Seit Montag steht fest, dass Stadt- und Landkreis-CSU mit unterschiedlichen Bewerbungen ins parteiinterne Rennen um die Direktkandidatur zur Bundestagswahl 2025 gehen. Nachdem sich der Kreisvorstand Würzburg-Stadt kürzlich einstimmig für die Würzburger Sozialreferentin Hülya Düber ausgesprochen hatte, gab es am Montagabend ein ebenso geschlossenes Votum des CSU-Kreisvorstands Würzburg-Land für Marc Zenner. Der 42-jährige Rechtsanwalt aus Veitshöchheim ist derzeit stellvertretender Kreisvorsitzender seiner Partei, von 2014 bis 2020 war er Mitglied des Kreistags.
Wie berichtet, hatte der derzeitige CSU-Abgeordnete Paul Lehrieder (64) aus dem Kreisverband Würzburg-Land zuvor angekündigt, 2025 nach dann 20 Jahren im Bundestag nicht wieder kandidieren zu wollen. Das Würzburger Direktmandat ist seit 1949 fest in der Hand der CSU.
Marc Zenner, der als selbstständiger Partner in einer Anwaltskanzlei tätig ist, hat sich auf Agrarrecht spezialisiert und sieht darin auch eine Brücke zu seinen bundespolitischen Ambitionen. "Ich bin ein Mann aus der Wirtschaft und bin viel in Kontakt mit den Landwirten. Ich merke, dass Landwirte, aber auch andere Unternehmen die Lust an Innovation verlieren, weil es wegen vieler bürokratischer Hemmnisse so schwierig geworden ist. Das ist eine große Gefahr für unsere soziale Marktwirtschaft und unsere Demokratie."
Marc Zenner sieht einen politischen Schwerpunkt in der Wirtschaftspolitik
Er wolle sich dafür einsetzen, die Wirtschaft dabei zu unterstützen, aus der Rezession herauszukommen, es gehe um die Sicherung des Wohlstands in Deutschland. Weitere Schwerpunkte sieht Zenner laut seiner Homepage in der Asylpolitik sowie in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Zur Bewerbung für die Kandidatur hätten ihn Menschen "innerhalb und außerhalb der CSU" ermutigt. "Nach Rücksprache mit der Familie kann ich mir das gut vorstellen – und will es wissen."
Dass es getrennte Bewerbungen aus Stadt- und Landkreis-CSU gibt, sieht Zenner gelassen: "Ich halte den internen Wettbewerb für einen ganz normalen Vorgang." Auf seine Mitbewerberin Hülya Düber lasse er "nichts kommen".
Düber selbst nannte am Dienstag auf Anfrage die Konkurrenzsituation "das Beste, was einer Volkspartei passieren kann – dass es am Ende mehrere Personen gibt, die sich für ein so wichtiges Mandant bewerben". Sie gehe offen in den Wettbewerb, so die 45-jährige Juristin: "Ich werbe um die Stimmen aller Delegierten."
Stadt- und Landkreis-CSU hatten sich bei Bewerbungen zuletzt immer abgewechselt
Die gemeinsame Nominierungsversammlung am 22. Juli, zu der die Land-CSU 106 und die Stadt 54 Delegierte entsendet, muss somit zwischen Düber und Zenner entscheiden, falls nicht noch eine weitere Bewerbung auftaucht. Eine solche Konstellation hatte es in der jüngeren Vergangenheit bei der CSU nicht gegeben, zuletzt hatten sich Bewerber aus Stadt und Land abgewechselt.
Laut Christine Bötsch, CSU-Kreisvorsitzende in der Stadt, gab es im Vorfeld offenbar Gespräche zwischen den Kreisvorständen und auch Bemühungen, sich auf einen Bewerber oder eine Bewerberin zu verständigen. "Ich bin auch fest davon überzeugt, dass die Stadt an der Reihe wäre, und dass es gut wäre, wenn wir die Abwechslung hätten", verweist sie auf die bisherige Praxis.
In der Landkreis-CSU sah man das offenbar anders. "Wir haben debattiert, ob wir als Würzburg-Land so selbstbewusst sind, trotz einer hervorragenden Kandidatin Hülya Düber selbst jemanden ins Rennen zu schicken", sagt Landrat und CSU-Chef (Land) Thomas Eberth über die Vorstandssitzung vom Montag. "Der Kreisvorstand war sich da schnell einig."
CSU-Kreisvorstände wollen das weitere Vorgehen abstimmen
Parteiintern gebe es mit Blick auf die getrennten Bewerbungen keine Missstimmung, versichert Eberth. Er glaube auch, "dass es uns als beiden Kreisverbänden gut ansteht, wenn wir nicht in einem Hinterzimmer alles im Vorfeld abräumen, sondern den Parteimitgliedern, den Delegierten die Chance geben, zu diskutieren und Fragen zu stellen".
Wie genau das geschehen soll, darüber werden am kommenden Montag die engeren Kreisvorstände in einer gemeinsamen Sitzung beraten. Geht es nach Eberth, soll es keinen "monatelangen parteiinternen Wahlkampf" geben. Christine Bötsch nannte als Ziel ein "faires Verfahren" und sprach gegenüber der Redaktion von einem "basisdemokratischen Prozess". Denkbar seien so zum Beispiel wechselseitige Vorstellungen von Düber und Zenner bei den Delegierten der Kreisverbände.
Politische Laufbahn:
Im Jahre 2000 trat er der CSU bei. 2003 wurde er in den Bezirksvorstand der Jungen Union Unterfranken gewählt, dem er bis September 2011 angehörte. Seit 2008 ist Zenner Mitglied im Gemeinderat von Veitshöchheim. Bei der Kommunalwahl 2014 wurde er in den Kreistag im Landkreis Würzburg gewählt, dem er bis 2020 angehörte.
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Marc_Zenner