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Reichenberg
Lebensmittelmarkt Spiegel in Reichenberg wird schließen: Was die Gründe sind und wie es am Standort weitergehen könnte
Das Geschäft ist traditionsreich, aber offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben: Im "nah & gut"-Markt Spiegel in Reichenberg wird man nicht mehr lange einkaufen können.
Die Schließung ist beschlossene Sache: das 'nah & gut'-Lebensmittelgeschäft in Reichenberg.
Foto: Silvia Gralla | Die Schließung ist beschlossene Sache: das "nah & gut"-Lebensmittelgeschäft in Reichenberg.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:19 Uhr

Für die Infrastruktur von Reichenberg ist es kurz vor Jahresende eine schlechte Nachricht: Der "nah & gut"-Lebensmittelmarkt Spiegel in der Bahnhofstraße wird schließen. Der genaue Termin steht noch nicht fest, der Entschluss dagegen schon. Am Donnerstag hatte Geschäftsführer Thomas Spiegel zunächst die Angestellten und danach über verschiedene Kanäle Freunde des Geschäfts zu der Entscheidung informiert. Inzwischen gibt es auch einen Info-Flyer für Kundinnen und Kunden des traditionsreichen Marktes.

"Diese Entscheidung wurde nicht leichtfertig getroffen, aber die wirtschaftlichen Herausforderungen haben uns zu diesem Schritt gezwungen", heißt es im Flyer. Das Geschäft habe die Familie in dritter und vierter  Generation "aus Tradition und Leidenschaft" betrieben. Über viele Jahre hinweg sei der Markt "wohl mit der letzte seiner Art in der Region" gewesen und sei "vor allem für die Menschen in Reichenberg geführt" worden.

Gestiegene Kosten und verändertes Verbraucherverhalten

Die erwähnten wirtschaftlichen Herausforderungen stünden "gerade in Form von steigender Energie- und Personalkosten einem sich veränderten Verbraucherverhalten gegenüber, das den Markt in seiner gegenwärtigen Größe und Lage nicht mehr zeitgemäß wirtschaftlich führen lässt" heißt es. Eine Entwicklung, die sich schon länger abgezeichnet hat: "Die wirtschaftliche Situation hat sich über die letzten Jahre hinweg ergeben", sagt Thomas Spiegel gegenüber der Redaktion. "Die Schließung hätte schon früher sein können, aber man hat halt immer am Laden festgehalten." 

Bereits seit vielen Jahren habe das Unternehmen den Lebensmittelmarkt in Reichenberg mit seiner Verkaufsfläche von 500 Quadratmetern durch die weiteren Standorte quersubventionieren müssen, das sei nun nicht länger tragbar. Die Firma Spiegel betreibt noch Edeka-Märkte in Kist und in Giebelstadt sowie Bäckereifilialen. Die Produktion der Bäckerei läuft seit 2011 im Gewerbegebiet Klingholz. Alle anderen Standorte seien auch nicht betroffen. "Wir werden weiter tätig sein, expandieren und uns weiterentwickeln, so wie das heutzutage nötig ist", sagt Thomas Spiegel.

Dass der Standort Reichenberg am Tropf der anderen hängt, darauf hatte die Firma bereits 2021 in einer Anzeige im Mitteilungsblatt hingewiesen. Damals war die Fleisch-Bedientheke geschlossen worden, aus dem bisherigen Edeka-Markt wurde daraufhin ein "nah & gut"-Partner der Edeka.

Bürgermeister bedauert die Entscheidung und hat zugleich Verständnis

Den letzten Ausschlag für die Schließung habe die Einführung eines Halteverbots vor der Ladentür gegeben. "Verbunden mit den angedrohten Bußgeldern durch die von unserer Gemeinde mitgegründete kommunale Verkehrsüberwachung" habe dies bereits "zu Verunsicherung und einem Rückgang der Kundenanzahl geführt, was wiederum zu Umsatzeinbußen führt", heißt es im Kunden-Flyer. 

Reichenbergs Bürgermeister Stefan Hemmerich (SPD) bedauert das Aus für den Lebensmittelmarkt. "Es ist wirklich schade, dass ein Traditions-Familienunternehmen in Reichenberg seine Pforten schließt", sagte er am Freitag gegenüber der Redaktion. Zugleich habe er Verständnis: "In der Größenordnung funktionieren Lebensmittelmärkte nur schwer." Dass sich das Halteverbot ausgewirkt habe, glaubt Hemmerich indes nicht: "Das ist versuchsweise angeordnet worden, es gilt auch erst seit drei Wochen. Es geht hier um die Verkehrssicherheit an der Einmündung der Steige." Die kommunale Verkehrsüberwachung sei zwar beschlossen, aber noch gar nicht aktiv.

Geschlossen wird der Markt in Reichenberg laut Thomas Spiegel wohl im ersten Quartal 2024: "Wichtig ist mir, dass wir alle Mitarbeiter unterbringen. Das ist noch nicht endgültig gelöst, aber es gibt einen Masterplan." Mit Blick auf die künftige Nutzung der Ladenfläche gebe es noch keine konkrete Überlegung.

Zwar sei die Versorgung der Bevölkerung durch Märkte in umliegenden Orten gewährleistet, dennoch will Bürgermeister Stefan Hemmerich auch künftig eine Lebensmittelversorgung im Ort haben: "Ein Laden ist wichtig für Menschen, nicht nicht mobil sind, aber auch als sozialer Treffpunkt." Er wolle mit Thomas Spiegel darüber reden, ob die Flächen des jetzigen Marktes dazu genutzt werden können, "vielleicht für Betreiber kleinerer Geschäfte oder ein Dorfladenmodell". Darüber hinaus könne sich die Gemeinde nach alternativen Flächen umschauen, auch wenn da nicht viel in Betracht komme. Einem Schwinden der Infrastruktur will man laut Hemmerich im Rathaus jedenfalls nicht tatenlos zusehen: "So weit es in unserer Macht steht, müssen wir uns als Gemeinde dieser Entwicklung entgegenstemmen."

 
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  • Klaus Fiederling
    stimmt schon Herr Eberth, aber leider nehmen z. b. die Bürgerbusse viel zu wenig ältere Herrschaften wahr. Bei uns war dieser zum Beginn 3-4 mal die Woche eingesetzt, aber jetzt nur
    noch einmal, wegen zu wenig Kundschaft, leider. Nachbarschaftshilfe ist auch ok. aber die meisten jungen Menschen arbeiten ja zwischen 7 und 17 00 oder haben Schichtbetrieb, da
    ist es für manche auch schlecht älteren Herrschaften zu helfen.
    Das Problem ist halt wirkich: große Märkte wie Aldi &Co fressen die kleinen Tante-Emma-Läden immer mehr auf, da diese Tante-Emma-Läden der Konkurrenz nicht standhalten
    können, oder hab ich da nicht recht?
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  • Klaus Fiederling
    eins , zwei, drei, schon wieder ein Geschäftesterben auf dem Land... Jetzt ist Reichenberg drann,
    wer kommt als nächster Ort? Orte mit unter 2000 Einwohner haben es anscheinend sehr schwer, ihre Märkte zu halten. Kein Wunder, Lebensmittelmärkte gibt es ja in Hülle und Fülle.
    Man ist schnell zu Edeka nach Tauber, oder zu Rewe nach Höchberg, dort gibt es Rewe gleich 2 mal, oder man fährt mal schnell nach Eisingen zu Aldi. Das Marktsterben in kleinen Ortschaften geht munter weiter. Was aber ist mit den Menschen, die kein Auto oder auch keinen Fahrer zur Verfügung haben, die schnell mal von A nach B kommen? Hoffentlich kommt da keine allzugroße Welle auf uns zu!
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  • Dietmar Eberth
    Auf den Dorf kennt man noch Nachbarschaftshilfe oder Bürgerbus der Gemeinde oder ÖPNV oder Taxi uvm. Und nicht nur für Lebensmitteleinkauf sondern auch bei Krankheit oder Arztbesuch oder Ämterbesuch uvm.
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  • Edith Kram
    @D. Eberth: In welcher hypertollen Traumwelt leben sie denn? Bürgerbus, Taxi, QPNV aif dem Land?

    Herr Fiederling hat recht. Es sterben immer mehr Verbrauchermärkte und Lbensmittelgeschäfte in den kleineren Orten -seis einfach "nur", weil ein Nachfolger fehlt.

    Hinzu kommt der Internet-Bestellwahn, den letztlich sogar unsere Staatsregierung (zu Corona-Zeiten) angefeuert hat. Zitat Dr. Söder: "dann bestellen sie eben bei Amazon"

    Einen Tipp noch an den Bürgermeister: wenn das letzte Geschäft geschlossen hat, das letzte Lokal mit Vorschriften zugrunde gerichtet wurde - dann gibts wohl auch keine Falschparker mehr.
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  • Fabian König
    Na also das ist ja wohl Quatsch. Halteverbot ist Halteverbot. Dieses hat seinen Sinn in der Verkehrssicherheit, die höher zu bewerten ist als geschäftliche Interessen (Argument: Das wäre ja noch schöner!). Es hört sich vielmehr nach einem vorgeschobenen Argument seitens der Geschäftsführung an, um nicht den kompletten Shitstorm der Bevölkerung über sich ergehen lassen zu müssen bzw. mit dem Finger auf Andere zeigen zu können. Allerdings wäre das m.E. gar nicht nötig gewesen, da nach wohl zutreffender Auskunft von Herrn Spiegel der Supermarkt in Reichenberg schon seit Jahren nicht mehr profitabel war. Andere Betreiber hätten den wohl schon viel früher geschlossen. Insofern darf die Reichenberger Bevölkerung durchaus dankbar sein, dass der Markt bis jetzt Bestand hatte. Die Idee des Bürgermeisters für ein Dorfladenmodell ist überlegenswert - das klappt bereits in anderen Gemeinden recht gut, je nachdem ob sich eben entsprechende Personen für so etwas finden.
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  • Klaus Fiederling
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