Für die Lebensmittel-Infrastruktur im Landkreis Würzburg ist es die zweite Hiobsbotschaft in schneller Folge: Nachdem am vergangenen Freitag bekannt geworden war, dass der "nah & gut"-Lebensmittelmarkt in Reichenberg demnächst schließen wird, gehen nun auch bei einem weiteren Supermarkt im westlichen Landkreis die Lichter aus: Bereits zum 13. Januar schließt der Edeka-Markt Trabold in Eisingen.
Das Unternehmen äußert sich auf Anfrage der Redaktion per Pressemitteilung. "Unser Markt ist mit 700 Quadratmetern für einen wettbewerbsfähigen Supermarkt zu klein. Demzufolge wird der Markt von den meisten Eisinger und Waldbrunner Bewohnern lediglich zur Ergänzung fehlender Lebensmittel und nicht für den Wocheneinkauf genutzt", heißt es darin.
Trabold hatte in Eisingen bereits seit geraumer Zeit nach einem neuen Standort mit mehr Platz gesucht, im Fokus war eine Fläche in der Nähe des Aldi-Marktes am östlichen Dorfende. Wegen des Standorts sei man seit längerem mit der Gemeinde in Kontakt gewesen: "Die nächsten Jahre ist aber keine gangbare Lösung in Sicht."
Eisingens Bürgermeisterin Ursula Engert bedauert Schließung
Die Standortsuche bestätigt gegenüber der Redaktion auch Eisingens Bürgermeisterin Ursula Engert, die selbst erst am Dienstagmorgen von der bevorstehenden Schließung erfahren hatte. "Das Unternehmen hat sich mehrfach an uns gewandt. Uns war auch daran gelegen, den Markt zu halten. Die Fläche, um die es geht, ist allerdings bereits auf Höchberger Gemarkung. Wenn sich da etwas tun soll, ist das nicht von heute auf morgen zu machen, das braucht einen längeren Vorlauf", sagt Engert und verweist auf das Planverfahren.
Die Entscheidung des Unternehmens bedauert Engert sehr: "Aus Eisingen und Waldbrunn haben schon viele hier eingekauft." Sie selbst habe "immer gehofft", die Zeit bis zu einer erfolgreichen Standortwahl überbrücken zu können, "jetzt kam das ganz überraschend".
Für die Frischemärkte Trabold war der Betrieb unter den jetzigen Voraussetzungen aber auch aus weiteren Gründen offenbar nicht mehr attraktiv: "Der Markt in Eisingen wurde von Beginn an im Grenzkostenbereich betrieben. Immer wenn sich der betriebswirtschaftliche Erfolg einstellte, eröffnete im näheren Umfeld ein neuer Mitbewerber und erschwerte das Betreiben des Marktes. Wir haben den Markt seit Jahren ohne rentablen Gewinn, oder sogar defizitär, betrieben. Investitionen in diesen Standort und in die Zukunft sind deshalb betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll", heißt es in der Presseerklärung. Eine dieser Investitionen hätte eine millionenteure neue Kältetechnik sein müssen, da das derzeit verwendete Kühlmittel in Kürze seine EU-Zulassung verliere.
Im vergangenen Jahr habe sich die betriebswirtschaftliche Situation zudem weiter verschlechtert, teilt das Unternehmen mit und verweist auf den Verdi-Streik gegen den Edeka-Großhandel und auf die Folgen der Inflation: Das Kaufverhalten der Kundschaft habe sich "stark zu Angebots- und Preiseinstiegsartikeln verschoben, die deutlich weniger renditeträchtig sind".
Von den Beschäftigten wird niemand entlassen
Von den zehn festangestellten und fünf geringfügig Beschäftigten soll niemand entlassen werden, "keine einzige betriebsbedingte Kündigung" werde ausgesprochen. Alle würden Arbeitsplätze in Würzburg und am Stammsitz in Zellingen (Lkr. Main-Spessart) finden. Ob die Schließung für Trabold ein endgültiger Abschied aus Eisingen ist, lässt die Firma zunächst offen: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir bei einem eventuell neu entstehenden Standort nach Eisingen zurück kommen, was aber aktuell noch nicht absehbar ist."
Im Gegensatz zu Reichenberg, wo außer dem "nah & gut"-Markt kein weiteres Lebensmittelgeschäft existiert, ist eine Vor-Ort-Versorgung in Eisingen mit dem Aldi-Markt vorerst gesichert. Im Dorf gibt es außerdem noch einen Bäcker und einen Getränkemarkt. Im benachbarten Waldbrunn soll zudem im Lauf dieses Jahres der neue Tegut-Markt öffnen.