Achtung, hier gilt Tempo 30! Denn Tempo 50 innerorts könnte bald der Vergangenheit angehören – zumindest wenn es nach der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit" geht. Diese sorgt mit ihren Forderungen aktuell bundesweit für Aufsehen. Auch weil sich mittlerweile circa 376 Städte und Gemeinden den Forderungen angeschlossen haben – so wie die Stadt Würzburg.
Dabei hat sich die Initiative zwei Hauptanliegen auf die Fahne geschrieben: Tempo 30 als Bestandteil "eines nachhaltigen gesamtstädtischen Mobilitätskonzepts". Auch, und das wäre neu, auf Hauptverkehrsstraßen. Zusätzlich sollen Kommunen die Möglichkeit bekommen, selbst über die innerstädtische Geschwindigkeitsbegrenzung entscheiden zu können. Die Stadtratsmitglieder Raimund Binder (öpd), Manfred Dürr (Grüne) und Patrick Friedl (Grüne) hatten den Vorschlag zum Beitritt zur Initiative im Januar 2022 in den Würzburger Stadtrat eingebracht. Wo dieser nach Abstimmung angenommen wurde.
Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit nicht unwahrscheinlich
Doch warum hat sich die Stadt Würzburg den Forderungen angeschlossen? "Es ist den Bürgerinnen und Bürgern einfach schwer zu vermitteln, warum wir als Stadtrat oft nicht die Befugnis haben, über die Geschwindigkeitsbegrenzungen in den Straßen zu entscheiden", sagt Binder. Das soll sich, so hoffen er und Mack, bald ändern. Dies würde ein "großen Schritt für die Kommunalpolitik" bedeuten, so der Grünen-Stadtrat.
Er sieht in der Initiative viel Potenzial. "Ich bin der Meinung, und da spreche ich auch für meine Partei, dass wir das Tempo generell auf 30 reduzieren sollten", sagt Mack. Schnellstraßen und zweispurige Großstraßen ausgenommen. Die Vorteile wie Lärmschutz, Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden, die Reduktion der Schadstoffbelastung und die Lebensqualität, würden dabei "massiv überwiegen", so der Stadtrat.
Angst, dass Bürgerinnen und Bürger plötzlich aufwachen und "über Nacht alles von 50 auf Tempo 30 runtergesetzt wird" müsste aber niemand haben. Dem pflichtet auch Binder bei. In erster Linie ginge es darum, die Entscheidungsgewalt den Kommunen selbst zu übertragen. Für ein generelles Tempo 30 spricht er sich nicht aus, sagt dennoch: "Im Stadtrat wird dann differenziert diskutiert, an welchen Stellen eine Geschwindigkeitsbegrenzung angebracht ist", erklärt Binder. Das müsse nicht automatisch überall nötig sein, da in einem Großteil der innerstädtischen Straßen ohnehin bereits Tempo 30 gelte, oder die Straßenverhältnisse eine höhere Geschwindigkeit nicht zuließen.
Stadtgebiet in Würzburg bereits zu großen Teilen mit Geschwindigkeitsbeschränkungen
Im Zuge des bereits 2017 beschlossenen Lärmaktionsplans hat die Stadt Würzburg bereits große Teile des innerstädtischen Straßennetzes als 30er-Zone festgelegt, wie Pressesprecher Christian Weiß erklärt. So wurden zum Beispiel folgende Straßen für Autofahrende ganztägig zur 30er-Zone erklärt:
- Ludwigsstraße
- Bahnhofstraße/ Textorstraße/ Theaterstraße (Haugerring bis Ludwigstraße)
- Wörthstraße (Frankfurter Straße bis Jägerstraße)
- Grombühlstraße (Senefelderstraße bis Auverastraße)
- Sanderglacisstraße (Rampe Löwenbrücke bis Sanderstraße)
Andere Straßen sind teilweise oder zeitlich befristet als 30er-Zone ausgewiesen. "Außerhalb eines aus Sammelstraßen, Verbindungsstraßen und ähnlichen Straßen bestehenden Vorrangnetzes – auf dem der Verkehr gebündelt wird – hat die Stadt Würzburg die Straßenzüge in Würzburg ja bereits flächendeckend mit Tempo-30 Zone beschildert", erklärt Weiß. Für Autofahrerinnen und Autofahrer wären die Veränderungen also überschaubar.
Doch warum können Kommunen und der Würzburger Stadtrat nicht eigenständig über die Höchstgeschwindigkeit entscheiden? Die bundesweit gültige Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass eine Geschwindigkeitsreduzierung nur in besonderen Fällen eingeschränkt werden darf, beispielsweise vor sozialen Einrichtungen wie Schulen und Kitas oder bei konkreten Gefährdungen. Gibt es Straßen, in denen eine besondere Gefährdung besteht, kann der Stadtrat aktiv werden, andernfalls gilt die bundesweit zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde innerorts.
Diese Straßen könnten zur 30er-Zone werden
Und obwohl in Würzburg bereits in vielen Straßen Tempo 30 gilt, gibt es dennoch immer wieder Brennpunkte, bei denen der Stadtrat gern aktiv eingreifen würde. Dazu zählt zum Beispiel die Frankenstraße in der Lindleinsmühle, erklärt Binder. Im Stadtrat hatte der Antrag bereits große Zustimmung erhalten, konnte dann aber nur auf einem Teilabschnitt umgesetzt werden, "weil wir nicht die rechtliche Handhabe hatten", so Binder. Auch die Randersackerer Straße würde sich für das niedrigere Tempolimit anbieten.
Konstantin Mack, der generell für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit ist, sieht akuten Handlungsbedarf vor allem im Bereich des Mainkai, Ludwigkai, der Rottendorfer Straße stadteinwärts und bei den Straßen rund um den Ringpark, wie der Martin-Luther-Straße und des Friedrich-Ebert-Rings.
Die allgemeine Beschränkung auf 50 gilt nur für Kraftfahrzeuge. Wenn die also auf 30 geändert würde, würde das (bei unverändertem Wortlaut) nicht für Radfahrer gelten.
Beschränkungen durch Schilder gelten jedoch für Fahrzeuge, also auch für Radler.
Aber glaubt jemand, das würde strenger eingehalten als die Schrittgeschwindigkeit in der Fußgängerzone?
"Ich meide oder fahre nicht mehr in die Innenstadt Würzburg"
Noch eine Frage zu dem Tempo 30 Schild.
Darf ich bei Tempo 30 mit Zusatz "Lärmschutz" mit meinem E-Auto schneller fahren?
Es macht ja keinen Lärm.
Außerdem machen auch E-Autos Lärm. Wenn auch unter gewissen Umständen vielleicht weniger als Verbrenner.
"Untersuchungen zeigen, dass Elektroautos bei Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h deutlich leiser sind als Verbrenner-PKWs."
https://akustikbuero.com/aktuelles/monatsartikel/tempo-e-karre/
Aber normalerweise bedeutet für Würzburger "autofrei" ja nur, daß Auswärtige ihre Autos draußen lassen sollen, damit für die eigenen mehr Platz ist.
Und daß diese eigenen Autos nicht in der Stadt bleiben, sondern auch in den Landkreisen rumfahren und dort kostenlos parken ist natürlich auch selbstverständlich.