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Würzburg
Die Kritik an Würzburgs neuer Verkehrs-Koalition geht am Thema vorbei
Der grüne Klimabürgermeister Heilig und seine Partner im Stadtrat haben verkehrspolitische Kompromisse gefunden. Das ist gut für Würzburg und hart für die CSU. Ein Kommentar.
Das Thema Verkehr polarisiert, das sah man auch auf einer Demo für einen weniger motorisierten Verkehr in Würzburg im vergangenen Sommer. 
Foto: Daniel Peter | Das Thema Verkehr polarisiert, das sah man auch auf einer Demo für einen weniger motorisierten Verkehr in Würzburg im vergangenen Sommer. 
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:55 Uhr

In Berlin üben sich die Partner einer neuen Regierungskoalition gerade darin, Kompromisse zu finden – also das Mögliche über das Bessere, aber politisch nicht Machbare, zu stellen. Das hat die neue Verkehrskoalition des Würzburger Stadtrats in den vergangenen fünf Monaten auch gemacht. Werden die Pläne verwirklicht, wird die Innenstadt grüner und attraktiver – und bleibt dabei gut erreichbar.

Verkehrspolitik für Autofahrer und Klimaschützerinnen

Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) und den Fraktionen von Grünen, Linken, Freien Wählern, FDP/Bürgerforum und einigen weiteren Stadträten ist es gelungen, ein verkehrspolitisches Parkkonzept zu erarbeiten, in dem der Abbau von Pkw-Stellplätzen mit dem Bau von Parkhäusern und weiteren Verbesserungen für den ÖPNV verknüpft ist. Bislang wurden Einzelmaßnahmen mit knappen Mehrheiten im Stadtrat mal beschlossen und mal abgelehnt.  

Mit der Idee, die Parkplätze auf der Straße im Bischofshut dann abzubauen, wenn am Rand der Innenstadt neue Plätze in Parkhäusern entstanden sind, werden sowohl die Interessen von Autofahrerinnen und Einzelhändlern als auch von Radfahrern und Klimaschützerinnen berücksichtigt. Gelungen ist das, weil sich Fraktionen an einen Tisch gesetzt haben, die beim Thema Parken und Verkehr konträre Positionen haben. Die Zugeständnisse von Grünen und Linken: Es gibt neue Parkhäuser, die Innenstadt wird nicht sofort, sondern langsam grüner und autofreier. Im Gegenzug erklärten sich FPD/Bürgerforum und Freie Wähler mit dem Abbau von 750 Straßenparkplätzen und der Bewirtschaftung der Talavera einverstanden. 

Die Kritik an Würzburgs neuer Verkehrs-Koalition geht am Thema vorbei

Da der Kompromiss sowohl von der Würzburger Wirtschaft als auch vom "Bündnis Verkehrswende jetzt" begrüßt wird, scheint er gelungen – auch wenn einige der geplanten Veränderungen, wie der Wegfall kostenloser Parkplätze, bestimmt auch Bürgern weh tun wird. Besonders wichtig: Die vier Fraktionen und einzelne Stadträte haben eine Mehrheit, so dass hier keine Luftschlösser präsentiert werden. 

Die Kritik der CSU lenkt von der eigentlichen Frage ab

In diesem Zusammenhang trifft die CSU-Fraktion, die zum Verkehrsbündnis nicht eingeladen wurde, mit ihrer Kritik an Bürgermeister Heilig nicht den Punkt. Es mag zwar für die Christsozialen ärgerlich sein, falls sich Mitarbeiter im Rathaus um das Konzept der Konkurrenz gekümmert haben sollten. Für die Öffentlichkeit ist das aber nicht relevant. Städtische Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren viele Verkehrskonzepte geplant, die dann im Stadtrat gescheitert sind (zum Beispiel Fußgängerzone Hofstraße, Umgestaltung Neubaustraße oder Verkehrsberuhigung Plattnerstraße/Bruderhof). Die ehrenamtlichen Stadträte, die jetzt in vielen Stunden einen tragfähigen Kompromiss erarbeitet haben, sparen der Verwaltung Zeit und Geld, wenn diese bei der weiteren Ausarbeitung nicht für den Papierkorb arbeitet. 

Näherliegend ist die Frage, warum es eigentlich der einstmals stärksten Stadtratsfraktion CSU und OB Christian Schuchardt (CDU) nicht selbst gelungen ist, Probleme des Würzburger Verkehrs effizienter anzugehen, indem sie im Stadtrat Mehrheiten für Lösungen gefunden hätte. Die wirklich wichtige Frage ist jetzt, ob und wann aus den Ideen Realität werden. Über den Erfolg der Verkehrs-Koalition kann man frühestens in ein oder zwei Jahren urteilen, wenn es konkrete Planungen gibt.   

Wie in Berlin wird die CSU auch in Würzburg gerade nicht zwingend gebraucht, um die Zukunft zu gestalten. Das ist bitter für die Christsozialen. Ob sie sich trotzdem im Verkehrskonzept "Besser leben im Bischofshut" einbringen werden? Die SPD-Fraktion, ebenfalls zunächst nicht beteiligt, hat das schon mit ergänzenden Vorschlägen getan. Für eine Verkehrspolitik für Radfahrerinnen und Autofahrer, für Senioren und Studierende und für Innenstadt- und Stadtrandbewohnerinnen ist ja noch weiterhin einiges zu tun.

 
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  • L. F.
    Aus dem Artikel:
    "Für eine Verkehrspolitik für Radfahrerinnen und Autofahrer, für Senioren und Studierende und für Innenstadt- und Stadtrandbewohnerinnen ist ja noch weiterhin einiges zu tun."
    Und was ist mit den Radfahrern und Autofahrerinnen und den Innenstadt- und Stadtrandbewohnern? Wer kümmert sich um die Frau Göbel?
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  • W. H.
    Wir fahren zum Einkaufen ins Wertheim Village, nach Rottendorf zu s. Oliver oder nach Schweinfurt. Da gibt es kostenlose Parkplätze. Schade für den Einzelhandel in Würzburg und um unsere schöne Stadt...
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  • S. T.
    Tja, da guckt die CSU in die Röhre... was hat sie denn erwartet als sie einen hauptamtlichen Klimabürgermeister "erdealte"???
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  • K. S.
    Das " Besser Leben in Würzburg " klingt immer mehr wie Hohn und Spott. Was soll denn besser werden ? Dem Würzburger Bürger wird immer mehr Hindernisse, im Verkehr, dargelegt. Strassen werden zu Einbahnstrassen welche einen immer größeren Umweg zur Folge haben. Wird der ÖPNV im Umland günstiger muß als Ausgleich der Würzburger immer mehr bezahlen. Vorhandene Radwege werden abgeschafft, dafür immer mehr Radspuren auf die Strasse gemahlt, zum Nachteil der restlichen Verkehrsteilnehmer. Die Fußgänger werden immer mehr eingeschränkt und gefährdet, durch die Radfahrer und E-Roller. Ich habe einmal gedacht das die Stadträte gewählt wurden um für die Würzburger Bürger zu entscheiden, doch kristallisiert sich immer mehr das von den Gewählten die eigene Meinung in den Vordergrund geschoben wird ! Wenn hier davon geschrieben wird das der Einzelhandel von den geplanten Maßnahmen nicht betroffen ist, dann frage ich mich warum so viele Geschäfte leer stehen wie noch nie in Würzburg.
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  • G. Z.
    Naja die Fahrradspuren auf den Straßen betreffen nur einen Verkehrsteilnehmer den Autofahrenden und zeitgleich holt er Menschen von dem Gehwegen und schützt somit ihr angesprochenes Kliente dem Fußgänger. Das nach fats zwei Jahren Pandemie Geschäfte leer stehen in der innen Stadt versteht sich wohl von selbst und hat auch wenig mit dem Verkehrkonzept zu tun
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  • K. S.
    Die Fahrradspuren auf den Strassen werden nur weniger genutzt wie die stillgelegten Radwege. Die Spuren auf der Strasse bringen den Fussgängern zunehmenden Radverkehr auf den Gehwegen. Auch die E-Roller ziehen es vor auf den Gehwegen zu fahren ! Zu den leerstehenden, und in Zukunft leerstehen werden, Geschäften wurde auch hier in der Zeitung berichtet das es am wenigsten mit der Corona-Zeit zu tun hat. Zu den Parkhäusern muß auch einmal gesagt werden, das die schon länger bestehenden, zu schmale Parkplätze haben und so nicht mehr Zeitgemäß sind. Wie oft wurde schon berichtet das man zwar parken kann, doch nicht mehr ein- bzw. aussteigen kann! Aber man setzt auf Parkhäuser, vielleicht werden ja die Lackschäden bezahlt die man so verabreicht bekommt.
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  • J. S.
    Parkhäuser, jetzt auf einmal das Non plus ultra! Wo aber das Geld hernehmen? Wäre es nicht besser gewesen früher darauf zu reagieren. Wie viele Parkhäuser hätte man an bester Stelle errichten können, wenn man den Unterbau: Tiefgarage des Stadtheaters saniert hätte und alles darüber Befindliche abgerissen und durch einen mehrstöckingen Aufbau von Gesschoßen von Parkebenen errichtet hätte? Die Kultur geht eh den Main, äh Bach runter. Kann sich kein Bürger und keine Stadt mehr leisten. Hätte man sich früher besser nicht so viel geleistet? Spare in der Zeit, dann hast du in der Not! Dieses Sprichwort ist und war immer auch ein Thema der Kulturszene, hier: sprich Theater. Jetzt haben wir den Salat, äh "das Theater".
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Mit anderen Worten: die CSU im Stadtrat braucht’s nicht mehr.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Während die CSU z.B. in Augsburg auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Großstadtpartei ist, die erkannt hat, daß die Zukunft nicht in der Vergangenheit liegt, zeigt sie in Würzburg keinerlei Bewegung - Auto fahren und parken ist aber für die übergroße Mehrheit der Bevölkerung kein Rezept mehr, mit dem man noch Blumentöpfe gewinnen kann.

    Wer sich jetzt über "Alleingänge" (was ist an 4 Fraktionen und einer deutlichen Mehrheit der Stimmen "allein"?) beschwert, in der Vergangenheit aber selbst die Stadtpolitik in einer regelmäßig tagenden "Frühstücksrunde" unter Ausgrenzung großer Fraktionen "ausgemauschelt" hat, der hinterlässt nicht unbedingt einen glaubhaften Eindruck.

    Fakt ist: was die Stadtratsmehrheit nun inhaltlich zum Thema Verkehr vorschlägt, ist absolut ausgewogen, moderat und in der großen Überzahl anderer Städte längst Realität. Es ist hoch erfreulich, nunmehr Bewegung zu sehen auf dem Weg zu einer lebenswerten, urbanen Stadt für Menschen und nicht nur für Autos. Weiter so!
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  • S. C.
    Na da sind wir froh, daß @vcd festlegt, was die überwiegende Mehrheit" der Bevölkerung will und was für sie gut und richtig ist.
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  • G. M.
    Neue Zeiten jenseits von links-rechts Geplänkel - hart für die CSU - umdenken ist angesagt!
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  • S. S.
    'Bewirtschaftung der Talavera', netter Ausdruck für, kostenlose werden in kostenpflichtige Parkplätze verwandelt. Wenn ich shoppen gehe ist es mir wichtig irgendwo in der Nähe vom Zentrum einen kostenlosen Parkplatz zu bekommen. Ja, da wo ich herkomme (und auch viele andere Menschen) fährt leider auch kein ÖPNV um direkt in Stadt mit dem Zug zu fahren. Wenn ich mir dann ausrechne wieviel ich dann an Parkgebühren zahlen müsste wird der Einkauf oder der Kaffee in der Stadt schnell teuer (nein ich hab kein großes Einkommen). Dann werde ich für einen Kaffee in ein Mittelzentrum ausweichen und die Portokosten sind dann eben auch schnell wieder drin.
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  • S. T.
    Da ist Frau Goeel aber sehr zuversichtlich dass das klappt.hoffentluch hat sie recht!
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  • F. W.
    Schön und gut. Bei den Mietpreisen kommen viele im Handel von außerhalb. Woher nehmen sie ca. 200 Euro Parkgebühren?
    Und wer ist „dir Wirtschaft“ die gefragt wurde?
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  • W. E.
    Die Vorgehensweise im sonst so bekrittelten "Hinterstübchen" ist durchaus kritikwürdig.
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  • M. B.
    War man von CSU eigentlich immer so gewohnt… dass die Grünen und die anderen das so jetzt auch mal machen, finde ich klug und gut!
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  • H. S.
    Im Bischofshut verschwinden die Parkplätze, vor der Residenz sollen sie bleiben ?
    Sieht bestimmt gut aus wenn die Scharen von Touristen durch die autofreie Innenstadt flanieren und dann vor der Residenz den vollgeparkten Platz sehen.
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  • D. E.
    Voll ist der selten; dafür sind die Parkgebühren viel zu hoch.
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  • E. H.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • H. T.
    Vor der Residenz sind doch vor einigen Jahren bereits ca. 50% der Parkplatze gestrichen worden.
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