Seit fast 40 Jahren wohnen die Justs im Leutfresserweg. "Außer ein paar Füchsen hatten wir hier noch nie etwas", erinnern sich Manfred und Hildegard Just. Als beide am 10. April morgens in ihren Garten schauten, trauten sie ihren Augen nicht: Drei Wildschweine hatten sich dort zu schaffen gemacht. Zwar würden beide ob des unerwarteten Besuchs noch ruhig schlafen, "Gedanken machen wir uns aber schon". Um zu verhindern, dass sie erneut kommen, griffen sie zu Hausmitteln, um die Tiere mit unangenehmem Duft von ihrem Grundstück fernzuhalten.
Stadteinwärts gelaufen
Über den Leutfresserweg, vermutet der pensionierte Jurist, seien die Tiere stadteinwärts gelaufen und über ein benachbartes Grundstück in ihren Garten eingedrungen. Selbst eine Treppe hielt die Schwarzkittelbande nicht auf. Sie wühlten direkt unter dem Balkon nach Futter. Erst als der Bewegungsmelder am Haus anschlug, suchte das Trio erschrocken das Weite, rutschte auf der Flucht einen kleinen Hang hinab und verließ – darauf deuteten die Spuren hin – das Grundstück auf dem gleichen Weg, auf dem es gekommen war. Ein befreundeter Jäger hatte den Tatort untersucht.
Für Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt Würzburg, sind Wildschweine in den Außenbezirken ein bekanntes Thema: "In den Randbereichen ist das für uns nichts Neues. Auch am Waldfriedhof sind sie öfter unterwegs." Dort seien Zäune verstärkt worden. Gegen Wildschweine vorgehen könne die Stadt nur, "solange sie auf unserem Gebiet unterwegs sind". Ansonsten seien Jagdpächter zuständig. "In befriedeten Gebieten dürfen wir aber nicht jagen", erklärt Michael Hein, Vorsitzender der hiesigen Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes (BJV). Das sind die Wohngebiete.
Bestand durch Jagd verringert
"Dass die Zahl der Wildschweine im urbanen Bereich zunimmt, lässt sich auch auf den Großraum Würzburg beziehen", weiß Hein. Je naturnäher die Menschen wohnen, desto interessanter werde ihr Wohnraum für die Tiere, da es in der Nähe des Menschen Futter gebe. Die Forderung nach mehr Jagd ist ihm bekannt, doch zu kurz gedacht: "Ein höherer Jagddruck kann auch zur Folge haben, dass die Tiere in für sie ungefährliche, also in befriedete Bereiche flüchten." Schwarzwild sei intelligent und könne sichere und unsichere Gebiete unterscheiden. Ohnehin, darauf weist der Jäger hin, sei in Unterfranken der Bestand in den vergangenen Jahren stark reduziert worden.
Vergrämungsmittel wie Lärm, Licht oder Geruch würden nur vorübergehend wirken: "Die Tiere tauchen hier auf, weil sie eine gewisse Nähe zum Menschen bereits gewohnt sind." Vor allem mit einem fest im Boden verankerten Zaun könnten Anwohner vorbeugen. Wer einem Wildschwein gegenübersteht, solle auf dessen Verhalten achten: Es schnaubt, hebt den Bürzel, knirscht mit den Zähnen. "Spätestens jetzt ist es höchste Zeit, das Weite zu suchen. Das alles kann sekundenschnell erfolgen", warnt Hein und rät zum langsamen Rückzug mit Blick auf das Tier.
Polizei erster Ansprechpartner
Sollte das Wildschwein angreifen, könnte es helfen, so Hein, sich groß zu machen, in die Hände zu klatschen und es laut anzuschreien. Wer Schwarzkittel antreffe, kann das unter 110 oder bei der zuständigen Polizeiinspektion melden. „Wir sind in solchen Fällen der erste Ansprechpartner“, rät Enrico Ball, Pressesprecher der unterfränkischen Polizei. „Wir schicken dann eine Streife los und informieren den Jagdpächter.“ Meldungen habe es nur von außerhalb gegeben, berichtet Würzburgs Polizeisprecher Steffen Hein: „Aus der Stadt ist uns bisher nichts Größeres bekannt.“
Hildegard Just ist sich nicht sicher, ob dies ein einmaliger Besuch war. "Bevor wir den ganzen Schaden beheben, warten wir ab, ob sie noch einmal kommen." Keine zwei Jahre ist es her, dass Anwohner im Dürrbachtal über durch Wild verursachte Schäden klagten. Auch im Botanischen Garten wurden die Beete bereits von Wildschweinen durchwühlt. Vor fünf Jahren griff ein panischer Keiler einen Besucher an der Kickers-Gaststätte am Dallenberg an.
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In Justs Nähe wüteten Wildschweine im vergangenen Herbst gleich zweimal auf dem Sportgelände des TV 73 und gruben das Rasenspielfeld auf. "Wenn man die Straße hochfährt, sieht man in der Dämmerung schon ein paar Tiere über die Straße laufen", sagt Fußball-Abteilungsleiter Stefan Dotter. Seit Ende März geht die Mannschaft dort wieder ihrem Sport nach, da sich der Rasen in der spielfreien Zeit erholte. Der Sportplatz ist inzwischen komplett umzäunt. Dotter: "Wir hoffen, dass sie kein Loch mehr finden, durch das sie schlüpfen können."
Interessant ... vielleicht sollte man darüber mal nachdenken und diese Ballerei etwas zurücknehmen ...