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Würzburg
Der Kandidat mit den vielen Plakaten – und einer Vorgeschichte: Duncan Seitz will für Würzburg in den Bundestag
Seitz ist Direktkandidat der Freien Wähler im Wahlkreis Würzburg. Bei der Bundestagswahl hat er nur geringe Chancen. Warum ihm der Wahlkampf trotzdem so viel wert ist.
Duncan Seitz will für die Freien Wähler in den Bundestag. 
Foto: Thomas Obermeier | Duncan Seitz will für die Freien Wähler in den Bundestag. 
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 21.02.2025 02:38 Uhr

Wer ist Duncan Seitz und warum hängen rund um Würzburg so viele Plakate von ihm? Das dürften sich schon einige gefragt haben. Immerhin spielte seine Partei, die Freien Wähler, in der Bundespolitik bisher keine Rolle. Trotzdem lässt er bei der Vielzahl an Plakaten wohl die eine oder andere im Bundestag vertretene Partei hinter sich.

3000 Plakate habe er drucken lassen, sagt Duncan Seitz, und selbst dafür gezahlt, nicht die Partei. "Ich will zeigen, dass es mir ernst ist. Deswegen nehme ich das Geld in die Hand und plakatiere selbst."

Duncan Seitz: Warum will er für Würzburg in den Bundestag?

Aufgewachsen ist Seitz in Spanien. Im Teenageralter zog er mit seiner Familie zurück nach Deutschland. 16 Jahre war er dann bei der Bundeswehr, holte dort das Abitur nach und studierte. 

Realistische Chancen auf das Direktmandat hat der 41-jährige Kirchheimer nicht, das räumt er selbst ein. Über die Landesliste der Freien Wähler, mit Platz 21, sieht es noch schlechter aus. "Wenn man sich in der Demokratie engagiert, kann man nicht immer gewinnen, aber zumindest ein Zeichen setzen."

Das Zeichen, das er setzen will, ist ein "Wille zur Veränderung". Das betreffe vor allem die Wirtschaftspolitik, sagt der Unternehmer Seitz. "Frische, gesunde, regionale Lebensmittel muss man sich leisten können und Landwirte müssen trotzdem gut bezahlt werden." 

Widersprüchliche Positionen in der Asylpolitik

Die Entwicklung der Wirtschaft sei die Grundlage für andere Bereiche. Seitz sagt etwa: "Die Akzeptanz von Geflüchteten sinkt, wenn die Leute immer weniger Geld haben." Bei der Asyl- und Migrationspolitik nimmt er eine widersprüchliche Position ein. 

Einerseits spricht er davon, dass er auf die Demos der Omas gegen Rechts gehe. Er sagt, man müsse Asylbewerber schneller ausbilden, die Sprache beibringen und arbeiten lassen. "Jeder, der Schutz braucht, soll ihn kriegen." Er kritisiert die CSU dafür, dass sie "in der Migrationsfrage zu 80, 90 Prozent mit der AfD auf einer Linie" sei. 

Duncan Seitz

Alter: 41 Jahre alt
Beruf: Unternehmer, Betreiber einer Geflüchtetenunterkunft
Politischer Werdegang: Seit einem Jahr im Kreisvorstand der Freien Wähler Würzburg-Land
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder (4 und 9 Jahre alt)
Quelle: som

Andererseits tritt er für die Freien Wähler an, die selbst für eine deutlich härtere Asyl-Politik stehen. Auch Seitz spricht davon, dass man die, die "schwere Straftaten" begehen und die den Schutz "ausnutzen" abschieben solle. Er fordert biometrische Datenbanken für Geflüchtete.

Wer ist Duncan Seitz? In Kirchheim bei Würzburg betreibt er eine Flüchtlingsunterkunft

Seitz betreibt in seinem Wohnort Kirchheim eine dezentrale Flüchtlingsunterkunft. 47 Menschen leben ihm zufolge in drei Wohnhäusern. Für die Unterbringung zahlt das Landratsamt Würzburg 20 Euro pro Person und Tag.

Bundestagskandidat Duncan Seitz im Januar beim Neujahrsempfang der Kreistagsfraktion der Freien Wähler in Zell am Main.
Foto: Daniel Peter | Bundestagskandidat Duncan Seitz im Januar beim Neujahrsempfang der Kreistagsfraktion der Freien Wähler in Zell am Main.

Er spricht von einem "partnerschaftlichen Verhältnis" zu den Bewohnern. So zahle er etwa eine festangestellte Dolmetscherin und jedem Bewohner eine Deutsch-Lern-App. "Ich will, dass es funktioniert, dass jeder die Chance hier nutzen kann", sagt Seitz.

Dazu gehöre auch, sie in das Kirchheimer Vereinsleben zu integrieren. Für den historischen Verein, dem Seitz vorsitzt, würden Geflüchtete zum Beispiel Dachschindeln austauschen – für 80 Cent pro Stunde. Ausbeutung würde er das aber nicht nennen, weil die Geflüchteten ja noch die üblichen Leistungen bekämen. 

Duncan Seitz war lange in der CSU: Austritt nach Streit um Bürgermeisterkandidatur

Politisch ist Duncan Seitz in Kirchheim kein Unbekannter. Wie er sagt, war er lange im CSU-Ortsverband aktiv. Im Oktober 2023 zog der damalige Bürgermeister, Björn Jungbauer, für die CSU in den Bayerischen Landtag

Um seine Nachfolge gab es ein Gerangel in der CSU. Im Mittelpunkt: Duncan Seitz. Die Partei warf ihm vor, sich eigenmächtig, verfrüht und an den Gremien vorbei als Bürgermeisterkandidat der CSU zu präsentieren. Weil er auch bei der Wahl zum Ortsvorsitz verlor, zog er sich aus der CSU zurück.

"Ich hatte nicht immer eine Meinung, etwa zu Bauprojekten, mit der jeder in der CSU einverstanden war", sagt Seitz im Rückblick. Er habe in den Jahren zuvor das Gefühl gehabt, dass er von der Partei perspektivisch zum nächsten Bürgermeister aufgebaut werden sollte. Dann habe er sich unbeliebt gemacht und "Seilschaften in der CSU" hätten ihn als Bürgermeisterkandidaten verhindert.

In der Politik will Seitz bleiben: vielleicht Bürgermeister im Landkreis Würzburg?

Die Jungbauer-Nachfolge ging letztlich nicht an die CSU. Christian Stück wurde Kirchheims erster Bürgermeister von den Grünen. Sollte es wirklich nicht mit dem Einzug in den Bundestag klappen, könnte sich Seitz dieses Amt immer noch vorstellen? "Bürgermeister wäre ein Ziel", sagt er.

Aber wohl nicht in Kirchheim: "Christian Stück macht einen sehr guten Job. In fünf Jahren werden die Kirchheimer mit ihm sehr zufrieden sein und ihn wieder wählen." Anfragen aus Nachbargemeinden habe es Seitz zufolge aber schon gegeben. In der Politik jedenfalls wolle er "auf jeden Fall" bleiben.

 
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  • Martin Heberlein
    Jeder kann das nachrechnen: Der Herr bekommt für seine drei Häuser in Kirchheim eine monatliche Miete von 28200 Euro.
    Es ist unglaublich, wie sich Menschen bereichern und das dann auch noch als soziale Leitung ausgeben...
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  • Christian Weisenbach
    Plus zusätzlich noch ein neubau der noch nicht vermietet ist sondern in bauphase
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  • Johannes Ulrich Schottky
    Kennen Sie eine Übernachtungsmöglichkeit für 20 Euro /Nacht?
    Kenne die Räume nicht, aber wenn die annehmlich sind und noch für Dolmetscher gesorgt, und persönlicher Kontakt, klingt das nach einer erbrachten Leistung und Beitrag zur Inteegration. Und mit guter Leistung Geld zu verdienen, halte ich nicht für verwerflich.
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  • Paul Schüpfer
    Die Plakate konnte er sich mit dem Geld vom Landratsamt ja locker leisten.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Jeder der Schutz braucht soll ihn kriegen

    und jeder der ihn missbraucht eben nicht. Wo ist da der Widerspruch?

    Ich habe den Eindruck, genau da ist nämlich das Problem: zuwenig Konsequenz bei der Umsetzung der jetzt schon gültigen Regeln, und zuviel Schwarzer-Peter-Schieberei bzgl. der Verantwortlichkeiten. Klar dass davon diejenigen profitieren, die den Menschen die "einfachsten" Lösungen präsentieren (auch wenn das dann erst recht nicht hinhaut...).
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  • Christian Weisenbach
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in einen neuen Kommentar ein.
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  • Christian Weisenbach
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  • Christian Weisenbach
    Schon mal selber ein Bild von den angeblichen Unterkünften gemacht?
    Was würden sie dazu sagen wenn es Mietshäuser wären aus denen Mieter entmietet würden und sogar Geld fließt nur damit die Flüchtlinge fristgerecht einziehen können und Mieter grade so rechtzeitig ausziehen bei unserem heutigen Wohnungsmarkt.
    Und wenn zudem auch noch Familien mit Kindern und Babys zur Miete dort wohnen würden?
    Fänden sie das dann auch lobenswert und würden sie da auch noch von Hilfsbereitschaft sprechen?
    Fänden sie das Verhalten denn in Ordnung bzw solche Geschäftsgebahren und Machenschaften?
    Also nur mal angenommen das ganze.
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  • Martin Deeg
    ..."Dann habe er sich unbeliebt gemacht und "Seilschaften in der CSU" hätten ihn als Bürgermeisterkandidaten verhindert."....

    Ja sowas.
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  • Alfred Neumann
    Vielleicht hätte jemand Herrn Seitz vorab erklären sollen, dass nach der letzten Reform des Bundestages nur Erststimmen-Kandidaten überhaupt eine Chance haben in den Bundestag zu kommen, wenn auch die Zweitstimme bei Ihrer Partei landen und sie auf einem möglichst vorderem Listenplatz landen. 3.000 Plakate selbst bezahlt oder nicht.
    Wird hier erklärt:
    https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/neues-wahlrecht-bundestagswahl-2025-so-funktioniert-sie-diesmal,UTvCfyb?UTM_Name=Web-Share&UTM_Medium=Link&UTM_Source=Link
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  • Felix Habermann
    Er ist wie im Bericht geschrieben auf der
    Landesliste Platz 21.
    Die Plakate hat er laut meinen
    Informationen selbst bezahlt.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Alfred Neumann
    Und wenn Sie mitrechnen können, chancenlos, wie ihm Bericht geschrieben. Nichts anderes habe ich geschrieben.

    Seine "Plakate" sind auf Hohlkammermaterial gedruckt, wenn ich es richtig gesehen habe. 3.000 Plakate drucken zu lassen heißt, man hat als Kandidat die Arithmetik nicht verstanden und einen Haufen Plastikmüll produziert.
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  • Roswitha Öhrlein
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  • Sebastian Hansen
    Es ist nur halb korrekt, was Sie sagen.

    Korrekt ist, dass genug Zweitstimmen für die jeweilige Partei vorliegen müssen, dass erfolgreiche Wahlkreisbewerber auch einziehen.

    Nicht korrekt ist, dass ein erfolgreicher Wahlkreisbewerber einen guten Listenplatz braucht. Sind genug Zweitstimmen da, braucht er genau genommen gar keinen, um einzuziehen. Er braucht nur neben dem Sieg im Wahlkreis ein möglichst gutes persönliches Ergebnis im Wahlkreis, um ggf. gegenüber anderen erfolgreichen Wahlkreisbewerbern derselben Partei im Vorteil zu sein.

    Bei den FW kommt noch hinzu, dass sie ja dringend drei Direktmandate erreichen wollen, um die Sperrklausel zu umgehen. Es macht insofern durchaus grundsätzlich Sinn, auf Erststimmen zu gehen (auch wenn das in diesem Fall absehbar erfolglos sein wird).
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  • Felix Habermann
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