Es gibt nur wenige Menschen, die ein so interessantes Leben hatten wie ich“, hat Wolfgang Bötsch einmal voller Dankbarkeit Bilanz gezogen. Wie recht er hatte, machten die Redner beim Trauergottesdienst am Sonntag in der Würzburger Kirche Stift Haug deutlich. Der ehemalige Bundespostminister war vor einer Woche im Alter von 79 Jahren gestorben.
An seine bundespolitischen Verdienste erinnerten die ehemaligen CSU-Landesgruppenchefs Gerda Hasselfeldt und Theo Waigel. Mit Letzterem verband den Verstorbenen eine enge Freundschaft seit den 60er Jahren, als man sich beim Jura-Studium in Würzburg kennen und schätzen lernte. Bötsch sei damals schon ein „wortgewaltiger, politischer Feuerkopf“ gewesen, so der CSU-Ehrenvorsitzende. Es folgten gemeinsame Jahre in der Jungen Union – und später die Wahl beider in den Bundestag.
Wiedervereinigung entscheidend mitgestaltet
Seite an Seite gestaltete man in Bonn die Politik entscheidend mit. Waigel erinnerte an schwierige Vermittlungen zwischen den Unions-Alphatieren Franz Josef Strauß und Helmut Kohl. Höhepunkt war die Zeit der Wiedervereinigung. Bötsch war Waigel mittlerweile an der Spitze der Landesgruppe nachgefolgt. Dem Würzburger sei es entscheidend zu verdanken gewesen, dass die Einheit durch den Beitritt der DDR zum Grundgesetz verwirklicht wurde, so Waigel.
Als Bötschs Meisterwerk wertete er die Privatisierung von Post und Fernmeldewesen – inklusive der Abschaffung seines Ministeriums. Eine „Sparleistung“, die er anderen zur Nachahmung empfohlen habe, witzelte der frühere Finanzminister.
Das Frankenlied im Trauergottesdienst
Bei aller Traurigkeit kam auch der Humor, so wie ihn der Verstorbene mochte, bei der Gedenkfeier nicht zu kurz. Dass das Frankenlied in einem Trauergottesdienst gesungen wird, gibt es auch nicht alle Tage. „Wolfgang Bötsch wird es gefreut haben“, sagte Domkapitular Jürgen Lenssen in seiner Predigt. Er erinnerte an sehr persönliche Gespräche mit Bötsch in den letzten Monaten über das Leben, den Tod, den Glauben und die Zweifel.
An der Liturgie in Stift Haug wirkte unter anderem Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit, auch sie eine enge Weggefährtin in der CSU.
Neben der politischen Prominenz waren viele Bürger zu der Trauerfeier gekommen. Schließlich war Bötsch ein Politiker, der gut auch mit den kleinen Leuten konnte, der sich trotz der bundespolitischen Karriere Bodenhaftung bewahrte. Als „Würzburger mit Leib und Seele“ würdigten Oberbürgermeister Christian Schuchardt und CSU-Kreisvorsitzender Oliver Jörg den langjährigen Wahlkreis-Abgeordneten (1976 bis 2005).
An diesem Montag wird Wolfgang Bötsch im engsten Familienkreis beigesetzt.