Nervös reibt sich Hülya Düber die Hände. Marc Zenner hat in einer Ecke hinter der Bühne ein kleines Handtuch liegen, mit dem er sich den Schweiß von der Stirn wischt. "Das habe ich mir beim Kiliani-Boxen abgeschaut", sagt er. Einen Boxkampf wird es zwischen beiden im Bergtheimer Sportheim am Mittwochabend aber nicht geben. Auch kein Duell. Dafür sind ihre politischen Positionen zu ähnlich.
Doch wie schlagen sich Hülya Düber und Marc Zenner? Wer ist sympathischer? Wer überzeugt inhaltlich? Vor allem, wer punktet bei den Delegierten? Die sind es nämlich, die am 20. September die CSU-Direktkandidatin oder den -kandidaten wählen. Fünfmal war es seit 2005 Paul Lehrieder – stets ohne einen weiteren Herausforderer. "Dieses Mal haben sie eine Auswahl", sagt Landrat Thomas Eberth, CSU-Kreisvorsitzender Würzburg-Land, und lobt den demokratischen Prozess.
Clinch zwischen den Kreisverbänden Würzburg Stadt und Land
Doch ist das wirklich so? Immerhin sind es 106 Delegierte aus dem Kreisverband Würzburg-Land und nur 54 aus der Stadt, die entscheiden. Ist Zenner damit schon nominiert? Schließlich spricht Eberth im innerparteilichen Machtkampf vom Recht des Stärkeren und zeigt auf die CSU-Wahlergebnisse im Landkreis.
"Wenn sich immer der stärkere durchsetzt, käme der kleinere Kreisverband niemals dran", sagt CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzender Wolfgang Roth, der im Publikum sitzt und die Daumen für Hülya Düber drückt. "Eigentlich gab es eine klare Absprache, dass jetzt der kleinere Verband an der Reihe ist, den Direktkandidaten zu stellen", sagt Judith Roth-Jörg, Bürgermeisterin in Würzburg.
Von einem Clinch zwischen beiden Kreisverbänden reden viele an diesem Abend in Bergtheim, weil Eberth sich nicht an die Absprache gehalten habe und mit Marc Zenner dann doch einen Land-Bewerber brachte, noch dazu einen engen Freund von ihm. Damit aber nicht der Eindruck entstehe, es gebe undemokratische Absprachen im Hinterzimmer, sollen sich Düber und Zenner in einem offenen Dialog vorstellen.
Das machen dann beide auch – ganz ohne Zwist sprechen sie erst einmal über sich. Darüber, dass sie einmal den Traum hatte, Sängerin zu werden und gerne Rock-Konzerte besucht. Dass er schon immer Anwalt werden wollte und seine musikalische Karriere nach dem Blockflötenkurs zu Ende war. Von einer gelungenen Integration in ihrer Heimatgemeinde, dem Markt Bürgstadt (Lkr. Miltenberg), erzählt Düber. Von Eltern, die sich früh scheiden ließen und er deshalb schnell erwachsen werden musste, spricht Marc Zenner.
Ehrlichkeit und Humor kommen beim Publikum an
Das Publikum mag diese sehr persönlichen Schilderungen: Die Ehrlichkeit bei Marc Zenner, der offen darüber spricht, dass er keine Erziehungstipps geben will, weil er "leider keine Kinder hat", sondern einen Dackel. Und den Humor von Hülya Düber, die jetzt doch auf ein E-Bike umgestiegen ist, weil ihr 17-jähriger Sohn ihr immer davonfährt.
Dann spricht Moderator Daniel Pesch beide auf ihre Ochsentour an. Als solche wird gerne die mühevolle Arbeit auf dem Weg in die Berufspolitik beschrieben. "Ich bin vor 24 Jahren aus freien Stücken und gerne in die CSU eingetreten – und habe es nicht bereut", sagt der 42-jährige Zenner, der nicht nur auf viele Parteiämter, sondern auch auf politische Mandate blickt – vom Gemeinderat bis zum Kreisrat.
Als Zenner kontert und Düber die Augen verdreht
"Eine Ochsentour ist auch der berufliche Werdegang in enger Abstimmung mit der Partei", beschreibt die 46-jährige Düber ihren Lebenslauf. Gestartet als Rechtsanwältin, wurde sie danach Chefin der Bauaufsicht im Würzburger Rathaus, später übernahm sie das Ordnungsamt. "Dann kam die Nähe zur CSU dazu", sagt sie und schließlich sei sie im Jahr 2014 gefragt worden, ob sie das Sozialreferat übernehmen will – mit einem Etat von 180 Millionen Euro.
Hülya Düber hat viel zu erzählen. Ihre Redeanteile sind deutlich höher als bei Marc Zenner. "Man wird für die Zukunft gewählt und nicht für das, was man in Vergangenheit gemacht hat", sagt er und wird offensiv. "Ich muss schauen, dass es wirtschaftlich stimmt, damit ich meine Mitarbeiter in der Kanzlei bezahlen kann." Das sei schon ein Unterschied zur öffentlichen Verwaltung. "Lieber Marc", kontert Hülya Düber und verdreht die Augen. "Das ist ein Irrglaube. In der Kämmerei liegt keine Schatztruhe."
Wie kommen Düber und Zenner beim Publikum an?
Es bleibt bei dieser Spitze. Politisch sind sich beide dann doch wieder ähnlich. Beide nennen Barbara Stamm als ihr politisches Vorbild. Düber glänzt mit ihrer Sozialpolitik, Zenner zeichnet sich mit seiner Kenntnis zu landwirtschaftlichen Fragen aus.
Entscheidend ist aber: Wie kommen die beiden an? "Das war ausgewogen", sagen viele. Landwirt Roland Sauer ist von Zenner überzeugt, aber auch voreingenommen, weil es kaum Fachjuristen für Landwirtschaft gibt, sagt er, Sozialpolitikerinnen hingegen "jede Menge".
Von beiden wollte er wissen, was sie tun würden, um Bürokratie abzubauen. Düber spricht von einer "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe" und von einem "Diskurs aller Parteien", um Ergebnisse zu bekommen. Als Berufspolitiker will Zenner die Exekutive und Verwaltung stärken, damit Angestellte und Beamte mehr Ermessen ausüben können. "Beide Antworten haben mich nicht überzeugt", bewertet Sauer.
Für Rosi Mahlein aus Würzburg hat Hülya Düber überzeugt. "Es geht im Bundestag nicht nur um Landwirtschaft", sagt sie. Düber habe gezeigt, dass sie "in vielen Bereichen auf der Höhe ist". Der Konflikt zwischen den CSU-Kreisverbänden Stadt und Land sei unnötig. "Für mich hat Düber schon gewonnen."
Robert Wild aus Unterpleichfeld gehört zu den Delegierten, die im September die entscheidende Stimme bei der Kandidaten-Nominierung haben. Weiß er jetzt, wen von beiden er wählen wird? Festgelegt habe er sich noch nicht, sondern will noch andere Regionalkonferenzen besuchen, um ein vollständiges Bild zu haben.
Die nächste Regionalkonferenz findet an diesem Montag ab 20 Uhr in Würzburg (CVJM, Wilhelm-Schwinn-Platz 2) statt. Zuvor wählt die Stadt-CSU ihre Delegierten für die große Wahlkreiskonferenz. Weitere Kandidatenvorstellungen sind am 26. Juli um 19 Uhr im Gasthaus Krone in Helmstadt und am 1. August um 19 Uhr in der Deutschherrnhalle in Gelchsheim.
Die CSU halte ich für nicht regierungsfähig und hoffe auch, daß sie dem nächsten BT nicht mehr angehört. Denn es gelingt ihr nicht ein Konzept für die Zukunft aufzuzeigen, auf die man Lust hat. Die Zukunft der CSU schaut aus wie die Gegenwart Und darauf habe ich und viele Wähler keine Lust .
Ich denke die CSU braucht Zeit zum Häuten und das gelingt nur in der APO. Dazu gehört Entsödern, den Muff austreiben und frischer Wind.
Und glauben Sie mir, Herr Metzger, auf Ihr Lustempfinden werde ich bei der Wahl keine Rücksicht nehmen!