zurück
Würzburg
Gleich zwei Bewerber abgesprungen und immer wieder Schließungen: Was sind die Probleme am unteren Markt in Würzburg?
Am unteren Markt in Würzburg gibt es aktuell einige Probleme. Besonders die Nachvermietung von Marktstand 4 bereitet der Stadt Sorgen. Wie kann man das künftig lösen?
Am unteren Markt in Würzburg herrscht derzeit ein reger Wechsel. Immer wieder geben Betreiber ihre Stände auf, die Suche nach einer geeigneten Nachfolge ist schwierig – auch wegen der Stadt Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Am unteren Markt in Würzburg herrscht derzeit ein reger Wechsel. Immer wieder geben Betreiber ihre Stände auf, die Suche nach einer geeigneten Nachfolge ist schwierig – auch wegen der Stadt Würzburg.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 08.09.2024 02:28 Uhr

Entwickelt sich der untere Markt zum Sorgenkind der Stadt Würzburg? Seit knapp zwei Jahren steht der Marktstand 4 schon leer. Eine Nachfolge für das ehemalige Frank&Frei Feinkost-Geschäft sollte eigentlich längst gefunden sein. Doch daraus wurde bisher nichts, weil erst ein und dann auch der zweite Bewerber kurz vor Vertragsunterzeichnung abgesprungen ist. Jetzt will die Stadt Würzburg eine neue Ausschreibungsrunde starten. Die Nachfolge-Probleme am unteren Markt sind jedoch keine neuen.

Seit einigen Jahren schon herrscht ein reger Wechsel auf den wenigen Quadratmetern unter dem Glasdach. Angefangen hatte alles mit der Schließung des Honighäusle im Januar 2021. Als die Inklusionswerkstatt MainWerk anderthalb Jahre später auf das Honighäusle folgte, kündigten sich bereits drei weitere Leerstände an. Die Hofkäserei Brunner, Gemüse Schmitt und Frank&Frei Feinkost verließen Ende 2022 den Markt.

Reger Wechsel am unteren Markt in den vergangenen Jahren

In der Zwischenzeit ist auf die Hofkäserei Brunner der Antipasto-Laden gefolgt und im Marktstand 9 vom ehemaligen Gemüse Schmitt gibt es nach knapp zwei Jahren Leerstand bald Leberkäse in verschiedenen Varianten. Dass die Stände in der Regel mehr als ein Jahr leer stehen, bis eine Nachfolge gefunden ist, erklärt die Stadt Würzburg mit dem inzwischen geänderten Abkaufverfahren.

Bislang verkaufte die Stadt Würzburg die insgesamt 13 festinstallierten Buden an die jeweiligen Nachfolger und verlangte eine geringe Miete für die angrenzenden Außenflächen. Die Standbetreiber waren also Eigentümer der Stände, eigenverantwortlich und auch zuständig für deren Instandhaltung. In jedem Kaufvertrag ließ sich die Stadt jedoch ein Rückkaufrecht festschreiben, sodass die Standeigentümer ihre Buden nicht eigenständig an die Nachfolger verkaufen konnten.

Kämmerer Robert Scheller (rechts) und der Fachbereichsleiter Immobilienmanagement Christian Grumbach schließen weitere Veränderungen am unteren Markt nicht aus.
Foto: Daniel Peter | Kämmerer Robert Scheller (rechts) und der Fachbereichsleiter Immobilienmanagement Christian Grumbach schließen weitere Veränderungen am unteren Markt nicht aus.

Wollte ein Standeigentümer sein Geschäft schließen, ließ die Stadt durch einen Gutachter den Restwert des Standes bestimmen und machte dem Besitzer ein Abkaufangebot. In vielen Fällen unterschied sich dieser aber deutlich von dem ursprünglichen Kaufpreis und sorgte nicht selten für lange Diskussionen zwischen den Standeigentümern und der Stadt, erklärt Stadtkämmerer Robert Scheller.

Neues Vermietungskonzept der Stadt Würzburg sorgt für deutlich mehr Bewerbungen

Das bürokratische Vorgehen nahm viel Zeit in Anspruch. Auch deshalb hat die Stadt im Oktober 2023 entschieden, die Stände künftig nur noch zu vermieten, den Prozess damit deutlich zu straffen und lange Leerstände zu vermeiden. Seitdem müssen Betreiber einen Mietvertrag über mindestens fünf Jahre mit der Stadt unterzeichnen – auch um einen ständigen Wechsel am unteren Markt zu vermeiden.

Das neue Vermietungskonzept werde bisher gut angekommen, sagt Scheller. Ein monatlicher Mietpreis lasse sich leichter erwirtschaften als eine hohe Anfangsinvestition. Das spiegele sich auch in der Anzahl der Bewerbungen wider. Beim alten Modell konnte die Stadt im Schnitt mit fünf Bewerbungen pro Ausschreibung rechnen. Mit dem neuen Vermietungsmodell habe sie bei bisher zwei Ständen über dreißig Bewerbungen erhalten.

Beim Marktstand 4 ist aber nicht das bürokratische Abkaufverfahren Schuld am langen Leerstand, denn "der Stand war schon immer in Besitz der Stadt und wurde nur vermietet", so Scheller. Liegt das Problem also am Auswahlverfahren für die Nachmieter? Immerhin greift die Stadt mit dem Auswahlverfahren regulierend in das Angebot am Markt ein. Denn bei der Stadt herrscht ein klares Bild davon, was an den 13 Ständen verkauft werden soll:  "Da wollen wir möglichst das klassische Marktsortiment, also Dinge, die man auch auf dem Markt kaufen würde – Obst, Gemüse, Blumen und sowas", erklärt Scheller.

Stadt deutet Veränderungen am unteren Markt in Würzburg an

Auch die Regionalität der Produkte und das bereits bestehende Sortiment seien wichtige Kriterien. Insgesamt gibt es drei Punkte, nach denen die Stadt die eingehenden Bewerbungen bewertet: Angebotspreis für die monatliche Miete (40 Prozent), Sortimentsüberschneidung mit den anderen Ständen (30 Prozent) und die Qualität der Bewerbung und des Konzeptes (30 Prozent).

Wer die meisten Punkte erhält, wird dem Stadtrat vorgeschlagen und dieser entscheidet, wer in den Stand einziehen darf. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass auch die Stadt auf die geänderte Nachfrage der Verbraucher reagieren muss. Das zeigt beispielsweise das im Oktober 2023 aufgehobene Imbissverbot. Nur so war der Einzug des Leberkäseladens in Marktstand 9 überhaupt möglich.

Scheller deutet gegenüber dieser Redaktion an, dass auch weitere Veränderungen folgen könnten, wenn sich die Nachvermietung in Zukunft schwierig gestaltet: "Dann müssen wir darauf reagieren." Es gäbe bereits verschiedene Ansätze, auch das Vergabekonzept zu überdenken, gibt er zu. Konkreter will Scheller nicht werden. In der Zwischenzeit soll der Marktstand 4 neu ausgeschrieben werden, in der Hoffnung, dass die Weitervermietung diesmal erfolgreich ist.

Die Stadt Würzburg hat den Marktstand neu ausgeschrieben. Bewerberinnen und Bewerber können sich mit ihrem Konzept bis zum 18. September, 12 Uhr darauf bewerben.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Gina Thiel
Ausgehen und Einkaufen in der Region Würzburg
Leerstände
Markt Höchberg
Mietpreise
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Barbara Fersch
    die Frage stellt sich doch, was läuft im Rathaus schief ?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Rupert Mahler
    die Allermeisten liegen mit ihre Kommentaren total richtig, aber was mir noch fehlt ist der Personalnotstand, ohne Personal kein
    Verkauf, und was noch vergessen wurde, die Verzehrgewohnheiten haben sich total geändert. Man geht zum Knoll oder Weindorf oder aufs Weinfest, die gibts ja mittlerweile auch wie Sand am Meer und isst das was, da brauch ich kein Gemüse oder sonstwas vom Markt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Annett Herold-Behl
    Die Stadt greift regulierend in das Angebot ein? Aha... deswegen wird es bald auch einen Leberkäs-Stand direkt hinter dem Bratwurststand, der in jedem Reiseführer steht, geben. Warum vermietet man nicht wenigstens einen Stand saisonal für Kunsthandwerk? Auf dem Markt kaufen Würzburger Obst und Gemüse. Und Touristen? Was gibt's für die?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Frank Stößel
    Welch ein Glück, dass es an den Markttagen die ambulanten Marktstände der regionalen ErzeugerInnen gibt. Sie sind es, die das Einkaufen am Markt zum Erlebnis machen. Das schaffen sie mit frischem und regionalem Obst und Gemüse in klassischer Weise als DirektanbieterInnen. Sie sorgen für das von noch immer vielen KundInnen gewünschte Einkaufserlebnis. Die Marktbuden ergänzen stationär dieses Angebot. Nur deren dazu passender Angebotsmix kann die Tradition Markt am Laufen halten. Mangels einer klassischen Markthalle, wo ambulantes und stationäres Marktangebot über die gesamte Arbeitswoche möglich wäre, befinden sich AnbieterInnen und Stadt u.a. wegen Konkurrenz der Großmärkte und Discounter in Sachen Frische und Regionalität in einer neuen Wettbewerbslage. Gut, dass die Stadt neue Wege geht und die Buden vermietet. Ohne Marktleben ist der "nackte" Untere Markt mit den Marktbuden an marktfreien Tagen wenig einladend. Dem muss und kann die Stadt mit Verständnis entgegen steuern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Heribert Mennig
    @KlausKrug: "Wer geht denn heute noch auf den Markt, um dort diese Dinge zu kaufen, die es mittlerweile in jedem Lebensmittelgeschäft oder beim Discounter zu kaufen gibt?
    Ich zum Beispiel!! Ich will die regionalen Anbieter unterstützen. Auch, wenn die Ware etwas mehr kostet. Dafür sind die Produkte frischer (ist jedenfalls meine Erfahrung). Ein kurzer Plausch ist auch immer drin.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Florian Stenger
    Sehe ich auch so, gerade wenn es zum Beispiel die heimischen Tomaten, Paprika oder Gurken gibt. Die schmecken besser als das Supermarkt Zeug.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Krug
    Der Gemüsehändler als "lokaler Anbieter" kauft seine Ware vielleicht auch im Großmarkt. Wer dagegen lokale Produzenten unterstützen will, kauft am besten direkt beim Bauern im Hofladen. Und Tomaten baut man am besten selbst an, es gibt es so fantastisch viele leckere Sorten, aber die wenigsten davon gibt es irgendwo zu kaufen.

    Früher gab es in Würzburg und auch in Schweinfurt Landwirte, die direkt auf dem Marktplatz verkauft haben. Und heute: Kaum mehr einer davon übrig. Warum wohl? Es rechnet sich einfach nicht mehr, schon gar nicht, wenn man so eine Bude anmieten muss.

    Das einzige was heute in den Innenstädten noch geht ist F & S, also Essen und Trinken. Das Weindorf war jeden Tag brechend voll und auch beim Winzer Knoll haben sich die Gäste wochenlang fast todgetreten. Wer meint, dass man mit bürokratischen Sortimentsvorschriften wieder das Nachfrageverhalten des letzten Jahrhunderts herbeizaubern kann, wird eines Besseren belehrt werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Heribert Mennig
    @Herrn Krug: Ich behaupte mal, dass die wenigsten Leute in der Stadt die Möglichkeit haben Tomaten selbst anzubauen. Übrigens: Unabhängig von den festen Marktbuden sind viermal in der Woche Landwirte auf dem unteren Markt vertreten!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Thomas Diener
    Wenn man sieht wie umständlich und wie schwierig die Auswahlkriterien usw. sind ,
    kann ich ich sehr gut verstehen , wenn sich da keiner mehr meldet !
    Einfacher ist beileibe nichts geworden und wer da alles mitreden darf , kann oder will .
    Es lebe die Bürokratie und die Umstandskrämerei und so wird man irgendwann alle
    Bewerber vergrault haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Klaus Krug
    "Da wollen wir möglichst das klassische Marktsortiment, also Dinge, die man auch auf dem Markt kaufen würde – Obst, Gemüse, Blumen und sowas".

    Wer geht denn heute noch auf den Markt, um dort diese Dinge zu kaufen, die es mittlerweile in jedem Lebensmittelgeschäft oder beim Discounter zu kaufen gibt? Und das bei gleicher Qualität oft günstiger. Da passt einfach das vorgeschriebene Sortiment nicht mehr zur Einkaufswirklichkeit der Menschen. Und 5 Jahre feste Vertragslaufzeit an einem Standort, an dem keiner weiß, wie die Geschäfte in dieser Zeit laufen werden?

    Das komplexe Auswahlverfahren mit jeder Menge vorzulegenden Unterlagen und Konzepten sorgt zusätzlich für monatelangen Leerstand. Vielleicht einfach mal etwas weniger vorschreiben, eine kürzere feste Mietzeit mit Verlängerungsoptionen anbieten und nicht so gierig bei der Miete sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten