"Heute noch, jede Nacht - Long Covid" mit diesen Worten sowie einem Bild, das Uwe Dolata mit einer Sauerstoffmaske zeigt, wendet sich der ehemalige Würzburger Stadtrat an seine Facebook-Gemeinde. "Schützt Euch", schreibt er. Ein weiteres Bild zeigt ein Papierherz mit dem Begriff "Booster". Auch eine Spritze ist darauf zu sehen. Es ist ziemlich genau ein Jahr her, als sich der ehemalige Würzburger Stadtrat mit dem Coronavirus infizierte. Ein Jahr her, als er Todesängste hatte, dem Tod fast näher war als dem Leben, so sagt er. Und auch heute noch hat er mit den Folgen des Virus zu kämpfen.
Dolata: "Das Schlimmste jedoch war, dass ich mich gefühlt habe, wie ein Alzheimerpatient"
Es ist der 24. Dezember 2020. Uwe Dolata freut sich auf das Weihnachtsfest, gemeinsam mit seiner Frau und einem befreundeten Haushalt möchte er einen schönen Heiligen Abend verbringen. Da er mittags noch seine Tante im Altenheim überraschen will, macht er noch geschwind einen Corona-Schnelltest. "Dann kam der Schock", erzählt er damals. Der Test ist positiv. "Kurze Zeit später habe ich dann Zuhause sehr starke Symptome bekommen." Er spricht von hohem Fieber, Durchfall und Husten. "Das Schlimmste jedoch war, dass ich mich gefühlt habe, wie ein Alzheimerpatient. Ich habe gar nichts mehr zusammen bekommen, nicht einmal das Datum. Das war eine fürchterliche Situation." Zudem hat er jede Nacht mit "Horror-Träumen" zu kämpfen.
Am 4. Januar schließlich schickt ihn sein Hausarzt ins Krankenhaus mit Verdacht auf einen Schlaganfall nach der Corona-Diagnose. "Sieben Ärzte haben dann dort um mein Leben gekämpft. Ich war zwar dort, aber im Kopf nicht anwesend." Auf der Covid-Station des Juliusspitals bekommt er Infusionen und Sauerstoff. Dolata merkt, dass es ihm Tag für Tag immer besser geht.
Nachts muss Dolata eine Sauerstoffmaske tragen
Ein Jahr später befindet sich Dolata noch immer in ärztlicher Behandlung. Ein Internist und ein Lungenarzt schauen regelmäßig auf seinen Körper. Denn obwohl seit der Erkrankung so viel Zeit vergangen ist, kämpft er noch immer mit den Folgen: Long Covid. "Ich kann noch immer nicht frei atmen", erzählt er im Telefonat mit dieser Redaktion. Und selbst wenn er nur wenige Treppen gehe, falle er in Kurzatmigkeit. "Ich bin oder war kein Spitzensportler, aber vor Corona konnte ich ohne Weiteres ganz normal die Treppe hochlaufen."
Nachts muss der Wirtschaftskriminologe eine Sauerstoffmaske tragen, "Hannibal Lecter-Maske" nennt er sie liebevoll. "Sie ist toll, damit kann ich gut durchschlafen", erklärt er. Ohne Maske würde er Atemnot bekommen und Erstickungsängste.
Dramatische Todesängste
Diese Todesängste, beschreibt der 65-Jährige, seien dramatisch. Sie seien ein Trauma nach seinem Kampf mit dem Tod. Denn auch wenn Dolata nicht kurz vor einer Erstickung war, habe er sich in manchen Momenten so gefühlt. Er hat sich professionelle Hilfe geholt - mit Erfolg. "Die Todesängste sind in dem Sinne weg, aber die Gefahr, dass ich bei einer Kurzatmigkeit an die Erstickung denke, ist nach wie vor da."
Und auch bei seinen kognitiven Fähigkeiten merkt Dolata einen Unterschied zu den Zeiten vor seiner Corona-Infektion. Das wird auch während des Telefonats deutlich, oft braucht er Gesprächspausen, muss nachdenken, welches Wort er als nächstes in den Mund nehmen will. "Früher konnte ich während meiner Vorlesungen Zitate aus dem FF bringen, das geht heute nicht mehr", erzählt er. Manchmal vergesse er in Sätzen was er sagen wollte, oder er stocke. "Ich ringe nach Worten."
Uwe Dolata ruft zum Impfen auf
Schon vor seiner Erkrankung stand Dolata hinter den Corona-Maßnahmen. Obwohl er als Vorsitzender des Fördervereins der kulturellen Vielfalt im Keller Z87 Mitglied der Würzburger Kulturszene ist und weiß, wie sehr gerade Kulturschaffende und Selbstständige von der Corona-Krise betroffen sind, hat ihn sein eigenes Schicksal in seiner Meinung noch bestärkt.
Er ruft zum Impfen auf, auch er hat bereits seine Booster-Impfung hinter sich. 72 Prozent Impfquote, wie wir sie aktuell in Deutschland haben, seien "für eine aufgeklärte, demokratische Gesellschaft, die wir sein wollen," zu wenig. "Zu unseren Werten gehört nicht nur, höflich zu grüßen, sondern auch solidarisch zu handeln", sagt er. Dolata tue dies unter anderem, indem er die sogenannten "Querdenker" ignoriert und durch sein Einzelschicksal auf das "wirklich furchtbare Virus" aufmerksam macht. Denn: "Ich möchte, dass wir als Gesellschaft endlich wieder funktionieren."
Etwa 10% der Genesenen leiden wohl unter Spätfolgen, das wären in D bisher etwa. Wirklich nichts was man verharmlosen kann.
https://www.deutschlandfunk.de/long-covid-was-wir-ueber-langzeitfolgen-von-covid-19-wissen-100.html
Vielleicht solltest du persönlich mal ein paar negative Erfahrungen sammeln, damit du mehr Respekt und Mitgefühl entwickelst.
Bitte an die MainPost: Mehr solche Artikel bringen. Vielleicht sind damit dann wieder ein paar Impfgegner zu überzeugen.