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Würzburg/Schweinfurt
Die Chancen der Kandidaten bei der Bundestagswahl: Diese Unterfranken können es (wieder) in den Bundestag schaffen
Mehr als 50 Frauen und Männer aus Unterfranken bewerben sich um Sitze im nächsten Bundestag. Für manchen bekannten Abgeordneten könnte die Wahl bitter enden. Der Überblick.
Das Ziel von mehr als 50 Kandidatinnen und Kandidaten aus Unterfranken: das Reichstagsgebäude in Berlin, seit 1999 der Sitz des Deutschen Bundestags.
Foto: Hannes P Albert, dpa | Das Ziel von mehr als 50 Kandidatinnen und Kandidaten aus Unterfranken: das Reichstagsgebäude in Berlin, seit 1999 der Sitz des Deutschen Bundestags.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 16.02.2025 02:32 Uhr

Knapp 750 Personen aus 17 Parteien kandidieren in Bayern für rund 95 Sitze im neuen Bundestag in Berlin, davon rund 60 aus Unterfranken. Von den zwölf amtierenden Abgeordneten aus der Region treten bei der Bundestagswahl am 23. Februar elf wieder an - mit sehr unterschiedlichen Chancen.

Nur der Würzburger CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder, seit 2005 im Parlament, zieht sich zurück. Und schon Manuela Rottmann, Grünen-Abgeordnete aus dem Landkreis Bad Kissingen seit 2017, hatte im Dezember angekündigt, nach ihrer Wahl zur Bundesschatzmeisterin ihrer Partei ihr Mandat niederzulegen.

Wer kandidiert aussichtsreich und wie sind die Chancen der Unterfranken? Ein Blick auf die Parteien:

CSU: Beste Chancen für alle Kandidaten

Die CSU lag in der Geschichte der Bundestagswahlen in den unterfränkischen Wahlkreisen immer vorn. Bislang bedeutete das immer auch den Gewinn eines Direktmandats - beim neuen Wahlrecht nicht mehr. Nicht jeder Bewerber, der in einem Wahlkreis vorne liegt, zieht automatisch auch in den Bundestag ein. Gleichwohl ist es äußerst unwahrscheinlich, dass unter diese Regelung auch Kandidatinnen und Kandidaten aus Unterfranken fallen. Ihre Erststimmen-Ergebnisse fallen in der Regel gut genug aus. 

Somit dürfen diese CSU-Politiker fest damit rechnen, auch künftig im Bundestag zu sein: im Wahlkreis Bad Kissingen Dorothee Bär (46), seit 2002 in Berlin, im Wahlkreis Schweinfurt/Kitzingen Anja Weisgerber (48), im Wahlkreis Aschaffenburg Andrea Lindholz (54) und im Wahlkreis Main-Spessart Alexander Hoffmann (49), die alle seit 2013 dabei sind. Auch gut stehen die Chancen für Hülya Düber (46), nach Paul Lehrieder jetzt die Direktkandidatin im Wahlkreis Würzburg.

Ade nach fast 20 Jahren im Bundestag: der 65-jährige Würzburger CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder tritt bei der Wahl am 23. Februar nicht mehr an.
Foto: Daniel Peter Archivbild | Ade nach fast 20 Jahren im Bundestag: der 65-jährige Würzburger CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder tritt bei der Wahl am 23. Februar nicht mehr an.

Spannend aber kann es für die Unterfranken-CSU nach der Wahl werden. Allen Kandidierenden werden Ambitionen für höhere Aufgaben nachgesagt, allen voran für Ministerämter. Vor allem die Namen Lindholz und Bär fallen immer wieder, wenn in Berliner Medien über Posten in einem Kabinett Friedrich Merz spekuliert wird.

SPD:  Zum Teil über die Landesliste abgesichert

Glaubt man den Prognosen, dann droht der SPD-Fraktion im Bundestag ein großer Aderlass. Allerdings sind die bisherigen Abgeordneten Sabine Dittmar (60, seit 2013) aus dem Wahlkreis Bad Kissingen und Bernd Rützel (56, seit 2013) aus dem Wahlkreis Main-Spessart auf den Positionen sechs und neun gut über die SPD-Landesliste abgesichert. Ihr Wiedereinzug in den Bundestag gilt als sehr wahrscheinlich.

Bitter droht der Wahlabend für Markus Hümpfer (32, seit 2021) aus dem Wahlkreis Schweinfurt zu werden: Er steht auf Listenplatz 21, der wenig Chancen verheißt.

Was die Zeit nach der Wahl betrifft, räumen Beobachter in Berlin sowohl Dittmar, aktuell Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, als auch Rützel Chancen ein, (wieder) Staatssekretär zu werden, falls die SPD der neuen Regierung angehört.

Grüne: Ein sicherer Platz, ein zweiter wackelt

Fest mit einem Wiedereinzug in den Bundestag rechnen darf der grüne Forst- und Verteidigungsexperte Niklas Wagener (26, seit 2021) aus dem Wahlkreis Aschaffenburg. Platz acht auf der Landesliste gilt als sicher.

Völlig offen ist dagegen, ob es mit einem zweiten Mandat für die unterfränkischen Grünen klappt. Gymnasiallehrerin Jessica Hecht (52) aus dem Wahlkreis Würzburg belegt Listenrang 15. Den Umfragen nach ist ihr Einzug in den Bundestag momentan eher unwahrscheinlich. Doch mit jeder kleineren Partei, die bundesweit unter der Fünf-Prozent-Hürde bleibt und damit auch keinen Abgeordneten aus Bayern hat, steigen Hechts Chancen auf einen Parlamentssitz.

FDP: Aus für den Gesundheitsexperten zu erwarten

Bei der FDP ist großes Zittern angesagt, ob es überhaupt mit dem Verbleib im Bundestag klappt. Wenn ja, ist vermutlich Karsten Klein (47, seit 2017) aus dem Wahlkreis Aschaffenburg als Nummer vier der Landesliste wieder dabei. Zu Ende gehen wird wohl die Abgeordneten-Zeit des Gesundheitsexperten Andrew Ullmann (62, seit 2017) aus dem Wahlkreis Würzburg, der beim Landesparteitag lediglich für Platz 18 nominiert wurde.

AfD: Erster unterfränkischer Bundestagsabgeordneter möglich

Die AfD kann den Prognosen nach mit einem Rekordergebnis in Bayern rechnen. Dann dürfte es erstmals für die Rechtsaußen-Partei auch einen Bundestagsabgeordneten aus Unterfranken geben: Gartenbautechniker Bernd Schuhmann (60), der im Wahlkreis Schweinfurt kandidiert, belegt den aussichtsreichen AfD-Listenplatz 15.

Freie Wähler: Sitz wäre eine Überraschung

Der Plan von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, die Fünf-Prozent-Hürde durch den Gewinn von drei Direktmandaten in Bayern zu umgehen, scheint laut den Umfragen nicht aufzugehen. Sollte der Coup überraschend doch gelingen, hätte womöglich auch Frank Helmerich (47) aus dem Wahlkreis Bad Kissingen mit Listenplatz neun eine kleine Chance auf einen Sitz im Bundestag.  

Die Linke: Kaum Chancen für zwei Kandidaten 

Lange sah es für die Linke nicht gut aus. Mittlerweile sehen die Umfrageinstitute aber durchaus Chancen für den Verbleib im Bundestag. Bestplatzierter Unterfranke auf der Landesliste ist Aaron Valent (27) aus dem Wahlkreis Würzburg. Er steht auf Platz sechs, dicht gefolgt von Agnes Conrad (27) aus Schweinfurt. Eher unwahrscheinlich, dass es für die beiden für ein Mandat reicht. 

Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW): Klaus Ernst nicht mehr in Unterfranken

Dass das Bündnis Sahra Wagenknecht, vor einem Jahr von ehemaligen Linken gegründet, in den Bundestag einzieht, galt lange als sehr wahrscheinlich. Mittlerweile sagen die Umfragen, es könnte knapp werden mit der Fünf-Prozent-Hürde. Egal, wie es am Ende ausgeht: Nachdem der bisherige unterfränkische Abgeordnete Klaus Ernst (70, seit 2005) vom Wahlkreis Schweinfurt nach München gewechselt ist, wird es künftig keinen BSW-Abgeordneten aus Unterfranken mehr geben. Der Schweinfurter Robert Striesow (37), der Listenplatz zwölf belegt, ist beim BSW kurz vor der Wahl schon wieder ausgetreten. 

Sonstige: Keine Chancen

Die neun anderen Parteien auf dem Stimmzettel in Bayern sind die ÖDP, die Bayernpartei, Volt, die Basisdemokratische Partei Deutschland (Basis), die Tierschutzpartei, die Marxistisch-Leninistische Partei (MLPD), die PARTEI, die Partei der Humanisten (PdH) und Bündnis Deutschland. Fast alle treten auch mit Kandidatinnen und Kandidaten aus Unterfranken an. Eine Chance, Abgeordnete nach Berlin zu schicken, haben die kleinen Parteien nicht.   

 
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