praxen (Anmerkung der Redaktion: wo legale Ersatzstoffe an Opioidabhängige ausgegeben werden), deren Patienten sich im Umfeld aufhalten. Diese fallen normalerweise aus polizeilicher Sicht nicht auf. Aber auch das Verhalten psychisch Kranker dort kann andere Menschen verängstigen. Der Barbarossaplatz ist durch das Messerattentat besonders belastet. Seitdem rufen mehr Menschen bei uns an, weil sie vermeintlich dort etwas Beunruhigendes beobachtet haben.
Weber: Am Barbarossaplatz und auch in der Klinikstraße treffen sich vor allem 16- bis 20-Jährige mit Migrationshintergrund. Mehrheitlich aus dem arabischen Raum. Ich verstehe, dass deren manchmal lautes, machohaftes oder bedrohliches Verhalten - auch wenn es oftmals nur Show ist - gerade ältere Leute verunsichern kann.
Weber: Es gibt an Barbarossa- und Bahnhofsvorplatz deutlich mehr Vorfälle als in der übrigen Stadt - aktuell vor allem körperliche Auseinandersetzungen unter Jugendlichen. Und vor allem nachts im alkoholisierten Zustand. Immer wieder auch zwischen zwei Gruppen. Vereinzelt waren auch Messer im Spiel. Bislang ist dabei noch nichts Gravierendes passiert. Ich sehe aber die Gefahr, dass durch einige Personen, die jetzt schon robuster unterwegs sind, auch die Gewaltbereitschaft der anderen ansteigen kann. Kleinere Delikte häufen sich, die Qualität der Straftaten nimmt zu. Diese Entwicklung hatten wir an der Hafentreppe beobachtet.
Weber: Warum hängen die Jugendlichen dort herum? Auch, weil attraktive Alternativen fehlen. Initiativen und städtische Sozialarbeiter bemühen sich in Würzburg sehr, aber Vereine oder auch Unternehmen könnten mehr tun, um diese Jugendlichen von der Straße zu holen. Es sind ja nur wenige kriminell, nicht alle. Aber die muss man vor negativem Einfluss schützen und so mögliche kriminelle Karrieren verhindern. Deshalb wird die Polizei auch dort mehr Präsenz zeigen.
Weber: Das Problem haben wir in der gesamten Innenstadt. Wir versuchen uns nachhaltig um Beschwerden zu kümmern, auch wenn es schwierig ist, vor Ort eine Person als Ruhestörer zu identifizieren. An einem belebten Samstagabend fahren unsere Streifen bis zu 90 Einsätze im Stadtgebiet, da müssen manche Hinweise auf Ruhestörung noch hinten priorisiert werden. Wir können das Problem nur gemeinsam mit Stadt und Gastronomie lösen. Indem zum Beispiel die Wirte keinen Alkohol auf die Straße verkaufen und die Stadt das kontrolliert. Am besten wäre natürlich gegenseitige Rücksichtnahme. Also Feiernde, die ruhiger und Anwohner, die manchmal etwas toleranter sind.
Wo bleiben denn die Links-Grünenden dazu?
Wie wärs denn mal mit der Alternative Arbeit?
Schon mal mitbekommen, dass etliche von diesen Jugendlichen gar nicht arbeiten dürfen???
--> das sehe ich anders! Woher will er das wissen? Ein legaler Cannabismarkt würde den illegalen Handel obsolet machen.
Dennoch liegt das Problem natürlich weiter gefasst. Ich denke es ist wichtig Anlaufstellen weiter zu supporten wie das Kontaktcafé oder das Underground. Vielleicht auch eine Einrichtung die sich speziell an die Migranten richtet?
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Cannabis legalisiert werden sollte, auch wenn das nichts für mich ist,. ich trinke lieber einen Schoppen.
Etliche Staaten haben mit der Freigabe von Marihuana bzw Haschisch gute Erfahrungen gemacht. Es bringt nichts, junge Menschen wegen des Konsums von leichten Drogen zu kriminalisieren, bestes Beispiel war die Prohibition in den USA, die die Mafia erst groß gemacht hat.
Natürlich werden die Dealer, die damit ihr Geld verdient haben, nicht von heute auf morgen den Verkauf einstellen , nur das Produkt ändern - und die ehemalige Kundschaft dieser Herren wird wohl kaum in die Apotheke zum Einkaufen gehen, aber Coffeeshops wie z. B. in Holland passen gut in diese Lücke.
Das Rauchen von Hanfprodukten ist übrigens so neu nicht, unsere Urgroßeltern kannten den Knaster als Mittel gegen Asthma...
Wäre das so , dann hätte das CSU regierte Bayern, als Hochburg für eine der härtesten Drogen, dem Alkohol, ja den süditalienischen Mafiahochburgen schon längst den Rang abgelaufen.