
Im Kirchheimer Rathaus packt (Noch)-Bürgermeister Björn Jungbauer (CSU/FB) gerade die Umzugskartons. Bis zum 29. Oktober muss er seine Sachen verstaut und den Schreibtisch leer geräumt haben. Denn, mit der konstituierenden Sitzung des bayerischen Landtags am 30. Oktober ist Jungbauer kein Bürgermeister mehr. Dann wird der zweite Bürgermeister die Amtsgeschäfte übernehmen. Bis zur Wahl eines Nachfolgers ist Edwin Engert Chef im Rathaus.
In Kirchheim und Gaubüttelbrunn wird am 14. Januar gewählt
Wer auf Jungbauer als Bürgermeister folgen soll, entscheiden die Wählerinnen und Wähler aus Kirchheim und Gaubüttelbrunn am 14. Januar 2024. Gerade nominieren Parteien und Gruppierungen vor Ort ihre Favoriten.
Die CSU in Kirchheim wollte erst die Landtagswahl abwarten, bevor sie jemanden für den freigewordenen Chefsessel im Kirchheimer Rathaus aufstellt. "Das gehört sich schon allein aus Respekt den Wählerinnen und Wählern gegenüber so", erklärt Jungbauer das Vorgehen.
Wie passt es dann zusammen, dass ein CSU-Mitglied sich bereits im August mit einem Flugblatt eindeutig als "Spitzenkandidat für die Bürgermeisterwahl 2024" inszeniert hat? "Abgesprochen war das nicht. Duncan Seitz hat das selbst angestoßen und damit für ziemlich viel Aufregung in der Kirchheimer CSU gesorgt", sagt Jungbauer und fügt hinzu: "Er hat sich gegen jeden Rat und gegen jede Bitte selbst zum Spitzenkandidaten gekürt."

Wer ist Duncan Seitz? "Im CSU-Ortsverband war er für die Mitgliederverwaltung zuständig", sagt Ortsvorsitzender Johannes Kern. "Bei der Ortsversammlung Ende März hat er versucht, mich zu stürzen", fügt er hinzu. Seitz habe aber die Wahl verloren und schließlich alle Ämter in der örtlichen CSU niedergelegt. "Seitdem ist er nur noch normales Mitglied", erklärt der CSU-Ortsvorsitzende. "Wir hatten ihm das Amt des Stellvertreters angeboten. Das wollte er aber nicht."
CSU und Freie Bürger stellten klar: Seitz ist kein Spitzenkandidat
Dass Seitz sich dann im August zum Spitzenkandidaten für die Bürgermeisterwahl ernannte, sei mit niemanden in der Kirchheimer CSU abgesprochen gewesen, führt der CSU-Ortsvorsitzende weiter aus. "Uns war nicht klar, was ihn angetrieben hat." Mit dem Flugblatt habe er für "ziemliche Aufregung bei den Mitgliedern gesorgt", weiß Kern. Was folgte, war eine schriftliche Erklärung der CSU an ihre Mitglieder in Kirchheim und Gaubüttelbrunn, in der darum gebeten wurde, "Schnellschüsse von Einzelpersonen zu ignorieren". Weiter stellten CSU-Ortsvorsitzender Kern und Silke Hümpfner, Fraktionsvorsitzende der CSU-FB im Gemeinderat, klar: "Duncan Seitz ist nicht der Spitzenkandidat der CSU Kirchheim-Gaubüttelbrunn."
Seitz hat auf dieses Schreiben seinerseits mit einem Brief an die CSU-Mitglieder reagiert. Im Text heißt es: "Der Vorschlag, mich zu 'ignorieren', ist der gezielte Versuch der Ausgrenzung." Weiter führt er an, dass er sich seit 2016 auf die Bürgermeister-Kandidatur vorbereite, unter anderem mit einem Bürgermeisterseminar im Jahr 2017, verschiedenen Rhetorikseminaren und Lehrgängen zur Entwicklunsplanung für Gemeinden. "Der Versuch, meine Kandidatur beziehungsweise meine Bekanntgabe an unsere Mitglieder als einen 'Schnellschuss' darzustellen, ist frei erfunden", schreibt Seitz den CSU-Mitgliedern.
CSU und Freie Bürger nominieren am 29. Oktober einen Bürgermeister-Kandidaten
"Als Spitzenkandidat habe ich mich nie vorgestellt", erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Nur parteiintern habe er mitgeteilt, dass er kandidieren möchte. "Das Flugblatt ging nur an die CSU-Mitglieder", sagt er. Und er habe auch deutlich gemacht, dass er nach Jungbauers Wahl als Spitzenkandidat antreten möchte. Er habe das auch so im April mit ihm besprochen, erklärt Seitz.
Jungbauer bestätigt eine entsprechende Nachricht von Seitz. "Ich habe ihm aber bei einem persönlichen Treffen klar gemacht, dass es vor der Landtagswahl keine Nachfolgediskussion geben soll." Es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass Seitz sich als Bürgermeister-Kandidat ins Gespräch brachte, sagt Jungbauer und schildert eine Situation aus dem Jahr 2020. "Damals hat er versucht, gegen mich zu kandidieren. Zumindest hat er einzelne CSU-Mitglieder am Krankenbett mit einem Blumenstrauß besucht und behauptet, ich würde nicht mehr kandidieren", so Jungbauer.
Wer nun tatsächlich für die CSU und die Freien Bürger in Kirchheim und Gaubüttelbrunn am 14. Januar als Bürgermeister zur Wahl steht, entscheidet sich am 29. Oktober. Dann wird der Kandidat oder die Kandidatin nominiert. Fraktionsvorsitzende Silke Hümpfner will ihren Hut ebenfalls in den Ring werfen. Das hat sie nach der Landtagswahl bekannt gegeben. "Wie es eben auch den guten Sitten entspricht", sagt sie.