zurück
Würzburg
Drei Schließungen, Leerstand und Umsatzrückgang: So steht es um den Unteren Markt in Würzburg
Die Würzburger Marktleute haben mit hohen Kosten zu kämpfen, drei Stände werden schließen. Laut Stadt hat die Angebotsvielfalt jedoch zugenommen.
Drei Stände auf dem Unteren Markt in Würzburg sollen schließen. Als einer der Gründe werden Preissteigerungen durch die Energiekrise genannt.
Foto: Silvia Gralla (Symbolfoto) | Drei Stände auf dem Unteren Markt in Würzburg sollen schließen. Als einer der Gründe werden Preissteigerungen durch die Energiekrise genannt.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Im Januar 2021 wurde bekannt, dass das beliebte Honighäusle am Unteren Markt schließen wird. Ein Nachfolger für den begehrten festen Stand sollte schnell gefunden werden – so zumindest die Theorie. Doch es sollte anderthalb Jahre dauern, bis sich tatsächlich die Türen eines neuen Verkaufsstandes öffneten.

Und dann das: Beinahe zeitgleich mit der Verkündung des Honighäusle-Nachfolgers "MainWerk", bahnen sich nun drei weitere Schließungen an. Die Stände "Frank & Frei Feinkost" und die "Hofkäserei Brunner" aus Willanzheim (Lkr. Kitzingen) sowie der Händler "Gemüse Schmitt" sollen den Markt nach Information der Redaktion bald verlassen. Die Gründe sind vielfältig. Dass innerhalb kürzester Zeit gleich drei beliebte Stände am Unteren Markt aufgeben, ist jedoch auffällig.

Schließung des Würzburger Stands "Hofkäserei Brunner" hat verschiedene Gründe

Einer der bald geschlossenen Marktstände ist der Käsestand "Hofkäserei Brunner" von Carola Brunner. Am 17. Dezember wird sie nach eigener Aussage das letzte Mal ihre Käselaiber am Markt verkaufen. Betriebliche und private Gründe zwingen sie dazu, ihren Betrieb zu verkleinern, erklärt Brunner im Gespräch mit der Redaktion.

Neben ihrer Hofkäserei in Willanzheim, verkauft sie ihre Produkte auf dem Markt in Kitzingen und an ihrem festen Stand in Würzburg. "Ich hätte natürlich auch den Markt in Kitzingen weglassen können, aber Würzburg ist für mich der kompliziertere Markt", sagt Brunner. Als Grund nennt sie neben dem durch Preissteigerungen bedingten Umsatzrückgang auch Vorgaben der Stadt Würzburg.

So werde ihr Käsehof für die Zeit des Weihnachtsmarktes in diesem Jahr an den Vierröhrenbrunnen umziehen müssen, weil direkt am Marktplatz kein Platz verfügbar war. "Die Kundinnen und Kunden finden uns dort aber nicht und das macht sich beim Umsatz unheimlich bemerkbar." In Kitzingen seien die Bedingungen besser und so investiere sie ihre Zeit künftig lieber dort.

"Frank & Frei Feinkost" und "Gemüse-Schmitt" sollen ebenfalls schließen

Auch der Feinkosthändler "Frank & Frei Feinkost" hat zum 31. Oktober seinen Verkauf am Marktstand 4 aufgegeben. Nach über 20 Jahren verabschiedet sich die feste Gourmet-Größe vom Markt. Die Gründe für die Aufgabe des Standes können sich nur erahnen lassen, da der Betreiber für Nachfragen der Redaktion nicht zu erreichen war. Nur soviel: Ein Schild am nun geschlossenen Stand verrät, dass der Ziegenkäse und die Ziegenwurstprodukte künftig über das Lokal "Brotzeitbar" in der Eichhornstraße vertrieben werden.

Auch "Gemüse-Schmitt" soll schließen, wie die Redaktion aus mehreren Quellen erfahren hat. Für Nachfragen der Redaktion war der Standbetreiber nicht zu erreichen. Auch die Belegschaft des Standes hält sich mit konkreten Informationen zur Schließung zurück. Wie die Redaktion jedoch in Erfahrung bringen konnte, soll die Schließung des Standes bereits feststehen.

Und auch bei den übrigen Standbesitzern scheinen die Sorgen größer zu werden. Diesen Eindruck bestätigen viele Besitzerinnen und Besitzer auf Nachfrage dieser Redaktion. Doch nicht alle von ihnen wollen sich offiziell äußern.

Konkurrenz durch Disounter erschwert Bedingungen am Markt

Christian Beller, Inhaber des Blumenstandes "Blumen Beller" am Marktstand 1, spricht über seine aktuelle Situation:  "Die Kosten erdrücken uns immer mehr", sagt er. Sowohl die Erhöhung des Mindestlohns als auch die gestiegenen Parkhauspreise machen dem Händler seit mehreren Monaten zu schaffen. "Wenn ein Tagesticket für das Parkhaus 24 Euro kostet, dann fahren die Leute lieber zum Discounter, parken kostenlos und kaufen günstige Blumen", so Beller.

Sein Blumenstand stehe in ständiger Konkurrenz zu den Discountern und seit den Sommermonaten sei die Kaufkraft stark gesunken. Eine Besserung sei erstmal nicht in Sicht, im Gegenteil: "Ich rechne damit, dass unser Geschäft im Januar und Februar massiv einbrechen wird", so Beller. Wenn alles teurer werde, dann würden die Menschen bei Luxusartikeln wie Blumen zuerst sparen oder ganz darauf verzichten. Zwar stehe seinem Laden aktuell keine unmittelbare Schließung bevor, er wüsste aber von anderen Ständen, bei denen die Aufgabe schon beschlossene Sache sei.

Das ehemalige 'Honighäusle' stand lange still. Erst nach über einem Jahr zog nun das 'MainWerk' ein.
Foto: Lea Seidel | Das ehemalige "Honighäusle" stand lange still. Erst nach über einem Jahr zog nun das "MainWerk" ein.

Die Stadt Würzburg bestätigt die zunehmend schwierigere wirtschaftliche Lage auf dem Unteren Markt. Dass diese aber für die vermehrten Schließungen verantwortlich sei, davon ist Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg, nicht überzeugt. Ernstzunehmende Probleme am Markt sehe er nicht: "Ein temporärer Leerstand einzelner Verkaufsstände in Phasen der Geschäftsübergabe sollte nicht als mangelnde Nachfrage missinterpretiert werden", erklärt er, angesprochen auf den langen Leerstand des ehemaligen "Honighäusle".

Stadt Würzburg sieht Ziele erfüllt und keine Gefahr für den Markt

Die Gründe für die aktuellen Schließungen sind laut Wagenbrenner eher mit dem zunehmenden Alter der Betreiberinnen und Betreiber zu begründen. Auf die Frage, ob durch die vielen Schließungen die Angebotsvielfalt am Unteren Markt leide, antwortet Wagenbrenner: "Davon kann keine Rede sein. Mit der Situierung der letzten drei neuen Stände 'Tortenservice Schuler', 'Antipasti' und 'MainWerk' hat die Angebotsvielfalt zugenommen", so Wagenbrenner.

Die Warte- und Interessenliste für die Buden am Markt seien nach wie vor lang. Beim Stand des ehemaligen "Honighäusle" und nun "MainWerk" seien Verzögerungen beim Umbau Grund für den anderthalbjährigen Leerstand gewesen. Wagenbrenner bekräftigt, dass der Stadt seit Januar 2022 kein finanzieller Nachteil entstanden sei und erklärte, dass die Stadt ihre Ziele als rundum erfüllt ansehe. Dazu zählen sowohl die attraktive Angebotsvielfalt als auch angemessene Einnahmen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Rimpar
Willanzheim
Gina Thiel
Ausgehen und Einkaufen in der Region Würzburg
Leerstände
Markt Höchberg
Redaktion
Schließungen
Stadt Würzburg
Stände
Umsatzrückgang
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • H. W.
    Viele können sich die Marktpreise nicht mehr leisten?? Schaut man in die Restaurants, wo man teilweise nicht mal für 2 Personen einen Platz ohne Reservierung bekommt, schaut man auf die Fahrradwege, wo jeder Zweite ein E-Bike für über 3.000 Euro fährt, dann halte ich das für ein Gerücht. Man will sich das nicht leisten, weil es beim Discounter halt einfach bequemer ist. Aber beim Motzen sind wir deutsche mit Abstand die Nr. 1 auf der Welt. Die Schuld haben immer die Anderen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. M.
    Sie haben meine volle Zustimmung!! Besonders für die letzen zwei Sätze!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. E.
    Wo sind eigentlich hier die Solidaritätskundgebungen und nicht nur auf die Preise schimpfen, denn schließlich wollen die Grünen ja, dass wir hier einkaufen ? Wo finden denn die Spendensammlungen statt? Oder wo werden die Genossenschaften gegründet?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. S.
    In ein paar Jahren werden die festen Marktbuden im Eigentum der Stadt von den Pächtern kaum mehr die notwendigen Einnahmen erbringen können. Dann heißt es: Rückbau der festen, hässlichen Buden, hoffentlich zugunsten der Beschicker des echten "Grünen Marktes". Der Blick vom historischen Balthasar-Mann-Kaufhaus her auf die Marienkapelle wird dann wieder frei. Markthallen bzw. ihre Derivate wie am Unteren Markt sind längst wegen so genannter autofreundlicher Märkte, sprich Discounter, auf der Grünen Wiese obsolet geworden. Daher heißt die Marktzukunft in Würzburg: richtigen, bunten Markt mit mobilen Ständen zu tragbaren städtischen Gebühren ermöglichen, also mehr fördern als fordern. Die Standgebühren können dann tatsächlich enorm gesenkt werden, weil die Stadt nach Rückbau der unwirtschaftlichen Buden dieselben auch nicht mehr für teuer Geld und gegen viel zu hohe Gebühren zu erhalten hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. K.
    @Coelo
    Das bedeutet aber für die Standbetreiber*innen einen deutlichen Rückschritt: wetterbedingt frieren bei Kälte und die Hitze des Sommers aushalten... Die Buden mögen sich nicht ästhetisch schlüssig ins Bild des Marktplatz integrieren, aber das stört deutlich weniger als das VR-Gebäude, zynischerweise nach Petrini benannt und hässlicher als der alte Knast.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    Tja, Würzburg machte mal Spaß...

    Das Stadtmarketing sollte sich endlich umbenennen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. Z.
    Die Kommunen haben mit ihren hohen Mieten, neben den anderen Faktoren (Corona, Inflation), eine Mitschuld an dieser Situation. Die Stadt muss sich überlegen die Mieten ihrer Objekte zu reduzieren, sonst gibt es bald auch keine Marktplatz-Stände mehr.

    Nebenbei bemerkt sind auch die astronomischen Obst und Gemüsepreise am Markt ein Faktor für den dortigen Geschäftsrückgang. Es kann nicht sein, dass man für gleichwertige Ware im Discounter nur die Hälfte bezahlt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    Gleichwertig??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. M.
    @woody: "Es kann nicht sein, dass man für gleichwertige Ware im Discounter nur die Hälfte bezahlt." Die Aussage kann doch nicht ernst gemeint sein!? Discounter kaufen die Ware in riesigen Betrieben und diktieren denen den Preis. Ob die Waren tatsächlich, wie oft ausgeschildert, aus der Region kommen darf bezweifelt werden. Der Begriff "Region" ist sehr relativ. Die Landwirte aus der direkten Umgebung (also aus Unterfranken) können mit den Discountern preislich natürlich nicht mithalten. Ob die Waren gleichwertig sind, sei dahingestellt. Ich persönlich habe da meine Zweifel. Es gibt viele Leute, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Für die sind die Discounter wichtig. Aber es gibt auch viele Leute, die sich die Preise am grünen Markt durchaus leisten könnten, das aber aus Geiz nicht wollen. Muss jeder für sich entscheiden. Ich kaufe aber auf jeden Fall lieber am Markt in WÜ und unterstütze damit auch die kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe aus der Nähe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. V.
    Ja klar, weil man 24 Euro (!) fürs Parken zahlen muss, kaufen die Leute keine Blumen mehr....
    Günstige Blumen im Supermarkt mit kostenlosem Parkplatz gibt es schon lange und das Parken war auch vor einem Jahr schon teuer genug in der Stadt.
    Wenn, dann ist es die gesamte Entwicklung im Zuge des Ukrainekriegs, die die Kauflaune verdirbt. Blumen sind halt Luxus und auch Fa. Beller wird heute mehr für ihre Waren verlangen als noch vor einem Jahr, oder nicht?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. K.
    Heute noch lange Warte- und Interessentenlisten für solche Stände? Kann man bei der aktuellen Lage kaum glauben. Aus welchem Jahrzehnt stammen denn die Bewerbungen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. H.
    Man wird sehen, wie lange die Stände leer bleiben
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. D.
    Leider steht Ihnen die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir Ihren Kommentar nicht veröffentlichen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. S.
    Das schlimme ist ja das die "Stadt" das was sie erzählt auch noch glaubt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. S.
    Die Personen, die uns das erzählen werden nie arbeitslos. Finde das Problem!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. F.
    Leben und leben lassen.

    Ein Stand lebt vom Gewinn. diese Gewinnmargen waren schon einmal durch Corona nicht gerade hoch. Viele Stände beklagen höhere Gebühren, und trotzdem ist das Interesse noch groß. Hoffentlich hat sich die Stadt nicht verkalkuliert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • F. W.
    Schon etwas frech, wenn man die Antworten und Aussagen der schließenden Unternehmer in Abrede stellt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. F.
    bei einer Inflation von 10 Prozent und massiven Energiekosten kann man gut verstehen, dass sich viele die " Marktpreise" nicht mehr leisten können. Massenhaft Rentner sind froh, wenn sie in ihren Wohnungen bleiben können.....das werden vielleicht nicht die letzten Marktstände sein, die aufgeben werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten