Im Januar 2021 wurde bekannt, dass das beliebte Honighäusle am Unteren Markt schließen wird. Ein Nachfolger für den begehrten festen Stand sollte schnell gefunden werden – so zumindest die Theorie. Doch es sollte anderthalb Jahre dauern, bis sich tatsächlich die Türen eines neuen Verkaufsstandes öffneten.
Und dann das: Beinahe zeitgleich mit der Verkündung des Honighäusle-Nachfolgers "MainWerk", bahnen sich nun drei weitere Schließungen an. Die Stände "Frank & Frei Feinkost" und die "Hofkäserei Brunner" aus Willanzheim (Lkr. Kitzingen) sowie der Händler "Gemüse Schmitt" sollen den Markt nach Information der Redaktion bald verlassen. Die Gründe sind vielfältig. Dass innerhalb kürzester Zeit gleich drei beliebte Stände am Unteren Markt aufgeben, ist jedoch auffällig.
Schließung des Würzburger Stands "Hofkäserei Brunner" hat verschiedene Gründe
Einer der bald geschlossenen Marktstände ist der Käsestand "Hofkäserei Brunner" von Carola Brunner. Am 17. Dezember wird sie nach eigener Aussage das letzte Mal ihre Käselaiber am Markt verkaufen. Betriebliche und private Gründe zwingen sie dazu, ihren Betrieb zu verkleinern, erklärt Brunner im Gespräch mit der Redaktion.
Neben ihrer Hofkäserei in Willanzheim, verkauft sie ihre Produkte auf dem Markt in Kitzingen und an ihrem festen Stand in Würzburg. "Ich hätte natürlich auch den Markt in Kitzingen weglassen können, aber Würzburg ist für mich der kompliziertere Markt", sagt Brunner. Als Grund nennt sie neben dem durch Preissteigerungen bedingten Umsatzrückgang auch Vorgaben der Stadt Würzburg.
So werde ihr Käsehof für die Zeit des Weihnachtsmarktes in diesem Jahr an den Vierröhrenbrunnen umziehen müssen, weil direkt am Marktplatz kein Platz verfügbar war. "Die Kundinnen und Kunden finden uns dort aber nicht und das macht sich beim Umsatz unheimlich bemerkbar." In Kitzingen seien die Bedingungen besser und so investiere sie ihre Zeit künftig lieber dort.
"Frank & Frei Feinkost" und "Gemüse-Schmitt" sollen ebenfalls schließen
Auch der Feinkosthändler "Frank & Frei Feinkost" hat zum 31. Oktober seinen Verkauf am Marktstand 4 aufgegeben. Nach über 20 Jahren verabschiedet sich die feste Gourmet-Größe vom Markt. Die Gründe für die Aufgabe des Standes können sich nur erahnen lassen, da der Betreiber für Nachfragen der Redaktion nicht zu erreichen war. Nur soviel: Ein Schild am nun geschlossenen Stand verrät, dass der Ziegenkäse und die Ziegenwurstprodukte künftig über das Lokal "Brotzeitbar" in der Eichhornstraße vertrieben werden.
Auch "Gemüse-Schmitt" soll schließen, wie die Redaktion aus mehreren Quellen erfahren hat. Für Nachfragen der Redaktion war der Standbetreiber nicht zu erreichen. Auch die Belegschaft des Standes hält sich mit konkreten Informationen zur Schließung zurück. Wie die Redaktion jedoch in Erfahrung bringen konnte, soll die Schließung des Standes bereits feststehen.
Und auch bei den übrigen Standbesitzern scheinen die Sorgen größer zu werden. Diesen Eindruck bestätigen viele Besitzerinnen und Besitzer auf Nachfrage dieser Redaktion. Doch nicht alle von ihnen wollen sich offiziell äußern.
Konkurrenz durch Disounter erschwert Bedingungen am Markt
Christian Beller, Inhaber des Blumenstandes "Blumen Beller" am Marktstand 1, spricht über seine aktuelle Situation: "Die Kosten erdrücken uns immer mehr", sagt er. Sowohl die Erhöhung des Mindestlohns als auch die gestiegenen Parkhauspreise machen dem Händler seit mehreren Monaten zu schaffen. "Wenn ein Tagesticket für das Parkhaus 24 Euro kostet, dann fahren die Leute lieber zum Discounter, parken kostenlos und kaufen günstige Blumen", so Beller.
Sein Blumenstand stehe in ständiger Konkurrenz zu den Discountern und seit den Sommermonaten sei die Kaufkraft stark gesunken. Eine Besserung sei erstmal nicht in Sicht, im Gegenteil: "Ich rechne damit, dass unser Geschäft im Januar und Februar massiv einbrechen wird", so Beller. Wenn alles teurer werde, dann würden die Menschen bei Luxusartikeln wie Blumen zuerst sparen oder ganz darauf verzichten. Zwar stehe seinem Laden aktuell keine unmittelbare Schließung bevor, er wüsste aber von anderen Ständen, bei denen die Aufgabe schon beschlossene Sache sei.
Die Stadt Würzburg bestätigt die zunehmend schwierigere wirtschaftliche Lage auf dem Unteren Markt. Dass diese aber für die vermehrten Schließungen verantwortlich sei, davon ist Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg, nicht überzeugt. Ernstzunehmende Probleme am Markt sehe er nicht: "Ein temporärer Leerstand einzelner Verkaufsstände in Phasen der Geschäftsübergabe sollte nicht als mangelnde Nachfrage missinterpretiert werden", erklärt er, angesprochen auf den langen Leerstand des ehemaligen "Honighäusle".
Stadt Würzburg sieht Ziele erfüllt und keine Gefahr für den Markt
Die Gründe für die aktuellen Schließungen sind laut Wagenbrenner eher mit dem zunehmenden Alter der Betreiberinnen und Betreiber zu begründen. Auf die Frage, ob durch die vielen Schließungen die Angebotsvielfalt am Unteren Markt leide, antwortet Wagenbrenner: "Davon kann keine Rede sein. Mit der Situierung der letzten drei neuen Stände 'Tortenservice Schuler', 'Antipasti' und 'MainWerk' hat die Angebotsvielfalt zugenommen", so Wagenbrenner.
Die Warte- und Interessenliste für die Buden am Markt seien nach wie vor lang. Beim Stand des ehemaligen "Honighäusle" und nun "MainWerk" seien Verzögerungen beim Umbau Grund für den anderthalbjährigen Leerstand gewesen. Wagenbrenner bekräftigt, dass der Stadt seit Januar 2022 kein finanzieller Nachteil entstanden sei und erklärte, dass die Stadt ihre Ziele als rundum erfüllt ansehe. Dazu zählen sowohl die attraktive Angebotsvielfalt als auch angemessene Einnahmen.
Das bedeutet aber für die Standbetreiber*innen einen deutlichen Rückschritt: wetterbedingt frieren bei Kälte und die Hitze des Sommers aushalten... Die Buden mögen sich nicht ästhetisch schlüssig ins Bild des Marktplatz integrieren, aber das stört deutlich weniger als das VR-Gebäude, zynischerweise nach Petrini benannt und hässlicher als der alte Knast.
Das Stadtmarketing sollte sich endlich umbenennen...
Nebenbei bemerkt sind auch die astronomischen Obst und Gemüsepreise am Markt ein Faktor für den dortigen Geschäftsrückgang. Es kann nicht sein, dass man für gleichwertige Ware im Discounter nur die Hälfte bezahlt.
Günstige Blumen im Supermarkt mit kostenlosem Parkplatz gibt es schon lange und das Parken war auch vor einem Jahr schon teuer genug in der Stadt.
Wenn, dann ist es die gesamte Entwicklung im Zuge des Ukrainekriegs, die die Kauflaune verdirbt. Blumen sind halt Luxus und auch Fa. Beller wird heute mehr für ihre Waren verlangen als noch vor einem Jahr, oder nicht?
Ein Stand lebt vom Gewinn. diese Gewinnmargen waren schon einmal durch Corona nicht gerade hoch. Viele Stände beklagen höhere Gebühren, und trotzdem ist das Interesse noch groß. Hoffentlich hat sich die Stadt nicht verkalkuliert.