Die Coronakrise ist für die Wirtschaft zur Herkulesaufgabe geworden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach gar davon, dass dem Freistaat eine Rezession bevorstehe. Er rief am Montag den Katastrophenfall aus. Indes liefen bei mainfränkischen Wirtschaftsverbänden und -kammern am Montag die Telefone heiß, weil Unternehmen händeringend nach Rat suchen.
Im Mittelpunkt der Fragen standen offenbar die Furcht, wegen der von der Staatsregierung angeordneten Schließung von nicht systemrelevanten Betrieben und wegen der unklaren Zukunft rund um Corona ins Aus zu rutschen. Die wichtigsten Antworten:
Immer zuerst an die Hausbank, so die übereinstimmende Auskunft von Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt, Handwerkskammer für Unterfranken, Handelsverband HBE und Agentur für Arbeit (beide Würzburg). Über die Hausbank könnten notleidende Unternehmer an überbrückende Kredite und Bürgschaften der LfA Förderbank Bayern, der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie der Bürgschaftsbank Bayern GmbH kommen. Die Staatsregierung stellt kleinen und mittelgroßen Unternehmen zwischen 5000 und 30000 Euro als Soforthilfen in Aussicht. Wer sich an seine Hausbank wenden will, sollte bedenken, dass der Filialbetrieb unter Umständen eingeschränkt ist. So haben die Sparkasse Mainfranken in Würzburg und die VR-Bank Würzburg darauf hingewiesen, dass Anfragen und Anträge lieber online gestellt werden sollten. Auf einen Besuch in einer Filiale sollte zum gegenseitigen Schutz der Gesprächspartner - wenn möglich - verzichtet werden. Für den schlimmsten Fall der Fälle: Wer in Folge von Corona zahlungsfähig wird, ist bis Ende September von der dreiwöchigen Insolvenzantragspflicht befreit. Damit soll nach Angaben des Bundesjustizministeriums vermieden werden, dass Unternehmen nur deswegen in die Pleite rutschen, weil ihr Antrag auf Liquiditätshilfe nicht rechtzeitig bearbeitet werden konnte.
Kurzarbeit wird als gutes Mittel angesehen, um anstehende Liquiditätsprobleme zu vermeiden. Um den Unternehmen hier schnell zu helfen, wurden die Bedingungen gelockert. Wie die Würzburger Agentur für Arbeit auf Anfrage mitteilte, musste bisher ein Drittel der in dem Betrieb beschäftigten Arbeitnehmer von einem Entgeltausfall von jeweils mehr als zehn Prozent ihres monatlichen Bruttoentgelts betroffen sein. Dieser Anteil sei auf bis zu zehn Prozent der Beschäftigten gesenkt worden. Sozialversicherungsbeiträge für ausgefallene Arbeitsstunden will die Agentur für Arbeit im Gegensatz zur bisherigen Regelung voll erstatten. Neu sei ebenfalls, dass auch Leiharbeitnehmer künftig Kurzarbeitergeld erhalten sollen. Die Pflicht für einen Betrieb, vor dem Antrag auf Kurzarbeitergeld erst negative Arbeitszeitsalden in der Belegschaft aufbauen zu lassen, entfalle. Die IHK hat für notleidende Firmen einen weiteren Tipp: Kosten senken. Zum Beispiel durch einen Antrag beim Finanzamt auf Steuerstundung sowie bei den Gemeindeverwaltungen auf Stundung der Gewerbe- und Grundsteuer.
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Am Antragsverfahren ändere sich nichts, so die Auskunft der Agentur für Arbeit. Das heißt: Zunächst müssen die Arbeitgeber Kurzarbeit bei ihrer zuständigen Arbeitsagentur anzeigen. Gibt sie grünes Licht, kann der Betrieb das Kurzarbeitergeld für den jeweiligen Kalendermonat beantragen. Das geht via Internet: www.arbeitsagentur.de/eServices. Der Arbeitgeber zahlt dann zunächst das Geld an seine Mitarbeiter aus und erhält es nachträglich von der Bundesagentur. "Die schnelle Auszahlung dieser Geldleistung hat oberste Priorität", so Würzburgs Agentur-Sprecher Wolfgang Albert.
Auf jeden Fall, meint Daniel Röper, Sprecher der Handwerkskammer für Unterfranken. Wegen Corona werde sich der schon länger anhaltende Fachkräftemangel in der Region "nicht ändern". Ähnliches ist von der IHK Würzburg-Schweinfurt zu hören: Da Ausbildung zur Sicherung von Fachkräften beitrage, "sollten die Betriebe ihr Engagement hier nicht kurzfristig reduzieren". Beide Kammern raten allerdings Unternehmern und Bewerbern, Gespräche telefonisch, via Internet oder Video-Konferenz zu führen.
Ja, lautet die Auskunft aus beiden Kammern in Würzburg. Hier gelte das Gleiche wie für Unternehmer: Fachkräfte - und damit auch Lehrlinge - würden trotz Corona händeringend gesucht. Die Handwerkskammer hat angekündigt, ihre Lehrstellenbörse wie gewohnt weiterzuführen. Wer schon einen Ausbildungsvertrag für 2020 in der Tasche hat, kann im Übrigen beruhigt sein: Der Vertrag bleibe auch trotz der kritischen Wirtschaftslage gültig, so IHK-Sprecher Radu Ferendino. Allerdings könne ihn der Betrieb in der Probezeit wieder auflösen - der Azubi aber auch.
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Bleiben Sie gesund.
Mit besten Grüßen,
Jürgen Haug-Peichl
Chefreporter Wirtschaft
Main-Post
97084 Würzburg