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Würzburg
Bischof legt Fahrplan zur Pfarreienreform fest
Lange war der Prozess "Pastoral der Zukunft" auf Eis gelegt. Seit Monaten reist Bischof Franz Jung durchs Bistum Würzburg. Nun gibt es konkrete Pläne und einen Termin.
Bischof Franz Jung informiert über den anstehenden Veränderungsprozess 'Pastoral der Zukunft'. Ende 2020 sollen die neuen 'territorialen Zuschnitte' feststehen.
Foto: Thomas Obermeier | Bischof Franz Jung informiert über den anstehenden Veränderungsprozess "Pastoral der Zukunft". Ende 2020 sollen die neuen "territorialen Zuschnitte" feststehen.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:48 Uhr

Es gibt Neuigkeiten über die "Pastoral der Zukunft" im Bistum Würzburg. Bischof Franz Jung nennt im Gespräch mit dieser Redaktion "für die Bestimmung der zirka 40 neuen territorialen Zuschnitte" einen ersten konkreten Termin: Ende 2020.

Im Januar 2017 waren die vielen bereits angestellten Überlegungen und Diskussionen, wie die neuen Wege im Gemeindeleben und in der Seelsorge aussehen könnten, offiziell erst einmal zu Ende. Bischof Friedhelm Hofmann verkündete damals den Stopp in einem Brief an alle Mitarbeiter. Im September 2017 ging er in den Ruhestand. In der Zeit der Sedisvakanz ruhte alles. Hofmann überließ es seinem Nachfolger, diesen Veränderungsprozess zu verwirklichen.

Nach Abschluss der Dekanatsbesuche beginnt der strukturierte Prozess

Seit einem Jahr nun, seit 10. Juni 2018, wurde Franz Jung, ehemaliger Generalvikar von Speyer, zum 89. Bischof von Würzburg geweiht und in sein Amt eingeführt. Danach startete er seine große Rundreise durch alle Dekanate des Bistums. Er wollte sich einen Überblick verschaffen, "um zu erkennen und wertzuschätzen, was bislang passiert ist", sagte Bischof Jung auf Nachfrage. "Zum Glück" habe er den Reformprozess nach der langen Pause nicht von vorne beginnen müssen. Viele Vorüberlegungen seien bereits angestellt und etliche Prozesse angestoßen, aber nicht kontinuierlich begleitet worden.

Nach Abschluss seiner Dekanatsbesuche, das wird zu Beginn der Sommerferien sein, "werden wir einen strukturierten Prozess aufsetzen; dabei wird es darum gehen, die Voten aus den einzelnen Dekanaten zu sammeln, um sie auf Diözesanebene mit den zuständigen Gremien zu diskutieren". Damit sei aber noch nicht gesagt, so Bischof Jung, wie die Organisation der Seelsorge innerhalb dieser zirka 40 größeren Territorien genau aussieht. "Dieser Frage wollen wir in einer zweiten Phase des Prozesses nachgehen." Dann sei zu klären, ob innerhalb dieser Territorien neue Pfarreien gegründet werden oder Kooperationen zwischen den Pfarreiengemeinschaften die Lösung sind – oder ein neues Gemeinschaftsmodell angedacht werden soll.

Bischof Franz Jung. Begriff "Pastoraler Raum" ist für viele nicht verständlich

Ein Problem, das immer zur Sprache gekommen sei, ist der unter seinem Vorgänger eingeführte Begriff "Pastoraler Raum". Er sei für viele nicht verständlich gewesen und müsste präzisiert werden, so Jung.

Bei seinen vielen Gesprächen in den vergangenen Monaten habe der Bischof wahrgenommen, dass es eine große "Ungleichzeitigkeit" gibt: "Einige Pfarreiengemeinschaften arbeiten seit vielen Jahren schon intensiv zusammen und wünschen sich jetzt eine schnelle Entscheidung." Andere bestehen laut Jung eigentlich nur auf dem Papier und haben die Kooperation noch wenig eingeübt. Deshalb sei es verständlich, dass sie sich jetzt mehr Zeit wünschen, räumt Jung ein. Insgesamt jedoch "sind viele Menschen ungeduldig und wünschen sich, dass der Prozess wieder Fahrt aufnimmt".

"Die Gespräche waren sehr lebendig."
Maritta Ziegler, Leiterin des Diözesanbüros Bad Kissingen

Einen Einblick, wie die die Treffen mit dem Bischof verlaufen, gibt zum Beispiel Maritta Ziegler, Leiterin des Diözesanbüros in Bad Kissingen. Es ist auch zuständig für das Dekanat Hammelburg, das der Bischof am 23. Mai besuchte: "Die Gespräche waren sehr lebendig." Der Bischof könne gut zuhören und habe sich viele Notizen gemacht. "Für uns waren die Themen Firmung, die Verwaltung der Kindergärten sowie die Betreuung in Institutionen wie das Seniorenhaus wichtig", so Ziegler. Der umstrittene Begriff "Pastoraler Raum" sei kein Problem für das Dekanat Hammelburg aufgrund seines länglichen Zuschnitts. "Bei uns wird es bei den beiden vorhandenen pastoralen Räumen Bad Brückenau im Norden und Hammelburg im Süden bleiben."

Wie das Bistum Würzburg aufgrund der anstehenden Veränderungen in fünf oder zehn Jahren aussehen könnte, darüber wagt Bischof Franz Jung laut Nachfrage "keine Prognose".  Aber bereits jetzt sei aufgrund von Statistiken absehbar: "Wir werden viel weniger Seelsorgerinnen und Seelsorger haben und weniger Finanzmittel." Ein Schwerpunkt werde daher die Stärkung aller Getauften sein, um den Glauben in den Gemeinden zu leben. "Sie werden sich leider nicht mehr darauf verlassen können, dass schon ein Hauptamtlicher da sein wird", so der Bischof.

 
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    Der Kern des Problems, dass die Machtstrukturen der Kirche selbst dringend reformiert werden müssen, werden nicht angegangen.
    Jung ist Teil dieses verkrusteten Systems.
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  • I. E.
    Und irgendwann macht der Letzte das Licht aus!
    Diese großen Räume, die da geplant sind, werden uns auch noch als Chance verkauft - dabei kriegt es die Kirche einfach nicht hin, auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren, das Personal wird immer knapper, der einzelne Pfarrer bekommt immer mehr, die persönlichen Kontakte werden immer weniger - und das soll dann eine Chance sein?
    Die Ehrenamtlichen sind doch jetzt schon überfordert, fühlen sich alleine gelassen, werden immer weniger - und sollen immer mehr machen!
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  • B. E.
    ... aus eurozentrischer Sicht könnte es so sein, allerdings wächst die Kirche überall, eben nur nicht in Europa. Wieso sollen sich die Katholiken in den anderen Erdteilen an den Wünschen und Vorstellungen der Europäer orientieren. Soooo viel Gutes haben sie von dort ja nun auch nicht immer bekommen ... Gerade die "fortschrittlichen" Katholiken befinden sich möglicherweise in einer Blase, die geradewegs in die Diaspora führt. Ob sich Kirche auf Dauer von der - noch (noch!) finanzkräftigen - europäischen Minderheit prägen lassen will, sei dahingestellt. Vielleicht ist Papst Franziskus - vielleicht nur aus seiner Herkunft heraus - ein Fanal für eine tiefgreifende Umorientierung der Kirche. Und hier werden nur eine Menge Kulturgüter bleiben.
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