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Würzburg
CSU-Vorwahlkampf in Würzburg: Warum es bei Wolfgang Bötsch keine Kampfkandidatur gegeben hätte
Im September entscheiden auch 54 Delegierte aus dem Kreisverband Würzburg, wer bei der Bundestagswahl 2025 als Direktkandidat ins Rennen geht: Düber oder Zenner? 
54 Delegierte stellt der CSU-Kreisverband Würzburg bei der Bundeswahlkreiskonferenz am 20. September. Sie entscheiden, ob Hülya Düber oder Marc Zenner bei der Bundestagswahl 2025 als Direktkandidat ins Rennen geht. 
Foto: Thomas Fritz | 54 Delegierte stellt der CSU-Kreisverband Würzburg bei der Bundeswahlkreiskonferenz am 20. September. Sie entscheiden, ob Hülya Düber oder Marc Zenner bei der Bundestagswahl 2025 als Direktkandidat ins Rennen geht. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 27.07.2024 02:41 Uhr

Der innerparteiliche Vorwahlkampf zwischen Sozialreferentin Hülya Düber (Würzburg) und Rechtsanwalt Marc Zenner (Veitshöchheim) um die CSU-Direktkandidatur bei der Bundestagswahl im Herbst 2025 bewegt viele CSU-Mitglieder in der Stadt. Es wurmt sie, dass der Kreisverband Würzburg-Land ihren Vorschlag, Hülya Düber als einzige Bewerberin aufzustellen, nicht ernst genommen hat. "Das haben wir eigentlich erwartet", sagt Kreisvorsitzende Christine Bötsch am Tag nach der Delegiertenkonferenz im Gespräch mit dieser Redaktion.   

CSU steht am 20. September vor einer Kampfkandidatur

Sie könne sich zwar selbst nicht erinnern, doch ihr Vater habe oft die Geschichte von seiner Nominierung erzählt. 1975 musste sich Wolfgang Bötsch einer Kampfabstimmung stellen und wurde mit einer Stimme Mehrheit als Direktkandidat gewählt. "Das hat Wunden hinterlassen und meinen Vater sehr bewegt", weiß Christine Bötsch. Sie sagt dies am Montagabend bei der Kreisdelegiertenkonferenz, weil jetzt der CSU-Familie in Stadt und Landkreis am 20. September wieder eine Kampfkandidatur bevorsteht. 

Herzlich gehen die beiden Kontrahenten, Marc Zenner und Hülya Düber, im innerparteilichen Wettstreit um die Direktkandidatur miteinander um. 
Foto: Thomas Fritz | Herzlich gehen die beiden Kontrahenten, Marc Zenner und Hülya Düber, im innerparteilichen Wettstreit um die Direktkandidatur miteinander um. 

"Meinem Vater war es damals wichtig, Vorsorge zu tragen, dass dies nicht wieder geschieht und sich beide Kreisverbände einigen", sagt Bötsch. Deshalb habe er deutlich gesagt, über die nächste Kandidatur könne die CSU im Landkreis bestimmen. Es war dann auch Paul Lehrieder aus Gaukönigshofen, der als einziger bei den jeweiligen Nominierungsversammlungen seit 2005 zur Wahl stand. Fünf Mal war das so - und jetzt müsste eigentlich wieder der CSU-Stadtverband an der Reihe sein, die Kandidatin vorzuschlagen, meint Bötsch. Dass man sich daran nicht mehr erinnern will, "enttäuscht uns alle", sagt sie.  

Ungewöhnlich deutlich für die sonst eher um Ausgleich bemühte Kreisvorsitzende kritisiert sie, dass ihr Kollege im Landkreis, CSU-Kreisvorsitzender Thomas Eberth, vom Recht des Stärkeren spricht. "Dabei hat er sinngemäß schon den Gedanken, was interessiert uns die Stadt, wir können das eh' alleine bestimmen", meint Bötsch und betont: "Wir sind nicht in einer Statistenrolle."

Für Christine Bötsch zählen Kompetenz und Zutrauen

Auf die "vermeintliche Kraft des Stärkeren", möchte sie sich nicht einlassen. Es geht um Kompetenz und Zutrauen, sagt sie. Das sollte bei der Nominierungsversammlung am 20. September entscheidend sein, wenn 106 Frauen und Männer aus dem Landkreis und 54 Delegierte aus der Stadt über den CSU-Direktkandidaten entscheiden. 

Fast alle Mitglieder der CSU-Stadtratsfraktion sind unter den gut 160 Besuchern der Regionalkonferenz. Sie erfahren von Zenners Dackel Edda und von einer rebellischen jungen Frau, die sich nach einem freiwilligen sozialen Jahr kurzfristig für das Jura-Studium entschieden hat. 

Kritische Fragen an Marc Zenner 

Zenner spricht über seinen geradlinigen Lebensweg. Er wollte schon immer Anwalt werden und habe sich nicht aufgehalten mit einer Promotion, sagt er - und das kommt bei vielen im Saal nicht gut an. Schon gar nicht bei Hülya Düber. "Ich bin stolz auf meine Doktorarbeit, an der ich drei Jahre gearbeitet habe und für die ich einen Wissenschaftspreis bekommen habe", kontert sie auf Zenners Spitze.

"Wir sind nicht in einer Statistenrolle."
Christine Bötsch, CSU-Kreisvorsitzende

Das ist nicht das einzige Mal, dass Zenner an diesem Abend in Bedrängnis gerät. Er muss sich auch kritischen Fragen des Publikums stellen. "Sie waren wehruntauglich. Warum haben Sie wie Frau Düber kein soziales Jahr oder Zivildienst geleistet?" Rainer Griebl, Hauptmann a. D., wollte das wissen. "Ich war nicht traurig darum, weil ich mich so um meine Großeltern kümmern konnte, da meine alleinerziehende Mutter berufstätig war", antwortete Zenner.  

Clemens Lückemann fordert, dass bei der Bundeswahlkreiskonferenz im September Wahlkabinen aufgestellt werden, damit die Wahl frei und geheim ist. 
Foto: Thomas Fritz | Clemens Lückemann fordert, dass bei der Bundeswahlkreiskonferenz im September Wahlkabinen aufgestellt werden, damit die Wahl frei und geheim ist. 

Ein anderer fragte, warum es Zenner bei der Kreistagswahl 2020 nicht gelungen sei, ein Mandat zu erreichen und wie er Wähler zurückgewinnen möchte. Zenner fällt schnell eine Erklärung ein. "Als Anwalt bleibt es nicht aus, Mandanten zu vertreten, die unpopulär sind", sagt er und bezieht sich auf den Tierskandal von Osthausen. Zenner hat damals den Landwirt vertreten, der die Entsorgungskosten für 2000 tote Schweine nicht übernehmen wollte und den Landkreis Würzburg deshalb verklagte. 

Hülya Düber hat am Montag ein Heimspiel. Ihr werden keine kritischen Fragen gestellt und sie überzeugt viele. Unter anderem auch Stadträtin Claudia Adam. "Sie setzt offensichtlich die besseren Akzente. Das Machtspielchen um ihre Kandidatur verstehe ich nicht", sagt sie. Für Kreisrätin Martina Wild war Marc Zenner hingegen heute inhaltlich besser.

Lückemann fordert eine freie Wahl ohne Absprachen 

Für Clemens Lückemann, einst Präsident des Oberlandesgerichtes Bamberg, sind die Regionalkonferenzen eine "Form der gelebten Demokratie" - und das soll auch am 20. September bei der Bundeswahlkreiskonferenz fortgesetzt werden. Damit es eine freie und geheime Wahl ohne Absprachen bleibt, möchte er, dass Wahlkabinen aufgestellt werden. Beide Kandidaten sichern zu, dies zu unterstützen.

 
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Kommentare
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  • Andrea Angenvoort-Baier
    Das Bild zeigt für mich keinen herzlichen Umgang. Ich finde Herrn Zenner übergriffig. Nach dem Motto: lass gut sein, Mädel!
    Andersherum würde das“ Umarmen“ sicherlich so nicht stattfinden.
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  • Jochen Freihold
    Alle Delegierten sollten sich spätestens zum 20. September, wie anschließend die Wählerinnen und Wähler darüber klar werden, wer im künftigen Deutschen Bundestag eine besondere Rolle zu spielen imstande sein könnte. Dies spricht eindeutig fü´r Frau Dr. Hülya Düber aus Würzburg.

    Die Phase "Paul Lehrieder" - von einer Ära möchte ich gar nicht erst sprechen - waren verschenkte Jahre. Sowohl bundespolitisch, aols auch für Stadt und Landkreis Würzburg. Doch auch Würzburgs städtische Kreisvorsitzende Dr. Christine Bötsch sollte sich einmal hinterfragen bezüglich ihres öffentlich sichtbaren Engagements, ihrer Präsenz und Volksnähe. Von der Aura ihres unvergessenen Vaters - einschließlich dessen Winkelzügen - häufig notwendig oder auch nicht - zu profitieren, erscheint auf Dauer zu wenig für das nötige Ansehen der CSU.
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  • Frank Stößel
    Der direkte Kontakt zwischen Leser und Redakteur klappt ja hervorragend. Auch diese Art der Offenheit bei berechtigter Kritik ist gelebte Demokratie. Schließlich lebt sie von direkter Meinungs- und Pressefreiheit.
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  • Erich Waldherr
    Wenn zwei Aspiranten (m/ w/d) sich zur Wahl stellen, ist das Demokratie!
    Von Kampfabstimmung zu sprechen ist Antidemokratie!
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  • Georg Ries
    Der war gut!! Wenn es nach Eberth ginge, bräuchte es gar keine Abstimmung!! Er hat schließlich doppelt so viele Delegierte wie die Stadt, sagt er doch!
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  • Martin Friewald
    Derzeit erleben wir eine ziemliche Kraftmeierei von Kreisen im Landkreis. Es ist daher gut und mehr als an der Zeit, dass die Vorsitzende der Stadt-CSU an ein Agreement aus der Amtszeit ihres Vaters erinnert, dass ich aus vielen Gesprächen mit ihrem Vater während seiner Bonner Zeit und danach, bestätigen kann. Die CSU der Stadt bietet eine sehr respektable Kandidatin an, die fachlich sehr versiert, zugewandt und bestens integriert ist und so sehr gut zu einer modernen CSU im Deutschland des 21. Jahrhunderts passt. Und, nicht zu vergessen, über das Mandat in Berlin entscheiden nicht Delegierte eines Kreisverbandes sondern die Wählerinnen und Wähler im Bundeswahlkreis Würzburg. Der besteht nicht nur aus dem Stimmkreis Würzburg-Land.
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  • Guenther Rinke
    Hallo Herr Fritz, 1976 war doch nicht Marion Seib in der Abstimmung!
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  • Thomas Fritz
    Hallo Herr Rinke, da haben Sie selbstverständlich recht. Laut Chronik von Christian Will waren es fünf Kandidaten, Bötsch hat sich im zweiten Wahlgang mit einer Stimme Mehrheit gegen Rechtsanwalt Armin Haas durchgesetzt. Danke für Ihren Hinweis. Ich habe den Fehler korrigiert und bitte um Entschuldigung. Viele Grüße Thomas Fritz
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