Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es täglich neue Zahlen, täglich geht der Blick auf die Statistiken. Zahl der Infektionen, der Todesfälle, der Genesenen. Verdopplungsraten, Testzahlen, Anzahl der freien und belegten Intensivbetten. All diese Daten sollen das Virus berechenbar machen und zeigen, wie sich der unsichtbare Feind ausbreitet. Gleichzeitig ist da die Dunkelziffer, die mutmaßlich hohe Anzahl derjenigen, die eine Corona-Infektion völlig unbemerkt überstehen. Erste Studien zu den unerkannten Infektionen haben gerade erst begonnen.
Wie aussagekräftig sind die Daten und täglichen Zahlen also wirklich? Und dürfen sie Grundlage politischer Entscheidungen sein?
Grundsätzlich könne die Gefährlichkeit von Viren "nicht anhand von Infizierten-Zahlen alleine eingeschätzt werden", sagt Professor Peter Heuschmann, Vorstand des Instituts für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Uni Würzburg, im Namen eines interdisziplinären Forschungsteams mit den Professoren Thomas Keil, Götz Gelbrich und Rüdiger Pryss. Erkältungsviren beispielsweise würden im Winter oft sehr viele Menschen infizieren, aber meist nur milde Krankheitsverläufe verursachen.
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Beim Coronavirus ist unklar, wie viele Menschen derzeit wirklich infiziert sind. Die Zahlen der positiv Getesteten könnten aber "zumindest das Ausmaß und Trends bezüglich des Krankheitsgeschehens andeuten", sagt Epidemiologe Heuschmann.
Woher aber stammen die Corona-Daten? In Deutschland überwacht das Robert Koch-Institut (RKI) die Corona-Entwicklung und bewertet die Lage. Täglich veröffentlicht das Institut die Zahl der bestätigten Infektionen und der Todesfälle, aufgeschlüsselt bis hinunter auf Landkreisebene. Dabei kann es zu Abweichungen von den aktuellen Daten der Gesundheitsämter kommen. Die Ämter in Bayern beispielsweise melden ihre Zahlen erst ans Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), das die Zahlen wiederum ans RKI meldet – so entsteht ein gewisser zeitlicher Verzug.
Unterschiedliche Testkriterien erschweren die statistische Erfassung des Coronavirus
Eine Bewertung der Entwicklung schließt das aus Peter Heuschmanns Sicht nicht aus: "Trotz gewisser Verzögerungen, zum Beispiel am Wochenende, lassen sich die Zahlen für Deutschland im Verlauf relativ gut interpretieren." Relativ gut heißt jedoch nicht leicht.
Beim statistischen Erfassen des Coronavirus gebe es in der Tat einige Herausforderungen, so Heuschmann. Zum einen verursacht das Virus gerade bei jüngeren Menschen oft keine oder nur milde Symptome – "da kann es sich sehr leicht und unbemerkt ausbreiten". Zum anderen würden die Zahlen massiv von den Testkapazitäten und Testkriterien der jeweiligen Region oder des Gesundheitssystems beeinflusst.
Werden beispielsweise nur Personen mit Symptomen getestet oder auch gesunde Kontaktpersonen? Oder gibt es großangelegte Testreihen mit repräsentativen Stichproben der Bevölkerung? Und sind die Testkapazitäten in den Laboren ausreichend?
Bayernweit zählte das Landesamt für Gesundheit bis Mitte April rund 330 000 Laboruntersuchungen auf Sars-CoV-2, etwa zehn Prozent waren positiv. Allerdings: Proben, die im Freistaat genommen werden, würden teilweise auch in anderen Bundesländern untersucht - und umgekehrt. Die Zahl der positiven Tests entspreche deshalb nicht der Anzahl der Fälle in Bayern, heißt es beim LGL.
In Unterfranken liegt die Kapazität der vier größten Labore und der Würzburger Uniklinik nach Angaben von Regierungssprecher Johannes Hardenacke zurzeit bei etwa 1500 Tests am Tag. Wie viele Menschen in der Region bisher insgesamt auf das Coronavirus getestet wurden, ist offen.
Bleibt die Frage: Sind die Corona-Zahlen aussagekräftig genug, um davon politische Handlungen abzuleiten? Und wenn ja, können sie abbilden, ob eine Maßnahme wie die im Freistaat geltende Ausgangsbeschränkung wirkt?
Experte: Zahlen können Basis politischer Entscheidungen sein – aber mehr Tests nötig
Ja, sagt Peter Heuschmann. Trotz aller Einschränkungen könnten die Zahlen "einen verlangsamten Trend in der Entwicklung der positiv Getesteten zeigen" - vorausgesetzt, die Testmethoden bleiben gleich. Beispiel Bayern: Der Erfolg der Kontaktbeschränkungen spiegele sich in den sinkenden Zahlen der Neuinfektionen, sagt der Würzburger Epidemiologe.
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Aus Heuschmanns Sicht kann und soll die Politik deshalb ihre Entscheidungen auch im weiteren Verlauf der Pandemie auf die Infektionszahlen stützen. "Wenn die Testkapazitäten weiter ausgebaut werden und möglichst viele, auch nicht symptomatische Personen getestet werden, ist dies das Beste, was wir machen können."
https://www.stol.it/artikel/chronik/flaechendeckende-tests-in-st-ulrich
sind bereits 49 % bereits durchseucht.
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Was sind denn die Zahlen der John Hopkins Uni bzw des RKI denn eigentlich wert? Soviel, dass die Grundrechte der Bevölkerung mit validierten Argumenten ausser Kraft gesetzt werden dürfen?