Sie habe es damals beim "Supertalent" im Fernsehen gesehen. Es habe so schön ausgesehen, und überhaupt nicht anrüchig. Sie sagte schon damals, wenn es das irgendwann mal in Schweinfurt geben sollte, wolle sie es unbedingt ausprobieren. Diesen Sport an der Stange, der nichts mit Strippen, rotem Plüsch und Erotik zu tun hat.
Das ist acht Jahre her, jetzt ist Polefitness für Martina Salzbrunn, 48, ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Sie steht an ihrer Pole, einer Stange, die bis zur Decke geht. Vorne ist ein großer Spiegel, damit sich die Frauen – an diesem Abend sind es fünf – selbst sehen können. Das Licht ist gedämmt, Musik kommt aus einer Anlage in der Ecke. Es ist der "Profi-Kurs" im Schweinfurter Studio "Unique Studios". Die, die hier stehen, sind fit und alle schon mindestens fünf Jahre dabei.
Warm-up, aufwärmen. Erst bewegen sich die Köpfe nach links, dann nach rechts. Dann lassen sie die Köpfe kreisen, machen Hampelmänner, Kniebeuge. Studioinhaberin und Trainerin Katharina Mantel macht vor, die Frauen machen nach. Schon wenige Minuten später werden die Übungen härter, grenzen an ein eigenes Workout.
Der Sport wird die Klischees nicht los, obwohl er mittlerweile vielerorts fest etabliert ist. Mantel erinnert sich noch an ihre Anfänge 2013, als sie erst einmal jedem erklären musste, was Polefitness überhaupt ist. "Mittlerweile wissen immer mehr, was es ist", sagt Mantel. Der Sport habe viele Facetten und Richtungen – Akrobatik, Varieté, Fitness, Tanz.
Polefitness wird immer noch häufig sexualisiert
Und dennoch werde Polefitness immer wieder sexualisiert – häufig von Männern. "Alleine dadurch, dass wir so wenig anhaben", sagt Mantel. Müsse man auch, sonst halte man nicht an der Pole. Natürlich komme es auch ein wenig aus der Rotlichtszene, sagt die 28-Jährige. Aber für die Frauen hier ist es eine Leidenschaft, ein Sport, der ihnen Spaß macht, genau wie es für andere der Fußball ist.
Mantel hat früher lange klassisches Ballett getanzt und irgendwann etwas gesucht, "das mit Sport zu tun hat, aber auch mit Tanz". Zuerst versuchte sie sich im Fitnessstudio, bekennt sich heute jedoch als "die stille Beitragszahlerin", die nicht so oft da gewesen sei. Keine Motivation, kein fester Termin.
Polefitness habe sie gleich bei der ersten Stunde begeistert. "Für mich war es der erste Sport, der Spaß macht, und bei dem du schnell Erfolge merkst", sagt sie heute. Was als Hobby begann, ist mittlerweile ihr Beruf. Nachdem sie zunächst als Studioleiterin gearbeitet hatte, übernahm sie 2018 das Studio, mittlerweile gibt es ein weiteres in Würzburg, benannte es um und machte ihr Ding daraus. Damals war sie gerade fertig mit dem BWL-Studium. Mittlerweile trainieren in beiden Studios zwischen 250 und 300 Frauen – und ein paar wenige Männer.
Ein Sprung ins kalte Wasser. "Aber es hat sich definitiv gelohnt", sagt die 28-Jährige. Klar sei es schwierig gewesen mit Corona, aber sie habe es keinen Tag bereut. Einen besseren Job gebe es nicht für sie.
Dann gibt Mantel ihren Schülerinnen Anweisungen, wirft mit Fachbegriffen um sich. Zwischendurch macht sie selbst etwas vor: Ein Bein ist um die Stange gewickelt, hält das ganze Gewicht. Die Schülerinnen tun es ihr gleich, ab und an gibt sie Hilfestellung. Damit es so aussieht wie bei diesen Frauen, so elegant, als würden sie schweben, war jahrelanges Training nötig.
Für wen eignet sich die Sportart überhaupt?
Kann eigentlich jeder damit anfangen? Absolut, findet Mantel. "Ich würde sagen, 70 bis 80 Prozent aller Frauen die herkommen, haben noch nicht ihren Sport gefunden und würden sich selbst nicht als super sportlich bezeichnen." Mit Polefitness könne man auch anfangen, wenn man eher unsportlich ist, weil die Kurse bei ihr Schritt für Schritt aufeinander aufbauen. Auch das Alter spiele keine Rolle. Einige der Frauen, die an diesem Abend im Training sind, sind älter als 40.
Ein großer Vorteil: "Du beschäftigst dich mit deinem eigenen Körper, nicht nur mit dem Optischen, sondern auch damit, was er überhaupt leisten kann", sagt Mantel. Die Teilnehmenden seien stolz darauf und dadurch wachse auch das Selbstbewusstsein. "Man merkt bei Anfängerkursen immer, dass sie mit sich selbst zufriedener werden, selbstbewusster werden, dann werden auch die Klamotten kürzer", erzählt Mantel.
Hinzu komme, dass man auch unterschiedliche Körper sehe, "so wie Körper einfach sind", sagt die 28-Jährige. Aus den Sozialen Medien sei man immer noch die perfekten Körper und die vorteilhaften Bilder gewohnt. "Hier siehst du: Jeder hat Cellulite. Man nimmt es dann einfach an, es ist bei allen anderen genauso."
Der Sport ist eine Nische. "Anders als Fitnessstudios, die auf Masse ausgerichtet sind", erklärt Mantel. Daher sei der Sport auch deutlich teurer. Die Trainerin begründet das mit der sehr individuellen Betreuung.
Martina Salzbrunn macht den Sport aus Überzeugung. Ihre Haltung habe sich dadurch verändert – nicht nur optisch, sondern auch generell im Leben. Sie ist ein Beispiel dafür, dass man in jedem Alter noch damit anfangen kann. Dass sie dieses Jahr 49 wird, sieht sie positiv. Sie sagt: "Bis dahin werde ich noch besser, weil ich noch ein halbes Jahr Zeit zum Trainieren habe."
Man sollte doch mal schauen , wenn man solch einen*********schreibt. Wem und was soll man in der Zeitung noch glauben??
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management