"Los, den kriegst du!", ruft Selina Lange durch die Stille im Ringpark, während ihr Mitspieler mit voller Kraft einen Ball auf das kleine Trampolin vor ihnen schmettert. Der Ball fliegt hoch in die Luft. Mitspielerin Vika Wotschel fängt ihn mit einem Hechtsprung auf und wirft ihn ihrer Teamkollegin zu.
"Roundnet" (deutsch: rundes Netz) nennt sich die neue Trendsportart, die mittlerweile auch in Würzburg angekommen ist. Einigen könnte das Spiel auch unter dem Namen "Spikeball" bekannt sein, nach der Firma, die die Netze herstellt. Ob im Ringpark, auf dem Sanderrasen oder am Mainufer, beinah überall kann man mittlerweile junge Menschen beobachten, die sich rund um das kleine Trampolin versammeln und gegeneinander spielen.
Doch mit der Beliebtheit der Sportart wächst auch der Ärger einiger Bürgerinnen und Bürger. "Ein Mann hat mal im Vorbeilaufen gesagt, dass wir den Rasen hier kaputt machen", meint Lange. Das Problem: Durch das ständige Sprinten um das kleine Trampolin und das schnelle Abbremsen wird die umliegende Rasenfläche zerstört. An mehreren Stellen im Ringpark sieht man deshalb großen braunen Staubkreise.
Stadt Würzburg hat Beschwerden wegen der neuen Trendsportart bekommen
Und das stört einige Würzburgerinnen und Würzburger, wie Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg, auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt. "Uns liegen vereinzelte Beschweren von Bürgerinnen und Bürgern vor." Einen ernsthaften Grund zum Handeln sehe die Stadt deshalb aber nicht. Zwar würde durch das Spielen die Rasenfläche langfristig beschädigt, jedoch seien die Auswirkungen auf die Natur im Ringpark bisher gering. "Die blütenreichen Langgrasflächen bleiben bisher verschont." Auch beschränke sich das Problem nur auf vereinzelte kahle Stellen im Ringpark, so Wagenbrenner weiter.
Und auch Lange kann den Ärger nicht ganz nachvollziehen. Sie stellt klar: "Wir machen aus dem Ringpark keine Erdwüste. Wir spielen nur auf den Flecken, die schon existieren." Dennoch will die Stadt nun probeweise Hinweisschilder zur Sensibilisierung der Sportlerinnen und Sportler aufstellen. "Im Ringpark gibt es größere, befestige Flächen. Hier wäre das Ballspiel ohne Schädigung von Flächen möglich", erklärt Wagenbrenner.
Soziale Kontakte knüpfen durch die Trendsportart "Roundnet"
Wirklich neu ist die Sportart "Roundnet" nicht. Bereits seit den 1980er Jahren hat sich der Sport in den USA einen Namen gemacht. In Deutschland hat die Sportart erst in den vergangenen Jahren an Popularität gewonnen. Im August 2019 fanden dann in Freiburg die ersten offiziellen Deutschen Meisterschaften statt. In Würzburg sieht man vor allem viele junge Menschen "Roundnet" spielen – als Freizeitsport.
Aus einem einfachen Grund, wie Vika Wotschel erklärt: "Man kommt total schnell auch mit fremden Leuten in Kontakt und spielt zusammen." Sie trifft sich zwei bis drei Mal pro Woche mit ihrer Freundesgruppe zum Spielen. Auch mit dabei: Selina Lange, die seit Sommer 2020 regelmäßig "Roundnet" spielt. Ihr gefällt vor allem, der Nervenkitzel daran, aber auch, dass die Sportart eine klassische Outdoor-Aktivität ist.
Einfache Spielregeln und schneller Aufbau
Die Regeln des Spiels sind relativ einfach: Gespielt wird mit einem kleinen Trampolin und einem Ball. Immer vier Personen spielen jeweils in zweier Teams gegeneinander. Das Spielfeld hat keine Begrenzungen und nach dem Aufschlag dürfen sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in jede Richtung frei bewegen –ein 360 Grad Spiel. Der Ball darf jeweils dreimal innerhalb des Teams hin und her gepasst werden. Danach muss er, im Gegensatz zu Beachvolleyball, nicht über, sondern auf das Netz geschmettert werden. Am besten so, dass das Gegnerteam ihn nicht mehr zurückspielen kann, denn so gewinnt man Punkte.
Populär ist der Sport aber nicht nur wegen des Nervenkitzels, sondern auch, weil man an so gut wie jedem Ort spielen kann. "Man hat alles in einem Beutel, es ist super schnell aufgebaut, man ist einfach total flexibel", erklärt Wotschel. Das kleine Trampolin-Netz lässt sich problemlos in Sekunden auseinanderbauen und in einen kleinen Beutel packen.
Da hatte Würzburg schon andere Problem!