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Würzburg
Mängel bei Brandschutz-Auflagen: Aus für Konzerte, Vorträge und Vernissagen im Toscanasaal in der Würzburger Residenz
Der Toscanasaal in Würzburg war als Raum für Kunst, Kultur und Vorlesungen beliebt. Jetzt wurden Brandschutzmängel festgestellt. Was bedeutet das für das Mozartfest und die Uni?
Der Toscanasaal ist ein beliebter, repräsentativer Versammlungs- und Vortragsort in der Würzburger Residenz.
Foto: Daniel Peter (Archivfoto) | Der Toscanasaal ist ein beliebter, repräsentativer Versammlungs- und Vortragsort in der Würzburger Residenz.
Andreas Jungbauer
 und  Gina Thiel
 |  aktualisiert: 14.04.2025 02:32 Uhr

In der Würzburger Residenz herrscht dicke Luft, denn im Unesco-Weltkulturerbe wurden bei einer Prüfung Mängel beim Brandschutz festgestellt. So genügen teilweise Flucht- und Rettungswege nicht den Vorschriften. Die Folge: Der Toscanasaal wurde für Veranstaltungen mit mehr als 30 Personen gesperrt.

Die Entscheidung betrifft nicht nur öffentliche Events wie Konzerte und Vorträge, sondern auch das Martin von Wagner Museum sowie die Universität Würzburg, die Räume im Südflügel der Residenz für einige Institute nutzt.

Veranstaltungen des Mozartfests in Würzburg mussten umgeplant werden

Damian Dombrowski ist Direktor der Neuen Abteilung des Martin von Wagner Museums und gleichzeitig außerplanmäßiger Professor für Kunstgeschichte an der Universität. Er ist über die Einschränkung im Toscanasaal, der bislang bis zu 130 Besucherinnen und Besucher fasste, alles andere als erfreut.

"Für die Universität ist der Toscanasaal das repräsentative Herz", sagt Dombrowski. In dem barocken Raum fanden bisher die Ausstellungseröffnungen des Martin von Wagner Museums statt, regelmäßige Ringvorlesungen der Universität Würzburg, aber auch Tagungen, Vortragsreihen und Preisvergaben. Auch das Mozartfest hatte dort für Mai und Juni drei Veranstaltungen geplant, die nun umziehen müssen.

"Es ist schade, dass die Schließung des Toscanasaals so kurzfristig kommt", erklärt Evelyn Meining, die Intendantin des Mozartfestes. Die drei Veranstaltungen, die in Kooperation mit dem Martin von Wagner Museum geplant gewesen seien, müssten nun stattdessen in den Räumen des nahen Mozartareals stattfinden – einem Bau aus den 50er Jahren. Vom ursprünglichen Gedanken, die Veranstaltung in Verbindung mit dem historischen Toscanasaal als Gesamtkunstwerk wirken zu lassen, habe man abrücken müssen. 

Jochen Griesbach-Scriba, Direktor der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums und außerplanmäßiger Professor an der Universität Würzburg, bringt seinen Ärger noch deutlicher auf den Punkt. Er habe gleich zwei Großveranstaltungen in dem Raum umplanen müssen. "Das ist ein Gesichtsverlust und ein beachtlicher Kostenaufwand, nun einen Ersatz zu finden."

Sorgen um die Nutzung des Südflügels der Residenz in Würzburg

Griesbach-Schriba und Dombrowski sorgen sich aber nicht nur um die Museums-Ausstellungseröffnungen, die, wie sie sagen, nahezu immer mit mehr als 30 Leuten stattfinden und nun ausfallen. Sie vermuten, dass die weitgehende Sperrung des Toscanasaales nur ein Anfang sei. Ihre Sorge: Hinter der Brandschutzprüfung der Bayerischen Seen- und Schlösserverwaltung könnte der Versuch stehen, die Lehrstühle der Universität aus den Räumen der Residenz zu drängen.

Jochen Griesbach-Scriba (links) und Damian Dombrowski, Direktoren des Martin von Wagner Museums in Würzburg, sind besorgt über die Folgen der geänderten Brandschutzauflagen für das Museum.
Foto: Gina Thiel | Jochen Griesbach-Scriba (links) und Damian Dombrowski, Direktoren des Martin von Wagner Museums in Würzburg, sind besorgt über die Folgen der geänderten Brandschutzauflagen für das Museum.

Der Grund für ihre Annahme? Die unerwartete Brandschutzprüfung, ohne dass es zuvor einen Brand oder einen anderen konkreten Anlass dafür gegeben habe. "Wo sind diese Bedenken die vergangenen Jahrzehnte gewesen? Da hätten wir uns ja die ganze Zeit straffällig gemacht", so Griesbach-Scriba. Die Bayerische Seen- und Schlösserverwaltung, die mit der Universität ein Verwaltungsübereinkommen für die Nutzung der Räume hat, weist den Verdacht zurück.

"Wir beabsichtigen in keinem Bereich der Residenz, öffentliche Nutzungen aufzugeben oder der Universität eine Nutzung zu entziehen", erklärt Franziska Wimberger, Pressesprecherin der bayerischen Schlösserverwaltung. Das ist auch gar nicht möglich, denn seit 1956 besteht ein Verwaltungsübereinkommen zwischen Universität und Schlösserverwaltung, welches nur in beiderseitigen Einvernehmen gelöst oder geändert werden kann, wie Uni-Pressesprecher Robert Emmerich bestätigt.

Universität Würzburg kündigt an, langfristig aus der Residenz ausziehen zu wollen

Vielmehr, so heißt es von der Schlösserverwaltung, sei die Erstellung eines Brandschutznachweises erforderlich gewesen, weil ein baurechtliches Genehmigungsverfahren für Teile der Residenz laufe. In dem Zuge habe man die Flucht- und Rettungswege des gesamten Gebäudes geprüft und dabei habe sich herausgestellt, dass bei Veranstaltungen "mit großen Personenzahlen die Fluchtwege nicht den aktuellen Brandschutzvorschriften entsprechen und sofortiger Handlungsbedarf besteht."

Bereits im September 2024 habe man der Universität dringend empfohlen, den Toscanasaal nicht mehr zu nutzen. Dombrowski und Griesbach-Scriba haben laut eigener Aussage erst im Februar 2025 davon erfahren. Nachfragen zu den Gründen und zur zeitlichen Abfolge ließ die Uni Würzburg unkommentiert, betont jedoch die Wichtigkeit des Toscanasaals für den Lehr- und Veranstaltungsbetrieb. Laut bayerischer Schlösserverwaltung stehe man mit der Universität im Austausch, um eine mittelfristige Lösung für sichere Rettungswege aus dem Toscanasaal zu finden.

Auf Nachfrage, ob die Universität langfristig beabsichtige, die Räume in der Residenz zu verlassen, heißt es: "Der bauliche Masterplan sieht langfristig einen Neubau für die Geisteswissenschaften am Hubland vor, in den auch die in der Residenz untergebrachten Institute einziehen sollen." Konkrete Zeitpläne gäbe es aber nicht. Das Martin von Wagner Museum sei davon nicht betroffen. 

Wie die Schlösserverwaltung auf Nachfrage bestätigt, wird auch die Nutzung weiterer Säle in der Residenz wie Kaiser-, Garten- oder Fürstensaal durch die Brandschutzauflagen nicht beeinträchtigt. Hier gebe es jeweils mehrere Rettungs- und Fluchtwege über angrenzende Treppenhäuser oder ins Freie.

 
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  • Barbara Fersch
    krass, hier fanden seit Jahrzehnten Vorlesungen der Uni statt,und plötzlich reichen die Brandvorschriften nicht aus??
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  • Andrea Roso
    "Wo sind diese Bedenken die vergangenen Jahrzehnte gewesen? Da hätten wir uns ja die ganze Zeit straffällig gemacht"
    Und weil wir es schon immer so gemacht haben, müssen wir das auch weiter dürfen!
    Gerade Brandvorschriften sind häufig mit Blut geschrieben. Bei Fluchtwegen kann mangelnder Brandschutz im Ernstfall ganz schnell Menschenleben kosten. Da ist mir ein Gesichtsverlust mancher Leute deutlich lieber.
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  • Peter Baur
    “Warten bis es brennt!” Der Aufschrei wird groß sein!

    RegelmäßIge Überprüfungen ob die Normen eingehalten werden, sind sinnvoll.

    Ob unsere Brandschutz zu streng oder zu bürokratisch ist muss unabhängig davon überprüft werden.
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  • Georg Ries
    Genau so ist es!! Als der mangelhafte Brandschutz in unserer Schule ertüchtigt werden musste, gab es auch einen Gemeinderat "bis heut is doch nix passiert". Der konnte sich aber nicht durchsetzen!!
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  • Felix Habermann
    Die Brandschutzanlage wurde erst 2001 eingebaut
    und jetzt nach 24 Jahren soll Alles nicht mehr
    auf dem neuesten Stand sein.
    Das kann verstehen wer mag. Ich jedenfalls nicht.
    Gruß Klaus Habermann - ehemaliger
    Brandschutzbeauftragter der Residenz
    Wzbg. -, Estenfeld ! ! !
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  • Alfred Neumann
    Vorschriften werden i.d.R. nach Schäden und Vorkommnissen für alle gleichlautend verschärft. Das kann auch in 24 Jahren passieren.
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  • Dietmar Eberth
    Brandschutzanlage wurde nicht beanstandet.
    Sicherheitsvorkehrungen sind nie statisch, sondern werden laufend von Erkenntnissen und Erfahrungen angepasst.

    zb "Neue Vorgaben für Fluchtwege"
    https://aug.dguv.de/recht/neu-asr-fluchtwege-notausgang/
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  • Georg Ries
    was ist bitte eine Brandschutzanlage. Ich habe nur von einer Brandmeldeanlage gehört.
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  • Jörg Nellen
    Con calme: Welche Brandschutzmaßnahmen fehlen?
    "Seitens des Deutschen Institutes für Normung e.V. (DIN) e. V. (DIN) ((werden)) die Grundsätze für die Aufstellung von Nachweisen mit Methoden des Brandschutzingenieurwesens normativ in der DIN 18009-01 definiert. [22] Ausdrücklich sollen diese Regelungen auch für Baudenkmale gelten. Dabei ist es Ziel, die Erfüllung fest vorgegebener Bauteilanforderungen aufzugeben und an deren Stelle ingenieurgemäße, schutzzielorientierte Nachweise treten zu lassen. https://www.vdl-denkmalpflege.de/fileadmin/dateien/Brosch%C3%BCren/Brandschutz_im_Baudenkmal.pdf

    Vielleicht ertmal prüfen, ob die Hausherren ihre Arbeit gemacht haben. Der Toskanasaal ist mit 130 Plätzen noch kein "Versammlungsstätte" mit mehr als 200 Plätzen, für die schärfere Brandschutzmaßnahmen gelten.
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  • Georg Ries
    zur Anwendung der VStättV lesen Sie doch §1 Abs.1 Nr. 1 dieser Verordnung! Keine Ahnung wie groß der Toskanasaal ist, aber 1m² bedeutet 2 Besucher! Wieviele Stühle drinstehen zählt nicht!
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  • Felix Habermann
    130 Personen passen schon in den Toscanasaal.
    Ich kenne den Saal sehr genau und sehe da kein Problem.
    Nur `` 30 `` Personen ist ja wohl lächerlich.
    Da kann man den Saal auch ganz zulassen.
    Wem fällt denn sowas ein ?
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Alfred Neumann
    "... So genügen teilweise Flucht- und Rettungswege nicht den Vorschriften. ..."
    Es geht also nicht nur um den Saal an sich, sondern auch die Verkehrswege dorthin. Die Auflagen für sichere Fluchtwege wurden in 24 Jahren verschärft. Wissen Sie sicher als ehemaliger Fachmann für Brandschutz.
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  • Erich Spiegel
    Ärgerlich wäre es, wenn nach Jahren und Jahrzehneten ohne negetive Vorkommnisse die Konzerte nicht mehr stattfinden können. Der Beitrag zeigt, dass es Zeit ist in Deutschland die viel beklagte Bürokratie zu entrümpeln. Die Brandschutzvorschriften sind vor Jahrzehneten erarbeitet worden. Mit Sicherheit wurden sie nie angepasst an neue technische Entwicklungen. Der Einbau von Sensoren in die Zimmer zur Früherkennung eines Brandes würde das Risiko beispielsweise erheblich minimieren, weil sofort reagiert werden kann. Weitere Brandschutz Massnahmen wären denkbar. Aber niemand hat daran ein Interesse bzw. ein Problembewusstsein. Nicht die Behörde , nicht die Baufirmen, nicht die Politik, nicht der Bürger. Und so bleibt alles beim Alten.
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  • Alfred Neumann
    "Mit Sicherheit wurden sie nie angepasst an neue technische Entwicklungen. "
    Bestimmt. Sicherheitsgurte in PKWs haben sich auch nie durchgesetzt. Und Parkplätze haben auch noch die gleichen Maße, wie 1960.
    Sensoren können keine Mengenmenge befördern. Schon mal an Fluchtwege gedacht?
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  • Felix Habermann
    Die Fluchtwege sind vorhanden und
    bestens für Tag und Nacht beschriftet.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Alfred Neumann
    "vorhanden und beschriftet" heißt nicht "ausreichend". Die Vorschriften haben sich aufgrund von Unglücksfällen verschärft. Wußten Sie das nicht?
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  • Erich Spiegel
    Der Beitrag macht nachdenklich. Man denkt sofort an die oft beklagte, ausufernde Bürokratie in Deutschland. Konzerte gibt es in der Residenz seit mehr als 50 Jahren. Jetzt soll das nicht mehr möglich sein. Natürlich ist Sicherheit das oberste Gebot. Es wäre Zeit mal Vorschriften einer kritischen Überprüfung zu unterziehen, auch beim Brandschutz. Diejenigen Firmenvertreter, die in den DIN-Gremien sitzen und die Brandschutzvorschriften ausarbeiten sind auch diejenigen die später Bauaufträge ausführen und dafür bezahlt werden. Da kann man nicht genug Sicherheitstechnik einbauen! Lieber bischen mehr als zu wenig! Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt. Das Problem wurde übrigens schon häufig in politischen Magazinen wie "Report" thematisiert.
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  • Alfred Neumann
    Stimmt. Sicherheitsgurte wurden auch nur eingebaut, damit unsere Automobilindustrie bessere Gewinne macht. Ironie off.

    Heute, 2025 werden auf EU-Ebene viele Dinge vereinheitlicht, oft werden auch deutsche Vorgaben eu-weit übernommen, weil sie sinnvoll sind. Das hat mit Bürokratie sehr wenig zu tun. Siehe Roaming, DSGVO, Notruf 112.
    Falls Sie das nicht glauben, exportieren sie mal eine selbst hergestelltes Produkt in die Schweiz. Da lernen Sie EU-Harmonisierung schätzen.
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