Es sollte eine Art Gradmesser für die Bereitschaft der Zusammenarbeit von Stadt und Landkreis auch bei schwierigen Themen werden. Am Ende einigte sich der Interkommunale Ausschuss (IKA) von Stadtrat und Kreistag Würzburg ohne konkrete Zielvorstellungen darauf, ein mögliches gemeinsames Vorgehen bei der Umsetzung von Park-and-Ride-Plätzen in den Verwaltungen zu prüfen und den politischen Gremien im Frühjahr über das Ergebnis zu berichten.
Hintergrund ist ein Antrag von FDP/Bürgerforum aus Stadt und Landkreis, die eine regionale Zusammenarbeit bei diesem Thema fordern. Sie haben damit auf das Ergebnis des Talavera-Bürgerentscheids reagiert: Die Bewirtschaftung des kostenlosen Großparkplatzes in der Nähe der Würzburger Innenstadt wurde im Sommer mit großer Mehrheit abgelehnt. Zu den am häufigsten genannten Argumenten im Vorfeld gehörte die Forderung, zunächst die Erreichbarkeit der Stadt mit dem ÖPNV zu verbessern und erst danach Parkgebühren einzuführen.
Martin Heilig will Park-and-Ride-Standorte im Stadtgebiet zur "Chefsache" machen
Was im IKA am Montag vor allem deutlich wurde: Die Spitze der Würzburger Stadtverwaltung steht dem Wunsch nach Park-and-Ride-Möglichkeiten vor den Stadtgrenzen offener gegenüber als die Vertreterinnen und Vertreter des Landkreises. "Der Antrag findet bei mir hohe Sympathie", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und meinte, dass sich die Aufgabe eventuell bereits mit vier oder fünf Standorten "sternförmig um Würzburg herum" lösen ließe.
Das Thema will die Stadt vor allem zusammen mit den Landkreis-Gemeinden bearbeiten, auf deren Gemarkung ein Umstieg vom Auto in Bus oder Bahn sinnvoll und möglich erscheint. P+R-Möglichkeiten im Stadtgebiet "machen wir im Rathaus zur Chefsache", fügte Bürgermeister und Umweltreferent Martin Heilig (Grüne) hinzu. Er habe außerdem bereits vielversprechende Gespräche mit einigen Landkreisgemeinden geführt. Beim Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises vermisst er allerdings die Bereitschaft zur Zusammenarbeit: "Ich bin etwas enttäuscht und frustriert. Es hat bisher nicht so geklungen, als wolle man das gemeinsam angehen", so Heilig im IKA.
KU-Vorstand: Was gegen die Schaffung von P+R-Plätzen spricht
Dabei hatte Landrat Thomas Eberth (CSU) bereits Mitte Januar in einer Stellungnahme zur Talavera betont, der Kreistag sei jederzeit bereit, "aktiv und konstruktiv an der Mobilitätswende der Region Würzburg mitzuarbeiten". Darin wird auch die Schaffung von Park-and-Ride-Plätzen "am Stadtrand" explizit erwähnt.
Elf Monate später durfte der Vorstand des Kommunalunternehmens im IKA erklären, was aus seiner Sicht alles dagegen sprechen könnte. Ein P+R-Platz sei nur sinnvoll, wenn das Fahrziel von dort mit dem ÖPNV schneller als mit dem eigenen Pkw erreicht werden könne, betonte Alexander Schraml. Das sei vor allem an Bahnhaltepunkten der Fall und werde dort vom KU auch unterstützt. Ein Umstieg vom Auto in den Bus ist laut Schraml zumindest so lange keine gute Idee, wie es in der Stadt nicht genug Busspuren gebe. "Es ist unattraktiv, wenn der Bus auf dem Weg in die Stadt im Stau steht", so der KU-Vorstand. Die vor einigen Jahren eingerichtete Busspur stadteinwärts in der Höchberger Straße wirke da lediglich "symbolisch".
Außerdem sei die Schaffung von P+R-Plätzen mit einer Versiegelung von Flächen verbunden und dürfe nicht dazu führen, dass die Buslinien des Landkreises weniger genutzt werden. Der KU-Verwaltungsrat, in dem die Mobilitätsthemen des Landkreises nichtöffentlich diskutiert werden, habe den Wunsch, mit dem Thema "vernünftig und ökologisch umzugehen".
P+R-Thema wird schon seit 20 Jahren diskutiert
Landrat Eberth will mit der Stadt im Gespräch bleiben, die Bürgermeister der Gemeinden ins Boot holen und geeignete Standorte zum Abgreifen von Pendlerströmen auch an den Autobahnen und Bundesstraßen suchen: "Wenn es dann tatsächlich zwei oder drei Projekte gäbe, die die Region stärken, ist noch über die Organisationsform zu reden." Zuvor hatte der CSU-Bundestagsabgeordnete und Kreisrat Paul Lehrieder daran erinnert, dass im regionalen Planungsverband bereits vor zwei Jahrzehnten über ein "Brechen der Verkehre vor den Stadtgrenzen" diskutiert wurde.
Wir diskutieren keine 20 Jahre, sondern bereits 30 Jahre (Verkehrsentwicklungsplan 1993/95) bzw. 50 Jahre darüber ("Nahverkehrsraum Würzburg als Modellfall", Quelle: "wuerzburg--heute", Heft Mai 1973, Seite 22 ff.)
Ich zitiere nochmal:
"Den öffentlichen Personennahverkehr zu einer möglichst vollwertigen Alternative zum individualverkehr auszugestalten hat sich das Nahverkehrsprogramm Bayern, das die Bayerische Staatsregierung 1972 beschlossen hat, zum Ziel gesetzt. Von den 11 in Bayern ausgewiesenen Nahverkehrsräumen [...] soll der Nahverkehrsraum Würzburg als Modellfall behandelt werden."
Wir haben also 50 Jahre nicht genug unseren "Popo" bewegt um das zu bekommen.
Bin gespannt ob es bei dem Einsatz mit der im Raum stehenden Regio-S-Bahn "Maindfranken" 'was wird. Wer P+R torpediert ist unglaubwürdig.
PS: "wuerzburg -- heute" war übrigens eine gemeinsame Publikationsreihe von IHK, Universität und Stadt Würzburg, fast so wie der "Eckart" heute ...
Und zum Thema: Selbstverständlich müssen P&R-Plätze geschaffen werden. Flächenversiegelung ist angesichts der in jedem Kaff aus dem Boden schießenden Gewerbegebieten kein Argument.
Sicherlich wirken P+R Parkplätze wie ein Pflaster für die Wunde, aber das eigentliche Problem lösen sie nicht. Warum 3000 Parkplätze gut mit ÖPNV anbinden wenn auf dieser Fläche auch 3000 Menschen wohnen könnten, die dann komplett auf ein Auto verzichten können.
Buslinien sind einfach unattraktiv wenn sie in jedem Dorf 3x halt machen müssen. Die Neubausiedlungen auf der grünen Wiese machen die Abhängigkeit vom Auto nur noch schlimmer.
Seltsam nur, daß der Verkehrsentwicklungsplan 1993/95 ("VEP) für die Stadt und den Großraum Würzburg *beides* vorsieht.
Hier muß ich Herrn Prof. Schraml vom KU scharf kritisieren, weil er in in seinen Ausführungen in der Sitzung nur davon gesprochen hat, daß die Erstellung von P+R eine Abwanderung vom Bus zum PWK bis zum P+R zur Folge haben könnte.
Auch hier hilft ein Nachschlagen im VEP 1993/95. Und den haben Verkehrsexperten der TU München erstellt, die den ganzen lieben langen Tag sich mit nichts anderem beschäftigen.
Ziel ist es durch das Gesamtpaket insgesamt den ÖP(N)V deutlich zu attraktivieren und dadurch die Nutzung zu intensivieren. So, wie es die Bay. Staatsregierung auf dem Papier seit 1972(!) machen möchte.
Freiburg i. Br. hat es übrigens vor vielen Jahren erfolgreich vorgemacht. Nur wissen, "abgucken", möchte man das nicht. Zumindest entsteht - nicht nur bei mir - dieser Eindruck.
PS: Die waren so dreist den Fahrpreis fast zu halbieren ...
Wenn die P+R Parkplätze auf dem Landkreisgebiet sind könnte man ja rein theoretisch dort auch für die Landkreisbuslinien dort eine Haltestelle einrichten. Am besten die Stadt lässt ein Gutachten machen und der Landkreis auch. Dann verbrennt man wieder viel Geld und hat mindestens 1 Jahr Zeit gewonnen. Gibt es in WÜ eine Uni? Vielleicht würde sich dort zufällig jemand finden der das begutachten könnte. Das wäre mal so eine rein theoretische Überlegung von einem unbedarften Bürger und Wähler.
> Ach so, du meinst also wenn man das Auto ausbremst dadurch wird der ÖPNV schneller
> und die Aufenthalte beim Umsteigen kürzer?
> Immer diese unüberlegten Genie Aussagen
Das zeigt nur wie sauverwöhnt "wir" durch den PKW sind. Und welche Anspruchshaltung hier (nicht nur von Landkreisbewohnern) im Raum steht. Insofern ist der Text ist ein klarer Affront gegenüber den Bewohnern der Stadt, die an den Hauptstaustrecken wohnen (müssen; EU regelt!).
Wenn das so weitergeht werden wir nicht um eine Petition in der Stadt umhinkommen mit dem Ziel, daß auf mindestens einer der Hauptstautrassen in der Stadt die Busse eigene Busspuren bekommen.
Meint: Wörthstraße - Talavera - Haugerring - Röntgenring - Berliner Platz - Schweinfurter Straße.
In der Bismarkstraße haben wir sowieso einen rechtswidrigen Zustand, weil sich Busse nicht fahrend begegnen können. Also müßten dort - nach Rechtslage - einseitig (Norseite) die Stellplätze für PKW entfallen.
Viel Spaß damit!
Was wir brauchen, sind nicht nur P&R Plätze, wir brauchen auch B&R Plätze (bike&ride). Denn die Fahrradfahrer erweitern den Einzugsbereich des ÖPNV (SPNV&Bus) beträchtlich. Von sicheren und komfortablen Radabstellanlagen habe ich im ganzen LKR Wü noch nichts gesehen. Noch nicht mal an den stark frequentierten Bahnhöfen. Da sollte Schraml und sein Chef (oft höre ich ja, dass Schraml der eigentliche Chef im LRA ist) dringend aktiv werden. Bike & ride als auch P&ride muß weit über den Landkreis hinaus gedacht werden.