Wir behandeln im Klinikum Würzburg Mitte derzeit 32 Covid-Erkrankte. Und im Moment muss kein akut infektiöser Corona-Patient auf der Intensivstation versorgt werden. Vor dem Hintergrund von Personalausfällen und zahlreichen Notfallaufnahmen bleibt die Anspannung aber hoch.
Wir haben nach wie vor Schwierigkeiten, für pflegebedürftige Patientinnen und Patienten nach einer Covid-Erkrankung Plätze für die Anschlussversorgung zu finden. Zum Teil ist es in der Diskussion mit Angehörigen hier sehr mühsam, Verständnis für notwendige Voraussetzungen zu schaffen – vor allem, wenn die Angehörigen den Corona-Schutzmaßnahmen abweisend gegenüberstehen.
Ein Paket mit selbstgestrickten Mützen als Dank
Oft ist eine Impfung die Voraussetzung für eine stationäre oder ambulante pflegerische Anschlussversorgung. Wird eine Impfung abgelehnt, ist das nicht mehr nur eine individuelle Entscheidung, sondern sie hat letztlich Konsequenzen für andere Patienten, die in der Akutversorgung betreut werden müssen. Die Kapazitäten sind begrenzt. Das ist nicht einfach – es behindert uns im Betrieb und in der Versorgung der Menschen.
Sehr gefreut haben wir uns über ein riesiges Paket mit 40 bis 50 selbstgestrickten Mützen, das ich für das gesamte Team geschickt bekommen habe. Ein Beispiel dafür, wie Menschen uns positiv unterstützen und zeigen, dass sie Hochachtung vor der Leistung der patientenversorgenden Berufsgruppen haben. Das freut wirklich alle.
Denn tatsächlich funktioniert Krankenhaus ziemlich komplex. In der Pandemie haben nicht immer nur die Menschen, die unmittelbar am Patienten stehen, wahnsinnig viel zu tun. Für uns ist etwa die Abteilung für Krankenhaushygiene eine große Unterstützung, die bei Fragen zu Isolation, Unterbringung und Patientenschutz hilft.
Noch viele Fragezeichen zu Covid-Langzeitfolgen
Auffallend ist, dass derzeit vermehrt Patienten mit Folgeproblemen nach Covid-19 Rat suchen. Dabei sind die Beschwerden relativ vielfältig. Zum Beispiel haben wir einen Patienten Mitte 50, der nach einem schweren Corona-Verlauf Lungenhochdruck entwickelt hat. Es ist bekannt, dass Covid-19-Pneumonien mit Gefäßverschlüssen in der Lunge einhergehen können – meistens sind das Verschlüsse durch entzündliche Gerinnsel. Wenn sich diese nicht auflösen, sind Folgeprobleme denkbar.
Gespräche mit Patienten zeigen, dass es auch bei der Omikron-Variante leider nicht immer bei einer harmlosen Infektion bleibt. Der Austausch mit niedergelassenen Pneumologen aus der Region hat das bestätigt. Zudem konnte in einer Erhebung nachgewiesen werden, dass bei zahlreichen Patienten, die primär ambulant versorgt worden waren, noch Restbeschwerden nach der Infektion blieben, vor allem was die Atmung betraf.
Generell ist es wichtig, eine Covid-Erkrankung frühzeitig zu behandeln. Wir haben aber noch keine belastbaren Daten dazu, wie man außer über die primäre Infektionsvermeidung Langzeitfolgen vorbeugen oder sie vermeiden könnte.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (51) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist für die Covid-19-Patientinnen und -Patienten zuständig. In seinem Tagebuch gibt er regelmäßig Einblicke in den Klinikalltag. Alle Folgen finden Sie unter www.mainpost.de/corona-tagebuch
Hört sich ja in diesem Artikel schon ein wenig so an, für mich persönlich ?!
Klar, gibt's auch umgekehrt. Nur: die Pfleger brauchen ja keine Pflege, da ist evtl., aber wahrscheinlich eher nicht, der springende Punkt der Arbeitsplatz usw.
Ich glaube, das kann man nicht 1:1 vergleichen, ganz verschiedene Gründe, auch wenn das im Ergebnis genauso ausgehen kann. Übrigens kann es schon sein, dass unabhängig von Reha, bei anderen Anlässen, z.B. Physiotherapie, manche nicht von ungeimpften Personen länger behandelt werden möchten (wenn die Not nicht überwiegt). Hoffentlich löst sich Corona bald in Luft auf.